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Wieder falsches Verbot-Framing: Kein „Luftballonverbot“ von Grünen gefordert

von | Sep 12, 2019 | Aktuelles, Analyse, Medien

Kein „Luftballonverbot“

Verschiedene Medien berichteten heute von einem geforderten „Luftballonverbot“ der Grünen in Niedersachsen.

Doch das ist falsch. Die niedersächsische Grünen-Politikerin Anna Kura möchte eine Entscheidung aus Gütersloh nachahmen: Dort hat der Umweltausschuss mit Stimmen aller Fraktionen beschlossen, künftig auf städtischen Veranstaltungen (und Veranstaltungen auf deren Gelände) auf gasgefüllte Luftballons zu verzichten. Grund dafür sei, dass Vögel und andere Tiere die Ballonreste fressen und daran sterben. Die Regelung gelte also weder für alle Ballons, noch für private Nutzer. Weit entfernt von dem, was man sich unter einem „Luftballonverbot“ vorstellt. Danke an BILDBlog.



Verbot-Framing

Spätestens seit der Debatte um den Veggie-Day gibt es das sehr falsche Klischee der Grünen als „Verbotspartei“. Passenderweise war auch der Veggie-Day kein „Fleischverbot“, sondern nur der Vorschlag, dass städtische Kantinen freiwillig einen Tag in der Woche fleischfreie Speisen anbieten. Seit dem ist es – mal absichtlich, mal aufgrund des Klischees – unzählige Male vorgekommen, dass jede Forderung der Grünen in das „Verbot-Framing“ gesteckt wurde. Hier mal eine Auflistung:

Du wirst nicht glauben, was die Grünen alles verbieten wollen!!

Abgesehen davon ist das negative Framing von Verboten erst einmal fragwürdig, da Verbote ja auch sinnvoll und gut sein können, und zum anderen kann man fast jede politische Forderung in das Verbotsframing stecken. Nur wird es fast ausschließlich bei den Grünen gemacht.

Durch eine andauernde Berichterstattung, die jede politische Forderung einer/s Grünen-Politiker/in in das Framing eines Verbots packt, wird das Klischee weiter verbreitet. Und führt dazu, dass Journalisten unbewusst an dieses Klischee glauben – und wiederum weiterhin dieses Framing gebrauchen. So passierte es Joachim Huber vom Tagesspiegel, wie er hier erfrischend selbstkritisch zugeben musste. In jedem Fall führt so Framing zu Vorurteilen und Fake News. Und hilft nicht dabei, einen sinnvollen politischen Diskurs zu führen.

Artikelbild: Cineberg, shutterstock.com, Screenshots