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Was Özil falsch gemacht hat

von | Jul 23, 2018 | Kommentar, Politik

Die Debatte um Özil ist heftig und ist leider tief mit Rassismus durchzogen. Das Problem ist eben auch, dass einige Kritik berechtigt ist.

Damit wir uns alle auf dem gleichen Informationsstand befinden: Im Rahmen einer Benefizveranstaltung in London hat Özil den wegen türkischen Präsidenten Erdogan getroffen. Dort hat er die umstrittenen Fotos mit dem Präsidenten gemacht. Dafür hat er sich im Vorfeld der WM viel Kritik anhören müssen, auch viel Rassismus. In seinen jetzigen Statements erklärt er, dass er „keinerlei politische Absichten“ hatte und lediglich „Respekt vor dem Amt“ gezeigt hatte – So wie er es mit jedem Staatsoberhaupt getan hätte, unabhängig von der Person.

Und das glaube ich ihm auch. Und das ist ja auch ok. Als Fußballer ist es nicht seine Aufgabe, Politiker zu kritisieren. Und schließlich kann Lothar Matthäus auch Putin treffen (und hat er auch vor kurzem), ohne dass das so verwerflich wäre. Natürlich wäre es schön, wenn man nicht auf rassistische Kritik Rücksicht nehmen müsste, aber Özils großer Fehler war, dass er nicht willens war, sich von der Politik Erdogans zu distanzieren.



Hat Özil keinen PR-Berater?

Dass Özil vor allem rassistisch angegriffen wird ist nichts Neues. Und auf das muss man nicht unbedingt reagieren. Dass er nicht die Nationalhymne mitsingt – Wen interessiert das wirklich? Darf er doch. Auch dass er seinen Respekt vor seiner Herkunft betont und sich damit identifiziert, ist sein gutes Recht. Özil ist Deutscher. Er ist Deutscher in der dritten Generation, er hat sich niemals aussuchen können, ob er für Deutschland spielt oder für die Türkei, er hat nur den einen Pass.

Aber wenn er so darum bemüht ist, zu betonen, wie wichtig seine Abstammung ist, wiederholt er leider genau die Narrative der Rassisten, die seine Abstammung genau so betonen. Natürlich darf er das, ich bin nicht in der Position zu sagen, wie er sich identifizieren soll. Aber wenn er gleichzeitig nicht willens scheint, sich deutlich von der Politik Erdogans zu distanzieren, anstatt nur die apolitische Natur seiner Treffen zu betonen, ist das kritisierenswert. 

Özil hätte sich deutlich von Erdogan distanzieren sollen

Ich würde ihm jetzt nicht zwingen heimlich Sympathie für den Despoten unterstellen, Özil will vermutlich auch den Spagat wagen und weder die Erdogan-Fans noch die Gegner unter seinen Fans und Kritikern verprellen. Und natürlich sollte er sich als Fußballspieler nicht politisch positionieren müssen. Aber eine Distanzierung zur Politik Erdogans und eine Betonung auch seiner deutschen Identität hätte ihm gut getan.

Es gibt berechtigte Kritik an seinem Treffen mit Erdogan. Besonders wenn Gündogan, der dabei war, sein Trikot mit „mit Respekt für meinen Präsidenten“ unterschreibt, ist es schwer, das nicht als politisches Statement zu verstehen. Aber in so einer Situation sollte man eben sagen, dass man diese Politik nicht gut heißt und seine deutsche Identität auch als wichtigen Teil seiner selbst betrachtet.

Denn wenn man das nicht tut, und das blieb Özil uns schuldig, dann muss der Eindruck entstehen, dass er eben doch mit Erdogan sympathisiert. Und das finde ich nicht gut. Das werde ich auch kritisieren. Es ist natürlich eine Schande, dass ein großer Teil der Kritik, auch vom DFB, wie Özil schreibt, jetzt rassistisch motiviert ist. Und das verurteile ich auch. Aber Özil hat auch Fehler gemacht, für die er allein verantwortlich ist.

Artikelbild: Alejandro RamosCC BY-SA 2.0