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Rassistische Heuchelei: Die toten Kinder, die der AfD egal sind

von | Aug 6, 2019 | Aktuelles, Kolumnen, Schwer verpetzt

Warum wollt ihr dann diese ganzen kinder vergessen, Afd?

„Wider dem [sic] Vergessen: Gebt den Opfern einen Namen“ schreibt Alice Weidel auf ihrer Seite. Weidel, die in der Schweiz lebend faktisch den gleichen Aufenthaltsstatus hatte wie der psychisch kranke Täter von Frankfurt, behauptet, es sei böse Absicht, dass man den Namen des Achtjährigen nicht kenne. Man wolle angeblich den Jungen schnell wieder vergessen. Dass das ein bösartig bescheuerter Grund wäre, wird von ihren AnhängerInnen nicht als Indiz dafür gelesen, dass die Behauptung Unsinn ist, sondern als Beleg dafür, wie böse „die da oben“ sind. Herzlos, dass sie nicht dieses Kind erwähnen.

Aber der AfD ist der Name nicht wichtig. Ihr ist der Teil mit „Afrikaner“ wichtig. Das arme Kind ist ihr scheißegal. Und es kotzt mich so an, dass die arme Mutter nicht genug gelitten hat, sondern ihr Kind von Rassisten auch noch nach dem Tod missbraucht wird. Denn die AfD denkt sich gerne einmal einfach einen Namen aus und nimmt ein zufälliges, Jahre altes Foto aus dem Internet, um zu „trauern“. In welcher Welt soll das pietätvoll sein? Habt ihr schon mal daran gedacht, dass die Mutter vielleicht nicht will, dass der Name von euch missbraucht wird? Dass sie mit ihrem Schmerz alleine sein wollen könnte? Das ist nämlich der Fall. Ihr Recht auf Privatsphäre stehe über den Forderungen und Behauptungen von Rechtsextremen, welches eine „Missachtung der Eltern und Instrumentalisierung des Leids“ sei. (Quelle)

Falsches Foto & falscher Name: Das ist nicht der 8-jährige Junge von Frankfurt!



tote kinder, die der afd egal sind

Herzlos ist, wer den Namen eines toten Kindes nicht erwähnt? Dann ist die AfD herzlos. Der AfD sind tote Kinder völlig egal. Nur nicht, wenn sie von einem „Afrikaner“ umgebracht wurden. Nein, es ist keine Kritik an der „Willkommenskultur“, wie Frau Weidel direkt nach der Tat schrieb oder an Einwanderungs- oder Asylpolitik. Denn der Täter von Frankfurt lebte genau so legal in der Schweiz wie Frau Weidel selbst und reiste legal nach Deutschland. Er wurde hier auch nicht polizeilich gesucht, nicht einmal Grenzkontrollen hätten hier geholfen. Nein, es geht nur um die Hautfarbe.

Gleichzeitig wie zur schrecklichen Tat in Frankfurt starb der zweijährige Luis in Essen. Sein Vater sperrte ihn 17 Stunden ohne Getränke bei großer Hitze ins Zimmer. Sein Vater sitzt jetzt wegen Mordverdacht in Untersuchungshaft (Quelle). Warum trauert ihr nicht um Luis, Frau Weidel? Er hat sogar einen Namen, einen echten diesmal. Ist Luis euch egal? Anscheinend schon, denn es war ja nur ein Junge in einer deutschen Familie. Die AfD möchte das Gedenken an Opfer deutscher Täter verwehren.

Am gleichen Tag startete auch der Mordprozess gegen einen Vater, der aus Rache an seiner Exfreundin seinen acht Monate alten Sohn zu Tode geprügelt hat (Quelle). Keine geheuchelte Trauer? Was ist mit dem Familienvater, der Anfang Juli seine Frau und seinen ebenfalls Achtjährigen Sohn in Tiefenbronn getötet hat (Quelle)? Oder am Tag darauf in Dresden: Ein anderer Vater hat seine eigenen Kinder (2 und 5) getötet (Quelle). Keine Trauerbekundungen? Keine Betonung, dass „Deutsche Väter“ ihre Kinder umbringen? Im März hat eine 75-Jährige einen sieben Jahre alten Jungen erstochen (Quelle). Kein Einreiseverbot für Rentnerinnen aus der Schweiz? Wer wissen will, was die AfD sonst so für Kinder plant, dem lege ich die Pläne der AfD Sachsen nahe.

Ihr kotzt mich an!

Und euch soll ich nur eine Sekunde glauben, dass euch der Achtjährige von Frankfurt interessiert? Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, aber ihr berichtet nur von den Tätern, die in das Raster eures Feindbildes passen. Oder ihr behauptet einfach, es wären „eure“ Täter wie in Viersen, bei Magnitz, MünchenNotre DameMünsterBottrop und vielen anderen Fällen. Mit der Realität hat das nichts zu tun:

Links: Realität, Rechts: AfD-Auswahl Mehr dazu (PKS = Polizeiliche Kriminalstatistik)

Und nein, ihr könnt euch auch nicht damit herausreden, dass Deutschland „unsicherer“ geworden ist, denn das Gegenteil ist der Fall. Entgegen eurer täglichen Manipulation auf Social Media und euren Lügen ist Kriminalität auf einem neuesten Tiefstand. Und für alle weiteren Einwände dazu habe ich hier schon mal ausführlich was kommentiert (Mehr dazu). Und nein, diese Grafik zeigt auch keine „Fakten“, sondern viel verzerrte Statistik. Mehr dazu:

Bei Zuwanderern verzählt, bei Kriminalität verrechnet: Nicht nur Rechte stolpern über BKA-Statistik

Wo ist eure Vernunft?

Doch die AfD anzuklagen, weil sie Rassisten sind, wäre so, als würde man der LINKE vorwerfen, sie würden soziale Politik fordern. Es ist das Geschäftsmodell dieser rechtsextremen Partei. Doch was ist mit denen, die sich von dieser rassistischen Panikmache instrumentalisieren lassen? Es ist eine offensichtliche, wenn auch unangenehmen Wahrheit, dass man grausame Taten nicht immer verhindern kann. Diese gab es leider schon immer. Was es nicht gab ist eine Bombardierung mit jeder einzelnen Tat auf Social Media (Mehr dazu). Auch ich empfand die Tat als besonders grausam und furchtbar, natürlich. Meine Gefühle habe ich seinerzeit schon hier beschrieben.

Doch danach muss man feststellen: Es gab schon immer grausame Morde und es wird sie vermutlich auch immer geben. Das heißt nicht, dass diese Taten hingenommen werden sollen (wie es mir einige AfD-Anhänger wirklich so über deutsche Straftäter gesagt haben!), sondern dass die Täter bitte alle anhand ihrer Taten verurteilt werden und nicht, ob sie währenddessen die falsche Hautfarbe hatten. Wir sollen alles tun, um so etwas zu verhindern.

Zugang zu Waffen erschweren, stärkere Geschwindigkeitsbegrenzungen in Innenstädten, bessere psychische Betreuung und so weiter. Das alles senkt aber nur das Risiko, deswegen fallen die Straftaten ja seit langem. Aber verhindern kann man sowas wohl nie. „Grenzkontrollen“ hätten aber kein einziges der oben aufgezählten Kinder gerettet. Aber so einige Kinder auf der Flucht hierher sterben lassen. Es ist ja auch nicht eine Forderung, um solche Taten wie in Frankfurt zu verhindern. Solche Taten sollen die Rechtfertigung für diese AfD-Forderung sein.

Wann reagieren wir endlich wieder auf schreckliche Gewalttaten mit einem ehrlichen Interesse an den Opfern und sinnvollen Maßnahmen? Mit Trauer, ohne Instrumentalisierung? Wann verfallen wir nicht in sinnlosen Forderungen wie Seehofer sie vorgeschlagen hatte? Wann beweinen wir alle toten Kinder, und nicht nur die, die von denjenigen Opfer werden, die angeblich die falsche Hautfarbe haben?

Artikelbild: pixabay.com, CC0, Screenshot facebook.com