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Ruthe zu #Schweinefleisch: Zu meiner Einschulung waren in meiner Schultüte eine Dose Würstchen

von | Jul 24, 2019 | Aktuelles, Gastkommentar, Kommentar, Umwelt/Klima

Wirklich wahr:

Zu meiner Einschulung hatte ich in meiner Schultüte keine Süßigkeiten. Nein, in meiner Tüte befand sich eine Dose Wiener Würstchen. Das war nicht die Idee meiner Eltern – sondern mein ausdrücklicher Wunsch. Ich stand einfach nicht so sehr auf Schokolade und Kekse. Stattdessen liebte (und liebe) ich es deftig. Bis heute. Mit dem Unterschied, dass ich mittlerweile seit sieben Jahren kein Fleisch mehr gegessen habe.

Wenn euch interessiert, warum ich das erzähle und wenn ihr zu diesem Thema mehr beizutragen habt als zynisch-idiotische Phrasen à la „darauf ein Steak“ und „Menschen sind Fleischfresser, Punkt“, seid ihr herzlich eingeladen, ab hier weiter zu lesen und zu kommentieren. Allen anderen empfehle ich, die Lektüre nun zu beenden und wünsche einen schönen Tag!☀️



Die Schweinefleisch-Diskussion

Ich möchte die aktuelle „Schweinefleisch“-Diskussion nutzen, um mal wieder zu erwähnen, wie einfach es ist, vegetarisch zu leben. Meine Einleitung vermittelt hoffentlich deutlich, wie sehr ich den Geschmack von Fleisch einmal geliebt habe. Für mich gab es als Kind nichts großartigeres, als den Duft von Mamas Frikadellen oder wenn Papa marinierte Steaks auf den Grill legte. Hier schreibt also jemand, der mit allen mitfühlen kann, die denken, der Absprung vom Fleischessen sei schwer. Ist er nicht.

Dazu möchte ich sagen, dass ich mindestens die letzen 20 Jahre (von denen ich 13 Jahre lang noch Fleisch aß) immer nachvollziehen konnte, wenn Leute vegetarisch lebten. Ich mag Tiere und ein Ferkel ist nicht dümmer oder weniger niedlich als ein Jack Russell Terrier. Dazu war auch in den 90ern schon bekannt, welche riesige Mengen Waldfläche ruiniert werden, um Futter für Rinder anzubauen. Übrigens wird der von Veggie-Skeptikern viel zitierte Soja-Anbau in erster Linie zur Futtergewinnung für die Tierzucht betrieben.

Ich werde hier nicht versuchen, auf Leute einzureden, die es pauschal für Unsinn halten, kein Fleisch zu essen. Die Zeit ist mir für beide Seiten zu schade. Wer die letzten 10 Jahre nicht unter einer Schlachtplatte gelebt hat, weiß, dass es nicht nur für einen selbst gesünder ist, es hilft auch unserem Planeten 

Kein Fleisch essen um das klima zu retten

Im Zuge hetzerischer Kampagnen wie jetzt gegen die zwei (!) Kitas, die kein Schweinefleisch mehr anbieten und angesichts der Frage, was wir alle täglich machen können, um gegen den Klimawandel zu arbeiten, muss man einfach feststellen: kein Fleisch mehr zu essen ist der simpelste Schritt für jede und jeden von uns, um einige Situationen auf diesem Planeten zu verbessern.

Dass unser Gehirn die Größe entwickeln konnte, Gedankengänge wie diesen zu realisieren, ist nur möglich, weil der Mensch irgendwann begonnen hat, Fleisch zu essen. Das ist mir klar. Und jetzt sind wir nun mal so schlau, erfassen zu können, dass der Zeitpunkt gekommen ist, damit am besten aufzuhören. Denn wir wissen, dass es anders möglich ist.

Mir geht es hier nicht um moralische Überlegenheit

Bei meiner persönlichen Entscheidung, ob ich jemanden mag, spielt es absolut keine Rolle, ob jemand Hackbraten isst oder nicht. Einige meiner besten Freunde essen nach wie vor Fleisch. Ich bin nicht besser, weil ich mir Hafermilch aufs Müsli kippe – mit Sicherheit gibt es hunderttausende von Menschen, die mittags gerne Schnitzel essen und trotzdem täglich viel mehr für die Gesellschaft leisten als ich. Das ist alles nicht mein Punkt.

Mir geht es drum, denen Mut zu zusprechen, die sowieso auf der Kippe zum Vegetarismus sind und denken, sie könnten das nicht durchhalten. Doch, könnt ihr! Wenn ihr auch nur drüber nachdenkt, seid ihr auch in der Lage dazu. Es ist extrem einfach, es schmeckt extrem lecker (auch deftig) und es macht pappsatt. Ob mit oder ohne Fleischersatz-Produkten, das ist erstmal Wurscht (!) und jeder sollte es für sich selbst herausfinden.

Probiert aus, traut euch ran, und wenn ihr wollt, nehmt doch nächstes mal morgens um 4 Uhr die Falafelrolle, statt dem Döner. Der schmeckt genau so geil und beugt ebenfalls einem Kater vor. Wenn ein inkonsequenter Lappen wie ich es geschafft hat, auf sein geliebtes Fleisch zu verzichten, könnt ihr das schon lange. #veggiewürstchenforschultüte

Niemand nimmt eine entscheidung weg

Text: Ralph Ruthe (Hier auf Facebook), Artikelbild: pixabay.com, CC0