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Ich wurde schon gegen Corona geimpft. So einfach lief das ab.

von | Feb 1, 2021 | Aktuelles

Durchgeimpft und trotzdem da.

Gastautor: Sebastian Müller

Ich wurde vor kurzem schon gegen Corona geimpft. Spoileralarm: Weder ist mir bisher ein dritter Arm gewachsen, noch habe ich mir auf dem Laptop Windows installiert! Am morgen des 30.12.2020 erreichte mich, ich war noch im Schlafanzug, eine SMS des ärztlichen Leiter Rettungsdienst. Also Quasi der Chefarzt vom Rettungsdienst in Freiburg. „ACHTUNG: Impftermin heute, 30.12.20 11:00h Bitte sofort Rückmeldung via SMS: VORNAME NAME und JA(…)“

Was klang wie SMS Spam, war aber tatsächlich die Frage, ob ich nicht schnell zur Messe kommen kann, um mich impfen zu lassen. Das Freiburger Impfzentrum hat das mit den Rettungsdienst-Organisationen so organisiert, dass immer, wenn es überraschend freie Impftermine gibt, diese zwischen geschoben werden können. Als ehren- und nebenamtlicher Mitarbeiter im Rettungsdienst steht man ja auf Prioritätstufe eins, gleich neben den über 80-jährigen.

Mit Impfpass zur Anmeldung

Ich packte also Impfpass, Krankenkassenkarte, Personalausweis und Handy für das Impfselfie ein und lief zum Impfzentrum. Ich dachte Laufen ist besser, nicht dass ich noch eine Impfreaktion habe und nicht radeln kann oder Autofahren. (Spoiler: Wäre alles nicht notwendig gewesen)

Gesundheitstipp: Sucht mal wieder euren Impfpass. Und  telefoniert mit eurem Hausarzt, ob ihr irgendwelche Impfungen braucht. Ich habe nämlich als das mit dem Impfen los ging, gleich gesehen, dass ich mal wieder die Diphtherie Impfung auffrischen sollte und habe das gemacht.

Angekommen vor Ort warteten schon viele Kollegen und auch einige Senior:innen. Die Damen am Eingang kontrollierten, ob man auf der Liste steht und ob man die Bestätigung vom Arbeitgeber hat. Maßen Fieber und stellten einem die vier Fragen, die man heutzutage fast überall gestellt bekommt: Hatten sie Kontakt zu einem Coronaerkrankten oder Verdachtsfall? Haben sie Erkältungssymptome?

Dann durfte man an die Anmeldung. Chipkärtchen reinstecken, Laufzettel und Aufklärungsbogen bekommen.

Relativ leer wegen Impfstoffmangel

Das Impfzentrum in Freiburg ist auf deutlich mehr Impfwillige ausgerichtet, als im Moment wegen Impfstoffmangel sich impfen lassen. Von 20 Kabinen sind nur 10 in Betrieb und als ich da war. Das liegt nicht daran, weil man nicht genug Mitarbeiter hätte oder alles schlecht organisiert wäre, sondern weil einfach der Impfstoff fehlt. Es würden sich auch Menschen für Sonntags oder Impfen zwischen 20:00 und 1:00 nachts finden, sowohl Mitarbeiter:innen, Ärzt:innen und Impfwillige. Nur der Impfstoff fehlt leider.

Ich ging also in den zweiten Wartebereich, auch da war ich nur kurz. Hier hätte man sich mit einem Impfscout, unterhalten können, auf meine Frage, welche Fragen die Menschen denn so hätten, meinte sie: „Keine“. Die Leute, die hier waren, hätten bisher keine Fragen gestellt und ihr Job sei jetzt nicht so stressig.

Es ging also weiter bis kurz vor die Impfkabine, da kann man Platz nehmen und wartet dann bis man hereingebeten wird. Während in anderen Ländern „drive Through“ geimpft wird, ist hier alles ordentlich organisiert mit einer Kabine für jeden Impfwilligen. In dem gibt es einen Arzt oder Ärztin und einen Arzthelfer:in, die einen fragen, ob man Fragen hat. Noch mal kurz fragen, ob man irgendwas haben könnte, das eine Impfung schwerer macht und dann impfen.

„Wenn ich für jedes Impfselfie fünf Euro bekäme, dann wäre ich reich.“

Ich meinte dann: „Ich würde gerne in Impfselfie machen“. Worauf der Arzthelfer meinte: „Wenn ich für jedes Impfselfie fünf Euro bekäme, dann wäre ich reich.“ Ich hielt also mit dem einen Arm die Kamera und wurde in den dem Anderen gepiekst.

Beim zweiten Mal hatte ich dann sogar einen Fotografen dabei, falls ihr euch wundert warum die Bilder so gut sind. Meistens werden dafür Sicherheitsnadeln genutzt, um Nadelstichverletzungen zu vermeiden:

Was dir Impfgegner über diese scheinbar „verschwindenden“ Nadeln verschweigen

Dann ging ich raus in den Wartebereich. In dem gibt es in Freiburg eine Kaffeebar (allerdings muss man selber bezahlen) und sogar Palmen.

Man setzt sich dann sozial distanziert auf Stühle und kann entweder mit den Kollegen reden oder die „SafeVac“ App vom Paul-Ehrlich Institut installieren. Mit der kann man dann Impfreaktionen und Nebenwirkungen tracken. Die App meldet sich ab und an und fragt, ob man welche hat. Die App kriegt ihr hier.

Allerdings muss ich sagen: Ich hatte außer Schmerzen an der Einstichstelle im Oberarm, so in Form eines Muskelkaters, keine Nebenwirkungen. Andere berichten da Müdigkeit oder sogar Fieber, besonders bei der zweiten Impfung. Ich hatte mir sogar extra in der Apotheke Ibuprofen gekauft, aber es nicht gebraucht.

Man sollte sich vielleicht für den Tag der Impfung nichts anders vornehmen und es danach ein bis zwei Tage ruhig angehen lassen. Schwere Nebenwirkungen wie Anaphylaxie sind extrem selten und behandelbar und Tote gab es aber bisher nicht.

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Die zweite Impfung lief dann ähnlich ab

Ich bekam sogar einen Brief von der Firma, die in Freiburg die Messe betreibt, mit dem Hinweis auf den zweiten Termin. Der Absender wunderte mich, da aber die Messegesellschaft quasi der Betreiber des Impfzentrums ist, war auch das verständlich.

Das ganze wirkte gut organisiert, dauerte ca. eine Stunde, tat wenig weh und ich fühle mich danach deutlich beruhigter. Das hatten wir vorher abgesprochen und diese Bilder haben wir dann für ein Corona Zeitung verwendet, die wir 5000 mal drucken ließen und in „Schwurbelaffinen“ Stadtteilen in Freiburg verteilt haben.

Schutzmaßnahmen wie Abstand und Maske halte ich natürlich weiterhin ein.

Seit März 2020 habe ich auch auf private Treffen mit anderen Menschen in einem geschlossenen Raum verzichtet, auch wenn sie erlaubt gewesen wären. Seit ich geimpft bin habe ich nun mit anderen Geimpften mal zum Abendessen verabredet und mich sozusagen mit einem anderen Haushalt in dessen Wohnung getroffen.

Demnächst arbeite ich auch im Impfzentrum in Kenzingen bei Freiburg und hoffe, möglichst viele Menschen impfen zu können. Ich persönlich finde, die schnelle Entwicklung, inklusive Zulassungsstudien, klinischer Tests und beginnende Verfügbarkeit der Impfung nach unter einem Jahr einen Erfolg der Wissenschaft und Medizin. Ich finde das sollte man bedenken, auch wenn aktuell vor allem diskutiert wird, was nicht klappt. Und ich hoffe auch, dass wir mit dieser Technologie in Zukunft Impfungen gegen weitere schwere Krankheiten, etwa das Dengue Fieber (hatte ich selbst schon mal, ist nicht schön) oder auch Norovirus (hatte ich ebenfalls schon mal, auch nicht schön) entwickeln können.

Autor: Sebastian Müller, arbeitet Nebenamtlich beim Rettungsdienst. Artikelbilder: Team CoronaFakten für Freiburg

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