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Sexuelle Belästigung in Schwimmbädern: So täuscht die AfD Sachsen ihre Wähler über Straftaten

von | Jun 1, 2019 | Aktuelles, Analyse, Kommentar

Das steckt hinter der Hetze

„AfD-Anfrage in Sachsen deckt auf: Fast 70 Prozent aller Täter, die unsere Kinder und Jugendlichen im Schwimmbad sexuell belästigt haben, sind Männer aus islamischen Ländern.“ Die AfD glaubt etwas gefunden zu haben, womit sie mit Zahlen gegen Muslime hetzen kann. Und noch dazu kann man die „Kinder schützen“ Karte spielen.

Screenshot facebook.com

Doch was steckt wirklich dahinter? Schauen wir uns die betreffende Anfrage der AfD einmal genauer an (Link). Die Anfrage „Sexualisierte Gewalt im Sport — Nachfrage zu 6/17053“ will wissen, wie viele Straftaten in den Jahren 2009 bis 2018 in den Bereichen „Sport/Turnhalle“, „Sportanlage“ und „Hallenbad/Freibad“ verübt wurden. Von wem und an wem. Dabei fragt sie natürlich auch nach der Staatsangehörigkeit der TäterInnen.



Herauspicken von dem, was einem passt

Um auf insgesamt 352 Straftaten (und 295 Tatverdächtige) zu kommen musste man den langen Zeitraum von 10 Jahren untersuchen. Jetzt bereits zeigt sich, dass es pro Jahr im Schnitt nur circa 35 Fälle gibt. Besonders interessant: Die AfD spricht in ihrer Pressemitteilung nur von den Fällen im Schwimmbad. Warum? Weil sich der Rest schlecht für Hetze eignet.

Von den insgesamt 120 gelisteten Fällen handelt es sich bei 74 Tatverdächtigen um Deutsche – also klar um die Mehrheit. Im Bereich „Sport/Turnhalle“ sind sogar 100% aller TäterInnen Deutsche. Eine Schlagzeile wie: AfD deckt auf: 100% Prozent aller Täter, die unsere Kinder und Jugendliche in Turnhallen sexuell belästigt haben, sind Männer aus Deutschland“ wird man sicherlich vergebens suchen. Auch im Bereich „Sportanlage“ sind 139 von 163 Tatverdächtige Deutsche.

Dann gibt es noch weitere Einschränkungen: Nicht alle Opfer sind Kinder. 111 (Turnhalle), 9 (Sportanlage) und 77 (Schwimmbad) waren Erwachsene. Das wird gleich noch einmal relevant. Auch bei den Tatverdächtigen im Bereich Schwimmbad sind 70 von 108 Tatverdächtigen Deutsche. Wieder eine Mehrheit, wie man es erwarten würde. Die Realität gibt einfach nicht das her, was sie AfD sich wünscht. Wie kommt sie dann auf ihre Zahlen?

Nur ein Bereich & eine Straftat

Um auch nur irgendetwas brauchbares zu finden, das man „Ausländern“ in die Schuhe schieben kann, lässt die AfD nicht nur die Bereiche „Sportanlage“ und „Turnhalle“ vollständig weg, sondern auch alle anderen Straftbestände und pickt sich ausschließlich den Strafbestand aus, in dem Deutsche zufällig in der Minderheit sind.

Wie man sehen kann ist buchstäblich jeder andere Strafbestand mit deutschen Tatverdächtigen in der Mehrheit. Von 20 Fällen sind 15 Nicht-Deutsche. Und dazu kommt noch, dass von diesen Fällen 6 Erwachsene Opfer waren. In einer Liste von 120 Fällen in 3 Bereichen pickt sich die AfD also den einzigen Strafbestand in nur einem Bereich heraus, der sich für ihre Hetze eignet. Und liegt trotzdem noch falsch, da es sich nicht nur um Kinder und Jugendliche handelt. Nimmt man beispielsweise „sexueller Missbrauch von Kindern“ stellen wieder deutsche Tatverdächtige die Mehrheit.

Manipulation und Hetze

Die meisten TäterInnen sind natürlich Deutsche, in so gut wie jedem Tatbestand an so gut wie jedem Ort. Doch durch das willkürliche Herauspicken (und ignorieren von Erwachsenen Opfern (, die übrigens oft auch nichtdeutscher Herkunft sind) entstellt die AfD Sachsen bewusst die Realität, damit sie in ihr rassistisches Weltbild passt. Auf diese Art und Weise verzerrt die AfD oft die Ergebnisse kleiner Anfragen und setzt darauf, dass das Weglassen 99% aller Informationen nicht auffällt.

Und davon, dass es sich nur um Tatverdächtige, nicht um verurteilte Täter handelt, oder dass nicht jeder ein Muslim ist, der aus Syrien etc kommt, fangen wir gar nicht erst an. Noch dazu werden hier Kinder und Jugendliche instrumentalisiert. Was die AfD Sachsen mit diesen nach der nächsten Landtagswahl plant haben wir hier herausgearbeitet:

Die 12 unglaublichsten Dinge, die die AfD Sachsen für Kinder & Jugendliche plant

Artikelbild: Mark Nazh, shutterstock.com, Screenshot facebook.com