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Lübeck: 3 Hetz-Taktiken, mit denen der Hass gegen Flüchtlinge im Netz geschürt wird

von | Jul 21, 2018 | Kommentar, Social Media

An Lübeck kann man es wieder sehen: Anstatt zu fragen, wie es den Opfern geht, fragten alle nach der Nationalität des Täters.

Ein Mann sticht auf einmal willkürlich auf ein paar Menschen in einem Bus ein. Die ersten Kommentare auf Facebook lauten: „Danke Merkel“, „Ich verwette mein Haus, dass es ein Neubürger war“. Hunderte Likes. Unter den Kommentatoren bekannte Hetzer der Facebook-Gruppe „Deutschland mon Amour“. Es ist also mehr als offensichtlich, woher der Wind weht.

Jedenfalls ist zunächst gar keiner mehr daran interessiert, auf Ergebnisse zu warten, sondern das Wichtigste scheint die Nationalität der Täters zu sein. Es geht auch nicht um die Verletzten. Die meisten Kommentare fragen sich, warum die Medien die Herkunft „verschweigen“. Stufe 1 ist also: Einfach behaupten, es sei das Feindbild, bevor überhaupt irgendwelche Fakten vorhanden sind.

Ziel ist es, jede Meldung einer Straftat mit dem Feindbild zu verknüpfen, und Hetzen, Hetzen, Hetzen. Bei Straftaten soll man an Ausländer denken, bei Ausländern soll man an Straftaten denken, auch wenn diese gar nichts damit zu tun haben. Im Laufe des Abends stellt sich heraus, dass der mutmaßliche Täter gebürtig aus dem Iran stammt, aber in Deutschland aufgewachsen ist, die Schule besucht hat, sogar bei der Bundeswehr diente.



Aber: Er hat einen deutschen Pass

Er hat einen deutschen Pass. Also, ist „folgerichtig“ das nächste Argument: Der Stall-Vergleich! Er wäre ja „kein richtiger Deutscher“, denn eine Kuh, die im Pferdestall geboren ist, wäre ja auch kein Pferd. Er ist also nur ein „Pass-Deutscher“. (Warum der Vergleich völlig hinkt, haben wir hier ausführlich erklärt)

Dass wir es hier auch mit Vokabular der Neo-Nazis zu tun haben, geschenkt. Interessanter werden die Antworten, ab wann ein Mensch denn ein richtiger Deutschen wird. Vom Prinzip ist es wohl so: Menschen aus anderen Kulturen können das gar nicht. Aber: Deutscher ist, wer einen deutschen Pass besitzt, besagt deutsches Gesetz. Die Social-Media-Hetzer leugnen das aber und versuchen in unseren Köpfen den „Arier-Nachweis“ wieder einzuführen. Deutsch sein kann nur, wer „deutsches Blut“ besitzt. 

„Ich bin ja kein Rassist, aber..!“ Am Arsch!

Falls man die Tat nicht der Abstammung in die Schuhe schieben kann, folgt Stufe 3: Ablenken. Wenn ein „Bio-Deutscher“ jemanden tötet, heißt es: „Berichtet lieber über die Flüchtlinge oder wollt ihr das verschweigen?“ Das Thema immer wieder auf das gewünschte Feindbild lenken. Das hat Methode. Machen wir uns nichts vor: Der Rassismus tritt immer offener zu Tage.

Anstatt, dass wir zunächst mal an die Verletzten denken, dann ergründen, was den Täter genau geritten hat, kümmern sich die „Patrioten“, diese Hetzer, darum, das Framing des bösen Ausländers weiter zu schüren und zu verbreiten. Das Grundgesetz wird von „den Patrioten“ mit den Füßen getreten, denn genau dort wird festgelegt, wer ein deutscher Staatsbürger ist. Da frage ich mich: Was sind das für Patrioten, die ihren eigenen Gesetzen widersprechen?

Artikelbild: pixabay.com, CC0