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Macht die Bundeswehr wirklich Anspielungen auf Giftgas oder den Holocaust?

von | Jun 7, 2019 | Aktuelles, Kommentar

Anspielungen auf GIFTGas oder den Holocaust?

Seit ein paar Tagen geistert das Foto einer Bundeswehr-Werbung durchs Netz, auf der diese mit dem Satz „Gas, Wasser, Schiessen“ wirbt. Dieser sorgte für reichlich Empörung. Denn einige Assoziierten sofort den Einsatz von Giftgas im ersten Weltkrieg oder die Vernichtung von Juden mit diesem.

Das verwundert, denn Sanitärinstallateure nutzen den Begriff „Gas, Wasser, Scheisse“, der sogar schon in Werner Comics Verwendung fand (Beispiel).

Wenn der Satz anders gemeint gewesen wäre, so müssten wir uns mal die Einzelteile ansehen: Gas soll also für Vernichtung stehen. Schießen für Töten. Soweit klar. Aber das Wasser? In welchem Kontext tötet Wasser? Beim Ertrinken? Soll man Menschen ertränken oder Waterboarden bei der Bundeswehr? Dabei ist genau das auch nach dem Kriegsrecht verboten: Gefangene zu töten oder zu Foltern. Ebenso wie der Giftgaseinsatz. Daher wirkt es absurd, dass eine Institution, so offensiv mit Rechtsbruch werben würde.



Kritik an der Bundeswehr

Wie kommt man also darauf das Offensichtliche zu ignorieren und dann etwas anderes zu sehen? Sind die Kritiker so wenig mit dem Handwerk und den dort üblichen Aussagen vertraut? Oder so sensibilisiert, dass sie beim Begriff „Gas“ an Vernichtung denken? Ist das auch so bei Gaswasserthermen? Es wirkt skurril. Selbst wenn Sensibilität bei der Shoa sehr wichtig ist, so wirkt es hier weit hergeholt.

Denn am wahrscheinlichsten ist, dass die Bundeswehr den Spruch „Gas, Wasser, Scheißen“ aus dem Handwerk abgewandelt hat, um lustig rüber zu kommen. Nur dass es offensichtlich nicht ankam. Die Bundeswehr ist natürlich nichts Witziges. Der Beruf als Soldat ist kein angenehmer und auch die Bundeswehr muss sich viel Kritik anhören. Diese ist auch in vielen Bereichen richtig und legitim.

Und natürlich darf man die Bundeswehr auch kritisieren, wo sie zu kritisieren ist. Dafür gibt es Gründe genug. Dafür, dass sie meinte Rommel sei „trationswürdig“ [sic], da er vom Hitler-Attentat wusste.

Dafür, dass sie die wichtige Aufklärung über rechtsextreme Umtriebe in ihren Reihen als Nestbeschmutzung wahrnimmt. Dafür, dass der Umgang mit Rekruten oft mehr als fragwürdig ist. All das sind Punkte, wo die Kritik Hand und Fuß hat. Bei der Kritik an diesem Plakat leider weniger.

Artikelbild: WAYHOME studio, shutterstock.com, Screenshot twitter.com