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Faktencheck: Wo Daniela Katzenberger falsch liegt & wie Querdenker sie instrumentalisieren

von | Mrz 1, 2021 | Analyse

Wieso Pandemie-Leugner:innen & Rechtsextreme jetzt Katzenberger feiern

In einem vielgeklickten Instagram-Video von Model und Schauspielerin Daniela Katzenberger spricht sie kurz über die Corona-Impfung. Darin erklärt sie, dass sie sich zumindest zunächst nicht impfen lassen möchte. Ihre Begründungen sind jedoch etwas problematisch, besonders da sie ein paar grundlegende Missverständnisse über die Sicherheit und den Nutzen der Impfung offenbaren. Auch verbreitet Katzenberger ein paar Mythen, deren Verbreitung zu weiterer Desinformation führen könnte. Viel Applaus erhält sie aus einer Ecke, welche ihr sicherlich nicht so angenehm ist: Die extremsten Pandemie-Leugner:innen, Rechtsextreme, Verschwörungsgläubige und QAnon-Trump-Anhänger:innen teilen manipulativ geschnittene Ausschnitte ihres Videos.

Faktencheck Katzenberger

In einem Instagram Live von Sonntag beantwortet Daniela Katzenberger unaufgeregt Fragen ihrer Fans. Ganz klar, dass da auch Fragen zu Corona und zur Impfung kommen. Auf die Frage, ob Katzenberger schon geimpft wurde, entgegnet sie: „Nee.. oh Gott, das ist ein ganz schwieriges Thema, weil man sich garantiert immer einen Shitstorm einfängt. Aber nee, ich bin noch net geimpft und ich hab es auch eigentlich net vor. Ja, so jetzt könnt ihr mich hassen.“ Keine Sorge, deswegen muss man definitiv nicht gehasst werden. Dennoch verbreitet Katzenberger in dem kurzen Ausschnitt, warum sie sich noch nicht impfen lassen möchte, einige Mythen über Corona, die wir gerne aufklären würden.

1. Mit Blutgruppe 0 geringeres Risiko

Daniela Katzenberger habe Blutgruppe 0 und sei deshalb weniger anfällig für das Virus. Und das scheint zu stimmen: „Menschen mit der Blutgruppe 0 haben laut den Forschungsergebnissen kanadischer Forscher vom 24. November 2020 ein geringfügig niedrigeres Risiko, sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu infizieren. Bei ihnen ist auch die Wahrscheinlichkeit geringer, schwere Folgen davonzutragen, wenn sie krank werden.“ (Quelle). Aber allgemein zeigen Studien zu den Blutgruppen als Risikofaktor keine einheitlichen Ergebnisse. Hier fehlt es noch an Forschung, die Behauptung kann sich noch als falsch herausstellen (Quelle).

2. Sie könnte durchaus vor 2022 geimpft werden

Auch meint Katzenberger, da sie keine Risikogruppe sei, wäre sie ohnehin erst 2022 mit dem Impfen dran. Katzenberger, die auf Mallorca lebt, könnte aber durchaus schon vorher geimpft werden. Aktuelle Prognosen zeigen es als möglich, dass noch bis Juni 70% der Bevölkerung geimpft sein könnte (Quelle).

3. Der Impfstoff ist gut erforscht

Kommen wir zu einem Mythos, den Katzenberger versehentlich verbreitet: Mehrfach erklärt sie, dass „das Zeug nicht erforscht genug“ sei. Das ist ein weit verbreiteter Mythos, denn nur weil viele Forscher:innen die Impfstoffe schnell entwickeln konnten, heißt das nicht, dass sie deshalb weniger erforscht sind. Im Gegenteil, die Test- und Forschungsphasen wurden streng eingehalten, aber dafür parallel durchgeführt. „In Deutschland erfolgt die Zulassung eines Impfstoffs nur dann, wenn er alle drei Phasen des klinischen Studienprogramms erfolgreich durchläuft und ein günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis bescheinigt wird. Die nationalen und internationalen Qualitätsstandards gelten – wie bei allen anderen Impfstoff-Entwicklungen – auch bei der Zulassung einer Corona-Schutzimpfung.“

Es wurde nichts ausgelassen und alles gründlich überprüft. (Quelle, Quelle). Weiteres erklärt hat dazu auch maiLab:

Dieses Video solltet ihr teilen, um über die wichtigsten Impfmythen aufzuklären

4. Es gibt keine Langzeitstudien, aber das braucht man auch nicht

Katzenberger weist auch darauf hin, dass es keine Langzeitstudien gäbe, weswegen sie unsicher sei. Das stimmt natürlich, aber bei der Zulassung für Impfstoffe braucht man keine „Langzeitdaten“, denn Impfungen sind keine „klassische“ Medizin. Man wird ein- bzw. zweimal geimpft, der Impfstoff wird verstoffwechselt und ist dann weg. Und danach passiert nichts mehr, es ist ja auch nichts mehr da, das etwas auslösen könnte. Bei Impfungen gibt es keine „Spätnebenwirkungen“, die Jahre später auftreten. Sie treten gleich auf oder gar nicht.

Es gibt ein paar Beispiele wie Pandemrix, bei welchen man erst nach einem Jahr Nebenwirkungen entdeckt hat. Aber diese sind sofort aufgetreten, sie waren jedoch so selten, dass man sie erst viel später als Nebenwirkung ausmachte. Um da sicherzugehen, braucht man nicht mehr Zeit, sondern mehr Test-Personen. Und dafür hat man bei Corona gesorgt: Die Testgruppen waren im Vergleich zu anderen Impfungen regelrecht riesig groß. Man dürfte auch seltene Nebenwirkungen damit erwischt haben. Ausführlich und besser als ich hat das eine Gutachterin für Impfstoffe für uns hier aufgeschrieben: Lest gerne rein:

Gutachterin für Impfstoffe klärt auf: Warum keine „Langzeitdaten“ kein Problem sind

5. Impfung ist auch für Schwangere (und solche, die es werden wollen) unbedenklich!

Ganz zentral empfiehlt Katzenberger Frauen, die noch schwanger werden wollen, „vorsichtig“ zu sein. Hier verbreitet sie jedoch leider nur unbegründete Panikmache, die unter anderem ihren Ursprung in der Querdenker-Szene hat. Es gibt kein einziges Anzeichen dafür, dass die Corona-Impfung negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben sollte. Einige Pandemie-Leugner:innen wie Wolfgang Wodarg erklärten, weil von 1273 Aminosäuren in dem Spike-Protein eine Folge von 5 Ähnlichkeit mit einem menschlichen Protein hat, sei diese Angst begründet. Aber es macht eigentlich auch keinen Sinn.

Denn: Eine zufällige Ähnlichkeit von Proteinen hat in der Regel keinerlei Auswirkungen und passiert häufig. Mit dem gleichen Argument könnte man auch ähnliche Proteine wie für Aktin, Kollagen und Hämoglobin belegen – wenn unser Immunsystem den Unterschied nicht erkennen könnte, würden wir alle sofort nach der Geburt sterben. In den Studien gibt es jedoch keinen Hinweis auf eine Unfruchtbarkeit bei geimpften Frauen, Expert:innen erklären, eine derartige Folge ist „höchst unwahrscheinlich“ (Quelle). Außerdem existiert auch in Corona das Spike-Protein ja nicht nur in der Impfung – sondern selbstverständlich auch am Corona-Virus.

Dann würde Corona ja auch unfruchtbar machen. Aber in den USA sind mehr als 40.000 Fälle von Corona-positiven schwangeren Frauen publiziert worden. Falls es zu Problemen führen sollte, wäre das längst aufgefallen (Quelle). „Es gibt keinerlei Hinweise oder Berichte, dass das zu einer Unfruchtbarkeit bei Frauen geführt hätte – da werden ja auch Antikörper gebildet,“ erklärt Virologin Ciesek (Quelle). Ausführlich erklärt:

Wodarg & Yeadon verbreiten Impfpanik & Fake über Sterilisierung durch Impfen

Von Rechtsextremen, Pandemie-Leugner:innen und QAnon-Verschwörungsideolog:innen instrumentalisiert

Wenig verwunderlich, dass Pandemie-Leugner:innen, Rechtsextreme und andere Netz-Ideolog:innen jetzt den Videoausschnitt von Daniela Katzenberger für ihre eigene Propaganda instrumentalisieren. Auffällig ist dabei, dass sie das Video bewusst zuschneiden. So werden vernünftigere Gründe bewusst rausgeschnitten, wie das Katzenberger erklärt, sie sei ja ohnehin keine Altenpflegerin, wo eine Impfung umso wichtiger sei. Oder die Stelle, wo sie explizit erwähnt „Aber ich kenn ganz viele, die sich impfen gelassen haben – und die hatten keine Probleme. Muss jeder selber wissen.“ Klar, warum die Fake-News-Verbreiter diese Stelle nicht gerne mit verbreiten.

Auffällig dabei auch, wie die Rechtsextremen immer wieder die Intelligenz und das Aussehen von Katzenberger angreifen müssen. Auch das rechtsextreme Magazin Compact suggeriert, Katzenberger würde ihre vom Verfassungsschutz überwachte Propaganda lesen. Doch dass die größten Extremisten des Landes versuchen, die Schauspielerin für ihre Zwecke auszuschlachten, ist Teil ihrer Strategie der Selbstnormalisierung. Man versucht sich an derartige Persönlichkeiten „heranzuwanzen“, um die eigene gefährliche Ideologie schmackhafter zu machen. Und hier Katzenberger als unfreiwilliges Zugpferd zu missbrauchen. Es wäre gut, wenn Frau Katzenberger die Gelegenheit nutzt, um derartigen Ideolog:innen eine Abfuhr zu erteilen.

Sicherlich hat sie nichts mit derartigem Hass und Desinformation zu tun, dennoch hat sie mit ihrer Bekanntheit einige Mythen und Missverständnisse über die Corona-Impfung verbreitet, die viele andere vielleicht glauben könnten. Umso wichtiger ist die Aufklärung, teilt also gern unseren Faktencheck. Und am besten wäre es, wenn Frau Katzenberger die Gelegenheit, dass sie in diesem Thema unfreiwillig zum Gesprächsstoff wurde, nutzen würde, um einige wissenschaftliche Fakten zu verbreiten und ihre Missverständnisse zu korrigieren.

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Autor:innen: Verena R., Thomas Laschyk. Artikelbild: Screenshot instagram.com

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