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90% bestehen Deutschkurse – Wie deutsche Medien Zuwanderer negativ darstellen

von | Mai 20, 2018 | Aktuelles

Die meisten Medien berichten, jeder zweite Zuwanderer würde den Deutschtest des Integrationskurses nicht bestehen – Doch das ist sehr irreführend. Das hat das Bundesministerium für Integration und Flüchtlinge nämlich gar nicht so gesagt.

Die Meldung, dass „jeder zweite Zuwanderer den Deutschtest nicht besteht“ oder daraus sogar gar Aussagen über den Erfolg von Integration abgeleitet werden können, ist falsch. Der Großteil Deutscher Medien verbreitet eine Meldung, die deren Quelle, das Bundesministerium für Integration und Flüchtlinge (BAMF), so gar nicht gesagt hat.

Das BAMF hat zum Erfolg von Deutschtest geschrieben:

„2017 schlossen 48,7 % der Teilnehmenden (…) den Deutsch-Test für Zuwanderer mit dem B1 Niveau ab (…). Das A2 Niveau erreichten 2017 40,8 % der Teilnehmenden (…)

Das heißt: Fast 90% aller TeilnehmerInnen hat Niveau A2 oder B1 erreicht!

Die DPA-Meldung, auf die sich alle Zeitungen berufen, hat aus der Tatsache, dass 48,7 das Niveau B1 erreicht haben, den Frame gebastelt, dass der Rest in den „Integrationskursen scheitere“ – Doch das steht nirgendwo! Wer A2 beherrscht, das Sprachniveau direkt unter B1, kann ja immer noch Deutsch auf diesem Niveau. Den Sprachkurs ist schließlich aufbauend strukturiert – KursteilnehmerInnen besuchen üblicherweise anschließend den nächsten Kurs.

Die deutsche Presse lässt somit einen irreführenden Eindruck über Zuwanderer und Asylbewerber im Speziellen entstehen, der so nicht den Tatsachen entspricht. So kann man ein andere Bild zeichnen, ohne zu Lügen. Dieses Framing könnte damit zusammenhängen, dass Medien größere Auflagen erreichen, wenn sie negativ über Flüchtende berichten, wie Studien festgestellt haben.

Außerdem: Während natürlich ein Großteil der Kursteilnehmer Flüchtende aus Syrien, Irak und Afghanistan ist, so sind darunter auch EU-Ausländer und andere, die zu den Zuwanderern zählen. Eine Aussage über das Integrationsverhalten oder Deutschkenntnisse von Flüchtenden zu treffen ist dadurch auch nicht legitim.