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„Die Umwelt interessiert mich einen Dreck“: Ryanair-Chef bestreitet Klimakrise

von | Jul 7, 2022 | Aktuelles

Ryanair-Chef bestreitet Klimakrise

Die Klimakrise ist in vollem Gange, die Erde erwärmt sich – seit 1980 steigt die globale Temperatur beinahe stetig an (Quelle). Wenn es so weiter geht wie bisher, prognostizieren Expert:innen bis 2050 einen Temperaturanstieg von zwei bis vier Grad Celsius (Quelle). Diese Erhöhung würde mit Wetterextremen, Hunger und Wasserknappheit einhergehen. Viele Regionen der Erde wären dann für Menschen nicht weiter bewohnbar (Quelle). Das ist der inzwischen unumstrittene Konsens der Wissenschaft. Doch Ryanair-Chef Michael O’Leary möchte das nicht wahrhaben. Und behauptete einfach, die Temperatur stiege gar nicht an – das wäre nur eine Lüge der ‚Umweltlobby‘ (Quelle).

Green-Washing bei Ryanair: „Die Fluggesellschaft mit den niedrigsten CO2-Emissionen“

Bei Ryanair liegt momentan einiges im Argen: Zuerst verhängte ein Gericht auf Mallorca ein Bußgeld gegen die Billig-Airline, weil diese eine unverhältnismäßig hohe Gebühr für eine Namensänderung auf dem Ticket verlangte (Quelle). Und nun hat der Begleitservice von Ryanair auch noch versäumt, sich um eine Frau mit Sehbehinderung zu kümmern – sie verpasste daraufhin ihren Flug (Quelle). Zudem verändert die Fluggesellschaft einfach die Ankunftszeiten, wenn es zu Verspätungen kommt, vermeintlich um keine Entschädigungszahlungen leisten zu müssen (Quelle). Allem Ärger zum Trotz: Ryanair-Chef Michael o’Leary möchte die Preise der Billig-Airline erhöhen. Denn er ist der Meinung, fliegen sei zu billig geworden (Quelle). Aber dabei geht es ihm nicht etwa darum, seinen Teil im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Schon vor vielen Jahren machte O’Leary klar: Umweltschutz ist ihm egal. Wörtlich: „Interessiert mich einen Dreck“ (Quelle).

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte der Ire schon 2011: „Den Klimawandel kann ich nicht bestreiten, aber es ist bezeichnend, dass die Umweltlobby nicht mehr von Erwärmung, sondern von Wandel spricht. Die Welt ist in den letzten zehn Jahren nicht wärmer geworden.“ (Quelle) Und weiter: „Die Umwelt interessiert mich einen Dreck.“ 2019 äußerte er sich dann folgendermaßen zum Emissionshandel: „Der ETS ist ein schlechter Scherz. […] Der Flugverkehr verursacht nur zwei Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes.“ (Quelle)

Doch ganz unwichtig war ihm das Image von Ryanair im Hinblick auf die Umweltschutzbemühungen dann doch nicht. Nachdem er 2011 noch sagte „Jede Firma, die eine Umweltstrategie verfolgt, verarscht die Leute nur“, rühmte sich die Airline 2020 plötzlich als „Fluggesellschaft mit den niedrigsten CO2-Emissionen aller größeren Airlines“. Doch damit kam O’Leary nicht weit – die britische Werbeaufsicht verbot ihm den Slogan, da er nicht ausreichend belegt sei (Quelle).

Fliegen schadet der Umwelt gleich mehrfach

In einem Punkt hat O’Leary tatsächlich Recht: Der Luftverkehr macht lediglich etwa zwei bis drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus (Quelle). Aber CO2-Werte sind bei weitem nicht alles, was im Kampf gegen den Klimawandel zählt. Neben den CO2-Emissionen schaden Flugzeuge der Umwelt insbesondere auch mit Stickoxiden und Wasserdampf, die sich laut dem Weltklimarat noch stärker auf das Klima auswirken können. Denn sowohl die Stickoxide als auch der Wasserdampf schaden der Ozonschicht (Quelle, Quelle). Es ist also ein wenig komplexer, als Ryanair sich das mit seinen vermeintlich „niedrigsten CO2-Emissionen“ vorstellt.

Zudem entpuppt sich O’Leary mit seinen Fake News als weitaus klimaschädlicher. Zu erzählen, die Erde hätte sich in den letzten Jahren nicht erwärmt, ist schlicht wissenschaftsfeindlich und unverantwortlich. Allein die Temperaturextreme, die sich seit dem Jahr 2000 häufen, weisen auf eine langfristige Klimaänderung hin (Quelle). Und der Blick auf einen einfachen Graphen mit der Durchschnittstemperatur der letzten Jahre schenkt noch mehr Klarheit: Die Erde erwärmt sich stetig.

„Das unverantwortliche Gesicht des Kapitalismus“ macht munter weiter

Und mit billigen Flügen forciert Ryanair das – denn je günstiger die Flüge, desto eher schlagen Reisende zu. Der Umweltökonom Brockhagen ist sich sogar sicher: „Aus Klimasicht müssten Billig-Airlines verboten sein.“ (Quelle). Michael O’Leary gilt mit seinem Unternehmen Ryanair als europäischer Wegbereiter des Billigflugs. Auch heute wendet er sich lediglich gegen die günstigen Preise, weil sich diese mit steigenden Öl-Kosten nicht mehr rentieren (Quelle). Der ehemalige britische Umweltminister Ian Pearson warnte bereits 2007 vor O‘Leary und nannte Ryanair das „unverantwortliche Gesicht des Kapitalismus“ (Quelle). Seither scheint sich nicht viel verändert zu haben – Hauptsache der Gewinn stimmt.

Artikelbild: shutterstock.com katatonia82

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