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Skandal: 30 Flüchtlinge quälten & misshandelten dutzende Deutsche!

von | Nov 11, 2018 | Kolumnen, Schwer verpetzt

Es war natürlich anders herum

Es geht um den Vorfall in Burbach vor vier Jahren. In einem Asylbewerberheim haben Mitarbeiter der Heimleitung, Betreuer und Wachleute systematisch Schutzsuchende über Monate hinweg eingesperrt, geschlagen und gequält. Jetzt begann der Prozess für 30 Täter wegen Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung und Diebstahls in rund 50 Fällen.

Ja, natürlich, ich weiß, es ist gefährlich, den Artikel so zu betiteln. Die einschlägigen Verdächtigen sind gerne dazu geneigt, die Schlagzeile zu lesen und den Sachverhalt zu glauben. Das klingt auch unglaublich furchtbar und stellt das meiste in den Schatten, weswegen sich sich sonst über Schutzsuchende aufgeregt wird. Und genau hier liegt der Knackpunkt:



Anders herum würde es viel mehr aufmerksamkeit erregen

Ich will nicht behaupten, der Fall hätte damals nicht für Aufsehen gesorgt. Auch der derzeit stattfindende Prozessauftakt wurde durchaus in der Presse erwähnt. Aber ich habe diesen Artikel mit der umgedrehten Überschrift betitelt, damit du weißt, wie deine Reaktion wäre, wenn es anders herum gewesen wäre. Stell dir vor, was in den geheimen, rechten Hetzgruppen auf Facebook und seinem russischen Pendant vk.com los wäre.

Stell dir die Schlagzeile der BILD vor. Die unzähligen überdramatischen, empörten Aussagen von AfD-PolitikerInnen. Ich will gar nicht sagen, dass der Vorfall, egal in welcher Konstellation, nicht schrecklich und unglaublich ist. Doch erinnert sich irgendwer überhaupt noch an den Vorfall, der vor vier Jahren stattfand? Ich hatte das völlig vergessen. Das Wort „Burbach“ wäre heute noch ein Synonym für das Verbrechen, wenn es anders herum gewesen wäre.

Was ich konkret zeigen möchte, ist nicht, dass dieses in der (seriösen) Presse nicht als der Skandal bezeichnet wurde, der er ist. Das ist glaube ich geschehen. „Systematisch gequält“, „Folter“, „Erschreckende Gewalt“, auch ein Vergleich mit Guantanamo fiel. Dass die auf ihre Propaganda zugeschnittene rechte Lügenpresse rund um AfD und rechtsextreme Blogs das Thema so gut wie gar nicht erwähnt, sollte auch niemanden verwundern. Aber:

Es fehlt die politische Instrumentalisierung

Ich bin froh, dass das nicht politische instrumentalisiert wird. Aber spricht irgendjemand davon, dass die „Kultur“ der Wachleute und des Sicherheitspersonal schuld dafür sei? Deren Religion? Deren Staatsangehörigkeit? Spricht irgendjemand davon, dass fremdenfeindliche Hetze diese Menschen aufgestachelt hat, die Bewohner des Asylbewerberheims zu misshandeln und zu quälen? Nein, nicht einmal das wird heute erwähnt. Obwohl seinerzeit erwähnt wurde, dass sich die Wärter selbst als „SS-Truppe“ bezeichneten.

Psychologische Faktoren, Gruppendynamiken und systematisches Wegsehen der Verantwortlichen werden wohl eine große Rolle gespielt haben. Das Stanford-Prison-Experiment kommt einem in den Sinn. Natürlich gab es eine Debatte um Standards und Qualität in der Unterbringung Schutzsuchender. Aber es wurde keine religiöse oder ethnische Gruppe verantwortlich gemacht. Weil es ja auch gar keinen Sinn macht.

Doch wenn es um Menschen mit anderer Hautfarbe geht, sieht das plötzlich ganz anders aus. Wenn man sie zu „den anderen“ zählen kann, spielen die Fragen nach den psychologischen Hintergründen, wie Gewalt und Kriminalität entsteht, keine Rolle mehr. Da sind dann einfach „die Flüchtlinge schuld“. Worauf ich hinaus will: Wir merken gar nicht mehr, wie sehr die Hysterie der AfD uns alle schon manipuliert hat, ob wir wollen oder nicht.

Jeder fragt nur noch nach der Herkunft

Wenn jetzt eine Meldung in die Medien kommt und sei es eine gewöhnliche Schlägerei oder ein Terroranschlag, redet man plötzlich nur noch über die Herkunft des Täters. Niemand fragt bei einer Eilmeldung, ob es Opfer gibt, sondern wer der Täter ist. Beziehungsweise die Hetzer warten gar nicht einmal und behaupten einfach, dass es ihr jeweiliges Feindbild sei, siehe prominent Münster.

Oder der Anschlag auf die ICE-Strecke. Alice Weidel twitterte „ironisch“ dazu: „Wir schaffen das!“, um zu implizieren, dass Flüchtlinge daran schuld seien. Dabei waren es wohl Rechtsextreme – Die Flüchtlingen die Tat in die Schuhe schieben wollten! (Quelle) Man sieht, wie abartig die Empörungsmasche inzwischen ist. Rechte versuchen inzwischen, selbst Anschläge zu begehen, weil sie wissen, dass es dann sowieso wieder um Flüchtlinge gehen wird.

Ich kann Ängste ja verstehen. Und vermeintlich „Fremde“ machen vielleicht psychologisch mehr Angst. Aber es hat sich inzwischen aus dieser Angst eine ganze politische Partei gebildet, die keinen anderen Zweck hat, als unmenschliche Politik gegen Schutzsuchende und Menschen mit Migrationshintergrund zu machen, weil es ihre bestlaufende politische Kampagne ist. Und dabei hat es nichts mit der Realität zu tun, wie ein sachlicher Blick auf Kriminalstatistiken zeigt.

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Medien tragen Mitschuld

Ignorieren wir einmal die rechten Blogs und geheimen Gruppen, die verseucht mit Fake News und Überspitzungen, nur noch zu rechtsextremen Echokammern degeneriert sind. Auch seriöse Medien berichten überproportional oft über Straftaten von Nicht-Deutschen, wie Studien zeigen. Natürlich, diese bekommen auch mehr Aufmerksamkeit, wie gerade lang und breit dargelegt. Und so schließt sich der Kreis. Und am Ende würden 16% der Deutschen eine Partei wählen, an deren Spitze NS-Verharmloser und Verehrer stehen.

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Das muss sich endlich ändern. Wir haben das alle schon so satt. Ich fühle mich auch inzwischen wie eine kaputte Schallplatte. Es passiert immer wieder. Und es ist immer die gleiche Masche. Und sie funktioniert immer noch genau so gut. Wann wird sich das endlich ändern? Wann werden die Medien einsehen, dass es so nicht weitergehen kann? Wann hat dieser Teufelskreis ein Ende?

Artikelbild: pixabay.com, CC0