Danke, Weidel!
Wie wir bereits berichteten verkauft der FC St. Pauli seit letzter Woche eine Duschgel- und Handcreme-Eigenmarke mit Namen „Anti-Fa“. Es ist ein pfiffiges Wortspiel mit dem Kosmetik-Markennamen „Fa“ und passt zum Verein, der sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus und für Schutzsuchende einsetzt.
AfD-„Empörung“
Der AfD-Politiker Hess hielt den Namen für „inakzeptabel“. (Quelle) Ähm, seit wann ist Antifaschismus etwas Schlechtes? Naja, für die AfD anscheinend schon. Hess führt daraufhin irgendwelche wirren Verknüpfungen durch und hält den Namen für eine Verhöhnung von Polizisten, die bei den Fußballspielen für Sicherheit sorgen. Ein Statement gegen Faschismus ist doch kein Statement gegen die Polizei. Oder suggeriert Hess, dass die PolizistInnen Faschisten wären? Ich hoffe doch nicht, denn diese Verunglimpfung wäre absolut unfair und falsch.
Ja, ich weiß, er meint, „Antifa“ sei eine „linksextremistische Gruppierung“, die etwas gegen Polizisten hätte. Und natürlich gibt es Leute, die sich das Label „Antifa“ geben und Polizisten hassen. Aber eine „Antifa“ als Organisation gibt es nicht. Antifaschistisch ist einfach alles, was gegen Rechtsextremismus und Faschismus ist. Und darunter fallen auch Polizei, Verfassungsschutz und unser Grundgesetz. Wenn die AfD auch damit ein Problem hat sagt das mehr über sie aus als über diejenigen, die sie damit betitelt.
Rechtsstreit mit Henkel
In Zeiten, in denen Nazis auf ihren Demos ungehindert und unbehelligt rechtsextreme Parolen schreien dürfen und in denen geflüchtete Menschen bedroht und gejagt werden, ist es wichtiger denn je, Haltung zu zeigen“, schrieb der Verein in einer Pressemitteilung. Und es geht um den Kampf gegen Extremismus, nicht um dessen Unterstützung. Selbstverständlich.
St.-Pauli-Geschäftsführer Rettig feiert die kostenlose Werbung der AfD. „Lob an unsere kreative Marketing- und Merchandising-Abteilung. Wenn sich solche Leute aus dieser Partei aufregen, haben wir etwas richtig gemacht“, sagte er laut Bild. Wenn die AfD es hasst, kann es ja fast nur etwas Gutes sein!
Nicht nur die AfD regte sich auf: Auch der Henkel-Konzern. Der produziert nämlich die Marke „Fa“, die hier „Opfer“ des Wortspiels wurde. „Die Verbindung des Begriffs ,Anti‘ mit einem unserer Markennamen ist grundsätzlich nicht in unserem Sinne“, hieß es von dem Unternehmen. Das wiederum sorgte auch für Empörung – die Firma wolle nichts mit Antifaschismus am Hut haben? Die Sorge, das Duschgel könne wegen eines Rechtsstreits verschwinden, animierte viele, sie noch zu kaufen, so lange es sie noch zu haben gab.
Dank Publicity inzwischen fast ausverkauft
AfD-Empörung, Shitstorm gegen ein großes Unternehmen – Die Produkte von St- Pauli erhielten viel Aufmerksamkeit. Und damit kostenlose Werbung. Inzwischen sind die Produkte fast gänzlich ausverkauft. Duschgel und Seife sind schon weg, nur noch die Softcreme ist zu haben. Das trifft sich gut, denn die Erlöse gingen alle an „Laut gegen Nazis“. Also hat die AfD indirekt dafür gesorgt, dass Geld an eine Initiative gegen Rechtsextremismus gespendet wurde. Großartig!
Es wird leider auch keine Neuauflage der Produktreihe geben. Das war ursprünglich nicht geplant und wird trotz der großen Nachfrage auch nicht kommen, da man sich mit Henkel auf einen Kompromiss einigte. Der Konzern wird von rechtlichen Schritten absehen, wenn St. Pauli das Produkt nicht neu auflegt. Damit dürften die „Anti-Fa“ Produkte wohl zu Sammlerstücken werden. Danke, Weidel!
Artikelbild: Screenshot facebook.com