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Dugin: Ausführliche Analyse des neofaschistischen Vordenkers hinter Putin

von | Mrz 21, 2022 | Aktuelles

Dietmar Munier

Dietmar Munier ist der Inhaber eines rechtsextremen Verlagsimperiums in Deutschland, das für die Verbreitung rechtsextremer und geschichtsrevisionistischer Literatur bekannt ist.

Er ist Geschäftsführer und Miteigentümer der Verlagsgruppe und des Versandhandels Lesen & Schenken, zu dem weitere Verlage wie Arndt, Orion-Heimreiter, Bonus, Pour le Mérite, Edition Zeitgeschichte und der Landwehr-Verlag gehören. Lesen & Schenken gibt mehrere rechtsextreme Zeitschriften heraus, darunter die Deutsche Militärzeitung und Zuerst! Die Verlagsgruppe produziert jährlich etwa 50 Bücher, Kalender, Plakate, CDs und DVDs und vertreibt eine breite Palette von Militaria sowie neuheidnische Devotionalien.

Dietmar Munier ist verheiratet mit Gerlind Munier (* 1. Oktober 1969, als Gerlind Mörig). Sie ist Mitinhaberin und war gemeinsam mit ihrem Mann viele Jahre Geschäftsführerin des Verlagsimperiums**. Munier lebt mit seiner Frau zurückgezogen auf dem Verlagsgelände in Martensrade, einem Ort im Kreis Plön mit rund 1.000 Einwohnern. Dort wohnt auch Jens Lütke, ein Funktionär der rechtsextremen Partei NPD.

** Rena Kenzo, „Bücherfrauen und Labelmädel,“ in Antifaschistisches Frauennetzwerk, Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus (Ed.), Braune Schwestern? Feministische Analysen zu Frauen in der extremen Rechten (= Antifaschistische Texte. Band 12) (Münster: Unrast 2005), 51.

1960er
1969 trat Munier der Gemeinschaft Junges Ostpreußen (GJO) bei, der Jugendorganisation der Landsmannschaft Ostpreußen, einem 1948 in Hamburg gegründeten Verband ostpreußischer Vertriebener, der als Auffangbecken für Revisionisten und Nazis bekannt war.

1971 trat Munier den Jungen Nationaldemokraten (später „Junge Nationalisten“), der Jugendorganisation der rechtsextremen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), bei, ohne Mitglied der Partei zu werden. Er wurde jedoch Kreisvorsitzender im Landkreis Grafschaft Bentheim (Niedersachsen) und eine Zeit lang stellvertretender Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein.

1970er
1973 gründete Munier den Sturmwind-Verlag und führte die Geschäfte von einem Ladengeschäft in Kiel aus. Während seines Wehrdienstes vermietete er die Räumlichkeiten an den Holocaust-Leugner und Verleger Thies Christophersen (1918-1997), einen ehemaligen SS-Sonderführer in Auschwitz und Autor der in der Bundesrepublik verbotenen „Auschwitz-Lüge“, der von dort aus eine Zeit lang seinen Nordwind-Verlag (ab 1975) betrieb. Doch Munier kündigte den Vertrag nach wenigen Monaten wegen inhaltlicher Differenzen über das Sortiment**.

** Jens Mecklenburg, Handbuch deutscher Rechtsextremismus (Berlin: Elefanten Press, 1996), 497.

Thies Christopherson und andere Neonazis zeigen bei einem Treffen im Jahr 1974 den Nazigruß. – Bildquelle: https://ia800502.us.archive.org/35/items/Hamburg-StadtMitHerzFrFaschisten1978/Hamburg-StadtMitHerzFrFaschisten1978Hrsg.KommunistischerBund.pdf

Danach betrieb Munier in dem Laden eine Buchhandlung namens Sturmwind. Mit wechselnden Adressen aufgrund wiederholter Kündigungen betrieb er bis 1993 Buchhandlungen in Kiel unter den Namen Rathaus-Buchhandlung und Buchhandlung am Dreiecksplatz.

Bund Volkstreuer Jugend

Ende der 1970er Jahre hatte Munier eine Führungsrolle in der neonazistischen Jugendgruppe Bund Volkstreuer Jugend (BVJ) inne.** Über die 1975 von dem österreichischen Neonazi Walter Ochsenberger gegründete Organisation mit Sitz in Lochau, Österreich, ist wenig bekannt.

** „Munier, Dietmar,“ in Jens Mecklenburg, Handbuch deutscher Rechtsextremismus (Berlin: Elefanten Press, 1996), 497-498.

Gemeinsam mit Gunnar Pahl leitete Munier einen deutschen BVJ-Ableger, wobei er damals als Co-Leiter des „BVJ-Gau Nordmark“ bezeichnet wurde. Führende Mitglieder wie Gunnar Pahl und Thomas Günter Lange waren auch Mitglieder der NSDAP/AO von Gary Lauck.

Ochsenberger ist mehrfach wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt worden und lebte einige Zeit untergetaucht in Spanien, wo er konkrete Verbindungen zur CEDADE hatte. Vermutlich war es die BVJ, die hinter einer Reihe von „Ausbildungsschriften der Volkstreuen Jugend“ stand, die Anfang der 1970er Jahre erschien und junge Mitglieder mit nationalsozialistischem Gedankengut, oft in Form von Gedichten und Liedern, vertraut machen sollte.

Es wurde erwähnt, dass die BVJ in der Tradition des Bundes Heimattreuer Jugend (BHJ) stand, jedoch gibt es keine Details, wie sie sich zueinander verhielten. Der BHJ trug bis Ende der 1980er Jahre ebenfalls die Odal-Rune als Logo und hatte eine ähnliche Ausrichtung wie der BDJ.

Abbildung eines Ferienlagers (undatiert) vom Bund Volkstreuer Jugend in einer Ausgabe der „Ausbildungsschriften der Volkstreuen Jugend“ von 1972

„Pädagogischen Schriften“ der Volkstreuen Jugend hier undatiert

Ausgabe 1972 der „Pädagogischen Schriften“ der Volkstreuen Jugend.

1977 veranstaltete Munier im Namen der neonazistischen Gruppe Wehrwolf Kiel/Volkstreue Jugend ein Campingwochenende mit paramilitärischer Ausbildung.**

** „Munier, Dietmar,“ in Jens Mecklenburg, Handbuch deutscher Rechtsextremismus (Berlin: Elefanten Press, 1996), 497-498.

Sonnenwendfeiern auf Privatgrundstück

Im Verlauf eines Prozesses gegen Mitglieder der einst von Michael Kühnen aus der Taufe gehobenen „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“ (ANS) 1978 in Itzehoe wegen geplanter Sprengstoffanschläge und versuchter Raubüberfälle kam unter anderem zur Sprache, dass Muniers Buchladen in Kiel den militanten Neonazis als Treffpunkt diente. Muniers Vernetzung ging weit über Schleswig-Holstein hinaus. So wurde Anfang 1980 eine Veranstaltung mit ihm angekündigt, an der unter anderem auch Karl-Heinz Hoffmann von der Wehrsportgruppe Hoffmann teilnehmen sollte. 1980 verteilte Munier Flugblätter in Kiel, in denen er Freiheit für damals den in Berlin einsitzenden Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß forderte. In dieser Zeit suchte Munier auch bereits intensiv den Kontakt zu Vertriebenenverbänden und besuchte auch ein Treffen der sich für die Kommunalwahlen in Kiel gebildeten „Kieler Liste für Ausländerbegrenzung“.

Nach und nach vergrößerte Munier sein Geschäftsfeld, vertrieb zeitweise sogar Möbel über seinen Arndt-Verlag. 1991 gründete er die „Aktion Deutsches Königsberg“ und ein Jahr später den „Russlanddeutschen Kulturverein Trakehnen“, der sich kurz darauf in „Schulverein zur Förderung der Russlanddeutschen in Ostpreußen“ umbenannte. Muniers Ziel war dabei die Ansiedlung Russlanddeutscher in der früheren nordostpreußischen Enklave Kaliningrad. Seit 1996 ist Munier mit einem Einreiseverbot dsdf56JKLer russischen Behörden belegt. Seine Buchtitel streut der 58-Jährige über verschiedene Verlage wie Orion-Heimreiter, Pour Le Merite, Bonus oder Europa. Zum verlegerischen Geschäftsimperium von Lesen & Schenken gehört inzwischen unter anderem auch das seit 2009 monatlich erscheinende Magazin „Zuerst!“, seit 2003 die Deutsche Militärzeitschrift (DMZ) sowie von 2011 an das Vertriebenen-Organ „Der Schlesier“.

Seit geraumer Zeit lädt Munier im Sommer zu Sonnenwendfeiern ein, die er auf seinem weitläufigen Privatgrundstück als „private Treffen“ veranstaltet. Im vergangenen Jahr zählte dabei unter anderem der Holocaust-Leugner Ernst Zündel zu seinen Gästen.

1980er Jahre

Arndt-Verlag (1963 bis heute)

1980 wurde Munier Gesellschafter des rechtsextremen Arndt-Verlags,** der 1963 von Heinz von Arndt, Mitglied der neonazistischen Deutschen Reichspartei und später der NPD, gegründet worden war. Der Verlag war ursprünglich von Vaterstetten aus tätig, verlegte aber unter Muniers Beteiligung seinen Sitz nach Kiel, Muniers damaliger Heimatstadt. ***

**“Munier, Dietmar,“ in Jens Mecklenburg, Handbuch deutscher Rechtsextremismus (Berlin: Elefanten Press, 1996), 497-498.

*** „Arndt-Verlag,“ in Mecklenburg, Handbuch deutscher Rechtsextremismus, 398-399.

1983 übernahm Munier die Leitung des Arndt-Verlags von dem bisherigen Leiter Karl Höffkes. Munier baute Arndt zu einem der größten und wichtigsten rechtsextremen Verlage in Deutschland auf und integrierte ihn später als Tochtergesellschaft in seine Verlagsgruppe Lesen & Schenken.

Bei Arndt erschienen zahlreiche geschichtsrevisionistische Schriften, fremdenfeindliche Pamphlete und pseudowissenschaftliche Werke von Autoren wie Günter Deckert, Franz W. Seidler, Viktor Suvorov, James Bacque, David Irving, Carl-Friedrich Berg, Helmut Schröcke sowie Nachdrucke von Schriften aus der NS-Zeit, zum Beispiel von dem NS-Dichter Erwin Guido Kolbenheyer.

Der rechtsextreme Journalist Thorsten Thaler (geb. 1963) war 1992 Chefredakteur des Arndt-Verlags.

1996 veröffentlichte der Arndt-Verlag ein Buch mit dem Titel „Dokumente polnischer Grausamkeiten“, das in verschiedenen Vertriebenenzeitungen, darunter Der Schlesier, beworben wurde. Im Anzeigentext hieß es: „Diese Dokumentation aus amtlichen Quellen schildert die grenzenlosen Qualen, denen Deutsche zwischen 1919 und 1939 unter polnischer Gewalt ausgesetzt waren, sei es in Posen und Westpreußen, in Oberschlesien oder Mittelpolen.“

Der Untertitel des Buches lautete: „Veröffentlicht im Auftrag des Auswärtigen Amtes auf der Grundlage von Dokumenten“. Dies veranlasste das heutige Auswärtige Amt, den Arndt-Verlag zu verklagen, da dieser den Eindruck erwecken könnte, Herausgeber der Dokumentensammlung sei das heutige Auswärtige Amt unter dem damaligen Bundesminister Klaus Kinkel. Das Auswärtige Amt setzte sich durch, und der Arndt-Verlag musste die Verwendung dieses Untertitels unterlassen, verlor jedoch einen weiteren Prozess, in dem er das Urheberrecht für den Text des Buches geltend machte.

Orion-Heimreiter-Verlag

Ebenfalls 1983 übernahm Munier den seit den 1960er Jahren bestehenden Orion-Heimreiter-Verlag. Ihm ging der in den 1950er Jahren gegründete Heimreiter-Verlag voraus, der von dem sudetendeutschen Schriftsteller und NS-Funktionär Ernst Frank (1900-1982) geleitet wurde und dem Witikobund, einer revisionistischen sudetendeutschen Vertriebenenorganisation, besonders nahe stand. Munier übernahm einige Titelrechte des untergegangenen Verlags. Der Orion-Verlag war bekannt für die Veröffentlichung von Berichten nazi-affiner Soldaten.

1990er Jahre

In den 1990er Jahren gründete Munier mehrere Vereine und Unternehmen, die in den Gebieten tätig waren, die Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg verloren hatte, und die darauf abzielten, Neonazis, Revisionisten, die ein Großgermanisches Reich anstrebten, und Russlanddeutsche auf den in diesen Gebieten erworbenen Grundstücken und Liegenschaften anzusiedeln. Munier erklärte, das Ziel sei es, „neue Fakten zu schaffen, um unserer Ostprovinz eine deutsche Perspektive zu eröffnen“.

Aktion Deutsches Königsberg

Zu diesem Zweck gründete Munier 1991 den Verein Aktion Deutsches Königsberg (ADK), der die Wiederbesiedlung des ehemaligen deutschen Ostpreußens mit Deutschen forderte. Königsberg war der Name der historischen preußischen Stadt, die heute Kaliningrad, Russland, heißt. Die ADK stand unter der Schirmherrschaft des revisionistischen Geschichtsprofessors Hellmut Diwald (1924-1993), eines bekannten Ideologen der Neuen Rechten, von dem einige Bücher im Arndt-Verlag erschienen sind. Er war eng in die Netzwerke an der Schnittstelle zwischen Rechtsextremismus und etabliertem Konservatismus eingebunden und gehörte, ohne Parteimitglied zu sein, zu den intellektuellen Protegés der Republikaner“, so Thomas Pfeiffer“**.

** Thomas Pfeiffer, Medien einer neuen sozialen Bewegung von rechts (PhD thesis) (Bochum: Ruhr-Universität Bochum, 200), 152.

Munier stellt die Pläne für seine Siedlung vor. Quelle:https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/8842841

Bekannt wurde die Organisation durch den Neonazi-Terroristen und Holocaust-Leugner Manfred Roeder, der 1995 einen umstrittenen Vortrag an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg gehalten hatte.

Roeder hatte mit seiner Organisation „Deutsch-Russisches Gemeinschaftswerk“ ein Siedlungsprojekt in Gawrilowo (ehemals Herzogsrode/Gaweiten) gestartet, 30 km von Jasnaja Poljana (ehemals Trakehnen) entfernt, wo sich eine von Muniers Siedlungen befand. Von 1993 bis 1996 reiste Roeder mehrmals nach Gawrilowo, wo er den Bau von drei Häusern überwachte.

Über Kontakte zur Bundeswehr gelangte Roeder an ausgemusterte Bundeswehrfahrzeuge, die nach Gawrilowo geliefert wurden. Die taz berichtete damals, dass die ausgemusterten Fahrzeuge für die ADK bestimmt waren. 1996 wurde Roeders Einreisevisum jedoch nicht verlängert.

Schulverein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen

1992 folgte der Russisch-Deutsche Kulturverein Trakehnen in Jasnaja Poljana, aus dem 1993 der Schulverein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen e. V. (SFRO) mit Sitz in Husum wurde.

„Geheimtipp“ für Patrioten

Lesen & Schenken-„Lesertreffen“ in Pommersfelden – Stargast ist Hans Püschel, Bürgermeister in Krauschwitz im Burgenland und NPD-Direktkandidat.

Zum traditionellen „Lesertreffen“ lädt die rechtsextreme „Lesen & Schenken Verlagsauslieferung und Versandgesellschaft mbH“ (Postfachadresse: Kiel; Sitz: Martensrade/Schleswig-Holstein) vom 1. bis 3. April nach Pommersfelden bei Bamberg in Oberfranken ein. Getagt und genächtigt wird wie in den Jahren zuvor im „Schlosshotel Pommersfelden“. Das Hotel gehört zum Gebäudekomplex des Barockschlosses Weißenstein von Paul Graf von Schönborn. Pächter des Schlosshotels ist das Ehepaar Manfred und Renate Haag.

„Lesen & Schenken“ zählt zum Verlagsimperium von Dietmar Munier (Jg. 1954). Munier leitet die Verlagsgruppe Arndt / Pour le Merite / Orion-Heimreiter, in der die „Deutsche Militärzeitschrift“ (DMZ), die Monatszeitschrift „Zuerst!“ und die Wochenzeitung „Der Schlesier“ erscheinen. Das „Lesertreffen“, so Munier in der Einladung, „hat sich zu einem ‚Geheimtipp’ für alle an Geschichte und Politik interessierten Patrioten entwickelt.“ Die Veranstaltung findet wie gewohnt in Kooperation mit dem 1992 auf Initiative von Munier gegründeten „Schulverein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen e.V.“ statt.

Auf der Jahrestagung 1999 der SFRO trat der ehemalige RAF-Terrorist und heutige Rechtsextremist Horst Mahler auf und hielt einen Vortrag über „die Zukunftsperspektiven des nördlichen Ostpreußen“. Im selben Jahr vertrat Mahler auch Muniers Verlag in einem Verfahren, in dem deutsche Behörden (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften) ein Verbot einiger Publikationen von Munier forderten.

Von links nach rechts: Horst Mahler, Franz Schönhuber und Udo Voigt bei einer Pressekonferenz „Ja zu Deutschland – Ja zur NPD“ im September 2000. – Bildquelle: https://www.antifainfoblatt.de/artikel/alles-%C2%BBstumpfe%C2%AB-steht-im-sturm-die-npd-nach-dem-verbotsantrag

Gesellschaft für Siedlungsförderung in Trakehnen

Neben den genannten Vereinen wurde 1993 eine Gesellschaft gegründet, die die Bauprojekte auf den erworbenen Grundstücken verwaltete, die Gesellschaft für Siedlungsförderung in Trakehnen m.b.H. (GST).

Nach eigenen Angaben baute die GST seit 1993 zwei Dörfer für Russlanddeutsche in Jasnaja Poljana und Szirgupönen (1938 bis 1946: Amtshagen, ab 1946: Dalneye). Die SFRO betrieb dort eine Schule, in der die Kinder neben der deutschen Sprache auch nationalsozialistisches Gedankengut erlernten. Zu den Lehrern gehörten:

  • Richard Edmonds, Gründungsmitglied der rechtsextremen British National Party (BNP)
  • Herbert Fritz, Redakteur der rechtsextremen National-Zeitung von Gerhard Frey und Berater der nazi-apologetischen Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AfP)
    Götz Eberbach, Sprecher der „Hilfsgemeinschaft der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS“ (HIAG).

** Stephan Braun & Daniel Hörsch, Rechte Netzwerke – eine Gefahr (Wiesbaden: VS-Verlag, 2004), 110–111.

*** Wolfgang Kohrt, „‚Pflöcke in verstepptem Land.‘ Deutsche Rechtsextremisten und ihre Projekte auf russischem Boden. Eine Spurensuche im früheren Ostpreußen,“ Berliner Zeitung, Januar 24, 1998.

Von russischer Seite wurden Muniers Aktivitäten eher kritisch gesehen; 1996 verhängten die russischen Behörden ein Einreiseverbot gegen Munier. 2007 löste Alexander Mantei Munier als CEO der GST ab, und er hat diese Position bis 2021 inne.

Lesen & Schenken

Im März 1995 gründete Munier die Verlagsgruppe und den Versandhandel Lesen & Schenken. Im Laufe der Jahre hat sich Lesen & Schenken zu einem Versandhandelsimperium entwickelt. Der jährlich erscheinende, manchmal 130 Seiten starke Katalog bietet alles, was das Neonazi-Herz begehrt: Bücher, CDs, DVDs, Kalender, Militaria, Fahnen, Landkarten, Figuren, Schmuck, neuheidnische Gegenstände und vieles mehr. Heute bietet Lesen & Schenken all diese Artikel auch über einen Online-Shop an.

Angebote aus dem Katalog 2011 der Verlagsgruppe Lesen & Schenken von Dietmar Munier. – Bildquelle: https://issuu.com/lesenundschenken/docs/katalog2011/22

Angebote aus dem Katalog 2011 der Verlagsgruppe Lesen & Schenken von Dietmar Munier. – Bildquelle: https://issuu.com/lesenundschenken/docs/katalog2011/22

Olaf Rose

Der rechtsextreme Militärhistoriker Olaf Rose arbeitete ab 1996 mehrere Jahre als Redakteur für die Munier-Verlagsgruppe. Zu diesem Zeitpunkt war Rose bereits fest in der deutschen Neonazi-Szene verankert. Seit 1991 ist Rose Vorstandsmitglied der rechtsextremen Kulturvereinigung „Gesellschaft für Freie Publizistik“ (GfP).

Zusammen mit Alain de Benoist, Reinhold Oberlercher und Franz Schönhuber gab er außerdem die Zeitschrift „Opposition“ heraus und war Autor und Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Deutsche Geschichte“ der Verlagsgesellschaft Berg. Rose scheint zusammen mit Thomas Sattelberg der wichtigste Verbindungsmann der neonazistischen NPD zur neofaschistischen italienischen CasaPound-Bewegung zu sein. Beide sind auch die Hauptverantwortlichen für ein rechtsextremes Hausprojekt in der ostdeutschen Stadt Pirna, das Haus Montag Pirna (HMP).

2000er Jahre

Deutsche Militärzeitschrift

Im Jahr 2003 übernahm Munier die bereits seit 1995 bestehende Deutsche Militärzeitschrift (DMZ). Die Zeitschrift richtet sich an Militärfans und berichtet über historische und moderne Militäreinheiten und Wehrtechnik, hat aber gleichzeitig deutlich revisionistische Tendenzen. Diese reichen von der Verharmlosung bis zur Glorifizierung von Wehrmacht und Waffen-SS. In einer Publikation prangert die DMZ den „sowjetischen Mythos“ an, dass Deutsche und insbesondere „Waffen-SS-Panzerdivisionen“ in der Schlacht von Kursk besiegt worden seien, in einer anderen preist die DMZ den „Atlantikwall“ als „strategisch wichtige Festung“, ohne zu erwähnen, dass er von Sklavenarbeitern unter Aufsicht der Organisation Todt gebaut wurde.

Von 2004 bis Februar 2011 war der ehemalige Autor der Jungen Freiheit, Manuel Ochsenreiter (1976-2021), Chefredakteur der DMZ, gefolgt von Guido Kraus, während Ochsenreiter weiterhin Redakteur der Zeitschrift blieb.

DMZ-Zeitgeschichte

Seit Mitte 2012 gibt es den Ableger DMZ-Zeitgeschichte.** 2014 fusionierte die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift Der Freiwillige, die 1956 von ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS gegründet wurde, mit Muniers DMZ-Zeitgeschichte. Munier hatte die Fusion in einem Brief an den ehemaligen Redakteur von Der Freiwillige, Patrick Agte (geb. 1965), und Guido Kraus, der später Chefredakteur wurde, vorgeschlagen.

** Lenard Suermann, „‚Die braune Presse‘ – ein Portrait der Zeitschrift ‚DMZ Zeitgeschichte‘ aus dem Verlag Lesen & Schenken von Dietmar Munier,“ Der Rechte Rand, Nr. 143, July/August 2013, p. 9.

Titelseite von Der Freiwillige aus einer Ausgabe von 2002.

Der Freiwillige war zunächst als Organ der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS“ (HIAG) erschienen. Ihr letzter Herausgeber, Patrick Agte, ist ordentliches Mitglied der „Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger“ und zeitweise Mitglied des NPD-Landesvorstands in Rheinland-Pfalz.

Die DMZ-Zeitgeschichte richtet sich ausdrücklich an eine NS-affine Leserschaft. Sie versteht sich laut Eigenwerbung als „Fachzeitschrift über die Waffen-SS“. Wie die DMZ wird sie vom Verlag Deutsche Militärzeitschrift (VDMZ; Postfachadresse in Selent, Schleswig-Holstein) herausgegeben, der zur Verlagsgruppe Lesen & Schenken von Munier gehört.

Die DMZ-Zeitgeschichte gibt jedes Jahr einen Bildkalender mit dem Titel „Männer der Waffen-SS“ heraus. Jeden Monat wird ein Angehöriger der Waffen-SS mit Bild und Biografie porträtiert, darunter auch verurteilte Kriegsverbrecher. Anton Maegerle berichtet, dass im März 2015 der ehemalige dänische SS-Obersturmführer Sören Kam abgebildet ist, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Dänemark in Abwesenheit zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt worden war. Bis zu seinem Tod im Jahr 2015 stand Kam auf der Liste der weltweit meistgesuchten NS-Verbrecher, lebte aber seit 1956 als deutscher Staatsbürger unter seinem richtigen Namen in Kempten, Bayern, gemeldet.

Zuerst!

Im November 2009 stellte die rechtsextreme Monatszeitschrift Nation und Europa nach 59 Jahren ihr Erscheinen ein. Ende 2009 kaufte Munier den Verlag (Nation Europa Verlag), stellte die Zeitschrift ein und ersetzte sie durch das Monatsmagazin Zuerst! – Deutsches Nachrichtenmagazin („Zuerst!“) ersetzt.

Logo der Zeitschrift Zuerst! – Bildquelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Zuerst!#/media/File:Zuerst_(logo).png

Der Titel der Zeitschrift bedeutete laut Eigenwerbung des Verlags, dass „Deutschland deutsch bleiben soll“. Chefredakteur der Zeitschrift wurde zunächst der Historiker und ehemalige Leiter des Kulturressorts der Zeitung Welt, Günther Deschner. Deschner war in den 1980er Jahren Redaktionsmitglied von Nouvelle École, dem Sprachrohr der rechtsextremen französischen Organisation Groupement de Recherche et d’Études pour la Civilisation Européenne (GRECE), deren Gründer, Alain de Benoist, später mehrere Artikel für Zuerst! schrieb.***

** Christian Meyer, Das Feindbild der „multikulturellen Gesellschaft“ in der „Jungen Freiheit“ und der „Nation und Europa“ (PhD thesis) (Berlin: Freie Universität Berlin, 2013), 41-42.

*** Peter Dudek and Hans-Gerd Jaschke, Jugend rechtsaußen (Bensheim: Päd. Extra Buchverlag, 1982), 154.

Redaktionssitzung der rechtsextremen Monatszeitschrift Zuerst! mit Manuel Ochsenreiter (ganz links), Günther Deschner (vierter von links) und Dietmar Munier (zweiter von rechts). Screenshot aus einer 3sat-Dokumentation von 2010.

2010er Jahre

Im März 2011 wurde Manuel Ochsenreiter Chefredakteur des Monatsmagazins Zuerst!, arbeitete aber weiterhin als Redakteur für die DMZ. In diesem Jahr wurde der Umsatz von Muniers Verlagsimperium auf drei Millionen Euro geschätzt.

Der Schlesier

Nach dem Tod von Hans Joachim Ilgner (1933-2010), dem letzten Herausgeber der seit 1948 erscheinenden Wochenzeitung Der Schlesier, wurde diese von Munier übernommen. Die von Muniers Lesen & Schenken herausgegebene Zeitung wurde auf Deutsch umgestellt und ist seit März 2011 mit einem neuen Layout im regulären Zeitungshandel erhältlich.

Titelseite von Der Schlesier vom 20. Mai 2011. – https://www.facebook.com/Der.Schlesier/photos/166790586725323

Außerdem gibt es jetzt einen Facebook-Auftritt. Der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen schreibt auf seiner Website: „Hauptthemen der Publikation sind der klassische Geschichts- und Gebietsrevisionismus, zu dem die Leugnung der Schuld des NS-Regimes am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges (Kriegsschuldlüge) und die Relativierung der Verbrechen des Dritten Reiches (Geschichtsrevisionismus) gehören. “ Chefredakteur von Der Schlesier ist seit 2017 Olaf Haselhorst.

Pour le Mérite

2011 nahm Munier einen weiteren Verlag in sein Portfolio auf: Pour le Mérite mit Sitz im schleswig-holsteinischen Martensrade, wo Munier ein Privatanwesen besitzt. Er veröffentlicht geschichtsrevisionistische Schriften, die die Verantwortung Deutschlands für den Zweiten Weltkrieg oder die Kriegsverbrechen der Wehrmacht leugnen, z. B. Franz W. Seidlers „Verbrechen an der Wehrmacht“ oder „Kriegsgreuel der Roten Armee 1941/42“.

Darüber hinaus gibt es ein breites Spektrum an revanchistischen Schriften und Büchern zur Vertreibung der Deutschen aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien und dem Sudetenland, etwa von Heinz Schön, Hugo Wellems oder Bolko Freiherr von Richthofen. Werke zur zeitgenössischen Politik von Gustav Sichelschmidt, Dietrich Schuler, Paul Stahlhofen u.a. sprechen von „kulturellem Niedergang“, „Überfremdung“ und „Entnationalisierung“, euphemistische Schlagworte, die den ihnen innewohnenden Rassismus kaum verdecken.

Alexander Dugin (rechts) und Manuel Ochsenreiter (links). Gepostet auf Facebook am 18. Mai 2015.- Bildquelle: https://www.facebook.com/EurasianArtistsAssociation/photos/576781012425579

Im Jahr 2012 veranstaltete Munier auf seinem Privatanwesen in Martensrade eine Sonnwendfeier, zu der der kanadische Holocaust-Leugner Ernst Zündel (1939-2007) eingeladen war. Zündel war im Februar 2007 wegen Volksverhetzung zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden und hatte das Mannheimer Gefängnis 2010 verlassen.

Im Juni 2013 entschied das schleswig-holsteinische Verwaltungsgericht in einem Eilverfahren, dass Lesen & Schenken im Verfassungsschutzbericht 2012 des Landes Schleswig-Holstein nicht mehr als „Verdachtsfall“ namentlich erwähnt werden dürfe, also als ein Fall, der dem Verfassungsschutz die Überwachung der Aktivitäten des Verlags erlaubt.

Im Jahr 2015 veröffentlichte die Arndt-Verlagstochter Bonus eines von Alexander Dugins Büchern, „Konflikte der Zukunft – Die Rückkehr der Geopolitik“.** Der Anhang enthält mehrere von Manuel Ochsenreiter geführte Interviews mit dem russischen faschistischen Ideologen, in denen es um Themen wie die Syrienkrise, die Konfrontation zwischen Putin und dem Westen, den ukrainischen Bürgerkrieg und den NSA-Skandal geht. Manuel Ochsenreiter bezeichnete Dugin als „langjährigen und väterlichen Freund“.

** Alexander Dugin, Konflikte der Zukunft: Die Rückkehr der Geopolitik (Bonus-Verlag, 2015), ISBN: 9783887412913.