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Dugin: Ausführliche Analyse des neofaschistischen Vordenkers hinter Putin

von | Mrz 21, 2022 | Aktuelles

Althans

Althans war für uns in dieser Zeit der Prototyp des neuen Rechtsextremisten. Der Typ Schwiegermutter-Sohn mit rassistischem Antlitz. Für uns einer der Herausragentesten und schillerndsten, aber auch gefährlichsten Rechtsextremisten zu dieser Zeit. Man kann ihn sozusagen als Vorbild für die Identitäre Bewegung benennen, denn er lieferte die Schablone für die heutigen Rechtsextremisten, eben abseits von Boneheads, und offener NS-Verherlichung.

Bela Ewald Althans (geboren am 23. März 1966 in Bremen) war ein ehemaliger deutscher Neonazi-Aktivist, der als Informant des bayerischen Verfassungsschutzes gearbeitet haben soll.

Einst war er nach dem Tod von Michael Kühnen 1991 der führende Organisator des neonazistischen Untergrunds in Deutschland. Nach seiner Inhaftierung in den 1990er Jahren verließ Althans die Bewegung und ist heute nicht mehr in der politischen Szene aktiv. Seine privaten Papiere aus der Zeit der Neonazis übergab er später dem Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam.

Einige seiner Erinnerungen sind in seinem Blog veröffentlicht, den er zum Teil im Gefängnis geschrieben hat, zusammen mit einer Fülle von Bildern aus seiner Zeit als Neonazi-Kader.

Biografie

1982 – Deutsches Kulturzentrum des Europäischen Geistes

Althans wurde in eine bürgerliche Familie hineingeboren, in der er zur Ablehnung des Nationalsozialismus erzogen wurde, die er aber ablehnte und sich schon früh in neonazistischen Gruppen engagierte. (Martin A. Lee, The Beast Reawakens (Warner Books, 1997), 255.)

Bereits 1982, im Alter von 16 Jahren, wurden die Nazi-Bonzen der Nachkriegszeit auf ihn aufmerksam und bereiteten ihn systematisch auf eine Führungsrolle vor. Einer von ihnen war der ehemalige Leibwächter Adolf Hitlers und ehemalige Kommandeur des „Wachbataillons Großdeutschland“ Otto Ernst Remer, der in der Neonazi-Szene wie ein Held verehrt wird.

Seine Ausbildung in Rhetorik erhielt er von Willi Krämer, einst Sonderberater von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels. Über sein Verhältnis zu Krämer schrieb er in seinem Blog:

Otto Ernst Remer. Poster im Blog von Bela Ewald Althans.

„Willi Krämer hatte einen großen Einfluss auf die Dynamik meines politischen Denkens. Besonders das gemeinsame Lesen und Studieren von Alfred Rosenbergs ‚Mythos des XX. Jahrhunderts‘ und Erwin Guido Kolbenheyers ‚Bauhütte‘ zusammen, dessen Lehre der biologischen Methaphysik Krämer als Grundlage allen philosophischen Denkens in der ‚gegenwärtigen Übergangszeit‘ (Krämer) ansah, sowie das Studium und die Analyse verschiedener Schlüsselwerke, hatte der damals 88-Jährige schon damals einen prägenden Einfluss auf mein Lebens- und Kosmosverständnis.“

Nach eigenen Angaben wurde Althans‘ Talent entdeckt, als er sich in einer Organisation namens „Deutsches Kulturwerk Europäischen Geistes“ (DKeG) engagierte. Dessen Leiterin, die hannoversche Vollblutnazi Lotte Oppermann (damals 88), und ihr Freundeskreis hatten Gefallen an Althans gefunden.

Oppermanns Villa in Hannover-Döhren diente als Treffpunkt für das Who-is-Who der deutschen extremen Rechten jener Zeit. Ihr Engagement ging so weit, dass sie dem damals bedeutendsten deutschen Neonazi Michael Kühnen Unterschlupf gewährte, als er sich einem Haftbefehl entzog, und ihm sogar ihr Auto zur Verfügung stellte, damit er nach Frankreich fliehen konnte.

Willi Krämer mit seiner Frau im Jahr 1988. Das Bild wurde im Blog von Bela Ewald Althans veröffentlicht.

1983 – Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA)

1983 schloss sich Althans der militanten Neonazi-Gruppe „Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten“ (ANS/NA) um die prominenten Neonazis Michael Kühnen und Christian Worch an. Die Formation bestand nur 10 Monate, bevor sie verboten wurde, aber in dieser kurzen Zeit leitete Althans ihren hannoverschen Ableger (Martin A. Lee, The Beast Reawakens (Warner Books, 1997), 255.) . Laut Althans wurde er am Tag des Verbots der ANS/NA (7. Dezember 1983) verhaftet, noch bevor er Michael Kühnen im wirklichen Leben kennengelernt hatte, aber da er zu diesem Zeitpunkt erst 17 Jahre alt war, verbrachte er nur 10 Tage im Jugendgefängnis.

Von ANS zu ANS/NA

Als Althans der ANS/NA beitrat, war Michael Kühnen (1955-1991) bereits eine feste Größe in der deutschen Neonazi-Szene.

Kühnen wurde unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Bundeswehr im Jahr 1977 in der rechtsextremen Szene aktiv. Zusammen mit zwei weiteren Rechtsextremisten gründete er am 8. Mai 1977 eine Unterorganisation der in den USA ansässigen NSDAP-Revival-Organisation NSDAP/AO von Gary Lauck. Sein „SA-Sturm Hamburg“ versuchte, die ursprüngliche paramilitärische Organisation der NSDAP, die Sturmabteilung, zu kopieren, und unterstützte als Mutterorganisation die antisemitischen Rassengesetze des Dritten Reiches. Am 26. November 1977 wurde aus dieser Unterorganisation die Aktionsfront Nationaler Sozialisten (ANS).

Gary Lauck (links) und Michael Kühnen um 1990/1991

Schon wenige Monate später erlangte die ANS bundesweite Bekanntheit durch eine Aktion, die Kühnen zusammen mit seinem Neonazi-Kollegen Christian Worch im Mai 1978 organisiert hatte:

Mehrere ANS-Mitglieder posierten mit Eselsmasken und Pappschildern, die den Holocaust leugneten, vor den Kameras von Journalisten. Auf einem von ihnen stand: „Ich, Esel, glaube immer noch, dass in deutschen Konzentrationslagern Juden vergast wurden“.

Kühnen wurde schnell zum führenden Kopf der militanten deutschen Neonazi-Szene. Zu seinen Anhängern gehörten damals Thomas Brehl (Wehrsportgruppe Fulda), Christian Worch (FAP, heute Die Rechte), Gottfried Küssel (NSDAP/AO), Steffen Hupka und Arndt-Heinz Marx.

Die ANS erlangte einen Ruf für provokative Aktionen und erregte 1978 viel Aufmerksamkeit, als ihre Mitglieder nach einer „Gerechtigkeit für Hitler“-Kundgebung mit der Polizei zusammenstießen. In den Jahren 1977 und 1978 raubten ANS-Mitglieder eine Reihe von Banken aus und stahlen Waffen aus Militärbasen. Sechs Mitglieder wurden verhaftet und zu elf Jahren Haft verurteilt, weil sie angeblich Bombenanschläge auf NATO-Einrichtungen und eine Gedenkstätte für die Opfer des Konzentrationslagers Bergen-Belsen geplant hatten und den ehemaligen Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess aus dem Gefängnis befreien wollten.

Kühnen selbst wurde 1979 inhaftiert, nachdem er wegen der Gründung einer terroristischen Vereinigung angeklagt worden war. Während seiner Haftzeit schrieb Kühnen „Die zweite Revolution“, ein Programm für die ANS. Der Titel bezog sich auf die Pläne des SA-Führers Ernst Röhm aus dem Jahr 1934, der zusammen mit anderen Mitgliedern der radikaleren Fraktion innerhalb der NSDAP für eine „zweite Revolution“ eintrat, die in ihrer allgemeinen Ausrichtung offen antikapitalistisch war. (Frank McDonough, Hitler and Nazi Germany (Cambridge and New York: Cambridge University Press, 1999), 26, ISBN 978-0-52100-358-2.)

Trotz Kühnens Inhaftierung setzte die ANS ihre Aktivitäten fort und schloss sich kurz nach seiner Freilassung im November 1982 mit Thomas Brehls Gruppe der „Nationalen Aktivisten“ zur Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA) zusammen. Die neue Gruppe, die offiziell am 15. Januar 1983 gegründet wurde, stand unter der Leitung von Michael Kühnen.

Die Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA) war in ca. 30 Kameradschaften und in Bereiche (Nord, Süd, West, Mitte) gegliedert. Für Frauen wurde der Mädelbund eingerichtet. Daneben existierte der FKDP unter dem Vorsitz von Otto Riehs für nicht-aktive Sympathisanten. Als Publikationen wurden von der ANS seit Dezember 1982 der monatliche Rundbrief Die Innere Front und Das Korps für die Politischen Leiter herausgegeben. 1977 wird der Freizeitverein Hansa in Hamburg gegründet, aus dem sich im November die ANS entwickelt. Ende 1977 wird die ANS als legaler Zweig von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei/Auslands- und Aufbauorganisation anerkannt.[1] 1978/79 wird fast die gesamte Führungsspitze inhaftiert, es kommt zum Erliegen der Aktivitäten. 1982 beginnt Kühnen nach seiner Haftentlassung mit der Reorganisierung. Im Januar 1983 schließt sich die ANS mit den Nationalen Aktivisten (NA, 1982 von Thomas Brehl gegründet) zusammen, die AAR wird als Wahlorganisation gegründet, nimmt an den hessischen Landtagswahlen in wenigen Wahlkreisen teil und erhält bis zu 0,5 Prozent. Am 7. Dezember 1983 werden ANS/NA, FKDP und AAR vom Bundesinnenminister verboten, die Strukturen werden aber weitergeführt. Kühnen gründet 1984 in Frankreich die Auslands-ANS, die zweimonatlich Unser Europa und ab November 1984 Die Neue Zeit herausgibt. Die ANS/NA bekannte sich offen zum Nationalsozialismus, ihr Hauptziel war die Wiederzulassung der NSDAP. Ideologisch und strategisch war sie am historischen Vorbild der SA orientiert. Sie arbeitete besonders mit dem Kampfbund Deutscher Soldaten, der Bürger- und Bauerninitiative von Thies Christophersen und der Deutschen Bürgerinitiative zusammen.

Logo der Aktionsfront Nationaler Sozialisten / Nationale Aktivisten (ANS/NA) Quelle: https://www.apabiz.de/archiv/material/Profile/ANSNA.htm

Die rund 300 Mitglieder waren in etwa 30 „Kameradschaften“ unterteilt, die von vier größeren Sektionen betreut wurden: Nord, Süd, West, Zentrum.

Am 24. November 1983 wurde die ANS/NA einschließlich ihrer Untergruppen „Aktion Ausländerrückführung“ und „Freundeskreis Deutsche Politik“ vom Bundesinnenminister verboten und zwei Wochen später am 7. Dezember aufgelöst.

Die ANS/NA war zu Beginn der achtziger Jahre eine der größten neofaschistischen Organisationen in der Bundesrepublik. Sie trat vor allem durch provokante Aktionen an die Öffentlichkeit. Die aus ihr hervorgegangene Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front ist noch heute ein Bestandteil der neofaschistischen Szene.

Nach der Auflösung der ANS/NA flüchtete Kühnen mit Hilfe der hannoverschen Nazi-Grande Dame Lotte Oppermann nach Frankreich. Die dortigen Neonazis der „Faisceaux Nationalistes Europeens“ (FNE) hatten ihm eine konspirative Wohnung in Paris vermietet.Kühnen hatte auf seiner Flucht mindestens einmal die Grenze zurück nach Deutschland überschritten, denn er ist auf einem Foto zusammen mit Althans, Otto Ernst Remer und Christian Worch in der Villa Oppermann im März 1984 zu sehen. Nach Angaben von Althans war dies die erste Begegnung mit Kühnen, der sich bei ihm gemeldet hatte, weil er Otto Ernst Remer kennenlernen wollte.

Bela Ewald Althans (stehend), Otto Ernst Remer (2. von rechts), Christian Worch (links), Michael Kühnen (2. von links) in der Villa Oppermann im März 1984.

1984 – Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag Adolf Hitlers

Am 5. Oktober 1984 wurde Kühnen in Frankreich verhaftet und an Deutschland ausgeliefert. Nach Kühnens Verhaftung, aus der Althans von seinen Eltern herausgeworfen worden war, zog Althans zu Otto Ernst Remer nach Bad Kissingen. (Martin A. Lee, The Beast Reawakens (Warner Books, 1997), 255.)

Remer machte Althans zum Jugendleiter der von ihm gegründeten „Deutschen Freiheitsbewegung“ (DF), lehrte ihn die Organisation von Zellenbewegungen und machte ihn mit einer Reihe von führenden Köpfen der internationalen Neonaziszene bekannt.(Lee, The Beast Reawakens, 256.)

Die DF war eine Dachorganisation für mehrere neonazistische Splittergruppen unterschiedlicher Art im Untergrund, und Remer nutzte sie, um eine jüngere Generation von Nachkriegsdeutschen zu beeinflussen.

Komitee zur Vorbereitung des 100. Geburtstages von Adolf Hitler

Die Strukturen der ANS/NA wurden durch zwei neue Formationen aufrechterhalten: die NEUE FRONT-Lesegruppen, um das deutsche Neonazi-Netzwerk aktiv zu halten, und das „Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers (KAH), das von Anfang an eine internationale Ausrichtung hatte. Althans schreibt in seinem Blog:

„Da die ANS/NA gerade verboten worden war und Michael Kühnen mit Hilfe seiner altgedienten Adepten das 10-monatige Experiment der ANS irgendwie aus der Ferne aufrechterhalten wollte, wurden einerseits die bekannten Lesekreise der NEUEN FRONT gegründet, andererseits aber mittels der KAH Hierarchien aufrechterhalten und gefestigt. „

Die KAH wurde 1984 in einer Kneipe an der Puerta del Sol in Madrid gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählen inoffiziell Thomas Brehl, Michael Kühnen, Léon Degrelle und Michael Caignet sowie weitere Neonazi-Funktionäre aus Europa.

Althans trat 1984 auch der KAH bei, die schließlich 1995 als Nachfolgeorganisation der ANS/NA verboten wurde. Von diesem Zeitpunkt an versuchte Althans, sich international zu profilieren und arbeitete eng mit Yvan Blot in Frankreich und CEDADE (Léon Degrelle) in Spanien zusammen.(Lee, The Beast Reawakens, 261)

Bela Ewald Althans mit Léon Degrelle (undatiert). Veröffentlicht auf dem Blog von Bela Ewald Althans.

Ziel der KAH war vordergründig die Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers im Jahr 1989, die als eine Art Fanal für eine europaweite Vernetzung und die Schaffung einer gemeinsamen Bewegung aus der zersplitterten Neonazi-Szene fungieren sollten. Sie diente aber auch, wie Althans erwähnte, der „Aufrechterhaltung und Festigung“ von Hierarchien im neonazistischen Bereich.

Die Organisation hatte eine europäische Ausrichtung und sollte als Netzwerk verschiedener rechtsextremer Parteien und Vereinigungen fungieren. Zu den bekanntesten Organisationen gehörten die Fasceaux Nationalistes Européens (FNE, Frankreich), die National Socialist Irish Workers Party (NSIWP, Irland), die National Socialist Party of the United Kingdom (NSPUK, Vereinigtes Königreich), der Vlaamse Militanten Orde (Belgien) und die Nationale Front Österreich. In Deutschland waren es vor allem die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) und die Nationale Offensive (NO), die die KAH unterstützten.

FAP-Treffen in Münster mit Bela Ewald Althans und Otto Ernst Remer. Das Bild wurde im Blog von Bela Ewald Althans veröffentlicht.

Althans, Kühnen und viele andere ANS/NA-Mitglieder hatten sich nach dem Verbot der ANS/NA der neonazistischen FAP (1979-1995) angeschlossen, die damals als größte militante neonazistische Organisation in Deutschland galt.

Althans sagte über seine Rolle in der KAH:

„Ich wurde von Thomas Brehl mit einer Urkunde zum KAH (stellvertretender Vorsitzender) ernannt, was mir eine besondere Stellung verschaffte, solange ich mich in neonazistischen Kreisen aufhielt … Uwe Börner (Chemnitz – später auch ‚Sonder-Referatsleiter OST‘) und Frank Rennicke wurden Stellvertreter!

Uwe Börner, Thomas Brehl und Bela Ewald Althans bei der Wintersonnenwendfeier in Mainz-Gonsenheim 1984.

1986 – Deutsche Jugendbildungsstätte

Althans konzentrierte sich zunehmend auf den Aufbau von Strukturen zur ideologischen Schulung und Erziehung seiner Landsleute und auf die Vernetzung mit der alten Nazi-Garde.

Darunter Professor Werner Georg Haverbeck, ehemaliger Vertrauter des Anthroposophen Rudolf Steiner, den Althans schon länger kannte, sowie „drei aktive Professoren der Münchner Universität“.Althans lernte auch Mitglieder des so genannten „Obersalzberg-Clans“ kennen, die Überlebenden der Familien Todt und Himmler, darunter den Führerpiloten Hans Baur.

Unterstützt von seinen Förderern gründeten Althans und andere im März 1986 einen Verein unter dem unscheinbaren Namen „Deutsches Jugendbildungswerk“ (DJBW).

Laut Althans „stammt die Idee dazu von dem ehemaligen Goebbels-Berater Krämer, der eine ‚geistige Vereinigung‘ der ‚Bewegung‘ vorschlug“.

Der FAP-Kader Karl Polacek in einem Fernseh-Interview bei „Kennzeichen D“. (Bild: Screenshot YouTube/ZDF). Sekundärquelle AiB: https://www.antifainfoblatt.de/tags/karl-polacek

Das DJBW wurde im Haus von Karl Polacek in Mackenrode im Harz gegründet, und Althans wurde damals zu seinem Leiter ernannt.6 Althans sagt in seinem Blog, dass er versuchte, das DJBW von der „Bewegung“ zu trennen:

„Ich habe den DJBW mitgeschleppt und dicht gehalten – er war nicht nur in der ‚Bewegung‘ verankert, sondern diente als Drehscheibe für unterschiedlichste Denker aus allen politischen Richtungen. Vom Landesvorsitzenden der Grünen über Mitglieder der Wiking-Jugend und des Nerother Wandervogels, von Bundeswehrangehörigen und Burschenschaftern bis hin zu Neonazis und Einzelgängern trafen sich in unregelmäßigen Abständen ca. 60 – 100 Leute in einem kleineren Kreis. Unter anderem gelang es mir, dem DJBW große Gebäude (Schlösser) in Paris, dann in Hochscharten und schließlich in Vellexon zur Verfügung zu stellen, wo ich neben Tagungen auch internationale Veranstaltungen abhielt.

[Althans:] Unwesentlich, dass ich 196cm groß bin. Wesentlich aber, dass das DJBW letztendlich zwei ursächliche Gründe (neben der fehlenden Ideologie der „eigenen Kameraden“) hatte: Zum einen war es das seit dem Besuch im Collegium Humanum/Vlotho [siehe Artikel im BLOG] und des sich daraus ergebenden fortdauernden Dialoges mit Raimund Bachmann zum anderen den mittlerweile regelmäßigen Besuchen bei Willy Krämer geschuldet, etwas wie das DJBW zu gründen. Da gerade erst das Verbot der ANS/NA hinter uns lag und Michael Kühnen vom Ausland aus über seine Altgedienten das nur 10-monatige Experiment der ANS in irgendeiner Weise erhalten wollte, wurden einerseits die bekannten Leserkreise der NEUEN FRONT gegründet, andererseits aber Hierarchien gepflegt und gefestigt mittels des KAH [Komitee zur Vorbereitung des 100. Geburtstages Adolf Hitlers]. Zwei Dinge waren den damals führenden Personen des Ex-ANS Lagers an mir aufgefallen: Mein guter Draht zu Älteren in der Szene und meine offenen Kontakte in alle Richtungen. Und so wurde im März 1986 das DJBW gegründet. Gründungsort war das Haus von Karl Polacek in Mackenrode im Harz.

Nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes war der DJBW „Dreh- und Angelpunkt der gesamten Szene“, die er damals auf rund 39.000 Personen schätzte. Der DJBW, so der Chef des Verfassungsschutzes, sei „die gefährlichste, modernste und revisionistischste Jugendgruppe in Deutschland“.

Althans‘ Stellvertreter wurde sein enger Freund Uwe Börner, ein Schützling von Ernst Zündel, der zur gleichen Zeit wie Althans zu Kühnen gestoßen war.

Der aus Chemnitz (DDR) stammende Börner hatte vier Jahre in Bautzen in einem Hochsicherheitsgefängnis wegen „versuchter Republikflucht „ verbracht, bevor die BRD den Häftling in den 1970er Jahren freikaufte.6

1983 lernte Börner Ernst Zündel kennen, 1984 Althans, der sich über Börner äußerte: „Aufgrund seiner Herkunft wurde er von Michael Kühnen heimlich als sogenannter Sondereferatsleiter Ost eingesetzt. In diesem Zusammenhang organisierte Börner die Verteilung von Material über/von Prag. “

1986, während der Haft, hatte Kühnen sein Coming-out als homosexuell. Dies geschah nach einem einschneidenden Vorfall während des sogenannten „Europäischen Führer-Thing“, als der Neonazi-Funktionär Thomas Brehl beim Oralverkehr mit einem anderen Teilnehmer erwischt wurde. Dies löste eine Hexenjagd aus, die laut Althans mehrere europäische Spitzenpolitiker ihr Amt kostete, z.B. in Frankreich, den Niederlanden und England.

Gegenüber Kritikern innerhalb der Neonazi-Bewegung argumentierte Kühnen, dass er aufgrund seiner fehlenden Familie mehr Zeit für die Militanz habe, und er wies darauf hin, dass Ernst Röhm ebenfalls ein schwuler Nazi war. Kühnen verlor jedoch in der stark homophoben Neonazi-Szene viel Unterstützung. Die FAP spaltete sich, wobei Kühnens ehemaliger Verbündeter Friedhelm Busse den größeren schwulenfeindlichen Flügel anführte, der bis 1989 die tatsächliche Kontrolle über die Partei ausübte.

Althans, der sich später als homosexuell outete, betrachtete zu dieser Zeit immer noch alle Schwulen als pervers und wandte sich gegen Kühnen. In einem Dokumentarfilm von 1991 führte er seine Trennung von Kühnen jedoch auf ideologische Differenzen zurück: (Schmidt, Wahrheit, [00:47:45].)

„Bela Ewald Althans: … 1986 gingen Kühnen und ich getrennte Wege, weil Kühnen für Dinge kämpfte, die ich nicht unterstützen konnte.

Michael Schmidt: Was zum Beispiel?

BEA: Nun, er hat versucht, eine so genannte „Sonderlinie“ im Kampf zu etablieren, eine revolutionäre Linie: Ernst Röhm, Strasser, und so weiter, was nicht meine Linie war.

MS: Was war Ihre Linie?

BEA: Meine Linie war, dass ich sehr „hitleristisch“ war, und ich sagte, dass alles, was Hitler tat, richtig war. Und er sagte, Hitler habe Fehler gemacht.

MS: War Hitler perfekt?

BEA: Verglichen mit allen Menschen, die es auf dieser Welt gibt, war er der perfekteste Mensch.

1988 – Vereinigte Staaten und Kanada

Althans versuchte, den Turbulenzen, die durch die Spaltung entstanden waren, auszuweichen, und ging seinen eigenen Weg. Er schloss sich in Kanada mit dem geschichtsrevisionistischen Verleger Ernst Zündel zusammen, „um in Deutschland eine revisionistische Debatte anzustoßen“.

Nach Angaben von Althans traf er Zündel zum ersten Mal im Januar 1988 in Toronto. Der deutsche Zündel, der in Kanada lebte, hatte die Samisdat Publishers Ltd. aufgebaut, einen kleinen Verlag, der sich auf geschichtsrevisionistische, antisemitische und nationalsozialistische Titel spezialisiert hatte. Im Katalog von Samisdat finden sich Titel wie The Hitler We Loved and Why, UFOs: Nazi Secret Weapon? oder The Six Million Swindle und andere Werke, die vor wilden Verschwörungstheorien strotzen.

Im Dezember 1980 teilte das westdeutsche Bundesfinanzministerium dem Bundestag mit, dass zwischen Januar 1978 und Dezember 1979 „200 Sendungen mit rechtsextremem Inhalt, einschließlich Büchern, Zeitschriften, Symbolen, Dekorationen, Filmen, Kassetten und Schallplatten“ bei der Einreise nach Westdeutschland abgefangen worden waren; diese Sendungen „kamen überwiegend aus Kanada“. Am 23. April 1981 schickte die westdeutsche Regierung ein Schreiben an den Canadian Jewish Congress, in dem sie bestätigte, dass die Quelle des Materials der Samisdat-Verlag war.

In den folgenden Jahren sah sich Zündel mit einer Reihe von Prozessen wegen Holocaustleugnung konfrontiert.

Zündel war in der Welt der Holocaust-Leugner extrem gut vernetzt. Zündel arbeitete eng mit den „Stars“ der Szene zusammen, darunter David Irving, Fred Leuchter und David Cole (alias David Stein).

Ernst Zündel mit Ewald Althans in den 1990er Jahren. Das Bild wurde auf Ewald Althans‘ Blog veröffentlicht.

Fred Leuchter, Kirk Lyons und Bela Ewald Althans. Das Bild wurde in Bela Ewald Althans‘ Blog veröffentlicht.

Bela Ewald Althans (links), Ernst Zündel (Mitte) und David Cole (rechts) (undatiert). Veröffentlicht auf dem Blog von Bela Ewald Althans.

Nach Angaben von Althans wurden Zündel und er bei ihren Bemühungen, eine (wörtlich) „Braune Internationale“ zu gründen, von einem CDU-Bundestagsabgeordneten unterstützt.

Während Althans‘ Zeit in Toronto, im Januar 1988, hatte sich sein engster Freund und „zweiter Sohn“ Zündels, Uwe Börner, mit nur 27 Jahren umgebracht. Börner, der in Deutschland polizeilich gesucht wurde, war im Sommer 1987 nach Dänemark geflohen. Laut Althans war Börner auf der Flucht, „weil ihm wegen verschiedener Propagandadelikte im Zusammenhang mit der Freilassung von Rudolf Hess eine Haftstrafe drohte“. In Dänemark fand Börner Unterschlupf bei dem prominenten Holocaust-Leugner Thies Christopherson (1918-1997), nahm sich dort aber schließlich im Januar 1988 das Leben.2024 In seinem Blog schrieb Althans über Börner:

„Uwe Börner, der für Zündel seit etwa fünf Jahren wie ein Sohn geworden war und mir nicht nur als engster Freund und Vertrauter, sondern auch als stellvertretender Direktor des DJBW zur Seite stand, hatte sich während meines Aufenthalts in Kanada das Leben genommen „.

1988 verbrachte Althans auch mehrere Monate in den Vereinigten Staaten, wo er eng mit Tom Metzger zusammenarbeitete und in dessen Radiosendung auftrat, in der sie ihre gemeinsame Bewunderung für den Antisemitismus des Führers der Nation of Islam, Louis Farrakhan, diskutierten.**

** Lee, The Beast Reawakens, 256-257.

1989 – Südamerika

Im Frühjahr 1989 begab sich Althans im Auftrag der Samisdat Publishers Ltd. auf eine lange Reise durch Südamerika.

Er traf eine Reihe von Personen, mit denen er vor und während der Reise in Kontakt gestanden hatte. Die Reise führte ihn über New York nach Chile. Von dort aus setzte er seine Reise über Argentinien nach Brasilien fort.

Nachfolgend ein kurzes Profil einiger der Personen, die er während seiner Südamerikareise 1989 getroffen hat.

Santiago de Chile: Miguel Serrano

In Santiago de Chile traf sich Althans mit Miguel Serrano (1917 – 2009), einem chilenischen Diplomaten, Schriftsteller, Okkultisten und faschistischen Aktivisten.

Serrano, der in den späten 1930er und frühen 1940er Jahren mit den Nazis sympathisierte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Vertreter des esoterischen Hitlerismus zu einer prominenten Figur der Neonazi-Bewegung.

In seinem geheimnisvollen Werk behauptet Serrano, dass es eine riesige historische Verschwörung gegeben hat, um die Ursprünge der entwickelten Menschheit zu verbergen.

Miguel Serrano als Botschafter in Indien im Jahr 1957.

Sein Werk steht in einer Reihe mit dem von H. P. Blavatsky, René Guénon und Julius Evola, die alle an die „Hyperboreer“ glaubten, eine in der griechischen Mythologie erwähnte Rasse von Riesen, die „jenseits des Nordwinds“ leben sollten.

Diesen Esoterikern zufolge lebte diese rein spirituelle Rasse im immateriellen und schwer fassbaren (nördlichen) Reich Hyperborea, wo Zivilisation und Spiritualität ihr Goldenes Zeitalter erlebt hätten, aber durch die Einmischung in die materielle Welt einen Prozess der Verfestigung und damit der Entartung durchliefen. Folglich war der Mensch nicht abgestiegen, sondern hatte sich nach und nach in seinen affenähnlichen Zustand entwickelt,** indem er den dämonischen Energien des Südpols, dem höchsten Punkt der Materialisierung, zum Opfer fiel.

**Joscelyn Godwin, Arktos: The Polar Myth in Science, Symbolism, and Nazi Survival (Kempton: Adventures, 1996), 70.

Serrano verehrte die SS als einen esoterischen Orden, der auf der Suche nach dem „Heiligen Gral des hyperboreischen Blutes“ gewesen sei. Er praktizierte Yoga und geheime Riten auf der Wewelsburg, um das arische Gedächtnis wiederherzustellen und eine „Große Verwandlung“ in Gottmenschen zu erreichen.

So absurd und abwegig das auch klingen mag, diese von Haus aus rassistischen Tropen kursierten (nicht nur) im neonazistischen Untergrund und verbreiteten sich mit dem Aufkommen des Internets wie ein Lauffeuer.

Serranos bizarre Theorien finden sich auch im Katalog von Zündels Samisdat wieder, mit Titeln wie Geheime Nazi-Polarexpeditionen (1978) oder Hitler am Südpol (1979), die beide von Zündel mit verfasst wurden und in denen er sich auf die waghalsige Mission begibt, zu beweisen, dass UFOs in Wirklichkeit Nazi-Luftschiffe sind, die von einer geheimen Basis am oder in der Nähe des Südpols aus Aufklärungsflüge unternehmen. Zusammen mit Willibald Mattern, einem in Santiago, Chile, lebenden deutschen Emigranten, schrieb Zündel auch UFOs: Nazi Secret Weapon?

Villa Gen. Belgrano: [ehem. Volksgruppenführer] Josef „Sepp“ Janko

Josef „Sepp“ Janko (1905-2001) war 1939 Volksgruppenführer des Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes in Jugoslawien und wurde später während des Zweiten Weltkriegs zum SS-Obersturmführer ernannt. Janko bot Heinrich Himmler an, ein Regiment von etwa 3.000 einheimischen Volksdeutschen aufzustellen, das in begrenztem Umfang mit der Wehrmacht und der Waffen-SS zusammenarbeiten sollte. Daraufhin schuf Himmler im April 1942 die 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division Prinz Eugen und begann, Volksdeutsche aus dem Banat und Rumänien zu rekrutieren.

Sepp Janko prahlte mit seiner Fähigkeit, Söhne von Volksdeutschen aus dem Banat zu rekrutieren. Dieser Auszug wurde im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess im Mai 1946 verwendet:

Foto von Josef Janko von Bela Ewald Althans in Belgrano, Buenos Aires, 1989.

“ … dass ich dem Führer fast die gesamte deutsche Volksgruppe im ehemaligen Staat Jugoslawien zur Verfügung gestellt und ihm so viele Freiwillige als Soldaten gegeben habe, ist für mich ein Gegenstand großen Stolzes. „

Janko konnte Ende 1944 vor der Nationalen Befreiungsarmee (Jugoslawien) nach Österreich fliehen, wo er von amerikanischen Truppen verhaftet und in das Lager Wolfsberg in Kärnten gebracht wurde. Er wurde zusammen mit dem Nazi-Botschafter im Unabhängigen Staat Kroatien (Siegfried Kasche) und dem deutschen Minderheitenführer in Kroatien (Branimir Altgayer) interniert. Beide wurden von den Briten an Tito ausgeliefert und hingerichtet, doch Janko gelang es, vor seiner Auslieferung aus dem Lager aus der Internierung nach Italien zu fliehen. 1951 floh er mit einem auf den Namen José Petri ausgestellten Pass des Roten Kreuzes nach Argentinien.

Janko wurde von der jugoslawischen Regierung wegen Kriegsverbrechen angeklagt. Auf Betreiben der jugoslawischen Regierung wurde er verhaftet und bis zu seiner geplanten Auslieferung inhaftiert. Doch aufgrund der Intervention von Präsident Juan Perón wurde Janko freigelassen. Er lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2001 im Alter von 95 Jahren in Belgrano, Buenos Aires.

Buenos Aires: Wilfred von Oven

Wilfred von Oven (1912 – 2008) war von 1943 bis zur deutschen Kapitulation 1945 der persönliche Presseadjutant des ehemaligen NS-Propagandaministers Joseph Goebbels.

Wilfred von Oven

Nach dem Krieg arbeitete von Oven zunächst unter falschem Namen als Dolmetscher und Schreibkraft für die britische Militärverwaltung in Deutschland.

1951 ging von Oven – ausgestattet mit einem vom Miteigentümer des Spiegel, Rudolf Augstein, unterschriebenen Presseausweis – nach Argentinien. Als Auslandskorrespondent berichtete er für den Spiegel und die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus dem südamerikanischen Staat.** Später schrieb er für die deutschsprachige argentinische Zeitung Freie Presse und gab in Eigenregie La Plata Ruf heraus.

** Peter-Ferdinand Koch, Enttarnt. Doppelagenten: Namen, Fakten, Beweise (Salzburg: Ecowin-Verlag, 2011), 224–225.

Im Juni 2013 räumte der Bundesnachrichtendienst (BND) ein, dass von Oven seit 1950 unter verschiedenen Decknamen für den deutschen Geheimdienst gearbeitet hatte, zunächst für die Organisation Gehlen und bis 1966 für den BND als Informant.

Buenos Aires: Jacques de Mahieu

Jacques de Mahieu, eigentlich Jacques Girault, (1915-1990) war während des Dritten Reichs Kollaborateur in der Karlsdivision/SS-Division Charlemagne.

Jacques de Mahieu in Buenos Aires im Jahr 1989. Das Bild wurde im Blog von Bela Ewald Althans veröffentlicht.

Nachdem er nach Südamerika geflohen war, wurde er in den 1950er Jahren ein peronistischer Ideologe und in den 1960er Jahren Mentor mehrerer nationalistischer römisch-katholischer Jugendgruppen.

Er entwickelte eine Vorliebe für „esoterische Anthropologie“, die er mit anthropologischen Theorien vermischte, die vom wissenschaftlichen Rassismus inspiriert waren.

So verbreitete Mahieu die These, die Wikinger seien bereits 967 nach Amerika gereist und hätten dort die herrschende Kaste der Inkas gegründet, wobei er ein besonderes Augenmerk auf sexuelle Exzesse legte. In seinen Büchern über die Tempelritter behauptet er, diese hätten sich vor Kolumbus in Mexiko niedergelassen. Mahieus Hauptwerke wurden von Wilfred von Oven (siehe oben) ins Deutsche übersetzt und vom Grabert Verlag veröffentlicht.

In seinem späteren Leben soll er die argentinische Sektion der spanischen Neonazi-Gruppe CEDADE geleitet haben.

Porto Allegre: Siegfried Ellwanger Castan

Siegfried Ellwanger Castan (1928 – 2010) war ein brasilianischer Industrieller, revisionistischer Schriftsteller und Verleger.

Er gründete Editora Revisão, einen Verlag, der antisemitische Bücher mit dem Schwerpunkt Holocaustleugnung herausbrachte.

In seinen Werken bezog er sich häufig auf Fred Leuchter, den prominenten Holocaust-Leugner, der mit Ernst Zündel zusammenarbeitete, den auch Althans irgendwann einmal getroffen hatte.

Ellwanger arbeitete sich von einem kleinen Einzelhändler bis in das Topmanagement der brasilianischen Stahlindustrie hoch. Er war maßgeblich an der Entwicklung der Region Rio Grande do Sul beteiligt. Später arbeitete er als Wirtschaftsdelegierter für die Regierung und spielte eine entscheidende Rolle bei der Zusammenarbeit seines Heimatlandes mit Deutschland, Großbritannien und Kuba (er bewunderte Fidel Castro).

Althans Vertriebswege und Öffentlichkeitsarbeit (AVÖ)

1991 hatte Althans sein eigenes Büro in einem Münchner Nobelviertel,** wo er eine Agentur für Vertrieb und Öffentlichkeitsarbeit namens „Althans Vertriebswege und Öffentlichkeitsarbeit“ (AVÖ) betrieb.

** Lee, The Beast Reawakens, 254.

Althans: „Das Münchner Büro bzw. Ladenlokal mit angeschlossener Wohnung wurde etwa drei Jahre lang ausschließlich von Ernst Zündels Samisdat Publishers LTD finanziert; zusätzlich erhielt ich mein eigenes Gehalt und Spesen aus Kanada. Dafür habe ich entsprechende Gegenleistungen erbracht.

AVÖ-Büro in München mit Bela Ewald Althans rechts, der die Reichskriegsflagge hält.

1990 – David-Irving-Vortrag

Am 20. April 1990 organisierte Althans im Löwenbräukeller in München ein Holocaust-Leugner-Konklave, bei dem der Holocaust-Leugner David Irving als Ehrengast auftrat. Der Abend bestand sowohl aus Reden als auch aus Darbietungen, die den Holocaust verspotteten.

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Es gibt Filmaufnahmen von der Veranstaltung, die u.a. Michael Kühnen und den Verlagschef der Nationalen Front, Anthony Hancock, im Publikum zeigen.

Während einer Veranstaltung mit dem prominenten Holocaust-Leugner David Irving als Redner unter dem Titel „Wahrheit macht frei“, organisiert von dem deutschen Neonazi Bela Ewald Althans im Löwenbräukeller in München am 20. April 1990

Von staatlicher Seite begrüßte Althans persönlich Kühnen und Manfred Roeder, einen ehemaligen Wehrmachtssoldaten, späteren Rechtsanwalt, prominenten Holocaust-Leugner und rechtsextremen Terroristen. Die von Roeder gegründeten „Deutschen Aktionsgruppen“, eine neonazistische Organisation, verübten 1980 Anschläge auf Gebäude, in denen Fremdarbeiter und Asylbewerber untergebracht waren. Roeder wurde aufgrund dieser Aktivitäten von den deutschen Justizbehörden als Terrorist eingestuft.

Obwohl auch Otto Ernst Remer bei der Veranstaltung anwesend war, hatte sich Althans zu diesem Zeitpunkt bereits von Remer getrennt, was zu einer persönlichen Verbitterung zwischen den beiden führte.

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1991 – Althans Vertrieb und PR

Nachdem Kühnen im April 1991 an HIV gestorben war, wurde Althans zu einem der bekanntesten Aktivisten und Redner der deutschen Neonazi-Szene**, die von seiner ausgefeilten Rhetorik, seiner imposanten Erscheinung (1,90 m groß) und seinen fließenden Französisch- und Englischkenntnissen profitierte.

** Lee, The Beast Reawakens, 254

AVÖ-Büro in München mit Bela Ewald Althans rechts, der die Reichskriegsflagge hält.

Nach eigenen Angaben arbeitete Althans seit 1991 als Informant für den deutschen Verfassungsschutz.

Gemeinsam mit Christian Worch versuchte Althans, die neonazistischen Aktivitäten in Deutschland auszuweiten und gleichzeitig die Pro- und Anti-Kühnen-Fraktionen, die sich im Zuge des „Homosexuellen-Grabens“ 1986 gebildet hatten, wieder zusammenzuführen.

Bela Ewald Althans vor dem Geschäftsstelle der Althans Vertriebswege und Öffentlichkeitsarbeit (AVÖ) (PR Agentur) – https://althansinfo.files.wordpress.com/2013/01/avc3b6-althans-jpg.jpg

Dazu gehörte die geheime Zusammenarbeit mit weniger im Untergrund agierenden Gruppen, die sich offiziell vom Nationalsozialismus distanzieren mussten, wie die Nationaldemokratische Partei Deutschlands und die Deutsche Volksunion. ** Vor allem der Aufbau einer stärkeren organisatorischen Basis in den neuen Bundesländern war ein Ziel.

**Lee, The Beast Reawakens, 262-263

Zu dieser Zeit verbündete sich Althans auch mit dem Institut für Geschichtswissenschaft und nahm an einer Reihe von dessen Tagungen teil.

**Lee, The Beast Reawakens, 342

Darüber hinaus engagierte er sich in der Organisation des „Rudolf-Heß-Gedenkmarsches“, der seit 1987 jedes Jahr am 17. August stattfindet und sich zu einem Höhepunkt im Kalender der deutschen und internationalen Neonazi-Szene entwickelt hat.

Zündel trat gelegentlich im AVÖ auf, so zum Beispiel 1991 mit dem neonazistischen Staranwalt und ehemaligen NPD-Funktionär Jürgen Rieger (1946-2009).

Ernst Zündel (links), Jürgen Rieger (Mitte) und Bela Ewald Althas (rechts) bei der AVÖ in München im Jahr 1991. Das Bild wurde auf Bela Ewald Althans‘ Blog veröffentlicht.

1991 ist Althans in dem Dokumentarfilm „Wahrheit macht frei“ von Michael Schmidt zu sehen, in dem prominente Persönlichkeiten der neonazistischen und geschichtsrevisionistischen Szene der 1990er Jahre porträtiert werden. Kühnen, der in dem Dokumentarfilm prominent zu sehen ist, war kurz vor der Veröffentlichung des Films gestorben.

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Es war Kühnen selbst, der den Kontakt zwischen Schmidt und einem gewissen Gerrit Et Wolsink herstellte, einer schwer fassbaren Figur, die laut dem Neonazi-Forum Stormfront ein Waffen-SS-Offizier und Werwolf-Agent war, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem US-Geheimdienst zusammengearbeitet hatte.

Gerrit Et Wolsink. Screenshot aus dem Dokumentarfilm Wahrheit macht frei von Michael Schmidt.

Michael Schmidt zufolge war Wolsink der internationale Verbindungsmann zu Kühnen und seinem Netzwerk und arbeitete möglicherweise mit dem amerikanischen Geheimdienst zusammen.

Dass Wolsink in den Nachkriegsjahren mit US-Geheimdiensten zusammengearbeitet hat, geht aus dem Interview hervor, obwohl er sich weigert, Einzelheiten über seine Arbeit zu nennen. Er erklärt lediglich, dass er damals keine andere Wahl hatte und dass er die antikommunistische Haltung der USA teilte. Dennoch war er bereit, seinen Mitgliedsausweis der NSDAP-AO vorzuzeigen.

Mitgliedsausweis der NSDAP-AO von Gerrit Et Wolsink aus dem Jahr 1990. Screenshot aus dem Dokumentarfilm Wahrheit macht frei von Michael Schmidt aus dem Jahr 1991.

Schmidt konnte auch einige Schnappschüsse aus dem Inneren von Wolsinks Haus machen, das mit SS-Utensilien gefüllt war.

Wolsink wird in einem deutschen Buch über nachrichtendienstliche Aktivitäten nichtstaatlicher Akteure als Gladio-Agent erwähnt:

„Im Rahmen seiner zahlreichen Aktivitäten in der westeuropäischen Neonazi-Szene war er unter anderem für die Sicherheit der britischen nationalsozialistischen Bewegung zuständig und ‚überprüfte die internationalen Kontakte der Briten‘.“

Martin Lee erwähnt Wolsink in The Beast Reawakens:**

**Lee, The Beast Reawakens, 200. In the relevant footnote Lee mentions: “Action Front of National Socialists/National Activists (ANS/NA),” U.S. Army intelligence information report, October 28, 1983; Searchlight, December 1990; Fanta Voogd, “Nazis in dienst van het koninkrijk, “ Forum, February 21, 1991.

„Westdeutsche Beamte verboten die ANS[/NA] im Dezember 1983, aber in den Nachbarländern, einschließlich der Niederlande, wo die Aktionsfront Nationaler Sozialisten von dem SS-Veteranen Et Wolsink geleitet wurde, gab es weiterhin Ableger. Wolsink war während des Krieges Mitglied einer von Otto Skorzenys Spezialeinheiten für Sabotage und leitete auch die niederländische Sektion der Wiking-Jugend.

1992 – Digitale Vernetzung

Zu einer Zeit, als der Einsatz von Computern für den Aktivismus noch in den Kinderschuhen steckte, nutzte Althans solche Technologien, insbesondere Ende August 1992, als es ihm gelang, Hunderte von Anhängern zu organisieren, die sich nachts in Rostock versammelten, um vor einer Flüchtlingswohnanlage zu demonstrieren.** Der Protest verwandelte sich in einen dreitägigen Aufruhr, bei dem die Anlage durch Benzinbomben schwer beschädigt wurde, was eine Welle von gewalttätigen Übergriffen gegen Ausländer in Deutschland und darüber hinaus auslöste.

** Lee, The Beast Reawakens, 273.

1993 – Reisen in die Ukraine und nach Russland

Althans begann, in Osteuropa nach neuen Verbündeten zu suchen, und sprach Berichten zufolge 1993 auf Veranstaltungen für die Veteranen der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (1. Ukrainische) in der Ukraine, während er auch nach Russland reiste, um Kontakte mit dem Führer der Russischen Nationalen Einheit, Alexander Barkaschow, aufzunehmen.**

**Lee, The Beast Reawakens, 309-310.

Althans traf sich auch mit dem ehemaligen KGB-General Alexander Sterligov und nahm an einem von diesem mitorganisierten faschistischen Kongress in Moskau teil.

Alexander Barkashov (links) mit Bela Ewald Althans (rechts), vermutlich im Jahr 1993.

Bela Ewald Althans (links) mit dem ehemaligen KGB-Chef Alexander Sterligov (Mitte) in Moskau.

Ein weiterer Russe, den er auf dieser Reise traf, war Anatoli Ivanov. Etwa zu dieser Zeit muss er auch Ion Marii von der Eisernen Garde getroffen haben.

1994 – Russland-Reisen & Inhaftierung

Althans‘ Reisen wurden größtenteils vom Holocaust-Leugner Ernst Zündel finanziert, und die beiden reisten im August 1994 gemeinsam nach Russland, wo die Beziehungen zu Barkaschow und anderen rechtsextremen Führern gefestigt wurden.50 Die beiden trafen sich auch mit Wladimir Schirinowski, obwohl Althans von dem Führer der Liberaldemokratischen Partei Russlands unbeeindruckt war und meinte, dass Schirinowskis Antisemitismus lediglich opportunistisch und nicht ideologisch sei, wie sein eigener.**

** Lee, The Beast Reawakens, 325.

Vladimir Zhirinovsky (links), Ernst Zündel (2. von links) und Bela Ewald Althans (2. von rechts). Das Bild wurde in Bela Ewald Althans‘ Blog veröffentlicht.

Im Jahr 1994 traf er Berichten zufolge auch mit Mitgliedern der Goldenen Morgenröte und der Parti des Forces Nouvelles et Européennes (PFNE) in Frankreich zusammen:

„Vellexon ist ein Ort in Frankreich, am südlichen Ende von Elsass-Lothringen. Die Besitzer des dortigen Schlosses waren Genossen der PFNE, deren Vorsitzender, der Lehrer Claude Cornilleau, und ich enge und freundschaftliche Kontakte hatten. Noch 1994 hatten sich dort die griechische Goldene Morgenröte, die PFNE und der Kreis um meine damalige AVÖ/DJBW-Aktion zu einer gemeinsamen Sonnwendfeier zusammengefunden.“

Auf einem undatierten Bild ist Althans auch mit dem Gründer der Goldenen Morgenröte Nikolaos Michaloliakos in Athen zu sehen. Es könnte auf dem ersten Kongress der Goldenen Morgenröte im Februar 1990 entstanden sein, da ein ähnliches Bild von dieser Veranstaltung existiert.

1994 kandidierte Althans für die NPD bei den Kommunalwahlen in München, doch seine politischen Bestrebungen wurden jäh gestoppt, als er im Dezember desselben Jahres wegen der Verbreitung eines Videos, das den Holocaust leugnete, zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Während er noch im Gefängnis saß, wurde er mit weiteren Anklagen konfrontiert, die sich auf Äußerungen in einem Dokumentarfilm über ihn, Beruf Neonazi, bezogen, in dem er behauptete, das Konzentrationslager Auschwitz sei kaum mehr als ein Ferienort gewesen. Während des Prozesses versuchte Althans, sich zu verteidigen, indem er behauptete, er habe dem Neonazismus abgeschworen und sei seit 1991 ein Agent des deutschen Verfassungsschutzes.**

** Lee, The Beast Reawakens, 377.

Bela Ewald Althans mit Nikolaos Michaloliakos in Athen

1995 – BND-Informant

Am 10. Juli 1995 berichtete der Spiegel, dass Althans für den bayerischen Verfassungsschutz tätig gewesen sei. Der Spiegel berichtete damals:

„Althans berichtete ausführlich über die deutsche Neonazi-Szene und deren internationale Beziehungen, zum Beispiel nach Nordamerika und Russland. Weil er gute Verbindungen zu Rechtsradikalen hatte und zudem sehr kommunikativ war, galt er beim Verfassungsschutz als Top-Informant.“

Im Althans-Prozess vor dem Berliner Landgericht am 1. August 1995 bestritt der bayerische Verfassungsschutzchef Gerhard Forster die Vorwürfe des Spiegel, räumte aber zwei Treffen von Geheimdienstlern mit Althans im Jahr 1994 ein. Bei einem ersten Treffen am 23. Februar 1994 soll Althans „umfangreiche Akten“ über die deutsche Neofaschistenszene für 360.000 DM angeboten haben. Bei einem zweiten Treffen am 10. März 1994 soll dieses Angebot von den Geheimdienstlern abgelehnt worden sein.

Letztlich scheiterte seine Verteidigung und er wurde zu einer zusätzlichen dreieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt, die er bereits verbüßte.** Etwa zu dieser Zeit begann Althans, seine Homosexualität offen zu leben.

** Lee, The Beast Reawakens, 378.