80

Nach dieser Tat eines Flüchtlings musste sich dieser Österreicher schämen

von | Nov 28, 2018 | Social Media

Dieser Twitter-Thread geht viral

„Es ist alles eine fucking Schande, irgendwie. Ich schäm mich noch immer. Nicht für Österreich, sondern für mich selbst.“

Der Nutzer @zarkojank erzählt, was ihm kürzlich auf dem Urban-Loritz-Platz in Wien passierte.

https://twitter.com/zarkojank/status/1067360994261909506



Hier die Ganze Geschichte:

Anmerkungen der Reaktion sind kursiv, wir haben den Dialekt für unsere Mit-Piefkes übersetzt. 

Stehe gestern Nacht am Urban-Loritz-Platz und esse ein Kebab, neben mir ein Flüchtling aus dem Iran (Afghane) und wir labern halt irgendeinen Mist, Bruder hier, Bruder da. 20m von uns liegt ein Betrunkener auf der Bank, es rennen ständig Leute vorbei und ignorieren ihn.

Soweit alles normal für eine Wiener Nacht. Der Typ neben mir geht aufs WC und am Rückweg direkt zum „Sandler“ (Bettler) hin, kniet sich zu ihm und redet kurz irgendwas. Leute gehen vorbei, denken wohl – wie ich – Ah, na serwas, was will der von dem Sandler??

Dann kommt er wieder zurück und sagt „Bruder, er sagt, er braucht Rettung. Er sagt, Bein kaputt“. Ich denk mir immernoch „Oida (Alter), bitte, so ein Scheiß jetzt mit dem total waachgesoffenen Penner iwas diskutieren“, gehe aber mit, um mal zu schauen.

Stellt sich heraus, dass der Typ sich das verdammte Bein gebrochen hat, ohne Jacke daliegt und komplett unkontrolliert am Zittern ist. Ich iwie noch immer im „Na serwas, habe d’Ehre das schaut schlecht aus“-Modus, hat der andere schon die Jacke ausgezogen.

Schwer zu beschreiben, wie liebevoll dieser 20-Jährige den Typen zugedeckt hat mit seiner Jacke. Ohne eine Sekunde zu zögern. „Mann braucht Hilfe“. Während ich mit seinem Handy die Rettung rufe, holt er 20 Zeitungen ausm Ständer und legt sie dem Patienten unter den Kopf.

Afghane gleich verdächtigt

15 Minuten Zeit, auf die Rettung zu warten. „Keine Arbeit, Scheiße“, sagt er. „Mhm, gschissn grissn“, denke ich. Dann kommt die Rettung. Ich mein, jeder kennt es und sie haben echt einen zaachen (Mühsam, Anstrengend) Job, aber grad dass sie den Afghanen nicht direkt angefuckt haben. Super ungut.

Als ich dann den Mund aufgemacht und die Lage beschrieben habe, hat sich die Situation sofort entspannt. Wohl weil ich mehr als „Mann braucht Hilfe“ sagen kann. Die haben den Typen dann ins Auto gewuchtet (Bein total im Arsch einfach) und haben weiß Gott was mit ihm gemacht.

Der Refugee-Kollege hat dann die Zeitungen noch in den Ständer zurückgeräumt. Da musste ich fast lachen vor lauter Wut auf mich selbst. Bin ich echt schon so abgestumpft, dass ich auch an dem Mann vorbeigerannt wäre? Was is los mit dieser Stadt, frag ich mich.

Es muss ausgerechnet so ein Afghane daherkommen. Ausgerechnet einer dieser scheiß Messerstecher, wo man sich als Zeitungsleser eher Sorgen macht, wenn man sie betrunken nachts am Gürtel (Verkehrsader um Wien) trifft. Ausgerechnet der ist der einzige, der sich Zeit nimmt, dem Mann mal zuzuhören.

Und er ist auch der einzige, bei dem sich jeder sofort denkt „Heast (Sag mal) will der jetzt den Sandler ausrauben oder was?“. Es ist alles eine fucking Schande, irgendwie. Ich schäm mich noch immer. Nicht für Österreich, sondern für mich selbst.

Naja, Abend war jedenfalls ganz lustig so im Allgemeinen. Haben dann Nummern ausgetauscht, vielleicht gehen wir einmal ein Bier trinken. Achso, geht ja nicht, der verdammte Moslem trinkt ja nicht, hat er gesagt. Der Kickl (FPÖ-Politiker, Innenminister) soll ihn holen.

Artikelbild: Screenshot twitter.com, Danke an unsere Freunde von Mimikama für die Übersetzungshilfe 😀