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Neonazi-Fackelmarsch in Magdeburg wird zur Blamage – So unglaublich reagieren die Rechtsextremen

von | Apr 9, 2019 | Analyse, Social Media

„Deutsche helfen Deutsche“ [sic]

 

Am 6.4.2019 beteiligten sich 200 Rechtsextreme an einem Fackelmarsch durch die Magdeburger Innenstadt. Zu der Demo rief die „Bürgerinitiative Magdeburg“ unter dem Motto „Für sichere Städte und die Zukunft unserer Kinder“ auf. Es war ein deutlicher Rückgang an Teilnehmerzahlen im Vergleich zu ihrer letzten Demo vom November 2018. Auf der Demo sprachen unter anderem Vertreter der extremen AfD-Abspaltung „AdP“.

Rund 500 Gegendemonstranten blockierten die rechtsextreme Demo, die Kriminalität am Hasselbachplatz Migranten in die Schuhe schieben möchte (Mehr dazu). Damit knüpfen die Rechtsextremen an Propaganda der AfD an, die eine kleine Anfrage fehlerhaft darstellte und die Realität völlig verzerrt wiedergibt, wie wir erst kürzlich analysierten:

Wie die AfD kleine Anfragen missbraucht, um gegen Migranten zu hetzen

Wie das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) in ihrem Beitrag (Hier) dokumentiert, zeigten viele Demo-Teilnehmer*innen durch ihre Kleidung deutliche Nähe zum Nationalsozialismus, mit Anspielungen wie „NS Zone“ oder zu NSU-Unterstützern. Journalist*innen wurden beleidigt und körperlich bedrängt, ein Teilnehmer schlug mit seiner Fackel gegen die Kamera eines Fotografen. Doch besondere Aufmerksamkeit erregte vor allem eines der Demo-Fotos des Vereins.



Gleich 2 Fehler auf einem Plakat

https://www.facebook.com/juedischesforum/photos/a.602112803162037/2811630822210213/?type=3&__xts__%5B0%5D=68.ARDk-AVUJlqCoq9V90GDUJoLTU18WhcakLS7IemMccZOoyZmhVYgnGpRjttfxk4H1QZU461IZGNyAPVhgMu5k1Iq75xu1TwHo3bmQXzr2D_qqB2vSdZiyUsVvaa3T6vlOSWq9LnWGB-yuUyVWdD5Tko-egdM5uHjKDGhNbJy_qdm9CYcBUyE2g8zdVchZfrexkXd1UAmLQqcTT_4MmE6jFhjSZjRM3e2Pq-ktk-tSOYNEQsISYsnP4ZPGFUr8BiN80lEFag2d5EydQr_a6fsaIPU_iUzLyT3g57VZYMtkN5UeqQ3&__tn__=-R

Das Foto eines ihrer Plakate trug die Aufschrift „Deutsche helfen Deutsche – Sachsenanhalt“ [sic], das damit gleich zwei orthografische Fehler enthält. Nicht nur handelt es sich hier um einen Dativ, weshalb es „Deutsche helfen DeutscheN“ heißen müsste, die offizielle Schreibweise für das Bundesland lautet „Sachsen-Anhalt“. Für entsprechend viel Spott sorgte das Bild in Social Media.

https://www.facebook.com/extra3/photos/a.10151867330833918/10156525785518918/?type=3&permPage=1

Auch die Kommentierenden verspotten die Rechtsextremen.

Nur ein kleiner Hinweis: Auch wenn es leicht fällt, sich an dieser Stelle (zu Recht) über die Neonazis lustig zu machen, so bitte ich darum, nicht mangelnde Bildung mit Rechtsextremismus gleichzusetzen. Zum einen sind nicht alle Menschen mit faschistischem Gedankengut schlecht gebildet, zum anderen gibt es hier die Gefahr, sich nicht nur pauschal über Menschen mit niedrigem Bildungsstand lustig zu machen – was meistens nicht selbstverschuldet ist – sondern auch, anständige Menschen mit Neonazis in einen Topf zu werfen. Bitte daran denken, danke!

Rechtsextreme legen nach – mit lächerlicher Behauptung

Doch damit ist die Geschichte noch nicht vorbei. Die „Bürgerinitiative Magdeburg“ versucht jetzt die Blamage mit seltsamen Behauptungen zu rechtfertigen. Auf Facebook „distanzieren“ sie sich von ihrem eigenen Banner. Und stellen die erstaunliche Behauptung auf, dass es angeblich von „irgendwelchen Linken“ auf die Demo geschmuggelt worden sei.

Screenshot facebook.com

Ob eine Organisation in der Lage ist, orthografische Fehler auf ein Banner zu drucken, das selbst in ihrer Rechtfertigung Fehler wie „Wir vermuten[,] das[s] dieses Banner von irgendwelchen Linken mitgebracht wurde“ einbaut, bleibt glaube ich der Einschätzung des Einzelnen überlassen. Zumindest ist es weniger abwegig als die Behauptung, „irgendwelche Linke“ würden auf die Idee kommen, ein fehlerhaftes Banner auf den Fackelmarsch zu schmuggeln, welches die Demo-Teilnehmer anschließend bereitwillig trugen und erst 3 Tage später bemerkten.

Danke an Gegen die Alternative für Deutschland für den Hinweis! Artikelbild: Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA)