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Das ist Alltag: So widerlich und schamlos hetzen Rechtsextreme in Social Media

von | Okt 22, 2018 | Kommentar, Social Media

Wo soll das alles enden?

Wir alle können froh sein, dass es die Blickwinkelkanone aus Douglas Adams´ „Per Anhalter durch die Galaxis“ nicht gibt, oder? Denn ansonsten, wären wir stellenweise ziemlich verloren, überträgt sie doch die Gefühle des Abfeuernden auf den Getroffenen.

Der Grünen-Politiker Wolfgang Wetzel aus der Region Zwickau hatte eine ganz schöne Idee: Er bestellte für sich und seinen Lebensgefährten jeweils eine Kippa in London. Sie wollen am 09. November die Zwickauer „Stolpersteine“ putzen, die der zwischen 1933 und 1945 ermordeten Jüdinnen und Juden gedenken.

„Wir müssen das Wissen um die Geschichte wach halten. Antisemitismus gibt es heute auch noch, bis in die Mitte der Gesellschaft. Egal ob völkisch-rassistisch motiviert oder wegen falsch verstandener Religion: Man muss sich dagegenstellen.“

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Ein Blick ins „Hetzer-Facebook“:

Was dann im russischen Pendant zu Facebook, „vk.com“, zu lesen ist, ist nichts anderes als judenfeindlich, schwulen- und menschenverachtend. Ich habe keine Ahnung, was sich Menschen dabei denken, solche Posts und vor allem solche Kommentare zu schreiben. Das russische „Facebook“ hat übrigens über 100 Millionen Nutzer. Es lässt sich nur erahnen, wie es dort um sowas wie Gemeinschaftsstandards, geschlossene und/oder geheime Gruppen bestellt ist, wenn wir sehen, was dort alles stehen bleiben darf.

(Man muss glaube ich nicht extra dazu sagen, dass das nicht stimmt)

Und diese Posts stehen seit Tagen online. Zugegeben: Die genannten Beispiele sind sicher Extrembeispiele und nicht unbedingt repräsentativ für den vorpolitischen, öffentlichen Raum bei Facebook. Allerdings wissen wir nicht, was sich in geheimen Gruppen abspielt. Ich wette dort gibt es ähnliche Postings.

Wollen wir uns tatsächlich die Gesellschaft ständig und immer weiter vergiften lassen?

Was gibt erstens Menschen das Recht, sich so abwertend über andere Menschen zu äußern? Aber vielmehr zweitens: Warum das alles? Was für eine Befriedigung erlangen sie, sich über homosexuelle Männer lustig zu machen, die an ermordete Jüdinnen und Juden erinnern wollen? Was ist daran überhaupt lustig? Und was haben diese Männer diesen Menschen überhaupt getan?

Ich habe heute gehört, dass es sowas früher an Stammtischen immer schon gab. Das Internet richte nun aber den Scheinwerfer auf solcherlei Ergüsse. Mh. Mag sein. Auf der anderen Seite gab es aber früher nicht die Angst im Bekanntenkreis, dass „unsere Kinder später mal ein Kopftuch tragen müssen“. (Quatsch!) Dieser Sprech ist also in unseren Alltag eingezogen, und er trägt bereits dazu bei, unsere Gesellschaft zu vergiften.

Insofern kann man fast sagen, dass die Blickwinkelkanone dann doch existiert: Auch, wenn die Auswirkungen von sogenannten Echokammern umstritten sind, so bin ich der festen Überzeugung, dass man sich dort aufschaukelt, bestätigt, aufwiegelt, und das nur mit dem Ziel, aus einer kleinen Minderheit heraus, einer ganzen Gesellschaft zu schaden. Und darauf habe ich echt keine Lust.

Artikelbild: Screenshot facebook.com