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Paradox: Diese 7 Flüchtlinge und Migranten sind in der AfD

von | Aug 28, 2018 | Kommentar, Politik

AfD-Abgeordnete mit Migrationshintergrund

Es ist seltsam: Sie sind als Kinder selbst als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen oder sind hierher eingewandert. Jetzt sitzen sie für die AfD in den Parlamenten. Wir haben eine Liste mit sieben AfD-Abgeordneten zusammengestellt, die trotz ihres Migrationshintergrund gegen Flüchtlinge und Migration sind. Verstehen tun wir’s aber nicht.



PetR Bystron (Flüchtling aus der Tschechoslowakei)

Petr Bystron wuchs in der Tschechoslowakei auf. 1987 flohen seine Eltern mit ihm in die Bundesrepublik Deutschland und beantragten politisches Asyl. Er war Vorsitzender der AfD Bayern. Von März bis September (Einzug Bundestag, pol. Immunität) wurde er vom Bayerischen Verfassungsschutz beobachtet weil er „Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen aufzeige“.

Joana Cotar (Flüchtling aus RUMÄNIEN)

Joana Cotar floh mit ihrer Familie im Alter von fünf Jahren aus Rumänien nach Deutschland. Sie ist Ex-CDU Mitglied und war dort im Vorstand der CDU Mannheim-Schwetzingerstadt/Oststadt. 2013 Wechsel in die AfD. Dort war sie Co-Vorsitzende des hessischen Landesverbandes, aber Rücktritt im Juli 2014 wegen interner Streitigkeiten, da sie Abmahnungen ablehnte.

Anton Friesen (kasachische SSR, Spätaussiedler)

Er kam mit zehn Jahren als Spätaussiedler nach Deutschland und wuchs in Ostwestfalen auf. Er spendete unter anderem Geld an eine diakonische Tafel, die die Spende jedoch abgelehnt hat. Daraufhin beschimpfte der Rest der AfD die Sonneberger Diakonie. Des Weiteren war er u.a. Wahlbeobachter bei der russischen Präsidentenwahl, während die OSZE massive Unregelmäßigkeiten und fehlenden Wettbewerb kritisierte, habe Friesen selbst keine Unregelmäßigkeiten erkennen können.

Ebenfalls ist er Fake News affin. So berichtete er von einem Totalschaden seines Autos und postete ein fünf Jahre altes Stockphoto, obwohl sich später herausstellte, dass lediglich die Radmuttern gelöst waren. Die Einschätzung eines von der Staatsanwaltschaft beauftragten Gutachtens stellte fest, dass die Mängel für ein „selbständiges Lösen der Radbolzen“ sprechen können.

Markus Frohnmaier (aus einem rumänischen Kinderheim adoptiert)

Frohnmaier stammt aus Rumänien, nach eigenen Angaben lernte er nie seine Eltern kennen. Er wurde von einem deutschen Ehepaar adoptiert. Frohnmaier möchte gerne „bei allen Straftätern den Migrationshintergrund „bis in die dritte oder vierte Generation (…) ermitteln, damit die Kriminalstatistik die Realität wiedergibt“. Zusätzlich pflegt Frohnmaier europaweit Kontakte zu rechten Organisationen, damals noch in der Jungen Alternative, dort besonders nach Russland und zur österreichischen FPÖ-Jugend.

Marc Jongen (Mutter Italienerin, Vater Niederländer, Migrant)

Jongen wuchs in Südtirol auf und hat die italienische und niederländische Staatsbürgerschaft. 2011 wurde er in Deutschland eingebürgert. Er ist einer der zwei Landessprecher der AfD in Baden-Württemberg. Weiterhin ist er Vorstandsmitglied der rechtsnationalen Gustav-Stresemann-Stiftung. Er tritt auch gemeinsam mit Martin Sellner (Identitäre Bewegung) als Vortragender bei dem neurechten Institut für Staatspolitik auf.

Waldemar Herdt (kasachische SSR, Spätaussiedler)

Er wuchs als Angehöriger der russlanddeutschen Minderheit in der damaligen Sowjetrepublik Kasachstan auf. 1993 ist er mit seiner Familie nach Deutschland ausgewandert. Herdt begann seine politische Laufbahn in der Partei bibeltreuer Christen (u.a. als Bundesvorstand) und wechselte in die AfD. Er selbst beschäftigte im Bundestag den putintreuen Aktivisten Heinrich Grot. Dieser steht im Visier der Spionageabwehr des Bundesamts für Verfassungsschutz.

Paul Podolay (Migrant, Tschecheslowakei)

Podolay wuchs in der Tschechoslowakei auf und wanderte 1982 in die BRD aus. Außerdem war er Mitglied der CSU, ehe er 2015 zur AfD wechselte. Tritt politisch im Bundestag bislang nicht wirklich in Erscheinung.

Wie kann man als Flüchtling gegen Flüchtlinge sein?

Die AfD ist eine offen rechtsextreme Partei. Das heißt, sie will „stolz“ auf Deutschland im zweiten Weltkrieg sein, will de facto einen „Ariernachweis“ einführen und das Menschenrecht Asyl quasi wieder abschaffen. Dazu verwendet sie rassistische und fremdenfeindliche Sprache und macht pauschal Stimmung gegen Migranten jeglicher Art. Dass Menschen, die selbst Flucht- und Migrationserfahrung gemacht haben, jetzt diese Positionen vertreten ist äußerst seltsam.

Auffällig ist, dass es sich hierbei fast ausnahmslos um Menschen aus Osteuropa handelt. Wie können diese Menschen nun nicht das Leid der Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan nachvollziehen? Und wenn es keine Fluchterfahrung ist, den Wunsch nach einem besseren Leben in Deutschland? Es ist traurig und schade, dass diese PolitikerInnen hier diese Gelegenheit verpassen, Brücken zu bauen und stattdessen Mauern fordern.

Alle politischen Erfolge der AfD seit der Bundestagswahl

Text: Gordana Rammert, Thomas Laschyk. Artikelbild: pixabay.com, CC0