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BKA: Anerkannte Asylberechtigte weniger kriminell als Deutsche

von | Aug 22, 2018 | Analyse, Politik

International und national Schutzberechtigte und Asylberechtigte sind unterdurchschnittlich oft tatverdächtig.

Auch wenn es die AfD nicht wahr haben will und mit Einzelfällen eine Untergangsstimmung verbreitet. Wenn man sich die PKS 2017 und „Kriminalität im Kontext von Zuwanderung“ des BKA ansieht, muss man feststellen: Deutschland ist so sicher wie seit 1992 nicht mehr. Die Zahl der Straftaten ist auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Auch die Anzahl der tatverdächtigen „Zuwanderer“ („Asylbewerber“, „International/national Schutzberechtigte und Asylberechtigte“, „Duldung“, „Kontingentflüchtling“ und „unerlaubt“) ist gesunken.

Seit diesem Jahr führt das BKA „International/national Schutzberechtigte und Asylberechtigte“ – also anerkannte Flüchtlinge – gesondert auf. Im letzten Jahr gab es demnach 10.511 Tatverdächtige, die diesen Status haben. Da es von anerkannten Asylbewerbern 550.411 in Deutschland gibt, macht das einen Prozentsatz von 1,9% aus. Der Gesamtdurchschnitt beträgt hingegen 2,57%! Anerkannte Asylbewerber sind UNTERDURCHSCHNITTLICH kriminell!



Bevor die Rechten Trolle wieder loslegen:

Die AfD möchte natürlich nicht, dass du das weißt. Am Ende hast du gar keine Angst vor Schutzsuchenden und wofür willst du dann die Rechtsextremen wählen? Ein Rentenkonzept haben sie schließlich nicht. Deshalb wird sie sicherlich bereits unter diesem Beitrag verschiedene falsche oder veraltete Zahlen und Grafiken posten. Und die Glaubwürdigkeit dieser Zahlen anzweifeln. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf im rechtsextremen Weltbild.

Doch alle berechtigten Einwände möchte ich hier noch vorweg nehmen: Ja, nur anerkannte Asylberechtigte sind unterdurchschnittlich kriminell. Darüber hinaus gibt es noch Menschen, deren Asylverfahren noch läuft, Menschen, die geduldet werden, Kontingentflüchtlinge und abgelehnte Asylbewerber. Deren Anzahl an Tatverdächtigen ist im Vergleich zum Vorjahr zwar auch um 10% zurückgegangen, ihr Anteil an den Straftaten schwankt jedoch je nach Art zwischen vier und neun Prozent.

Berliner sind auch überdurchschnittlich kriminell

Und ist damit überdurchschnittlich. Doch was heißt das? Berliner sind schließlich auch überdurchschnittlich kriminell. Menschen haben in Berlin 2017 immerhin 91 Menschen getötet und 607 Vergewaltigungen begangen. Wenn man es wollte, könnte man im Schnitt alle vier Tage über den Mord durch einen Berliner berichten. Und jeden Tag über zwei Vergewaltigungen. Doch das macht keiner. Ist ja auch sinnlos. Aber genau das ist das, was die AfD mit Schutzsuchenden macht.

Wie kriminell ein Mensch ist, hängt nicht damit zusammen, was er für eine Hautfarbe hat. Was nachweislich für Kriminalität relevant ist, sind nun mal das Geschlecht, sprich: Männlichkeit (75% aller Tatverdächtigen der PKS, bei Gewaltkriminalität sogar 86 Prozent und bei Vergewaltigung fast 99 Prozent!), Alter und soziale Situation (ob du arm bist, Arbeit hast, etc.).

Und demzufolge müssen „Zuwanderer“ rein statistisch gesehen schon krimineller sein, weil ihr Anteil an sozial schlechter gestellten Männern zwischen 20 und 40 größer ist als in der durchschnittlichen deutschen Bevölkerung12% der Deutschen sind zwischen 20 und 40 und männlich. Bei Asylbewerbern liegt der Anteil an Männern im Alter zwischen 18 und 40 bei 26%. (Antragsteller Jan-Jul 2018).

Kriminalität senken? Asylbewerber anerkennen

Und ihre soziale Situation ist fatal: Sie leben in Angst, jederzeit doch abgeschoben zu werden, sie dürfen nicht arbeiten. Plus sprachliche und kulturelle Barrieren. Das ist auch der Grund, warum anerkannte Asylbewerber so wenig kriminell sind: Die dürfen arbeiten, sie haben ein sicheres Bleiberecht. Ihre Existenz ist nach der Flucht erst einmal gesichert. Es gibt viel weniger Gründe zur Sorge. Und nur ein kleiner Kommentar am Rande: Wenn man allen ein Bleiberecht verleihen würde, würde theoretisch deren Kriminalität auch drastisch sinken.

Doch lassen wir das. Natürlich wird es noch weitere Einwände geben: Die Anzeigestatistik der Polizei kann nicht die komplette Wirklichkeit ablichten. Und das stimmt natürlich. Aber wenn wir einmal von lächerlichen Verschwörungstheorien absehen, kann es uns doch ein einigermaßen zuverlässigeres Bild liefern. Und tendenziell ist es auch eher so, dass Ausländer überproportional häufig angezeigt und verdächtigt werden, wie Studien zeigen.

Aber es sind die besten und einzigen Zahlen, die wir haben. „Gefühlte Wahrheiten“ können leicht manipuliert werden. Bevor man also auf politische Rattenfänger hereinfällt, die sich einzelne Fälle herauspicken, um zu verschleiern, dass sie sonst keine Alternativen für die Politik zu bieten haben und in den Parlamenten nicht wissen, was sie tun, sollte man Ruhe bewahren. Schutzsuchende, die ein Bleiberecht erhalten haben, sind weniger kriminell als dein durchschnittlicher Deutsche.

Artikelbild: pixabay.com, CC0