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Die 15 häufigsten Argumente von Klimawandelleugnern – Bullshitbingo

von | Aug 14, 2019 | Aktuelles, Analyse, Umwelt/Klima

Bullshitbingo

Der menschengemachte Klimawandel ist real und auch wir in Deutschland müssen dringend etwas dagegen tun. Diese Tatsache wollen so einige aber nicht wahrhaben und bedienen sich vieler Argumente, die wir alle schon unzählige Male gehört haben. Mit diesem Bullshitbingo könnt ihr die immer gleichen und falschen Aussagen abarbeiten, bis ihr gewonnen habt. Und mit diesem Artikel die Erwiderungen zu den jeweiligen Argumenten gleich mitliefern.



1. Es ist gar nicht wärmer geworden!

Unzählige Messungen und Studien belegen, dass die Durchschnittstemperatur immer weiter ansteigt:

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Hier die Erwärmung in den Ozeanen.

Link

Die letzten fünf Jahre sind alle in Deutschland die Jahre mit den höchsten Durchschnittstemperaturen gewesen:

Statistik: Jahre mit der höchsten Durchschnittstemperatur in Deutschland von 1881 bis 2018* (in Grad Celsius) | Statista
Grafik von Statista

Wir haben die Entwicklung für Deutschland hier noch einmal visualisiert:


Der grüne Kreis ist der Durchschnitt zwischen 1880 und 1900. Die Grafik visualisiert jeweils monatsweise positive und negative Abweichungen von diesem Wert. Die Farbe visualisiert den jährlichen Durchschnitt. Die ursprüngliche Idee für solche Visualisierungen hatte Ed Hawkins.

2. Das Wetter hat sich schon immer verändert

Ja, aber das Wetter ist nicht das Klima. Wetter beschreibt kurzfristige Schwankungen in der Atmosphäre, Klima die durchschnittliche Langzeitentwicklung. Siehe Punkt 1.

3. Heute war doch auch kalt!

Ja und? Es geht ja auch nicht um kalte Tage, denn, wie oben erklärt, um den Anstieg der Durchschnittstemperatur. Grundsätzlich führt der Klimawandel auch nicht überall gleichmäßig zu einem Temperaturanstieg, sondern auch zu stärkeren Wetterextremen.

4. 1975 hab es schon mal 40° Hitze!

Nein, gab es nicht. Zumindest nicht in Deutschland. Der BILD-Artikel, der das angeblich „belegen“ soll ist eine (ganz falsche) Wettervorhersage. Wie man mit Hilfe der Suchmaschine Wolfram Alpha herausfinden kann, lag die Temperatur an dem Tag bei maximal 34°C. Mehr dazu:

Nein, 1975 gab es keine Rekordhitze von 40°C!

5. Der Mensch hat keinen Einfluss darauf

Über 99% aller Klimaexperten, die auf diesem Gebiet forschen sind sich sicher, dass die Erwärmung nur durch den Menschen verursacht worden sein kann (Mehr dazu). Der Mensch ist definitiv für einen großen Teil des CO2 verantwortlich, das nicht wieder absorbiert wird und in der Atmosphäre „übrig“ bleibt. Denn von den Rekordwerten an CO2 mit 415 ppm ist der Mensch für 40% verantwortlich:

6. Die Sonne ist Schuld!

Als Beispiel für „alternative“ Möglichkeiten für die Ursache des Klimawandels wird oft die Sonne hergenommen. Während die Sonne natürlich einen Einfluss hat, so ist ihr Einfluss jedoch kleiner als der des Menschen. Nach einem Hoch von 1960 nimmt jedoch die von der Sonne kommende Energie wieder ab – aber die Erde erwärmt sich weiter.

Jährliche globale Mitteltemperatur und Zahl der Sonnenflecken (jeweils als laufendes 11-Jahres-Mittel); Quellen: Temperatur lt. Nasa GISS, Sonnenflecken lt. SIDC. via Klimafakten.de

7. So wenig CO2 ist doch irrelevant!

Einige behaupten, der Mensch sei nur für 4% des CO2 in der Atmosphäre verantwortlich (und Deutschland wiederum nur für einen Bruchteil davon), deshalb könne das gar keinen so großen Einfluss haben. Aber auch kleine Anteile können große Auswirkungen haben.

Die tödliche Dosis von Arsen für einen Menschen mit 100 kg Körpergewicht liegt bei etwa 140 mg. Das sind also etwa 0.00014% des Körpergewichtes. Wie man sieht, können auch sehr kleine Anteile eine große Auswirkung auf ein komplexes System haben. Auch ein „bisschen“ CO2 ist schon höchst relevant. Wegen des Treibhauseffektes. 

Der Treibhauseffekt funktioniert darüber, dass er Licht bestimmter Wellenlängen, welche vom Planeten zurückgestrahlt werden, wieder zurückwirft. Plump formuliert: Der „behält“ Teile der eingestrahlten Sonnenenergie zurück, die ansonsten wieder in den Weltraum gestrahlt worden wären. Und CO2 (und andere) sorgen dafür, dass mehr Wärme auf der Erde bleibt. Klimaerwärmung eben.

NASA, translated by IqRS, redrawn by Christoph S.

Und die Sonne strahlt *sehr viel* Energie am Tag auf die Erde. Das Bild illustriert das ganz gut: Von 341 W/m², die eingestrahlt werden, wird das allermeiste (fast alles!) wieder von der Erde abgegeben. Weniger als 0.5% der Energie verbleiben zunächst im Gesamtsystem des Planeten. Wenn ich nun von dieser riesigen eingestrahlten Energie nur ein kleines, kleines Stückchen da behalte, dann ist das aus unserer Sicht immer noch ziemlich viel. Wie oben beschrieben ist der Mensch aber für viel mehr des CO2 Gehalts verantwortlich, der sich in der Atmosphäre ansammelt.

8. Aber China/USA/Rest der Welt..!

Das Argument, Deutschland wolle alleine das Klima retten, geht am eigentlichen Punkt der Klimaschützer vorbei. Niemand  in Deutschland erwartet, dass wir mit unseren Gesetzesmaßnahmen die globale Erwärmung allein aufhalten können. Es geht um Verantwortung im internationalen Kontext. Jeder muss einen Anteil leisten. Deutschland hat zwar „nur“ 82 Millionen Einwohner und einen vergleichsweise geringen Anteil an den Gesamtausstößen – Deutschland ist aber auch eine wirtschaftliche Weltmacht.

Wie sollte man andere Länder überzeugen, etwas zu unternehmen, wenn man das selbst nicht tut? Man würde uns Heuchelei vorwerfen. Zu Recht. Überhaupt ist der Verweis auf Deutschlands Nichtigkeit nur ein Rechentrick: Wäre die Europäische Union eine statistische Einheit (Wie China oder Indien), wäre sie ein ganz erheblicher Player in dem Spiel. Und wir können Klimapolitik EU-weit regeln.

Außerdem ist es ebenfalls ein Trick, so zu tun, als würden nur die Emissionen von heute gelten. Historisch hat Deutschland einen viel größeren Anteil an den Emissionen. Und immer noch einen doppelt so hohen Pro-Kopf-Ausstoß wie der Weltdurchschnitt (Mehr dazu).

9. Ein bisschen wärmer wäre doch nicht schlimm

Das Klimasystem der Erde ist aus unserer (!) Sicht enorm empfindlich. Schon ein „klein“ wirkender Durchschnittsanstieg von – sagen wir – 2°C wäre für unsere Bedürfnisse als Menschen fatal. Und wir haben die Erde jetzt bereits um circa 1,1°C aufgeheizt! Der „natürliche“ Treibhauseffekt hat in der Tat „große“ Auswirkungen: Ohne ihn wäre die Durchschnittstemperatur auf dem Globus etwa bei Minus 18°C, also 35-40° kälter als jetzt (Mehr dazu).

Vor allem würde spätestens dann ein nicht aufzuhaltender Teufelskreis starten: Durch die hohen Temperaturen würde „automatisch“ mehr CO2 freigesetzt werden und der Treibhauseffekt würde sich verselbstständigen und alles noch viel schlimmer machen. Es würde also nicht nur bei den 2°C bleiben. Und das 1° führt jetzt bereits zu Problemen. Deshalb will das Pariser Klimaabkommen den Anstieg ja auf 1,5°C begrenzen.

Um die Erderwärmung mit hoher Wahrscheinlichkeit auf 1.5 Grad zu begrenzen, darf nur noch eine ganz bestimmte Menge CO2 in die Atmosphäre gelangen. Rechnet man auf diese Menge drauf, was wir bisher in die Luft gepustet haben, dann ergibt sich daraus ein Gesamtbudget für die Menschheit. Man kann dann auch ausrechnen, wie viel welches Land sich aus diesem Budget „genommen“ hat. Im Fall von Deutschland stellt man fest, dass wir uns relativ zur Bevölkerung ziemlich ausgiebig am Budget bedient haben – ein Vielfaches mehr als der Rest der Welt. 

Auch stellt man sehr schnell fest, dass unser Budget sehr bald aufgebraucht ist. Nur noch 9 Jahre haben wir beim aktuellen Tempo übrig, danach schreiben wir rote Zahlen. Wir müssen jetzt dringend etwas tun. 

10. Pflanzen brauchen doch CO2!

Prinzipiell stimmt es, Pflanzen benötigen CO2 für die Photosynthese. ABER: Die Aussage „mehr CO2 = besseres Pflanzenwachstum“ ist eine Milchmädchenrechnung, die auf lange Sicht nicht aufgehen kann. Denn die Pflanze bleibt nicht allein durch CO2 am Leben. Die Pflanze braucht auch gewisse Nährstoffe zum Wachsen und nur wenn diese im gleichen Maße zunehmen würden wie der CO2-Gehalt, würden Pflanzen auch wirklich spürbar schneller oder größer wachsen.

Der Effekt ist im Gegenteil sogar umgekehrt. Durch das Wirken von CO2 in der Atmosphäre werden mittel- bis langfristig größere Wetterextreme entstehen, also lange Dürren und heftige Unwetter mit Regengüssen. Die Pflanzen brauchen aber regelmäßig ausgewogene Regenfälle und abwechselnd dazu die Lichtenergie der Sonne. Wochenlange Dürre mit plötzlichem, wenige Stunden andauernden Sturzregen hilft keiner Pflanze.

Das stimmt zwar also auf den ersten Blick, doch wir haben ja genauso gelernt, dass Pflanzen auch Wasser und Mineralstoffe brauchen. Und wenn es immer weniger regnet, kann die Pflanze beides immer schwerer aufnehmen und verdorrt. Dann hilft auch viel CO2 nichts mehr, denn die Pflanze braucht, wie jedes Lebewesen, eine halbwegs ausgeglichene Zufuhr mehrerer Stoffe.

11. Die Gletscher wachsen doch!

Um nicht ein Riesenfass aufzumachen, nur kurz: Im Schnitt schmelzen die Gletscher mehr als sie wachsen. Sehr viel mehr. Und die meisten Gletscher schmelzen. Und temporäres Wachstum (völlig normal) von einzelnen Gletschern ersetzt nie die Verluste. Erst Recht, wenn man einen größeren Zeitraum betrachtet als nur ein paar Monate. Und auch wenn einige Schwurbel-Artikel etwas anderes suggerieren: Ja, auch Gletscher sind geschmolzen, die einen Winter lang ein klein wenig nachwachsen. Die Gewässer Alaskas sind vor wenigen Tagen so früh wie nie zuvor völlig eisfrei gewesen (Quelle).

12. Ihr lasst euch verarschen!

Der menschengemachten ist von tausenden Leuten mit zehntausenden Studien belegt worden. Geleugnet wird er hingegen von Lobbyorganisationen. Deren Ziel ist es, mit verzerrten Darstellungen und Streuen von Zweifeln die Energiewende zu verlangsamen. In Deutschland gibt es dazu beispielsweise die INSM, die mit einem Jahresbudget von mehreren Millionen Euro und über den Mitgliedsverband u.a. von VW, Daimler und BMW finanziert, Gegenkampagnen gegen Klimaschutzbemühungen durch das Streuen solcher Argumente behindert. Mehr dazu.

13. Das kostet Arbeitsplätze

Wisst ihr, was noch Arbeitsplätze kosten wird? Der Klimawandel. Und zwar weitaus mehr als die Energiewende. Ein Abwenden von Kohle kann in Deutschland zwar 20.000 Arbeitsplätze kosten, aber in der Industrie der Erneuerbaren Energien gibt es zigmal mehr. Durch fehlende Unterstützung sind allein in Photovoltaik in den letzten Jahren 80.000 Arbeitsplätze verloren gegangen, während in der Kohle trotz 200 Milliarden € EU-Subventionen die seit der Wende ebenfalls so viele verloren gegangen sind (Quelle). Solche Jobs sind ohnehin am Aussterben, besser wäre es, wenn wir dafür neue Arbeitsplatze mit klimaneutralen Energien schaffen.

14. Klimaschützer fahren auch Auto!

Und einige fliegen auch Flugzeug oder essen Fleisch. Bei jedem Aktivisten werden wir etwas finden, denn wir sind alle Menschen und können nicht nicht Emissionen verursachen. Irgendwas hat jeder von uns mal gemacht oder macht es immer noch. Das ist ja das Problem. Es ist nicht möglich, es anders zu tun. Nach der Logik dürfte niemand etwas unternehmen. So kann man durchaus sich der Heuchelei schuldig machen, aber in unserer Gesellschaft ist man immer irgendwie für Emissionen verantwortlich, wenn man ein normales Leben führen möchte.

Es ist auch nicht die Verantwortung des Einzelnen, wir sollen nicht alle wieder in Höhlen wohnen. Wir müssen als Gesellschaft unsere Energiegewinnung, Verkehr und vor allem Landwirtschaft klimaneutral und -positiv umgestalten. Es sind systemische Probleme. Vorwürfe der Heuchelei sind sinnlos und kontraproduktiv.

15. Ihr wollt alles verbieten!

Während es richtig ist, dass Autofahren, Flugzeug fliegen und vor allem Lebensmittel wie Fleisch, Milch und Butter enorme Klimasünder sind, werden Verbote nicht notwendig, wenn wir erst einmal viel weniger davon konsumieren. Wenn über eine CO2-Steuer der reale Preis der Emissionen auf Billigfleisch mit eingerechnet wird, würden sich klimafreundliche Alternativen besser durchsetzen, wenn Subventionen für die Massentierhaltung und den Flugverkehr und fossile Energieträger gestrichen werden werden diese auch weniger produziert werden und darüber hinaus noch Steuergelder frei werden, mit denen man ärmere Haushalte unterstützen könnte. Zu Verboten muss es erst kommen, wenn wir einfach immer so weitermachen wie bisher.

Artikelbild: Volksverpetzer

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