Gastbeitrag von Hendrik Zörner, zuerst erschienen beim DJV
Die beiden AfD-Vorsitzenden waren an diesem Wochenende getrennt voneinander Gast in den Sommerinterviews von ARD und ZDF. Warum eigentlich? Die Partei wird beim Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft.
Medial läuft es für die AfD im Moment ziemlich gut
Vor einer Woche ein harmonischer Bundesparteitag, jetzt die obligatorischen Sommerinterviews der Öffentlich-Rechtlichen: Medial läuft es für die AfD im Moment ziemlich gut. Das kann man zumindest meinen, wenn man die Berichterstattung über die Partei und ihre Spitzen verfolgt: sachlich, kritisch, ohne Lobhudelei. Eben genauso wie im Fall der Spitzenkräfte anderer demokratischer Parteien, die vor Kamera und Mikrofon stehen. Dass es qualitative Unterschiede in diesen Interviews gibt, analysiert heute die FAZ in ihrem Vergleich der Interviews von ARD und ZDF mit Tino Chrupalla und Alice Weidel.
Warum eigentlich führen die beiden öffentlich-rechtlichen Sender Sommerinterviews mit den Spitzen einer Partei, die beim Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall gelistet ist? Eine Partei, die jetzt bereits in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen als gesichert rechtsextremistisch gilt? Die sich über riesige Einschaltquoten und die Möglichkeit freuen kann, zur Hauptsendezeit Millionen von Fernsehzuschauern ihr freundliches Bild zu präsentieren. Nur deshalb, weil die AfD im Bundestag vertreten ist?
Die Sommerinterviews lassen am Ende Fragen offen
Das ist ein sehr formales Argument, das aktuelle politische Entwicklungen wie einen rasanten Rechtsdrift der AfD nicht berücksichtigt. Dann müssten die beiden Sender auch noch Interviews mit Weidel und Chrupalla führen, wenn ihre Partei bundesweit als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wäre. Dass es so kommen kann, ist zumindest nicht unwahrscheinlich. Die Sommerinterviews lassen am Ende Fragen offen – zu viele Fragen.
Hendrik Zörner ist Pressesprecher des Deutschen Journalistenverbands e.V.. Artikelbild: Foto Chrupalla: Carsten Koall/dpa +++ dpa-Bildfunk +++; Foto Weidel +++ dpa-Bildfunk +++