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Hooligans Gegen Satzbau: Die AfD-Masche der CDU

von | Mai 29, 2019 | Aktuelles, Kommentar, Politik, Social Media

Liebe CDU,

nachdem wir nun Ihr fröhliches Empörungskarussell ein paar Tage beobachten konnten, kommt es uns mehr und mehr so vor, als hätten Sie sich Ihre Taktik bei der AfD abgeschaut.

Auf ein inhaltlich starkes Video des Youtubers Rezo reagieren Sie erst mit Unverständnis, vereinzelt mit „Wegloben“ (Toll, dass Jugendliche sich einbringen, aber…) oder „Verächtlichmachung“ (Der verbreitet Fakenews…) und schließlich mit einem 11-seitigen PDF, nachdem Ihnen Philipp Amthors Videoantwort dann offenbar doch zu hipp war.

Faktencheck: Die Antwort der CDU auf das Rezo-Video lässt gewaltig zu Wünschen übrig

Rezo legt aber nochmal nach. Er traut sich allen Ernstes, rund 70 seiner KollegInnen zusammenzutrommeln und gemeinsam ein wohlformuliertes echtes „Brett“ an (Nicht-)Wahlempfehlung auszusprechen.

Nun bleibt Ihnen aber die Spucke weg. Wie kann das nur sein? Da muss man doch etwas tun können. Da fällt Annegret Kramp-Karrenbauer doch tatsächlich ein, dass man ja mal darüber reden könnte, was man im Wahlkampf an digitalem Diskurs regulieren könnte. Meinungsmache wird nun skandiert, und dass man sowas ja wohl beschränken müsste.

Mega-Idee! Lassen Sie uns darüber reden.



Wir sagen dazu:

2017 noch konnten Sie sich eine dicke UnterstützerInnen-Kampagne „I❤️Raute“, umgesetzt von Jung von Matt leisten, in der 50 mehr oder weniger Prominente ihre 50 mehr oder weniger inhaltslosen, (un)persönlichen Meinungen über Angela Merkel kundtaten. Ordentlich Budget drauf, und schon fliegt die Kuh.

Gleichzeitig bemühten Sie sich (vermutlich ebenso mit den moralischen Überzeugungstätern der ehrenamtlich engagierten Werbeagentur) darum, noch ein paar Youtube-Sternchen zu finden, die voll authentisch ihre Follower zum CDU-Wählen bringen.

Jetzt erklären Sie uns doch bitte mal, wo nun der Unterschied liegt? Achso, vielleicht darin, dass Sie ein saftiges Werbebudget raushauen, um den Menschen irgendwas „vom Pferd“ zu erzählen und dass alles geordnet und kontrolliert abläuft.

Im Gegensatz dazu kann es natürlich nicht angehen, dass sich Leute ohne ein solch finanzielles Polster (wer hat das eigentlich wovon bezahlt?) anmaßen, etwas ebenso Großes, wenn nicht sogar Größeres, auf die Beine zu stellen. Sie sind doch schließlich „die Mitte“.

Und jetzt kommt die AfD-Masche ins Spiel.

Nachdem Ihnen alle Ihre Kritik-Ansätze gnadenlos um die (digitalen) Ohren fliegen, wird zurückgerudert. Nein, nein, wir wollen doch nicht die Meinungsfreiheit regulieren. Gott bewahre. Wir wollen aber auf den Umgangston hinweisen. Sowas wie Rezo geht einfach nicht. Dieser raue Umgangston. Furchtbar.

Jetzt fragen wir Sie ernsthaft: Kommen Sie sich nicht langsam sehr, sehr, sehr albern vor? Wo hat sich in der ganzen Debatte denn bitte jemand im Ton vergriffen? Wir sagen es Ihnen:

In den Twitterantworten an Rezo haben etliche CDU-Abgeordnete verbal und verächtlich so richtig ins Klo gegriffen und gezeigt, was sie von Jugendlichen halten. Einige Beispiele haben wir in den letzten Tagen bereits veröffentlicht. Unsäglich unsachlich und überheblich!

Diffamierungen, keine Argumente: So unsachlich reagieren CDU & Co auf das Rezo-Video

Im Ton vergreift sich auch seit Monaten, wenn nicht gar Jahren die AfD am laufenden Band. Da werden Lügen verbreitet, Menschen bedroht und diffamiert, PolitikerInnen herabgewürdigt und täglich Gift und Galle versprüht. Ihr Aufschrei hierzu ist still. Sehr still. Denn es betrifft ja nicht direkt Sie.

Was von Ihnen bisher nicht zu vernehmen war: Eine inhaltliche und konstruktive Auseinandersetzung mit Inhalten, geschweige denn ein Hauch von Selbstkritik.

Stattdessen eine Vorsitzende, die selbst einen Bibelvergleich grandios versemmelt beim Versuch, hochmütig Oberwasser zu demonstrieren.

Eine solche Partei brauchen wir nicht, und von „der Mitte“ können Sie sich über kurz oder lang verabschieden, wenn Sie weiter so machen.

Hochachtungsvoll und hoffentlich nicht zu derbe formuliert.
Ihre HoGeSatzbau

Zum Thema:

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Artikelbild: Hooligans Gegen Satzbau, Screenshots twitter.com