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AfD hetzt zu früh: Deutscher tötet 15-jährigen mit irakischer Herkunft in Celle

von | Apr 8, 2020 | Aktuelles, Kommentar

Tötungsdelikt in Celle

Ein 15-jähriger Junge ist am Dienstagabend in der Bahnhofsstraße in Celle erstochen worden. Nach Angaben der Polizei sei der Junge irakischer Herkunft auf seinem Fahrrad unterwegs gewesen und unvermittelt von einem 29-jährigen Deutschen angegriffen und erstochen worden. Das Opfer mit Fluchterfahrung verstarb später im Krankenhaus. Der mutmaßliche Täter wurde von Zeug*innen festgehalten, bis die Polizei eintraf und ihn wegen Verdacht des Totschlags vorläufig festnahm. Die Hintergründe der Tat sind bisher unklar (Quelle).

So tragisch der Vorfall von Celle auch ist, politisch ist er (noch) nicht, sofern die Tat nicht aus rassistischen Motiven geschehen ist. Die Konstellation und die Umstände lassen diese Möglichkeit zu. Aber zum Motiv gibt es noch keinerlei Anhaltspunkte, der 29-Jährige hat bisher geschwiegen. Er soll aber „verwirrt“ gewirkt haben, so die Polizei. Doch auf diesen menschlichen Grundsatz pfeift die AfD seit Jahren und hetzt aufs Widerlichste: In jedem Kontext, in welchem die Rollen vertauscht sind, schlachtet die AfD das politisch aus, um Rassismus zu schüren. Dabei reicht es schon, wenn ein Tatverdächtiger „dunkelhäutig“ ist oder „südländisch“ aussieht.

Eine Erwähnung, dass ein Tatverdächtiger ( =/ Täter!) etwa einen „nicht deutsch klingenden“ Vornamen hat, nicht die deutsche Staatsbürgerschaft oder keinen Arierausw-äh, Migrationshintergrund, reicht auch aus. Es geht nicht um Rechtstaatlichkeit oder „Grenzkontrollen“, wenn die AfD den Fall aus Augsburg ausschlachtet, um gegen „Schutzsuchende“ und „2015“ zu hetzen, wenn es beim Tatverdächtigen um einen in Augsburg geborenen Augsburger geht.

Und anders herum? Da hetzt die AfD auch

Es gibt keinen Zweifel daran, dass das keine „Kritik an Einwanderungspolitik“ ist, oder an der Flüchtlingspolitik. Da belügt sich die zutiefst rassistische Partei selbst. Die AfD hat durch selektive Berichterstattung und Skandalisierung nicht-politischer Straftaten ihre ganze, rassistische und rechtsextreme Politik gebastelt. Garnieren tut sie die Tatsache, dass Deutschland zum dritten Mal hintereinander so sicher ist wie noch nie (mehr dazu) mit absurden Verschwörungsmythen.

Wenn eine zufällige Meldung nicht die Nationalität des Tatverdächtigen nennt (was der Normalfall ist!) spekuliert sie einfach darüber, dass es ein „Dunkelhäutiger“ gewesen sein müsse. Somit wird die rassistische Annahme gleichzeitig der Beweis für die rassistische Einstellung. Die irre Zirkellogik der teilweise vom Verfassungsschutz überwachten Hetz-Partei. Vorfälle wie in Celle passen nicht in das Muster der Instrumentalisierung der AfD möchte man meinen: Ein rassistisches Motiv ist wohl viel wahrscheinlicher.

Doch die AfD wartet keine Fakten ab; Anstand und Moral hat sie ohnehin keine, sobald sie eine Möglichkeit sieht, vom Tod eines Schülers zu profitieren, wird sie ihn gnadenlos ausschlachten. Wie Aasgeier wird jede Tragödie für die Rassist*innen der AfD zum Schauspiel. So auch Celle: AfD-Politiker Nobis twitterte nach den ersten Meldungen zum tragischen Tod in Celle diese Widerlichkeit:

Tweet schnell wieder gelöscht

Der Fraktionsvorsitzende der AfD-Fraktion in Schleswig-Holstein hetzte umgehend. Und als sich später herausstellte, dass das Opfer Schutzsuchender und der Täter Deutscher war, löschte er wortlos seine Hetze wieder. Kein Wort der Entschuldigung, dass die AfD wie zum zehntausendsten Mal mit ihrer Hetze daneben lag, wird ignoriert, damit die schöne, rassistische Hetzwelt der Rechtsextremen von der Realität unberührt bleibt. Auf seiner Timeline hetzt er seit dem weiterhin gegen Schutzsuchende.

Besonders schmerzhaft, wenn es sich bei dem Tötungsdelikt aus Celle doch um ein rassistisches halten sollte. Wenn gar die rassistische Hetze der AfD, Hetze wie von Herrn Nobis, genau solche Taten angestachelt hat. Kein Wunder, dass die Zahl der rechtsextremistischen Straftaten 2019 weiter gewachsen ist (Quelle). Dass rechter Terror wie in Halle, Hanau und bei Lübcke ein immer brutaleres Ausmaß erreicht. Erschreckend, wenn viele der Dinge, die der Hanau-Attentäter glaubte, der Hetze der AfD gleicht (mehr dazu).

Diese Partei ist an Niedertracht nicht zu überbieten und wird zu Recht in großen Teilen vom Verfassungsschutz beobachtet. Ihre Methode ist altbekannt und führt offensichtlich zu Reflexen von AfD-Politiker*innen, die schamlos auch tragische Fälle wie in Celle instrumentalisieren. Zum Motiv werden wir hoffentlich in den nächsten Tagen mehr erfahren. Über die AfD wissen wir alles, was wir wissen müssen.



Artikelbild: Heiko Kueverling, shutterstock.com