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So treffend rechnet HoGeSatzbau mit Somuncu ab

von | Sep 7, 2018 | Kommentar

Somuncus destruktives Geschwurbel der ewig Besorgten.

Lieber Serdar Somuncu,

du fragst in deinem Text „Im Inneren des braunen Wals“, ob wir wirklich „die Rhetorik unserer politischen Gegner übernehmen“ müssen. Warum tust du es dann? Es ist wirklich löblich, dass du dich „jahrelang auf Tour mit einer Lesung gegen Rechts“ befunden hast, ich habe dich sehr dafür bewundert! Jetzt frage ich mich allerdings, was mit dir los ist, dass du von Argumenten sprichst, aber kein einziges konkret benennst.

Dabei reihst du dich ein bei denen, die marodierend und besserwisserisch anderen „marodierendes Besserwissertum“ vorwerfen, ohne zu merken, dass du leider wirklich denen in die Hände spielst, die – und das glaube ich dir sogar – meinen, die Wahrheit zu kennen. Natürlich ist kritisches Denken gefragt, natürlich sollst du nicht damit aufhören, warum auch? Was hat es aber mit kritischem Denken zu tun, einen solchen Text zu verfassen, in dem du deine Kritiker mit Nazis gleichsetzt, die deine Lesungen blockieren woll(t)en? Was ist das für eine Argumentation, von der du da sprichst? Ich sehe keine!



„Profilierungssüchtige und Mitläufer“

„Teddybärwerfer“, „Kuchenbacker“ und „Willkommenstänzer“ sind also die, die dich „ankotzen“? Echt jetzt? Die Menschen, die teils seit Jahren und Jahrzehnten gegen Missstände auf die Straße gehen? Den Menschen, die in einem sich gegenseitig übertreffenden Geseier aus identitärer und patriotischer Selbsbemitleidung die Fahnen der Solidarität hochhalten, kackst du ans Bein und wirfst ihnen das trunken Feiern „ihrer eigenen Güte“ vor?

Dir ist schon klar, dass dieses Konzert von einem Bündnis organisiert wurde, das sich seit gefühlten Ewigkeiten gegen Rechts einsetzt? Dir ist schon klar, dass Bands wie die Toten Hosen – mag man von ihrer Musik halten, was man will – sich ebenfalls seit Bandgedenken engagieren? Wo die alle waren, als die NSU mordete fragst du allen Ernstes? Wo sie waren, als Flüchtlingsheime brannten? Sag mal, willst du uns verarschen? Mal abgesehen vom „Nachwuchs“, der schlicht noch nicht alt genug war, um zu manchen Ereignissen bereits in Vergangenheit die Stimme zu erheben, waren sie ebenfalls da.

Somuncu bringt absolut keine Argumente

Haben demonstriert, haben Geld gesammelt, haben an Diskussionsrunden teilgenommen und darauf geschissen ihr Profilbild zu ändern. Klar, ein Konzert macht noch lange keinen Antifaschisten, ein Text wie deiner bringt aber ebenfalls noch lange keine Erkenntnis, denn nach den von dir bereits zu Beginn beschworenen Argumenten haben wir bis hierhin immer noch nichts gesehen. Wo sind sie denn?

Warum sollte ich verstehen wollen, wie jemand tickt, der Neonazis hinterherläuft? Es ist doch ganz klar. Wenn Menschen etwas nicht verstehen, dann rennen sie wie die Lemminge denen hinterher, die ihnen einfach zu kapierende (vermeintliche) Lösungen anbieten. So einfach ist das. Die „Krise besteht“ darin, dass wir uns kollektiv und im Einzelnen überlegen fühlen. Dass wir nicht mehr nachdenken, sondern es aus emotionalen Gründen legitimieren, dass sich Menschen „einer rechtsextremen Gesinnung mittlerweile näher fühlen als dem gesunden Menschenverstand“.

Kommen wir doch nun bitte endlich mal zu den von dir angesprochenen Ursachen. Mmhh… haben leider immernoch keine gefunden. Ja, vieles ist nicht von Dauer. Natürlich können die, die bei Wind und Wetter seit Langem aktiv sind, nicht auf ewig durchhalten. Und natürlich zieht „die Karawane der Amibtionierten“ weiter, sucht sich neue Betätigungsfelder und wandelt sich stetig. Wenn es anders wäre müsstest du heute nach wie vor mit deiner „Mein Kampf“-Lesung durch Schulen tingeln.

Anstatt denen ans Bein zu pissen, die etwas tun – magst du es nun als gut oder schlecht, richtig, falsch, sinnlos oder sinnvoll erachten – könntest du dich ebenso an die eigene Nase fassen, und dich fragen, wo dein eigener Einfluss auf unsere Politik versagt hat, wenn du doch der Überzeugung bist, der Blick müsse „sich auf die vielen kleinen potentiellen Brandherde von Flensburg bis Garmisch Partenkirchen richten“.

Das tut er nämlich.

Wenigstens der Blick derer, die sich wie erwähnt seit Jahren und Jahrzehnten engagieren. Menschen, die sich für Soziales oder Antirassistisches einsetzen, Menschen die Entwicklungshilfe leisten oder ehrenamtlich Integrationskurse und soziale Integrationsprojekte abhalten.

Es gibt keinen einzigen Grund, sich mit den vermeintlichen Wahrheiten von AfD, Pegida und Co gemein zu machen. Nicht einen! Oder hast du jemals irgendwen für Messerstechereien, Drogenhandel oder Vergewaltigung demonstrieren sehen? Die von dir so betitelte „Gesinnungsindustrie“ mahnt seit anno dazumal an, dass Hilfe vor Ort geleistet werden muss, dass Maßnahmen wie Arbeitsmarktfreiheit, Duldung oder Bleiberecht politisch überdacht gehören.

Es war ein inhaltloses Pamphlet, das pauschalisiert und simplifiziert

Nicht aber so, wie es Rechts gern hätten. Durch deine verwendeten Begrifflichkeiten und pseudo-inhaltsgeschwängerten Worte aber tust du genau das. Du schreibst ein weitgehend inhaltsloses Pamphlet, das dir jeder Höcke oder Gauland unterschreiben würde, weil es pauschalisiert und simplifiziert, und dabei mit dem Finger auf andere zeigt.

Niemand, auch nicht auf dem #wirsindmehr-Konzert, sagt, dass keine Fehler begangen wurden und noch werden. Die meisten sind als Menschen und Deutsche sehr selbstkritisch und handeln entsprechend ihrer Möglichkeiten. Du aber zeigst in deinem Schreiben mit dem Finger auf sie und schiebst ihnen Fehler zu. Ein Wort der Selbskritik hingegen sucht man bei dir vergebens.

Nicht, dass das nötig wäre, aber wenn du schon die große Keule schwingst, dann doch auch selbstkritisch. Wenn du den Worten in und um Chemnitz aufmerksam gelauscht hättest, hättest du vielleicht. auch hören können, dass es eben um den von dir beschriebenen Weckruf ging, und dass wirklich niemand so blauäugig ist, zu glauben, damit hätte sich irgendein Problem gelöst.

Dein Schreiben aber reiht sich ein in das destruktive Geschwurbel der ewig Besorgten, die gar nicht gewillt sind irgendetwas zu schaffen. Uns jedenfalls ist ein positives „Wir schaffen das“ allemal lieber, als ein arrogantes „ihr seid alle doof“!

Deine
#HoGeSatzbau
#wirsindmehr
#wirschaffendas

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Artikelbild: Fabian HorstCC BY-SA 4.0