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Dugin: Ausführliche Analyse des neofaschistischen Vordenkers hinter Putin

von | Mrz 21, 2022 | Aktuelles

DVU - Deutsche Volksunion

Gerhard Michael Frey (18. Februar 1933 – 19. Februar 2013) war ein rechtsextremer deutscher Verleger, Geschäftsmann und Politiker. Er war Vorsitzender und Hauptfinanzier der rechtsextremen Partei Deutsche Volksunion (DVU), die er 1971 zunächst als Verein und 1987 als Partei gründete, die sich zeitweise mit der neonazistischen NPD verbündete, mit der sie schließlich 2011 fusionierte.

Als Erbe eines großen Vermögens betrieb Frey zusammen mit Mitgliedern seiner Familie auch ein rechtsextremes Verlagsimperium, darunter die Druckschriften- und Zeitungsverlag GmbH (DSZ-Verlag), später die FZ Freiheitlicher Zeitungsverlag GmbH (FZ-Verlag), sowie einen Versandhandel (Deutscher Buchdienst) und ein Reisebüro (Deutsche Reisen).

Während seiner gesamten Laufbahn unterhielt Frey enge Kontakte zu rechtsextremen Kreisen in ganz Europa, aber auch in Russland, darunter der britische Holocaust-Leugner David Irving, die belgische rechtsextreme Partei Vlaams Block (später Vlaams Belang), Jean-Marie Le Pen vom französischen Front National und rechtsextreme russische Politiker wie Wladimir Schirinowski und Wjatscheslaw Daschitschew. Frey war auch eng mit CSU-Politikern wie Alfred Seidl, dem ehemaligen bayerischen Innenminister, und Theodor Maunz, dem ehemaligen bayerischen Kultusminister, verbunden.**

** Günter Platzdasch & Rainer Fromm, Die sogenannte Internationale Gesellschaft für Menschenrechte: Eine rechte Grauzonenorganisation, Wiesbaden, Büro der Stadtverordnetenversammlung, 1990, 3.

Als Erbe eines großen Vermögens betrieb Frey zusammen mit Mitgliedern seiner Familie auch ein rechtsextremes Verlagsimperium, darunter die Druckschriften- und Zeitungsverlag GmbH (DSZ-Verlag), später die FZ Freiheitlicher Zeitungsverlag GmbH (FZ-Verlag), sowie einen Versandhandel (Deutscher Buchdienst) und ein Reisebüro (Deutsche Reisen).

Während seiner gesamten Laufbahn unterhielt Frey enge Kontakte zu rechtsextremen Kreisen in ganz Europa, aber auch in Russland, darunter der britische Holocaust-Leugner David Irving, die belgische rechtsextreme Partei Vlaams Block (später Vlaams Belang), Jean-Marie Le Pen vom französischen Front National und rechtsextreme russische Politiker wie Wladimir Schirinowski und Wjatscheslaw Daschitschew. Frey war auch eng mit CSU-Politikern wie Alfred Seidl, dem ehemaligen bayerischen Innenminister, und Theodor Maunz, dem ehemaligen bayerischen Kultusminister, verbunden.**

** Günter Platzdasch & Rainer Fromm, Die sogenannte Internationale Gesellschaft für Menschenrechte: Eine rechte Grauzonenorganisation, Wiesbaden, Büro der Stadtverordnetenversammlung, 1990, 3.

Familiärer Hintergrund

Gerhard Frey stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie in der Oberpfalz, in der eine reaktionäre und militaristische Einstellung vorherrschte. Sein Vater Adalbert Frey (1889-1944) war Mitglied der Bayerischen Volkspartei und von 1919 bis 1929 Stadtrat in Cham. Er war Soldat in beiden Weltkriegen und gehörte 1919 dem Bayerwald-Bataillon an, einem der Freikorps, die von der sozialdemokratischen Regierung Johannes Hoffmann gegen die Bayerische Räterepublik eingesetzt wurden. Die Familie war wohlhabend und besaß eine Kaufhauskette (Frey), die zunächst Gerhard Freys älterer Bruder Adalbert Frey jr. erbte, ein Wirtschaftswissenschaftler.

Schon während seiner Gymnasialzeit ging Frey seiner Leidenschaft für rechtsextreme Politik, Militarismus und Schriftstellerei nach und schrieb Beiträge für die Deutsche Soldaten-Zeitung (siehe unten). Nach dem Abitur in Cham studierte Gerhard Frey Rechts- und Politikwissenschaften und absolvierte sein zweijähriges Referendariat bei der Regierung von Oberbayern. Daran schloss sich ein zweijähriges Volontariat bei der Passauer Neuen Presse an. 1960 promovierte Frey an der Karl-Franzens-Universität in Graz zum Doktor der Rechts- und Staatswissenschaften mit einer Dissertation über die Handelsbeziehungen Österreichs zu Deutschland. Freys Doktorvater war der Staatsrechtslehrer Erwin Melichar, der von 1977 bis 1983 Präsident des österreichischen Verfassungsgerichtshofs war.

Frey war ein Multimillionär. Das Vermögen seiner Familie wurde Anfang der 2000er Jahre auf 250 Millionen Euro geschätzt. Neben seinen Verlagen und Zeitungen besaß er über 30 mehrstöckige Wohnhäuser in München und Berlin mit jährlichen Mieteinnahmen von schätzungsweise 2,5 Millionen Euro.** Als sein älterer Bruder Adalbert 2006 starb, erbte Frey die Hälfte der Kaufhauskette der Familie.

**SPD-Landtagsfraktion Brandenburg, „Die Deutsche Volksunion (DVU),“

Frey war mit Regine Frey verheiratet, mit der er vier Kinder hatte, von denen zwei ebenfalls Rechtsanwälte wurden. Seine Frau Regina Frey wurde Direktorin des FZ-Verlags und leitete später den gesamten DSZ-Verlag. Freys Tochter Michaela, eine Juristin, war ebenfalls in der Verlagsleitung tätig. Sein Sohn Gerhard Frey jr. vertrat die DVU und den Verlag als Anwalt vor Gericht. Er veröffentlichte im familieneigenen FZ-Verlag ein revisionistisches Buch über „Polens verschwiegene Schuld“ und vertrat seinen Vater gelegentlich bei rechtsextremen Veranstaltungen. Heute leitet ein gewisser Matthias Frey das Kaufhaus Frey mit Sitz in Cham, dessen Jahresumsatz auf 10-50 Millionen Euro geschätzt wird.

1950er -Deutsche Soldaten-Zeitung

Seit 1951 war Gerhard Frey als freier Autor für die Deutsche Soldaten-Zeitung (DSZ) tätig, die in diesem Jahr von ehemaligen SS- und Wehrmachtsoffizieren mit amerikanischer Unterstützung gegründet wurde. Die DSZ richtete sich an ehemalige Soldaten und vertrat eine dezidiert nationalistische, militaristische und antisowjetische Linie. Sie setzte sich für die Wiederaufrüstung Deutschlands ein und warb für den Beitritt des Landes zur NATO. Darüber hinaus veröffentlichte das Blatt häufig geschichtsrevisionistische und antisemitische Artikel.

Die DSZ wurde ursprünglich 1950 in einem amerikanischen Internierungslager von dem ehemaligen NSDAP-Kreisleiter Holland Helmut Damerau, dem Wehrmachtsoberst und Landrat von Stendal Heinrich Detloff von Kalben,8 dem Waffen-SS-Oberst Joachim Ruoff und dem Waffen-SS-General Felix Steiner entwickelt. Geld für das Vorhaben kam unter anderem von der CIA.

Ausgabe der Deutschen Soldaten-Zeitung vom Oktober 1950.

Laut einer Recherche der CIA wurde die DSZ im Rahmen des Projekts KMMANLY unterstützt:

KMMANLY (1951-53) war ursprünglich als Gegenmaßnahme zu den Aktionen pazifistischer und neutralistischer Gruppen in Westdeutschland gedacht, die gegen die Ratifizierung der vertraglichen Vereinbarungen waren. In der Praxis versuchte KMMANLY, Unterstützung für die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) in den Bereichen Veteranenangelegenheiten und militärische Veröffentlichungen zu gewinnen. Um diese Ziele zu erreichen, wurden drei Publikationen im Rahmen von KMMANLY genutzt: Die Deutsche Soldaten Zeitung (DSZ), die Europäische Wehrkorrespondenz (EWK) und die Wehrwissenschaftliche Rundschau (WWR). Darüber hinaus unterstützte KMMANLY die Gesellschaft für Wehrkunde (GfW), eine militärwissenschaftliche Studiengruppe, die sich aus ehemaligen hochrangigen deutschen Armeeoffizieren zusammensetzt. Wilhelm Classen (PA), Eberhard Von Nostitz, Burghard Von Preussen, Felix Steiner waren mit der GfW an dem Projekt beteiligt. Josef Berschneider, Hans Iglhaut, Werner Strecker für eine mögliche Verwendung bei KMMANLY in Betracht gezogen.

1954 versiegte die finanzielle Unterstützung durch die US-Regierung und das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.

Screenshot aus dem ersten Dokument der KMMANLY-Akte.Bildquelle: https://archive.org/details/KMMANLY/mode/1up

Screenshot aus dem ersten Dokument der KMMANLY-Akte.Bildquelle: https://archive.org/details/KMMANLY

Druckschriften- und Zeitungsverlag GmbH (DSZ-Verlag)

1958 gründete Frey den rechtsextremen Druckschriften- und Zeitungsverlag GmbH (DSZ-Verlag). 1959 gelang es ihm, die Hälfte der DSZ zu übernehmen. In diesem Jahr wurde Frey auch Verleger und Chefredakteur der DSZ.

1960er

Seit 1960 gehörte die DSZ vollständig Frey. Die DSZ wurde 1960-61 in Deutsche National-Zeitung und Soldaten-Zeitung und 1963 in Deutsche National-Zeitung (DNZ) umbenannt. Die DNZ erschien von 1963 bis 1999, als die Zeitung mit einer anderen Publikation Freys, der Deutschen Wochen-Zeitung – Deutscher Anzeiger, zur National-Zeitung fusioniert wurde. Unter diesem Namen erschien die Zeitung 20 Jahre lang, bis sie im Dezember 2019 eingestellt wurde.

In seinem politischen Wochenorgan betonte Frey immer wieder seine Freundschaft zu Reinhard Gehlen, dem Leiter der Abteilung Fremde Heere Ost im Dritten Reich, der später der erste Chef des westdeutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) wurde. Während des Kalten Krieges wurde Gehlen von den USA für ihre Zwecke in der amerikanischen Besatzungszone Süddeutschlands übernommen und im BND eingesetzt.

1962 schlug die Gesamtdeutsche Partei (GDP) Frey als Kandidaten auf ihrer Liste für die bayerischen Landtagswahlen am 25. November 1962 vor. Wie die National-Zeitung berichtete, lehnte Frey das „ehrenvolle Angebot“ ab, weil der Aufbau der Zeitung seine Kraft erforderte.

Für die Bundestagswahl 1969 bewarb sich Frey erfolglos um eine Nominierung als Kandidat der neonazistischen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD). Im selben Jahr beantragte der damalige Bundesinnenminister Ernst Benda beim Bundesverfassungsgericht, dass Frey das Grundrecht der Pressefreiheit wegen Missbrauchs nach Artikel 18 des Grundgesetzes verwirkt habe. Der Antrag wurde jedoch 1974 vom Bundesverfassungsgericht endgültig abgelehnt.

1970er

FZ Freiheitlicher Zeitungsverlag GmbH

1971 gründete Frey zusammen mit dem Versandhandel Deutscher Buchdienst und dem Reisebüro Deutsche Reisen einen zweiten Verlag, die FZ Freiheitlicher Zeitungsverlag GmbH (FZ-Verlag). Zweck des Verlages war der Versand von militaristischen Devotionalien (Bücher, Fahnen, Karten, Wimpel, Schallplatten, etc.) sowie die Organisation von Leserreisen. 1986 änderte er den Namen des Unternehmens in „FZ Freiheitlicher Buch-und Zeitschriften-Verlag GmbH“. 1991 nahm Frey die „DSZ-Druck GmbH“ in seine Firmengruppe auf.

Deutsche Volksunion (Verein) (1971-1987)

Die NPD unter der Führung von Adolf von Thadden (1921-1996) hatte in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren kontinuierlich Stimmen verloren: 1,9 Millionen (1967), 1,5 Millionen (1969) bis 200.000 (1972). Zu diesem Zweck gründete Frey 1971 den Verein Deutsche Volksunion (DVU) als Sammelbecken für desillusionierte ehemalige NPD-Mitglieder, deren Aktivitäten sich vor allem gegen die Ostpolitik Willy Brandts richteten. Neben den ehemaligen NPD-Politikern Walter Brandner (1920-1998), einem SS-Obersturmbannführer in der NS-Zeit, und dem ehemaligen NS-Schriftsteller Wilhelm Pleyer (1901-1974) gehörten auch Funktionäre der Unionsparteien (CDU-CSU) zu den Mitbegründern von Freys Verein, der erst 1987 offiziell als Partei eingetragen wurde.**

** SPD-Landtagsfraktion Brandenburg, „Die Deutsche Volksunion (DVU),“

1975 wurde Frey Mitglied der NPD und versuchte vergeblich, zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt zu werden. Er wurde jedoch Beisitzer im Bundesvorstand, trat aber ein Jahr später von diesem Posten zurück. Der Mitbegründer und ehemalige Bundesvorsitzende der NPD, Adolf von Thadden, der als Informant für den MI6 gearbeitet hatte, trat aus Verärgerung über Freys Wahl in den Bundesvorstand aus der Partei aus. Auch Frey wandte sich 1979 von der NPD ab.

Die DVU hatte von Anfang an konkrete Verbindungen zum rechtsextremen Milieu. So war Harald Neubauer von 1969 bis 1972 und erneut von 1975 bis 1981 Mitglied der NPD und gleichzeitig mit Frey und der DVU verbunden. Neubauer war Redakteur von Freys Zeitung Deutscher Anzeiger (1975-1983).**

Harald Neubauer in the Ratskeller Berlin. Bildquelle: https://www.gustav-rust-berlin.de/27-meine-zeit-bei-den-republikanern-1990-2001/

Nach Angaben des bekanntesten deutschen Neonazis der 1970er und 1980er Jahre, Michael Kühnen (1955-1991), war Neubauer von Anfang der 1970er bis Mitte der 1970er Jahre in Norddeutschland Funktionär der US-amerikanischen NSDAP/AO von Gary Lauck und war Schatzmeister von Lauck in Schleswig-Holstein. Kühnen sagte außerdem, dass er 1977 Sicherheitsdienste für eine von Neubauer mitorganisierte DVU-Kundgebung geleistet habe, an der das Nazi-Fliegerass Hans-Ulrich Rudel (1916-1982) teilnahm, eine Schlüsselfigur bei der Reformation der Nazi-Netzwerke weltweit nach dem Krieg.

** Hans-Joachim Veen, Norbert Lepszy and Peter Mnich, The Republikaner party in Germany: right-wing menace or protest catchall? (Greenwood Publishing Group, 1993), 23.

Wehrsportgruppe Hoffmann

1977 leistete die faschistisch-terroristische Wehrsportgruppe Hoffmann (1973-1980) gelegentlich Sicherheitsdienste für DVU-Veranstaltungen. Im folgenden Jahr zahlte Frey eine Geldstrafe von 8000 DM für den Gruppenleiter Karl-Heinz Hoffmann.** Die National-Zeitung schrieb von einem „bizarren Hobby des Wehrsportleiters“ und seinen „Maskeraden“, um die Zugehörigkeit zu verschleiern.***

**SPD-Landtagsfraktion Brandenburg, „Die Deutsche Volksunion (DVU),“ 7.

*** Rainer Fromm, Die „Wehrsportgruppe Hoffmann“: Darstellung, Analyse und Einordnung (PhD thesis, Verlag Peter Lang, 1998), 120 f.

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Die WSG Hoffmann wurde 1980 durch den Bundesinnenminister verboten. Zuvor hatte der Neonazi Gundolf Köhler (1959-1980), der an paramilitärischen Übungen der WSG Hoffmann teilgenommen hatte, im selben Jahr den Sprengstoffanschlag auf dem Münchner Oktoberfest verübt, bei dem 13 Menschen starben und 211 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden.

Die Wehrsportgruppe Hoffmann bei einer paramilitärischen Übung. Bildquelle: http://mvitalijus.blogspot.com/2016/02/wehrsportgruppe-hoffmann.html

1980er

Von 1982 bis 2001 war Frey Gastgeber eines großen jährlichen Treffens von DVU-Mitgliedern und anderen rechtsextremen Kräften in Passau, Bayern, das in der dortigen Nibelungenhalle stattfand. Jedes Jahr wurden mehrere tausend DVU-Mitglieder und Sympathisanten aus ganz Deutschland und dem Ausland, insbesondere aus Österreich und Italien, mit Bussen in die Stadt gebracht.

Die Kundgebung in der Passauer Nibelungenhalle war eine der wichtigsten Veranstaltungen der DVU bundesweit. Anfang der 2000er Jahre war ein deutlicher Rückgang der Teilnehmerzahlen zu verzeichnen. Während in der Vergangenheit bis zu 3000 DVU-Anhänger nach Passau kamen, waren es im September 2001 nur noch 1200. Zu den Rednern der Passauer Veranstaltungen, die seit August 1982 stattfanden, gehörten der berüchtigte Holocaust-Leugner David Irving, der russische Rechtsextremist Wladimir Schirinowski und die Nazi-Ikone Hans-Ulrich Rudel. Bei dieser Gelegenheit wurden Rechtsextremisten regelmäßig mit dem „Freiheitspreis der Deutschen National-Zeitung“ ausgezeichnet. **

**SPD-Landtagsfraktion Brandenburg, „Die Deutsche Volksunion (DVU),“ 16.

David Irving

Seit Anfang der 1980er Jahre gab es eine freundschaftliche Beziehung zwischen Gerhard Frey und dem Briten David Irving (geb. 1938). Irving wurde 1982 von der DVU mit dem „Europäischen Freiheitspreis der National-Zeitung“ ausgezeichnet. In den folgenden Jahren trat er mehrfach bei Vorträgen der DVU und bei Großveranstaltungen der DVU in Passau auf. Im Jahr 2004 erschien in Freys DSZ-Verlag Irvings Buch „Kampf um Europa.

David Irving bei einem Treffen mit Gerhard Frey von der Deutschen Volksunion. Screenshot aus dem Dokumentarfilm Wahrheit macht frei von Michael Schmidt aus dem Jahr 1991. Bildquelle: https://www.youtube.com/watch?v=QsQsgei98sk

Mit dem Mut der Verzweiflung gegen die Invasion 1944″, das im Juni 2004 zum Preis von 20 Euro unaufgefordert an den „Freundeskreis Buch der DSZ“ verschickt wurde. Irving, der wohl bekannteste Holocaust-Leugner der Welt, wurde vom Landgericht München wegen Beleidigung und Verunglimpfung der Verstorbenen zu einer Geldstrafe verurteilt und erhielt ein Einreiseverbot in die Bundesrepublik Deutschland. Im selben Jahr unterlag er in einem von ihm angestrengten Verleumdungsprozess gegen die Historikerin Deborah Lipstadt vor dem Londoner High Court, die ihn als „einen der gefährlichsten Holocaust-Leugner“ bezeichnet hatte. In seinem Urteil bezeichnete ihn das Gericht als Rassisten, Antisemiten und Geschichtsfälscher. **

** SPD-Landtagsfraktion Brandenburg, „Die Deutsche Volksunion (DVU),“ 19.

Der Journalist Michael Schmidt, der Anfang der 1990er Jahre eine Dokumentation über Holocaustleugner und die Neonaziszene drehte, erwähnte, dass Irving von den Erfolgen der DVU profitierte, da er regelmäßig als Redner auf den Veranstaltungen der Partei auftrat.

Es wurde berichtet, dass unter den rechtsextremen Gruppen, die bei den DVU-Kundgebungen anwesend waren, auch Mitglieder verschiedener nationalsozialistischer Organisationen wie der Wiking-Jugend waren.

In einer ZDF-Dokumentation über die DVU aus dem Jahr 1993 erinnerte sich ein ehemaliges Mitglied des Sicherheitsteams der DVU, Ulrich Schwetasch, daran, dass Frey auch Macht über bestimmte militante Neonazi-Gruppen hatte. Schwetasch, dessen Neonazi-Karriere ihn von der Wiking-Jugend über paramilitärische Wehrsportgruppen zur NPD und schließlich zur DVU führte, behauptete, Frey habe ihn und seine Kameraden bei verschiedenen Kundgebungen als Schlägertrupps gegen Gegendemonstranten eingesetzt.**

**ZDF, Kennzeichen D, „Deutsche Volksunion (DVU),“ [03:00]

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Als der Nazi-Kriegsverbrecher Klaus Barbie (1913-1991) schließlich 1984 angeklagt und 1987 vor Gericht gestellt wurde, spendete Frey Geld für seine Verteidigung, das der Schweizer Bankier François Genoud sammelte.

Genoud, ein überzeugter Nazi, war ein reicher Mann geworden, nachdem er nach dem Tod des Nazi-Propagandaministers mit seinen Verwandten die Verwertungsrechte an den Schriften von Joseph Goebbels ausgehandelt hatte.25 Genoud war während der Jahre des Dritten Reichs eng mit Otto Skorzeny, Karl Wolff und Klaus Barbie befreundet26 und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein bedeutender Finanzier von Terroristen und Waffenhändler im Nahen Osten.

Klaus Barbie spricht am 11. Mai 1987, dem ersten Tag seines Prozesses wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, im Gerichtssaal in Lyon mit seinem Anwalt Jacques Vergès. Bildquelle: https://www.la-croix.com/France/Justice/Annette-Wieviorka-memoire-proces-Klaus-Barbie-tient-singularite-2017-07-04-1200860339

Der Schweizer Bankier und überzeugte Nazi François Genoud, hier am 18. März 1965, wurde ein reicher Mann, nachdem er nach dem Tod des Nazi-Propagandaministers die Verwertungsrechte an den Schriften von Joseph Goebbels mit seinen Verwandten ausgehandelt hatte. Bildquelle: https://www.spiegel.de/fotostrecke/fran-ois-genoud-und-joseph-goebbels-tagebuecher-fotostrecke-111030.html

Laut dem deutschen Historiker Peter Hammerschmidt:

Während [Jacques] Vergès den Angeklagten in seiner Zelle kennenlernte, organisierte Genoud im „Nazi-Freundeskreis“ eine Umlage zur Deckung der Kosten für den prominenten Anwalt. Ende Oktober 1983 identifizierte das Bundesamt für Verfassungsschutz den rechtsradikalen Verleger und Bundesvorsitzenden der DVU, Gerhard Frey, als einen der Hauptfinanziers. Einem Insider des bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz war es gelungen, an Geschäftsunterlagen von Freys Druckschriften- und Zeitungsverlag (DSZ) in München zu gelangen. Das Landesamt kam daraufhin zu dem Ergebnis, dass bereits am 3. Oktober 1983 5000 DM vom DSZ-Sonderkonto „S“ (Spenden) an Barbies Tochter in Kufstein überwiesen worden waren. Es blieb jedoch nicht die einzige „Anzahlung“. Aufgrund der engen Beziehung zwischen Barbies Tochter und DSZ-Verleger Frey erklärte sich dieser bereit, weitere Zahlungen zu veranlassen:
„Seit langem beteiligen wir uns an der Finanzierung von Barbies juristischem Kampf durch jährliche Unterstützungsbeiträge, in der Regel 10.000 DM. Da Frau Messner [Barbies Tochter, Anm. d. Verf.] um zusätzliche Unterstützung gebeten hat, habe ich ihr weitere 10.000,00 DM zur Verfügung gestellt.“
Zwischen 1983 und 1987 waren also mindestens 55.000 DM von Frey zur Finanzierung von Barbies Verteidigung bereitgestellt worden.
Aus seiner Freundschaft zu Gehlen hatte Frey nie einen Hehl gemacht. Auch nach Gehlens Tod soll er mit dem Geheimdienst in Kontakt gestanden haben. Ob er auch versuchte, seine BND-Kontakte zur Unterstützung Barbies zu instrumentalisieren, bleibt unklar. In einem Gespräch mit Herbert Kukuk, Mitarbeiter des BND zwischen dem 1. Februar 1947 und dem 31. März 1978, behauptete Kukuk im Oktober 1983 gegenüber Michael von der Goltz, Frey sei mit der Bitte um Unterstützung für Barbie an den Dienst herangetreten. Eine „offizielle“ Unterstützung komme aber nicht in Frage, das sei „nur auf einem parallelen Weg und unter völliger Geheimhaltung möglich“, hatte der BND-Pensionär damals erklärt. Kukuk selbst hatte sich mit Barbie solidarisch erklärt …

Thies Christophersen

1986 veröffentlichte die antisemitische Zeitschrift „Bauernschaft“ des notorischen Holocaust-Leugners Thies Christophersen (1918-1997), einem ehemaligen SS-Sonderführer in Auschwitz und Autor der in der Bundesrepublik verbotenen „Auschwitz-Lüge“, einen Brief von Frey, in dem dieser Christophersen Rechtsbeistand anbot.**

**SPD-Landtagsfraktion Brandenburg, „Die Deutsche Volksunion (DVU),“ 7.

Die Holocaust-Leugner Ernst Zündel (links) und Thies Christophersen (rechts). Bildquelle: http://www.revisionists.com/revisionists/christophersen.html

Deutsche Volksunion (Partei) (1987-2011)

1987 gründete Frey die DVU als Partei unter dem Namen Deutsche Volksunion – Liste D. Frey investierte beträchtliche Summen in die Werbung für die neue Partei, unter anderem in Form eines Flugzeugs mit einer Fahne, auf der der Name der Partei prangte.

Flugzeug, das für die Liste D von Gerhard Frey (DVU) wirbt. Bildquelle: https://www.youtube.com/watch?v=GZWbNZRLTJA

Frey finanzierte seine Partei in nicht unerheblichem Maße aus seinem Privatvermögen, was ihm einen autoritären Führungsstil ermöglichte. Der DVU gelang mehrfach der Einzug in die Landesparlamente, doch viele DVU-Mitglieder kehrten der Partei aufgrund ihres Führungsstils den Rücken. Aus diesem Grund wurde die DVU oft als „Frey-Partei“ bezeichnet, manchmal auch als „Phantom“ oder „virtuelle Partei“. Die Partei wurde von vielen als ein Macht- und Wirtschaftsinstrument von Frey angesehen, da es auch keine klare Trennung zwischen dem Verleger, der Zeitung und der Partei gegeben hatte.

Die Diskurse der Partei waren nationalistisch, rassistisch, antisemitisch, antiamerikanisch, antiliberal, antidemokratisch sowie umfassend revisionistisch und reichten von der Verharmlosung bis zur Verherrlichung des Nationalsozialismus.

Die neu gegründete Partei ging bis Anfang der 1990er Jahre Bündnisse mit der NPD ein, die ab 2005 in einem Wahlbündnis namens Deutschlandpakt (2005-2009) erneuert wurden. Zwischendurch war das Verhältnis zwischen den beiden Parteien sehr angespannt.

1990er

Nach dem Tod des Juraprofessors und Grundgesetzkommentators Theodor Maunz (1901-1991) wurde bekannt, dass er eng mit Frey zusammengearbeitet hatte.** Maunz (FDP) musste als bayerischer Kultusminister zurücktreten, nachdem seine NS-Vergangenheit als Kommentator des NS-Polizeirechts bekannt wurde.**

** Günter Platzdasch & Rainer Fromm, Die sogenannte Internationale Gesellschaft für Menschenrechte: Eine rechte Grauzonenorganisation, Wiesbaden, Büro der Stadtverordnetenversammlung, 1990, 3.

Wladimir Schirinowski

Seit den 1990er Jahren unterhielt die DVU intensive Kontakte zu Wladimir Schirinowski (geb. 1946) und seiner 1991 gegründeten rechtsextremen „Liberaldemokratischen Partei Russlands“ (LDPR). 1992 war Schirinowski ein viel beachteter Redner auf der Jahresveranstaltung der DVU in Passau.

Zuvor hatte Gerhard Frey jr. auf Einladung der LDPR im April 1992 am Parteitag der LDPR in Moskau teilgenommen. Frey sen. war 1994 Gast des LDPR-Parteitags. Schirinowski und Frey brachten in ihrer fünf Punkte umfassenden „Moskauer Erklärung“ vom 29. Juni 1994 nationalistische Forderungen zum Ausdruck und bekräftigten die Freundschaft zwischen der russischen und deutschen extremen Rechten.

Quelle Spiegel 1995: Die rechtsextreme Deutsche Volksunion (DVU) des Münchner Verlegers Gerhard Frey, 62, rückt von dem Demagogen und Chef der Liberaldemokratischen Partei Rußlands (LDPR), Wladimir Schirinowski, 48, ab. Die DVU, kündigte ein Spitzenfunktionär intern an, werde »das Verhältnis zu Schirinowski überprüfen«. Anlaß für den Zwist der DVU mit dem Moskauer Rechtsextremisten ist ein SPIEGEL-Gespräch, in dem Schirinowski erklärt hatte, die Welt solle »Angst vor Rußland haben« und Deutschland müsse »so klein wie Österreich« sein. Die DVU hatte seit 1992 enge Beziehungen zur LDPR unterhalten. Mehrfach war Parteichef Frey zu Treffen mit Schirinowski nach Moskau gereist. Auf DVU-Veranstaltungen in Thüringen und im bayerischen Passau im Oktober 1993 propagierte Schirinowski noch einen »Kurs der deutsch-russischen Annäherung«. Inzwischen hat das DVU-Organ Deutsche National-Zeitung den Abdruck einer Serie von Interviews und Beiträgen Schirinowskis abgebrochen.

Die brandenburgischen DVU-Landesabgeordneten Sigmar-Peter Schuldt (DVU-Landesvorsitzender in Brandenburg und Fraktionsgeschäftsführer) und Markus Nonninger nahmen am 21. und 22. Februar 2004 auf Einladung von Schirinowski (in seiner Funktion als Vizepräsident der russischen Staatsduma) am Zweiten Weltkongress der europäischen und asiatischen patriotischen Parteien in Moskau teil.

Nach Angaben der DVU wurde die von der DVU-Delegation geäußerte Meinung, dass die Türkei „nicht in die Europäische Union gehört, von allen Kongressteilnehmern mit ungeteiltem Beifall aufgenommen“.**

**SPD-Landtagsfraktion Brandenburg, „Die Deutsche Volksunion (DVU),“ 17-18.

Gerhard Frey (rechts), der Vorsitzende der rechtsextremen Deutschen Volksunion, und Wladimir Schirinowski (links), der Vorsitzende der rechtsextremen Liberal-Demokratischen Partei Russlands. – Bildquelle: https://www.tango-noir.com/2017/09/19/chapter-2-pictures/

Wjatscheslaw Daschitschew

Eine besonders enge Beziehung pflegte die DVU zu Wjatscheslaw Daschtschew (1925-2016). Daschitschew war Gastredner auf dem Landesparteitag der DVU in Brandenburg am 27. Juni 2004 und war regelmäßiger Autor und Interviewpartner der National-Zeitung. Daschitschew war einer der Deutschland-Berater des russischen Präsidenten Michael Gorbatschow.

Zugleich war er Leiter der Abteilung für internationale Probleme am Institut für die Wirtschaft des sozialistischen Systems (1972 bis 1990) und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats im Büro der sozialistischen Länder des Außenministeriums (1987-1989). Daschitschew hat die sowjetische Deutschlandpolitik mit verschiedenen Memoranden maßgeblich beeinflusst. Nach 1990 war Daschitschew Mitglied der Moskauer Akademie der Wissenschaften und Gastprofessor an der FU Berlin sowie an den Universitäten München und Mannheim.

Zugleich begann sein Engagement in rechtsextremen Kreisen in der Bundesrepublik Deutschland. Daschitschew war häufiger Redner bei der rechtsextremen „Kulturvereinigung“ Gesellschaft für freie Publizistik (GFP), zum Beispiel auf dem Jahreskongress der GFP im Frühjahr 2004. Gegründet von ehemaligen SS-Offizieren und NS-Funktionären, wurde die GFP zur wichtigsten rechtsextremen ideologischen Organisation in Deutschland, in der sich rechtsextreme Verleger, Redakteure, Publizisten, Schriftsteller und Buchhändler zusammengeschlossen haben.

Edit Image Helmut Kohl, Vyacheslav Dashichev (center), Karl Dietrich Bracher and Walther Hofer in Berlin at the end of August 1989. – Bildquelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/politische-buecher/wjatscheslaw-daschitschew-eine-sowjetische-dolchstosslegende-14113400.html

Jean-Marie Le Pen

Am 15. Juni 1998 fand im Europäischen Parlament in Straßburg ein Treffen zwischen Frey und dem Vorsitzenden des Front National, Jean-Marie Le Pen (geb. 1928), statt. In einer gemeinsamen Entschließung heißt es: „Die beiden Parteien werden ihre Beziehungen ausbauen und verstärken. Beide Parteiführer sind sich über die grundlegenden Gemeinsamkeiten ihrer politischen Programme einig. Sowohl FN als auch DVU kämpfen gegen die Errichtung einer neuen Weltordnung durch Mächte, die die nationale Souveränität Frankreichs und Deutschlands geringschätzen. Sie wollen, dass die Interessen ihrer Bürger Vorrang vor denen von Ausländern in ihren Ländern haben. Sie treten für eine Begrenzung der Einwanderung ein. „**

** SPD-Landtagsfraktion Brandenburg, „Die Deutsche Volksunion (DVU),“ 17.

Die DVU unterhielt freundschaftliche Kontakte zum Front National, den Le Pen 1972 als Sammlungsbewegung verschiedener rechtsextremer Organisationen in Frankreich gegründet hatte. Le Pen wurde mehrfach im In- und Ausland wegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus angeklagt und verurteilt.

2000er

Bündnis mit der NPD

Die Mitgliederzahlen der DVU waren seit der Jahrtausendwende stetig gesunken. Im Jahr 2005 wurde der Deutschlandpakt, ein Wahlbündnis zwischen der DVU und der NPD, geschlossen. Es wurde mitunter als rechte „Volksfront“ bezeichnet. 2009 wurde der Deutschlandpakt im Zusammenhang mit der Landtagswahl in Brandenburg von der NPD aufgelöst. Begründet wurde dieser Schritt mit dem schlechten Abschneiden der DVU bei der Europawahl im selben Jahr. Auf dem Bundesparteitag der DVU im Januar 2009 kandidierte Frey nicht erneut für das Amt des Bundesvorsitzenden.

2010er

Ende 2010 wurde die DVU zu Gunsten der NPD aufgelöst. Frey blieb Herausgeber der National-Zeitung. Im Oktober 2010 spendete er einen Betrag von über einer Million Euro an die von ihm einst geführte DVU, indem er auf die Rückzahlung eines von ihm gewährten Darlehens verzichtete. Eine Erklärung dafür lieferte Frey nicht. Möglicherweise wollte er den Weg für die Fusion mit der NPD ebnen, da die Schulden der DVU ein Hindernis dafür waren.

Frey starb 2013 in Gräfelfing bei München, von wo aus er jahrzehntelang sein rechtsextremes Imperium geführt hatte. Seine Familie führte Freys verlegerische Tätigkeit über seinen Tod hinaus fort. Die National-Zeitung stellte jedoch 2019 ihren Betrieb ein, und auch der Verlag scheint sich aufgelöst zu haben.

Harald Neubauer

Harald Neubauer (geboren am 3. Dezember 1951 in Hamburg) ist ein deutscher Politiker und Journalist aus der rechtsextremen Szene. Er war von 1989 bis 1994 Abgeordneter des Europäischen Parlaments. Seit 1992 ist er Mitherausgeber der rechtsextremen Monatszeitschrift Nation Europa.

Neubauer wurde zum Kaufmann ausgebildet und absolvierte seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr. Von 1969 bis 1972 und erneut von 1975 bis 1981 war er Mitglied der neonazistischen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) und schloss sich Gerhard Frey und seiner Deutschen Volksunion (DVU) an. Obwohl die DVU bereits 1971 gegründet wurde, ließ sie sich erst 1987 offiziell als Partei registrieren. Neubauer war Redakteur bei Freys Zeitung Deutscher Anzeiger (1975-1983).**

** Hans-Joachim Veen, Norbert Lepszy and Peter Mnich, The Republikaner party in Germany: right-wing menace or protest catchall? (Greenwood Publishing Group, 1993), 23

Nach Angaben des bedeutendsten deutschen Neonazis der 1970er und 1980er Jahre, Michael Kühnen (1955-1991), war Neubauer von Anfang der 1970er bis Mitte der 1970er Jahre in Norddeutschland ein Funktionär der NSDAP/AO von Gary Lauck mit Sitz in den USA und war Schatzmeister von Lauck in Schleswig-Holstein. Kühnen sagte außerdem, er habe 1977 Sicherheitsdienste für eine von Neubauer mitorganisierte DVU-Kundgebung geleistet, an der das Nazi-Fliegerass Hans-Ulrich Rudel teilnahm, eine Schlüsselfigur bei der Reformation der ehemaligen Nazi-Netzwerke weltweit nach dem Krieg.

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(Video Oberhalb) Dokumentarfilm von Michael Schmidt über Neonazis und Holocaust-Leugner, der 1991 nach zwei Jahren umfangreicher Recherche veröffentlicht wurde.

1983 trat Neubauer der rechtsgerichteten Partei Die Republikaner (REP) bei und wurde im folgenden Jahr Pressereferent des Parteigründers Franz Schönhuber (1923-2005), einem ehemaligen Waffen-SS-Mitglied. Er unterstützte Schönhuber in seinem anschließenden Machtkampf mit Franz Handlos, und als Schönhuber 1985 Vorsitzender wurde, ernannte er Neubauer zum Schriftführer.**

Bald kamen die Ämter des Landesvorsitzenden in Bayern, des stellvertretenden Bundesvorsitzenden und des Mitglieds des Europäischen Parlaments hinzu, und Neubauer wurde weithin als möglicher Nachfolger Schönhubers angesehen.**

** Cas Mudde, The Ideology of the Extreme Right (Manchester University Press, 2000), 31.

Franz Schönhuber mit Harald Neubauer und Johanna Grund bei einer Veranstaltung der Republikaner.

Die beiden entfremdeten sich jedoch, als Neubauer einen extremeren Weg einschlug und 1990 zeitweise sogar den vorübergehenden Rücktritt seines ehemaligen Mentors erzwang. Letztlich triumphierte Schönhuber in diesem Kampf, drängte Neubauer aus der Partei und ersetzte ihn durch Rolf Schlierer als stellvertretenden Vorsitzenden.**

** Mudde, The Ideology of the Extreme Right, 34.

Neubauer und viele seiner Anhänger wurden aus den Republikanern ausgeschlossen und schlossen sich im Januar 1991 in der „Deutschen Allianz-Vereinigte Rechte“ zusammen, die noch im selben Jahr in „Deutsche Liga für Volk und Heimat“ umbenannt wurde. Die neue Gruppe hatte das erklärte Ziel, die vielen Fraktionen der extremen Rechten unter einem einzigen Banner zu vereinen, und hatte anfangs einigen Erfolg, indem sie drei weitere republikanische Europaabgeordnete (Johanna Grund, Klaus-Peter Köhler und Hans-Günter Schodruch) und die Unterstützung der einflussreichen Zeitschrift Nation und Europa gewann.

Quelle und Informationen DLVH: Die DLVH trat meist erfolglos zu verschiedenen Landtags- und Kommunalwahlen an. Durch Übertritte von Mandatsträgem der Deutschen Volksunion (DVU) und den REP hat sie 1991-1993 in Bremen und 1993-1996 in Schleswig-Holstein Landtagsmandate und bildet 1991-1993 eine Fraktion im Kölner Stadtrat. Bis 1994 ist Neubauer Mitglied des Europaparlaments. Bei den Kommunalwahlen in Baden-Württemberg 1994 erhalten Martin Mußgnug (Tuttlingen) und Jürgen Schützinger (Villingen-Schwenningen) 5,2 Prozent bzw. 6,1 Prozent. 1993 setzt die Kölner DLVH für die Ergreifung einer untergetauchten Asylbewerberin 1.000 DM Belohnung aus, die angekündigte Verbreitung von Steckbriefen wird verboten. Bei den Brandenburger Kommunalwahlen 1993 kandidiert Frank Hübner, ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Alternative, für die DLVH für das Amt des Cottbusser Oberbürgermeisters. Der Landesvorstand wird daraufhin suspendiert, der Vorsitzende Frank Schwerdt aus der Partei ausgeschlossen. 1994 beginnt in Köln eine Hetzkampagne gegen Ralph Giordano. Seit Ende 1995 engagierte sich DLVH-Funktionäre u.a. mit Mitgliedern der REP und der NPD in »Runden Tischen«.

Innerhalb der DLVH gehörte Neubauer zu einem dreiköpfigen Führungsteam mit Rudolf Kendzia und Jürgen Schützinger. Auch die ehemaligen NPD-Chefs Martin Mussgnug und Franz Glasauer wurden mit Führungsaufgaben betraut, doch bei den Landtagswahlen 1992 konnte die neue Gruppierung kaum überzeugen.

Neubauer wurde 1992 Mitherausgeber von Nation und Europa und ist Vorstandsmitglied der „Gesellschaft für Freie Publizistik“, der wohl einflussreichsten Schriftstellerorganisation und Herausgeberin der extremen Rechten in Deutschland.

Nachdem sich die DLVH bereits 1996 aufgelöst hatte, kandidierte Neubauer bei der Bundestagswahl 2005 in Sachsen auf der Liste der NPD.