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Vorwürfe: FPÖ soll Juden namentlich registrieren wollen – wenn sie koscheres Fleisch wollen

von | Jul 18, 2018 | Bericht, Kommentar, Politik

Ein „negativer Arier-Paragraph“?

FPÖ Landesrat Waldkäusl, zuständiger Minister für Tierschutz aus Niederösterreich, will den Verkauf von geschächtetem Fleisch einschränken, weshalb er den Verkauf von koscherem Fleisch an den Wohnsitz koppeln möchte. Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, fürchtet durch die Umsetzung des Vorschlages werde eine namentliche Registrierung unumgänglich.

Und würde zu einer Liste von gläubigen jüdischen Mitbürgern führen. Das gäbe nicht nur datenschutzrechtliche Probleme, sondern sei auch „wie ein negativer Arier-Paragraph“, wird Deutsch von der „Wiener Zeitung“ zitiert. „Diese Registrierung erinnert an die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte. Hätte Waldhäusl Anstand, müsste er sofort zurücktreten.“, schreibt SPÖ-Vorsitzender Christian Kern auf Facebook.



FPÖ und ÖVP widersprechen

Die Liste Pilz (für die deutschen LeserInnen: Das sind Grüne) bezeichnen die Pläne Waldhäusls als „anti-semitischen und anti-islamischen Fettnapf“. Die Regierungsparteien FPÖ und ÖVP versichern, dass eine namentliche Registrierung nicht von Nöten sein werde. Man arbeite derzeit an einem Entwurf, für den dies nicht nötig sein werde. Waldhäusl hält die Befürchtungen für „überzogen“.

Grob vereinfacht gesagt müssen bei koscherer Schlachtung, aber auch der Halal-Schlachtung, die Tiere noch bei Bewusstsein sein, wenn ihre Kehle aufgeschnitten wird. Nach den Gesetzen in Deutschland und Österreich müssen Tiere jedoch vorher betäubt werden. Die religiösen Schlachtungen erfordern Ausnahmegenehmigungen, und sind daher auch recht selten.

Sich beim Tierschutz nur auf Schächtung zu konzentrieren ist Heuchelei

Wer jedoch „qualvolle Tötungen“ von Tieren als Problem erachtet, sollte wissen, dass zumindest in Deutschland je nach Betäubungsart 3,3 bis 12,5 Prozent der Schweine und 4 bis über 9 Prozent der Rinder zum Zeitpunkt des Tötens nicht ausreichend betäubt sind. Das sind jährlich weit über 300 000 Rinder und bis zu 7,5 Millionen Schweine.

Ganz abgesehen von Kälbertransporte quer durch Europa, Schreddern frisch geschlüpfter Küken, Gänsemast, Pelzfarmen und allen Formen der industriellen Massentierhaltung. Bei diesen Fließbandtötungen sind Fehler und regelmäßige Missachtungen des Ziels eine „qualvolle Tötung“ zu vermeiden, an der Tagesordnung. Wer Fleisch isst, muss so eine Behandlung leider grundsätzlich in Kauf nehmen.

Wer im Namen des Tierschutzes lediglich das Schächten einschränken will, ignoriert 99,9% des Problems und will lediglich jüdische und muslimische Mitbürger gängeln.

Artikelbild: pixabay.com, CC0