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Frankfurt: Ich habe diese widerliche Instrumentalisierung so satt!

von | Jul 29, 2019 | Aktuelles, Kolumnen, Schwer verpetzt

ich habe diesen hass so satt!

Eigentlich fehlen mir die Worte für diesen Text. Ich war traurig und entsetzt, als ich heute morgen gelesen habe, dass ein achtjähriger Junge in Frankfurt gestorben ist, nachdem ein Mann ihn und seine Mutter vor einen einfahrenden Zug gestoßen hatte. Ihr habt es wahrscheinlich selbst gelesen, deswegen möchte ich das alles nicht noch einmal wiederholen. Es tut weh.

Es sind Meldungen wie diese aus Frankfurt, die mich zur Verzweiflung bringen. Die mich fragen lassen, wie so etwas bösartiges geschehen kann. Mein Entsetzen und meine Trauer lassen sich nicht in Worte fassen. Ich verstehe das Bedürfnis vieler Menschen, diese Emotionen zu Wut werden zu lassen. Und diese Wut auf jemanden zu richten. Und die hetzende AfD macht es ihnen leicht. Und bietet eine Welt, in der es nicht nur „gut“ und „böse“ gibt, sondern in der man diese Dinge leicht unterscheiden kann. An der Hautfarbe.



Die widerliche instrumentalisierung der AfD

Mit Entsetzen zu reagieren ist normal. Mit Hass auf den Täter auch. Wer so eine schreckliche Tat wie die in Frankfurt begeht, hat auch jede Verachtung verdient. Und einen ordentlichen Prozess und eine Strafe. Das sind alles gerechtfertigte Reaktionen und Forderungen nach so einer Tat. Aber nicht die unzähligen Hasskommentare, die wir gerade in allen Kommentarspalten ertragen müssen. Denn zufälligerweise erst genau als die Polizei bestätigte, dass es sich beim mutmaßlichen Täter um einen eritreischen Staatsbürger handelt, hat die AfD sich zu dem Vorfall geäußert.

Und wer ist laut AfD an dem Mord in Frankfurt schuld? Natürlich Zuwanderung. Und natürlich sagt sie das. Denn für die AfD sind Morde, Vergewaltigungen und Angriffe nur der Rede wert, wenn sie von Nichtdeutschen begangen werden. Es ist schließlich die Partei, die beim Mord an Lübcke durch einen Neonazi keine vorschnellen Verurteilungen durch die Medien forderte und dass wir nicht von Mördern „den politischen Diskurs bestimmen lassen“ sollten. Jep.

Und die aber bei ViersenMagnitz, MünchenNotre DameMünsterBottrop und vielen anderen Fällen die Taten (oder im Fall von Notre Dame den Unfall) bereits mit ihren Feindbildern in Verbindung brachte, bevor überhaupt fest stand, was passiert war. Und in allen diesen Fällen falsch lag. Woran könnte man besser sehen, dass sie sich keinen Deut um die menschlichen Tragödien schert? Sie gibt immer den gleichen die Schuld, egal was passiert ist oder nicht. Ihr geht es nur darum, ob sie diese Tragödien politisch ausschlachten kann.

Purer Rassismus

Und so viele Menschen fallen inzwischen auf diese gezielte Instrumentalisierung herein. Und fangen an, die rassistischen Mythen der AfD zu glauben. Die Medien berichten auch bereits überproportional oft über Straftaten von Nichtdeutschen (Mehr dazu). Und die Menschen hören ständig von Straftaten durch Nichtdeutsche. Und fragen sich: Ist etwas dran an der Hetze? Wie könnten sie nicht? Die Saat der AfD geht auf. Doch wie man an den obig aufgezählten Fällen sieht, stimmen die Schuldzuweisungen der AfD oft auch überhaupt nicht. Spielt aber auch keine Rolle mehr für die Wahrnehmung.

Doch selbst ohne die Lügen der AfD kann die AfD uns alle mit ihrer selektiven Darstellung verarschen. Deutschland ist 2018 zum zweiten Mal in Folge so sicher wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr (Quelle). Die Anzahl der Tatverdächtigen ist auf dem niedrigsten Stand seit 1992. Und ja, auch die tatverdächtigen Nichtdeutschen und Schutzsuchenden sind weniger geworden. Was soll man da noch sagen?

Dass die AfD sich nicht für die Straftaten von Deutschen interessiert – die (natürlich!) den Großteil aller Straftaten ausmachen – sieht man daran, dass sie diese alle verschweigt. Aber alles aufgreift, was in ihre rassistische Weltanschauung hinein passt (oder sich durch Lügen hineinzwängen lässt). Nein, die Realität gibt der AfD eben nicht Recht.

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Hass in den kommentarspalten

Um ein mordendes Arschloch zu sein, spielt die Hautfarbe keine Rolle. Als letztes Jahr ein Mann in Wuppertal ein Kind vor einen Zug warf war daran auch nicht die „Willkommenskultur“ schuld. Sondern dieser Mann. Alles andere wäre auch absurd. Aber die AfD hat nur ein einziges Thema: Rassismus. Und deswegen sind alle, die nicht so aussehen, wie es die AfD gerne hätte, an allem Schuld. Selbst daran, dass Neonazis Politiker ermorden. Kein Scherz, das hat sie wirklich behauptet.

Nehmt diese Rassisten und ihren irrationalen Hass nicht Ernst. Die AfD hat nicht Recht. Sie schreit einfach immer „Wolf!“ und hat manchmal eben auch zufällig Recht. Denn niemand behauptet, dass auch Nichtdeutsche keine widerlichen Mörder sein können. Sind sie natürlich. Die meisten Menschen sind schließlich Nichtdeutsche. Aber diese Partei, diese empathielose Ausgeburt des Hasses heuchelt lediglich Anteilnahme. Und spuckt damit auf die Toten.

Die AfD will nicht deine sicherheit

Sie interessiert sich nicht für deine Sicherheit. Sie interessiert sich nicht für tote Kinder. Denn sie interessiert sich nur für die Hautfarbe der Täter, weil sie damit die irrationale Wut für ihre WählerInnen anstacheln kann. Das ist ekelhaft. Und bei meiner Trauer und Wut über den Vorfall in Frankfurt kommt hinzu, dass widerliche Rassisten nun ihren Hass gegen Andere offen zur Schau stellen. Und keiner denkt an das Opfer, keiner an die arme Mutter. Oh Gott, die Mutter. Ich hätte lieber nicht so viel an diese Tragödie denken müssen. Es bricht mir das Herz.

Aber so viele Menschen kotzen ihren Hass auf völlig Unschuldige in die Kommentarspalten. Der mutmaßliche Mörder – der bis jetzt übrigens immer noch nur ein Verdächtiger ist! – ist nicht weniger zu verurteilen, weil er nicht deutsch war, während er mordete. Aber das liest du dort nicht. Es sind nur noch Selbstdarstellungen, wer bessere Forderungen nach rassistischer Lynchjustiz formulieren kann. Und das ist vielleicht das traurigste daran.