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Colagate: Alle Peinlichkeiten der AfD & alle Distanzierungen der Cola-Marken

von | Dez 12, 2018 | Aktuelles, Social Media

Fake-Plakate und Getränke-Boykotte

Zuerst fing alles damit an: Ein vermeintliches Anti-AfD-Plakat von Coca-Cola war in Berlin aufgetaucht.

Das Plakat war kein offizielles Plakat von Coca-Cola. Es ist eine Aktion einer Künstler-Gruppe, die derzeit den #AfDentventskalender macht. Ziel der Aktion ist es, Inspiration für AktivistInnen zu liefern, sich mit dem politischen Rechtsruck zu befassen. Wie in einem Adventskalender verbirgt sich hinter jeder Tür eine neue Aktion, Idee oder Material. Türchen Nr. 3 war dieses (echt aufgestellte) Plakat in Berlin.



 

Entsetzen bei den AfD-Fans

Die Rechten waren entsetzt. Man sah das gleich als „Angriff auf die Demokratie“ und fragte beim Coca-Cola-Konzern an und begannen schon da mit Boykottaufrufen.

Coca-Cola-Deutschland reagierte auf die Anfragen: „Auf der Grundlage eines mehrere Jahre alten Weihnachtsplakats hat jemand diese Botschaft selbst gebastelt“ hieß es in einer Mail (Quelle). Doch die Rechten können ihren Boykott gerne weiter durchziehen, wie es scheint. Der „Director Public Affairs & Communications“ bei Coca-Cola Deutschland, Patrick Kammerer retweetete das Foto. Und der offizielle Coca-Cola Germany-Account retweetete wiederum das. 

Die AfD-Fans sind wütend: Als weitere Reaktion auf den Coca Cola-Fake, der ja doch nicht falsch sein muss, boykottierten Rechte den Getränkehersteller. Dazu passend tauchte ein Video auf, in dem ein Mann mit sächsischem Akzent vor einem Auto mit „FCK NTF“ (NTF steht für Antifa, ich hatte es auch nicht gecheckt) und AfD-Aufkleber aus Protest Cola-Flaschen verschüttet.

Einen Tag später folgt ein zweites Video. Mit „Unglaublich aber wahr“ wird angekündigt, dass „erst heute bekannt wurde“, dass die Marke „Fanta“ zum Coca Cola Konzern gehört. Der Mann verschüttet daraufhin auch Fanta. Beide Videos wurden inzwischen wieder gelöscht.

Die Blamage für die Aktion war groß:

Konter-Fake ging gehörig nach hinten los

Danach versuchten die Rechten, eine Antwort auf das PR-Desaster für sie zu finden. Am Tag darauf tauchte ein digital erstelltes Bild eines Plakats auf, das im Gegenzug eine Pro-AfD-Botschaft verbreitete. Aber diesmal vorgeblich von Pepsi gesponsert. Die AfD versuchte dann auch irgendwie damit „cool“ zu wirken.

Screenshot twitter.com (Original wurde inzwischen gelöscht)

Doch Pepsi schmeckte das gar nicht: Sie kommentierten Hinweise zu diesem Bild damit, dass sie sich „ausdrücklich von dieser parteipolitischen Vereinnahmung“ distanzieren und rechtliche Schritte prüfen!

Auch die Firma Widman, deren Bild des blau gekleideten Weihnachtsmannes im Pepsi-Fake verwendet worden ist, wurde von der Seite „Antifa Trier“ auf Facebook kontaktiert und antworte auf den Hinweis damit, dass sie sich von diesem Pro-AfD-Fake distanzieren:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

wir haben, bis zu ihrer Kontaktaufnahme/ihrem Hinweis, nichts von der Verwendung unseres Fotos gewusst und distanzieren uns ganz ausdrücklich von der Verwendung unseres Bildmaterials zu solchen Zwecken. Wir werden weitere Schritte zu diesem Sachverhalt prüfen.
Vielen Dank für den Hinweis!
Eine schöne Vorweihnachtszeit.

Viele Grüße,
Ihr Widman Team.“

UND NOCH EIN REINFALL

AfD-Mann Kaufmann aus Baden-Württemberg wollte zeigen, dass er nach der Aktion nicht (mehr) Coca Cola trinke und Griff zu fritz kola.

Was er zu dem Zeitpunkt wohl nicht wusste: Fritz Kola ist vielleicht die politischste Getränkemarke des Landes – Und kein Fan der Rechten:

Das Unternehmen erklärte, es wolle und könne „in keiner form sympathie oder verständnis“ für die rechte Bewegung aufbringen. (Hier) Kaufmann löschte den Tweet kurz darauf wieder. AfD und eine Antifa-Brause? Das wäre ja so, als würde die AfD in ihrem Adventskalender den Antifaschisten Bertolt Brecht ehren… (Was sie natürlich getan haben, lest selbst)

Höcke bekam Abfuhr von VIta Cola

Danach wollte Höcke auf den Cola-Blamage-Zug der AfD aufspringen und reagierte mit einem Pro-Vita-Cola-Post:

Auch damit greift Höcke, der Genderforschung als „Geisteskrankheit“ und Homosexualität als „höchstens ertragbar“ bezeichnet hatte, zur falschen Flasche:

Nicht nur das: Auf unsere Anfrage hin reagierte der Konzern jetzt auf das Posting von Höcke per Mail:

„Die von Björn Höcke in den sozialen Medien im Zusammenhang mit Vita Cola getätigten Äußerungen waren uns im Vorfeld nicht bekannt und wurden von uns weder autorisiert noch beauftragt. Es besteht ferner keinerlei Verbindung und damit auch keinerlei werblicher Auftrag oder dergleichen zwischen Herrn Höcke und der Marke Vita Cola. Wir möchten zudem festhalten, dass wir die Äußerungen auch nicht als Werbung für Vita Cola verstehen. Wir haben grundsätzlich keinen Einfluss auf persönliche Meinungen, die zu Vita Cola im Netz geäußert werden. Als Marke sind und verhalten wir uns neutral und werden uns nicht für politische Auseinandersetzungen von Parteien oder im Zusammenhang mit anderen Herstellern instrumentalisieren lassen. Wir distanzieren uns damit auch von jeglicher parteipolitischer Vereinnahmung. Vielmehr steht Vita Cola u.a. für Weltoffenheit und Toleranz.“

Vita Cola stellt fest: Sie stehen für Weltoffenheit und Toleranz und distanzieren sich von der Instrumentalisierung durch die AfD! Auch wenn der Konzern sich wohl nicht traut, den Rechtsextremen eine deutlichere Abfuhr zu erteilen und sich nur recht halbherzig zu einer Distanzierung von „parteipolitischer Vereinnahmung“ zwingt, war das dennoch eine weitere Niederlage der Rechten. Der AfD blieben bald gar keine Cola-Konzerne mehr übrig.

Und dann kam noch Afri Cola dazu

Malte Kaufmann von der AfD, der gleiche, der sich zuvor beim Versuch, eine Alternativ-Cola zu „bewerben“, blamierte, weil er zur linken fritz cola griff, machte einen zweiten Versuch, diesmal mit Afri Cola.

https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10217432536665021&set=a.10205699697111365&type=3&theater

Will die AfD, dass ihre Anhänger bald alle Marken boykottieren „müssen“? Oder ist jede Publicity, bei der man sich als das Opfer hinstellen kann, recht? Keiner weiß es so genau, jetzt aber meldete sich Afri Cola auf Facebook auf unsere Anfrage. Sie schreiben:

„Hallo und danke für die Nachricht. afri cola steht für Popkultur, d. h. für Freiheit und Toleranz. afri lässt sich von politischen oder sonstigen Vereinigungen nicht verbiegen, benutzen oder vereinnahmen. Grüße von afri“

Wer hätte es gedacht! Sie stehen für „Freiheit und Toleranz“ und lassen sich nicht „benutzen oder vereinnahmen“. Die lange Durststrecke der AfD auf der Suche nach einer „Alternative“ ist wohl immer noch nicht beendet. Es ist davon auszugehen, dass das auch so bleiben wird.

Die Geschichte weckte sogar internationales Interesse: Gestern berichtete sogar die New York Times darüber. Und wir bedanken uns für die Verlinkung! Was die Partei damit erreichen will, dass sich immer mehr Marken für Toleranz und Weltoffenheit aussprechen wissen sie wohl nur selbst.

Zumindest diese Marke dürfte vor der AfD sicher sein:

Hier geht’s weiter:

„Premium-Cola“ im Interview: „Von mir aus kann die AfD komplett verdursten!“

Artikelbild: Screenshots twitter.com/facebook.com