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Zitat nicht von Montagnier: Sorry Impfgegner, ihr werdet uns auch in 2 Jahren nicht los

von | Mai 26, 2021 | Analyse

Fake-Zitat von Nobelpreisträger Montagnier über Impf-Tote

Der mRNA-Impfstoff von BioNTech ist enorm sicher und wirksam, Corona ist gefährlich und die Pandemie ist echt. Und das folgende Zitat hat Montagnier nicht gesagt. Es ist frei erfunden: Auf Telegram und WhatsApp wird ein gefälschtes Zitat verbreitet. Luc Montagnier hätte behauptet, dass Geimpfte innerhalb von zwei Jahren sterben. Als „Beleg“ für diese Behauptung wird oft ein Video geschickt. Im Video sagt er diesen Satz aber überhaupt nicht (Quelle).

Typisch Fake News, die Desinformations-Schleudern bauen darauf, dass ihr sowas ohne es kritisch zu hinterfragen, einfach weiterschickt. Wie KENFM, die letztes Jahr ebenfalls ein Video verlinkten, das ihre Fake-Schlagzeile sogar selbst widerlegte. Diese Leute wissen, dass ihre Follower:innen zu unkritisch sind, um das zu hinterfragen, was sie eh glauben wollen:

Wie dich KenFM anlügt: Gates will einen möglichst sicheren Impfstoff

Nochmal: Der mRNA-Impfstoff von BioNTech ist enorm sicher und wirksam. Er verhindert sowohl Infektionen als auch die Weitergabe des Virus mit hoher Wahrscheinlichkeit. Und schwere Verläufe und Tod verhindert er zu fast 100 %. Das ist inzwischen wissenschaftlich ziemlich gut belegt. Und nach über 1.5 Mrd. (!) erfolgreich verabreichten Corona-Impf-Dosen weltweit (Quelle) kann man auch nicht mehr von einem experimentellen Impfstoff sprechen.

Neue Corona-Varianten gab es schon vor der Impfung

Im Video selbst verbreitet der Professor, der inzwischen viele wissenschaftlich umstrittene Thesen verbreitet, allerdings anderweitig wilde Spekulationen und Falschbehauptungen. Er behauptet, dass die Impfungen zu den Mutationen geführt hätten. Das lässt sich sehr einfach widerlegen: Die Varianten, die uns heute Sorgen bereiten, also die indische und die britische, gab es schon Monate vor den großen Impf-Programmen. So einfach kann man das widerlegen. Die indische wurde zuerst im Oktober 2020 entdeckt (Quelle). Die britische zuerst in einem Sample aus dem September 2020 (Quelle). Die Impfungen kamen erst danach.

Grundsätzlich entstehen Varianten komplett zufällig, und zwar umso mehr, je öfter das Virus sich vermehrt. Also wenn es in einem Land frei zirkulieren kann. Die Impfung verhindert aber, dass Menschen sich anstecken, die Folge sind fallende Fallzahlen. Dieser Effekt von Impfungen wirkt also einer Variantenbildung entgegen.

Andererseits haben bei geimpften Menschen aber solche Varianten einen kleinen Vorteil, die in wenigen Fällen trotz Impfung jemand infizieren können. Nach aktuellem Forschungsstand ist das aber nicht schlimm und wie gesagt eben auch noch selten. Die Personen bekämen halt eine Erkältung, die Impfungen schützen nach aktuellem Forschungsstand weiter extrem gut vor einem schweren Verlauf und dem Tod. Aber solche Varianten verbreiten sich dann etwas schneller als das Ursprungsvirus und verdrängen es mit der Zeit. Doch das Ziel der Impfungen, einen Kollaps der Intensivstationen und massenhaft Tote zu verhindern, wird so immer noch erreicht.

Impfungen schützen vor dem Tod

Die Impfkampagne startete in Deutschland zum Jahreswechsel. Zu Beginn verlief sie etwas schleppend und nahm dann Fahrt auf. Die Folge: Im Januar und Februar sanken die Todeszahlen drastisch.

Im März kam es dann zu einer erneuten Infektionswelle. Doch dank der Impfkampagne war die Welle in den Todeszahlen kaum sichtbar. Viel höhere Zahlen haben viel weniger Tote verursacht als früher. Ernst war sie trotzdem, denn viele jüngere Patient:innen waren noch nicht geimpft und mussten intensivmedizinisch behandelt werden:

Y-Achse: Fallzahl, X-Achse: Kalenderwoche 2020-2021

Was man aber sehr schön sehen kann: In Deutschland folgen die Todeszahlen nicht den Impfzahlen. Genau das behauptet aber Prof. Luc Montagnier im Video. Es ist aber sehr offensichtlich falsch. Jeder kann es nachvollziehen.

Impfungen sind wirksam:

AstraZeneca reduziert selbst asymptomatische Infektionen um 67 % (Quelle), der BioNTech-Impfstoff führte zu 90 % weniger positiven PCR-Tests (Quelle). Beide Zahlen lassen sich wegen unterschiedlicher Datenerfassung nur bedingt vergleichen. Der Effekt ist vermutlich bei Astra noch stärker, da auch bei infizierten Patient:innen die Viruslast deutlich gesunken ist (Quelle). Mittlerweile ist ziemlich klar, dass die Impfstoffe sehr gut vor einem schweren Verlauf schützen. Sogar eine Dosis AstraZeneca schützt schon zu 95 % davor, wegen Corona ins Krankenhaus zu müssen (Quelle). Beide Dosen von Pfizer schützen zu 98,9 % vor einem schweren Verlauf (Quelle).

Fazit: Nobelpreisträger auf Abwegen

Prof. Luc Montagnier sagt hier zweimal ziemlich offensichtlich die Unwahrheit. Offenbar ist ihm der Nobelpreis etwas zu Kopfe gestiegen. Montagnier hat auch in der Vergangenheit vielfach widerlegte Falschmeldungen verbreitet, zum Beispiel über den Ursprung des Virus (Quelle).

Doch damit nicht genug: Die Verschwörungs-Schwurbler:innen haben ihm ein Zitat über Impf-Tote in den Mund gelegt, das er nie so gesagt hat. Seine anderen Falschmeldungen waren wohl nicht „krass“ genug für die Fake-Verbreiter:innen. Das ist ein Merkmal von Verschwörungsmythen. Man muss ihre „Dosis“ (an Lügen) immer weiter steigern. Immer krasser, immer absurder.

Das “Aha-High”: Wie Verschwörungstheorien die Gehirne unserer Freunde hacken

Deshalb sind so viele „Querdenker:innen“ so extremistisch geworden. Die Nebenwirkungen solcher Verschwörungs-Abhängigkeit sind schlimmer als eine Impfung sein kann: Zerstörung von Beziehungen, Realitätsverlust und eben im Fall von Corona auch die Gefährdung der Mitmenschen. Ärzt:innen verlieren ihre Zulassung, bekommen Ärger mit dem Staat oder fliehen aus Deutschland. Man tut gut daran, generell dubiose Informationen über die Impfung kritisch zu hinterfragen. Erst kürzlich wurde bekannt, dass es bezahlte Kampagnen gibt, um Impfstoffe schlecht zu reden:

https://twitter.com/AnonNewsDE/status/1397466275413176327?s=20

Artikelbild: screenshot

Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI.