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Unglaublich! Wütender Nazi-Mob macht Menschenjagd in Chemnitz

von | Aug 27, 2018 | Aktuelles, Bericht

Sachsen. Immer wieder Sachsen…

Was ist passiert? Am Rande eines Stadtfestes in Chemnitz ereignete sich eine Auseinandersetzung zwischen zwei Personengruppen. Einer der Männer (mutmaßlich nichtdeutscher Nationalität) zog ein Messer, verletzte drei Personen schwer, wovon eine ihren Verletzungen erlag. Die Polizei nahm im Zuge der Ermittlungen zwei Tatverdächtige fest und untersucht nun den genauen Tatablauf [1].

Für die „besorgten Bürger“ in Sachsen stand schnell fest, was die Polizei ihnen verheimlichte: Eine Gruppe von Ausländern belästigte eine Frau, mutige Deutsche kamen ihr zu Hilfe und wurden „abgeschlachtet“ [2]. Wie sich die Herrschaften, angestachelt von PI-News, so schnell auf diese Version der Tatabfolge einigen konnten? Weil sowohl die regionale als auch die überregionale Variante der BILD (!) genau das in einer ersten Version ihres Artikels veröffentlichte.

Nachdem allerdings die Polizei Sachsen klar stellte, dass es „keinerlei Anhaltspunkte“ dafür gibt, „dass eine [sexuelle] Belästigung der Auseinandersetzung vorausging“ [3], änderte die BILD klammheimlich ihren Artikel, vergaß allerdings die entsprechenden Tweets [4] zu löschen [5] und die URL des Artikels zu aktualisieren [6]. Der Nachfolge-Artikel ist bei weitem kritischer, spricht von „Rechten“ und „versuchten Übergriffen auf Ausländer“ [7].



Aufruf zu Kundgebung eskalierte

Aufgrund dieser Version der Geschichte, rief die AfD zu einer Kundgebung auf, der rund 100 Personen folgten [8]. Im Zuge einer zweiten Kundgebung, ausgerufen durch Hooligans des Chemnitzer FC [9], versammelten sich nun rund 800 Personen im Stadtzentrum, die dort auf 50 Polizisten trafen. Der gesamte Tross setzte sich nun unvermittelt in Bewegung, zog durch die chemnitzer Innenstadt, hielt auch am Tatort, skandierte Parolen („Für jeden toten Deutschen einen toten Ausländer“) und machte Jagd auf „Zecken“ [10] und „Kanacken“ [11].

Die Veranstalter des Stadtfestes beschlossen, gemeinsam mit Polizei und Feuerwehr, das Stadtfest abzubrechen und dies mit Pietätsgründen zu erklären. Tatsächlich aber wusste man mittlerweile von den Aufrufen im Internet, fürchtete eine Versammlung der örtlichen Fußball-Hooligangs, die sich potenziell in Chemnitz zusammenfinden könnten und wusste, dass die Polizei aufgrund anderer Sicherheitslagen keine Verstärkung organisieren könnte. Dies gab eine Polizeisprecherin in einer einberufenen Pressekonferenz bekannt [12].

Für den morgigen Montag sind weitere Aufmärsche [13] angekündigt [14], genauso eine Gegendemonstration [15].

Die Stimmen der AfD:

Was sagt eigentlich die AfD dazu, wenn ein randalierender Mob durch die Straßen zieht, darüber sinniert, dass man „die Kinder abstechen solle“, sich Gefechte mit der Polizei liefert und auf Migrantenjagd geht?

– Alice Weidel: „Nationalitäten der geschnappten Messer stechenden Mörder werden nicht genannt, aber 1000 „Rechte marschieren“ auf. Das ist wie immer völlig klar. Das ist die Berichterstattung in Deutschland.“ [16]

– Markus Frohnmaier: „Wenn der Staat die Bürger nicht mehr schützen kann, gehen die Menschen auf die Straße und schützen sich selber. Ganz einfach! Heute ist es Bürgerpflicht, die todbringendendie „Messermigration“ zu stoppen! Es hätte deinen Vater, Sohn oder Bruder treffen können!“ [sic] [17]

– Stefan Möller: „Wenn Verantwortungslosigkeit & Ignoranz der Altparteien zu einem Mord führt, man das Opfer vielleicht sogar kennt, dann darf man wütend demonstrieren. Und man darf den Phrasendreschern zeigen, dass es so wie bisher nicht mehr weitergeht.“ [18]

Anbei ein kleiner Einblick in die heutige „Versammlung“, die die AfD als Bürgerpflicht bezeichnet:

– „Wir sind das Volk“ (der zweite Teil des Protestrufes 1989 lautete übrigens „keine Gewalt“) [19]

– „Kanacken“, „So schnell hab ich die Bullerei noch nie rennen seh’n.“, „Jetzt kommen’se, die Affen, naja, die Bullerei von links, die Affen!“ [20]

– Auseinandersetzung zwischen Rechtsextremen und Polizei I [21]

– Auseinandersetzung zwischen Rechtsextremen und Polizei II [22]

– „Hase, Du bleibst hier!“ [23]

– Aufzug von 1.000 Rechtsextremen durch Chemnitz [24]

– „Für jeden toten Deutschen einen toten Ausländer“ (08:43) [25] [26]

– „Wie die rennen, die Zecken“ (13:22)

– „Wir sind doch eh alle Nazis“ (15:11)

– „Die Kinder, die sollen ’se mal abstechen“ (15:58)

– Kein Bier vom Ausländer (18:47)

– „Das ist unsere Stadt“ [27]

Man weiß nicht, was man zu alledem sagen soll. Es ist genau vier (!) Tage her, dass man aufgrund eines anderen rechtsextremen Vorfalls den Freistaat Sachsen scherzhaft als „Failed State“ [28] bzw. als „Mordor“ [29] bezeichnet hat. Der offizielle Slogan Sachsens lautet übrigens „so geht sächsisch“ und in einer anderen Ausprägung „Zu Gast bei Freunden“ [30]. Ich finde „Willkommen in Mordor“ passt besser.

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Artikelbild: Screenshot Youtube