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Riesige Medien-Panne: KEIN Toter durch Corona-Impfung! Medien fallen auf Pandemie-Leugner herein

von | Dez 31, 2020 | Aktuelles

Wenn auch seriöse Medien auf den Fake eines Pandemie-Leugners hereinfallen

Es war ein gefundenes Fressen für Pandemie-Leugner:innen und Impfgegner:innen, die ihr wahnhaftes Weltbild bestätigt sahen: „Todesfall nach Corona-Impfung“ lauteten einige Schlagzeilen gestern. Das Zauberwort hier ist „nach“ statt „durch“ und Korrelation /= Kausalität, aber dazu kommen wir gleich noch. Doch die Meldung wurde nicht von irgendwelchen wirren Pandemie-Leugner- oder Fake-News-Seiten gestreut. Oder von den üblichen Lügnern, die Geld mit Protesten gegen Corona-Maßnahmen kassieren. Sondern von eigentlich seriösen, „Mainstream“-Medien. DANN muss es doch stimmen, oder?

Nein, denn hier handelt es sich um das mediale Äquivalent einer Massenkarambolage. Denn, süchtig nach Klicks, ist man hier vorgeprescht und hat sehr gefährliche Fake News verbreitet, deren Schaden wohl nicht mehr gut zu machen ist. Wenn es nur um Klicks ging, war es jedoch sehr erfolgreich: Die Artikel zählen laut 10000flies zu den meistgeteilten des gestrigen Tages.

Sezieren wir diese mediale Katastrophe einmal

Was ist wirklich passiert? Ein 91-Jähriger mit mehreren schweren Vorerkrankungen ist in einem Altenheim in der Schweiz in Luzern an natürlichen Ursachen verstorben, wie die Schweizer Gesundheitsbehörde erklärt. Traurig, aber jetzt auch nicht wirklich etwas Ungewöhnliches. Das „Problem“: Zufällig erhielt der Mann fünf Tage zuvor die neue Corona-Impfung von BioNTech. Die Schweizer Behörden erklären eindeutig, dass kein Zusammenhang mit der Impfung besteht. Der Mann hat sicher am Tag zuvor auch Frühstück gegessen; daraus zu schlussfolgern, dass das Frühstück ihn umgebracht hat, wäre genau so logisch. Dass Menschen in dem Alter sterben, ist ja wirklich nicht ungewöhnlich. Es ist statistisch also sehr wahrscheinlich, dass noch mehr Menschen zufällig kurz nach den Impfungen sterben,  ohne dass es einen Zusammenhang hat.

Natürlich hindert das die Ideolog:innen der Pandemie-Leugner:innen, die bis zu 1000 (!) Tote am Tag *durch* Corona einfach verharmlosen und leugnen können, nicht daran, diese zufällige Korrelation ohne Beweise zur felsenfesten Kausalität zu machen. So fing es mit einem Blogpost eines bekannten Corona-Verharmlosers an, der genau diese Korrelation zu einem Skandal aufbauschte und völlig zusammenhanglos über vermeintliche Risiken von Impfungen raunte. Sein Blogpost mitsamt Fake-News und irreführendem Framing („Erster Todesfall aufgrund der Covid-19-Impfung in der Schweiz“ – Es war nicht „aufgrund“, und „erster“ suggeriert, dass noch mehr folgen werden!) landete jedoch als Pressemitteilung auf pressetext.com, mitsamt allen irreführenden und suggestiven Spekulationen.

Medien schreiben Fake News, die sich als Pressemitteilung tarnt, einfach ab

Viele Medien haben nicht genug Personal und Zeit, um jede Meldung selbst ausführlich zu recherchieren, weshalb sie oft auf Agentur- und Pressemitteilungen zurückgreifen. Sie vertrauen darauf, dass es sich hierbei um seriöse Informationen handelt. Wenn diese Pressemitteilung jedoch von einem Publizisten produziert wird, der Corona verharmlost und sogar Verschwörungsmythen zwischen der Pandemie und 5G verbreitet hat, ist das definitiv nicht der Fall.

Neben den üblichen Verdächtigen der Verschwörungslügner saßen also auch ORF, Kurier und die Stuttgarter Zeitung dieser Ente auf und schrieben den Blödsinn einfach ab. Und suggerierten durch „bestätigt“, als sei es wirklich der Fall, was umso problematischer ist. Die Fake-Meldung vom ORF wurde entsprechend massiv unter den Pandemie-Leugner:innen geteilt:

Denn entgegen dem üblichen Geraune der Verschwörungsideolog:innen sind die „Mainstreammedien“ exakt nur so lange „Lügenpresse“, bis sie etwas veröffentlichen, das vermeintlich das eigene Weltbild bestätigt. Dann heißt es: „Seht ihr, sogar die Mainstream-Presse muss es zugeben!“ Nur dass diese Fake-Meldungen dann auch angemessen skeptische Menschen überzeugen können, was der größte Schaden an diesem Desaster ist.

Seriöse Medien veröffentlichen alle schnell Korrekturen

Dass der 91-Jährige wirklich an natürlichen Ursachen starb, das sagt nicht der Volksverpetzer, sondern exakt die Behörde, die zuvor angeblich den Zusammenhang zur Impfung „bestätigt“ haben soll. Diese hatte nämlich ursprünglich nur bestätigt, dass sie den Fall untersuchen werde. Die Ergebnisse, die Fake-News-Schleudern dir nicht erzählen, sind nämlich: „Weder die Krankengeschichte noch der akute Krankheitsverlauf legen einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen der Covid-19-Impfung und dem Tod nahe“, informierte Swissmedic. „Die zur Verfügung stehenden, umfassenden Angaben weisen auf die vorbestehenden Erkrankungen als natürliche Todesursache hin. Dies wurde auch so auf dem Totenschein vermerkt.“ (Quelle).

Den seriöseren Medien war das offenbar auch sehr peinlich. Auf Rückfrage erklärten uns die „Stuttgarter Nachrichten“, dass ihr extrem tendenziöser Artikel versehentlich „durch ein technisches Problems veröffentlicht worden“ sei. Bereits eine Stunde (!) nach Veröffentlichung hatten sie ihn wieder gelöscht. Er schaffte es trotzdem auf Platz 21 der meistgeteilten Artikel des Tages. Ihr könnt euch die Teil-Wut der Impfpanik-Verbreiter:innen vorstellen. Die Fake-News-Seiten teilten danach einfach nur den Screenshot der Überschrift. Was keiner teilte? Die Richtigstellung der „Stuttgarter Zeitung“:

Auch der ORF veröffentlichte eine Richtigstellung:

Doch natürlich klickt und teilt diese fast gar niemand:

Das hat „der Kurier“ viel besser gemacht: Klickt man dort auf die Fake-Meldung, wird man jetzt direkt zur Richtigstellung weitergeleitet:

Natürlich haben das viele Medien ähnlich verbockt:

Der große Schaden, der angerichtet wurde

Vor Fake News sind nicht nur die Nutzer:innen in den Kommentarspalten sicher. Sondern, wie man sieht, auch die „großen“ und seriösen Medien. Bei letzteren ist der Schaden, den derartige, oft auch schlampig formulierte Überschriften verursachen, entsprechend größer. Denn diesen Medien wird mehr vertraut, auch darauf, dass die Überschriften und Texte auch belastbar sind. Auch wenn es rein logisch gesehen absurd ist, dass täglich tausende Tote durch Corona und eine Übersterblichkeit im November von 11% (Quelle) zur unbeachteten Ticker-Meldung werden, aber ein zufälliger, natürlicher Tod eines 91-jährigen nach fast 5 Millionen Impfungen weltweit zum großen Skandal inszeniert wird, so ist der Schaden groß. Impfungen sind extrem sicher – nicht garantiert ohne Folgen, aber sicherer als die Krankheit in jedem Fall. Mehr dazu:

Molekularbiologe zerlegt Mythen über die Langzeitfolgen (der Corona-Impfung)

Wie man mit emotionalen Geschichten über Fakten täuscht

Dass durch irreführende Einzelfälle jedoch die viel besseren Geschichten erzählt werden, mit denen Menschen völlig irrationale Ängste gemacht werden können, könnte unserem Kampf gegen das Virus enorm schaden. Viele Menschen werden trotz der Richtigstellungen (die sie eh nicht sehen werden), jetzt fest glauben, dass jemand WEGEN einer Impfung gestorben sei. Und sich deswegen vielleicht nicht impfen lassen. Fehler kann man machen; dass Medien ihre Fake-Artikel löschen ist gut, dass sie Weiterleitungen zu den Richtigstellungen einrichten umso besser. Der ORF ist hier das größte Problemkind, da ihr ihr Artikel zum Zeitpunkt unserer Recherche immer noch unverändert mit dem Blödsinn online ist und nicht einmal einen Hinweis erhält! ORF, zeigt ein wenig journalistische Standards!

Natürlich gibt es auch nichtklassische Fake-News-Schleudern, wie der „Nordkurier“, die die Fake-Meldung zwar auch verbreitet haben und zwar auch eine neue Meldung mit Richtigstellung veröffentlicht haben, aber noch bei der Richtigstellung unter „Mehr lesen“ veröffentlichen auf die ursprüngliche Fake-Meldung verweisen. Der „Nordkurier“ steht allerdings länger in der Kritik, bewusst irreführende Meldungen zu bringen, um von Rassisten und Pandemie-Leugnern Klicks zu bekommen, indem deren Narrative bedient werden (mehr dazu).

Bombardement mit Fake News

Es ist längst keine Neuigkeit mehr: Fake-Geschichten mit Schutzsuchenden waren früher die Klick-Minen, jetzt sind es Grusel-Geschichten über Impfungen. Sie bringen Klicks und viel Reichweite, wie „Querdenker und Co“ ausreichend demonstriert haben. Sie haben sogar enorm viel Geld herausschlagen können und in die eigenen Taschen stecken können durch das systematische Verbreiten von Corona-Verharmlosung, bewusst irreführenden Meldungen und Lügen:

„Der Goldene Aluhut“ verklagt Ballweg nach riesigem Querdenken-Eigentor

Richtigstellungen mögen nicht so „sexy“ sein und diese ganze Affäre mit einem 91-jährigen, in der Schweiz verstorbenem Altenheimbewohner mit Vorerkrankungen ist eigentlich überhaupt gar keine Meldung. Aber sie sind die wahren Geschichten. Und wir müssen uns des Schadens bewusst sein, den auch nur missverständliche Überschriften auslösen können. „Toter nach Corona-Impfung“ ist technisch gesehen ja nicht falsch, das wäre aber „Toter nach Altenheimaufenthalt“ auch nicht. Wir wissen aber alle, was die meisten Menschen darunter verstehen werden.

Fazit

Es ist natürlich müßig, bei den Verschwörungsideolog:innen auf Erkenntnisse zu hoffen, die auch diese Richtigstellungen und alle Fakten ignorieren werden. Aber diese Fake-Meldung sollte allen zeigen, dass ihre ganzen Verschwörungslügen nicht wahr sein können. Wäre wirklich etwas dran daran, dass alle Corona-Toten Fake sind, dass die ganze Pandemie erfunden wäre, dass Drosten Doktorarbeit gefälscht sei (mehr dazu) – wenn es nur einen Beweis gäbe, meint ihr, die „großen“ Medien würden nicht darüber berichten? Sie haben es hier gemacht, als sie geglaubt haben, die Fakten wären da. Sie wollen diese Geschichten. Das sie sie nicht bringen, liegt nicht daran, dass sie „gekauft“ wären. Sie bringen sie nicht, weil sie nicht wahr sind und sie ernst genommen werden wollen. Sie würden viel Geld mit derartigen Enthüllungen verdienen. Die „Querdenker“ machen es ja vor. Wenn auch wohl nicht mehr lange:

Falsche Atteste & Impf-Lügen: Schwindel-Arzt Schiffmann soll Zulassung verlieren

Artikelbild: file404


Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI: