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Warum sich Rechte nur über Vergewaltigungen durch Flüchtlinge aufregen

von | Jan 30, 2019 | Analyse, Kolumnen

Warum Nazis Feminismus hassen

Ich wollte noch etwas zu Antifeminismus, rechtem Denken und toxischer Männlichkeit sagen. Und was das alles mit völkischer und nationalistischer Ideologie zu tun hat und im Zentrum des Faschismus steht. Und somit recht universell auf der ganzen Welt präsent ist. Nationalismus und völkisches Denken hat eine Prämisse, die über allem anderen steht. Und das ist Erneuerung und die Wiedererstarkung des Volkes (Palingenese) in ein neues goldenes Zeitalter. Es ist also immer ein Zukunftsversprechen (Utopie).

Raus aus der „Dekadenz“ und „Versachlichung“ und hin zu „Stärke“ und „Kraft“. Was hat das mit Frauen zu tun? Nun für eine völkische Zukunft braucht es völkisch wünschenswerte Kinder und diese zu reproduzieren ist Aufgabe der Frau. Ihre oberste und mitunter einzige Aufgabe. Völkische Ideologien sind immer auch ein Jugendkult, was gerne bildlich so dargestellt wird. Gesund, jung, hart vs krank, alt, weich, dick etc. Dementsprechend ist die Reproduktion völkischer Kinder vielleicht die zentralste Aufgabe überhaupt in dieser Ideologie.



Faschismus lebt vom Männerbund

Faschismus lebt aber vom Männerbund – vom mystifizierten unsichtbaren Band der Kameradschaft, das nur Männer erleben können. Gleichzeitig fällt die wichtigste Aufgabe aber Frauen zu. Eine innere Ambivalenz mit der die kaum klar kommen in ihrem Denken. Solange Frauen da mitspielen und zur Reproduktion beitragen, solange sind sie in diesem Denken fast Heilige. Ihr merkt aber, wie prekär das ist.

Denn nicht jede Frau kann sofort Kinder bekommen und wenn dann auch nur für eine gewisse Anzahl von Jahren. Frauen, die da nicht mit machen, weil sie andere Pläne in ihrem Leben haben, weil sie lesbisch sind, keine Kinder wollen oder haben können, weil sie Kinder mit nicht völkisch wünschenswerten Männern bekommen etc pp sind also die ultimativen Verräterinnen an Volk und Nation.

Hetze gegen Verhütung & Schwangerschaftsabbruch

Das hört sich jetzt alles recht absurd nach 30ern an. Aber jedes Mal, wenn gegen Verhütungsmittel, Schwangerschaftsabbruch gehetzt oder die niedere Geburtenquote beklagt wird, flackert diese Logik durch. Ein Hass auf Frauen, die nicht das Volk reproduzieren. In dem recht oft locker dahin geschriebenem Vergleich, dass Migrantinnen so viele und „Einheimische“ so wenig Kinder bekommen steckt also neben Rassismus immer auch Antifeminismus. Weil weibliche Sexualität nie individuell ist, sondern dem Volk gehört. Genauso wie Frauenkörper.

Wenn völkisch wünschenswerte Frauen also die einzige Möglichkeit der Reproduktion einer völkischen Zukunft sind, dann stehen diese Körper für Nation und Volk an sich. Dann ist jeder Übergriff zum Beispiel eines Asylwerbers auf so einen Körper Landnahme.

Es geht nicht um die individuelle Frau

Versteht ihr, es geht überhaupt nicht um die individuelle Frau mit ihren Bedürfnissen, Wünschen, Grenzen etc. Sie existiert nicht als Individuum in dieser Vorstellung. Ihrem Körper wird eine beinahe mystische Bedeutung eingeschrieben. Und nur deswegen regt rechte Männer so ein Übergriff auf – weil sie ihn als Anschlag auf das aller Höchste sehen – die Zukunft von Volk und Nation. Und deswegen regt sie der Übergriff eines „Einheimischen“ nicht auf. Wenn ein völkisch wünschenswertes Kind rausschaut ist es gut.

Es ist so ein viel schichtiges Thema, aber ich belasse es mal dabei. Conclusio: Frauen sind nie Individuen, sondern haben die höchste völkische Aufgabe. Alles was sie davon abhält ist schlecht. Jeder Übergriff eines „minderwertigen“ Mannes ist Anschlag auf Nation. Und ich wünschte, das wäre hochtrabende theoretische Fitzelei, zusammengetragen aus schwitzigem Geschreibsel einiger Frauenhasser. Aber die Logik springt mir fast täglich entgegen und es ist unerträglich. Jede Frau hat ein individuelles, unverhandelbares Recht auf Schutz vor Gewalt.

Autorin: Natascha Strobl, hier zum Original-Thread@Rabid_Glow. Zusammen mit Julian Bruns und Kathrin Glösel hat sie „Die Identitären. Handbuch zur Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa“ geschrieben. 

Artikelbild: pixabay.com, CC0