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Statistisches Bundesamt: Suizide 2020 auf dem zweitniedrigsten Stand seit 1980

von | Dez 9, 2021 | Analyse

Suizidrate 2020 auf niedrigem Niveau

Triggerwarnung Suizid

Das Statistische Bundesamt hat neue Zahlen veröffentlicht. Im Kontext der Todesursachen 2020 zeigen aktuelle Zahlen, dass in Deutschland 9.206 Personen durch Suizid starben. Rund 75 % der Selbsttötungen wurden von Männern begangen. Die Zahl der Suizide geht zum Glück seit Jahren zurück, seit 1980 hat damit 2020 den zweitniedrigsten Wert. Nur 2019 gab es weniger Selbsttötungen (9.041 Suizide), erklärt das Statistische Bundesamt in seiner Pressekonferenz.

Unklar ist allerdings, ob es auch keinen Anstieg von psychischen Krankheiten gab. Zwar sind die Einweisungen in stationäre psychiatrische Einrichtungen nicht gestiegen, aber das kann auch ein Pandemie-Effekt sein (Quelle). Eine kürzlich veröffentlichte Studie in Nature, die anhand der Anrufe von Hotlines aus neun Ländern den Effekt der Pandemie und Lockdowns untersucht hat, kommt zu dem Schluss:

„Der Anstieg war vor allem auf Angst (einschließlich der Angst vor Ansteckung), Einsamkeit und später während der Pandemie auf die Sorge um die körperliche Gesundheit zurückzuführen. Beziehungsprobleme, wirtschaftliche Probleme, Gewalt und Selbstmordgedanken waren dagegen weniger verbreitet als vor der Pandemie. Dieses Muster war sowohl bei der ersten Welle als auch bei den nachfolgenden COVID-19-Wellen zu beobachten. Probleme, die direkt mit der Pandemie zusammenhängen, scheinen also die zugrundeliegenden Ängste eher ersetzt als verschlimmert zu haben.

In Abhängigkeit von den Infektionsraten nahmen die Selbstmordanrufe zu, wenn die Eindämmungsmaßnahmen strenger wurden, und gingen zurück, wenn die Einkommensunterstützung verlängert wurde. Dies deutet darauf hin, dass finanzielle Erleichterungen die durch Abriegelungsmaßnahmen ausgelösten Ängste lindern können, und veranschaulicht die Erkenntnisse, die sich aus der statistischen Analyse von Helpline-Daten gewinnen lassen.“

Pandemie-Leugner verbreiteten Fake News über gestiegene Suizidraten durch Lockdown

Mehrere Desinformations-Seiten von Verschwörungsideolog:innen und Rechtspopulist:innen und -extremist:innen haben in den vergangenen Monaten Fake News verbreitet. Falsche und irreführende Meldungen zu vermeintlich extrem gestiegenen Suizidraten hatten Ablehnung gegenüber Corona-Maßnahmen schüren sollen. „Suizide in Berlin steigen im ersten Quartal drastisch“ titelten unseriöse Seiten oder auch noch irreführender: „Dank Merkels Lockdown: Selbstmordrate steigt um 300 Prozent“.

In dem konkreten Fall handelte es sich um unbelegte Behauptungen, die auf Notrufe wegen „suizidaler Vorfälle“ beruhen. Nach Correctiv-Recherchen haben jene Notrufe jedoch in besagtem Zeitraum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar abgenommen. Um die Fake News zu konstruieren, wurden lediglich und ausschließlich „Todessprünge“ berücksichtigt – es gab in jenem Zeitraum sieben. Daraus konstruierte man extrem irreführende Berichte und Schlagzeilen, die nicht die Realität abbildeten (Quelle).

Auch ein viraler Kettenbrief behauptete noch im November 2020, die Rate der Suizide sei gestiegen. Das war selbstverständlich unbelegt und erfunden (Quelle). Das Statistische Bundesamt widerlegt nun mit aktuellen Zahlen einen weiteren Stützpfeiler der fiktiven Narrative der „Querdenker:innen“.

Weitere Fakten des Statistischen Bundesamtes:

Statistische Bundesamt belegt endgültig: Übersterblichkeit im ersten Pandemiejahr

HILFE BEI SUIZIDALEN GEDANKEN:

Wer bei sich oder anderen suizidale Gedanken festgestellt: Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch gibt es Online hier Beratung auf der Seite der Telefonseelsorge.

Artikelbild: Jo Panuwat D

Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI.