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Kramatorsk: Russische Propaganda gibt versehentlich zu, Bahnhof bombardiert zu haben – Faktencheck

von | Apr 8, 2022 | Analyse

Russische Propaganda gibt versehentlich zu, Bahnhof bombardiert zu haben

Heute wurde der Bahnhof in Kramatorsk von russischen Kräften bombardiert. Vor Ort waren Flüchtende, wehrlose Zivilist:innen, die auf ihren Zug warteten. Berichten zu Folge sind circa 30 Menschen dabei getötet worden, und viele weitere Verletzt. Es sollen viele Kinder und Frauen darunter gewesen sein. Laut Medienberichten seien riesige Blutlachen zu sehen. Das Triebwerk der Rakete sei noch halbwegs intakt und liege auf einer kleinen grünen Insel vor dem Bahnhof. Darauf stehe eine Inschrift, die man mit „für die Kinder“ oder „wegen der Kinder“ übersetzen könne. (Quelle). Diesen Artikel aktualisieren wir durchgehend, wenn es neue Erkenntnisse gibt.

Pro-Kreml-Propaganda prahlte zunächst mit dem Angriff

Die Bilder ersparen wir euch an dieser Stelle, wir wissen ja leider mittlerweile zu Genüge, wie so etwas aussieht. Es gibt bereits zahllose Hinweise, dass die russischen Truppen für den Angriff in Kramatorsk verantwortlich sind. Hier ein Video von kurz zuvor startenden Raketen in Shakhtersk (besetzt von russischen Truppen) (weitere Infos). Alle denkbaren geo-bestätigten Starts in der Zeit rund um den Angriff auf Kramatorsk kamen aus russisch-besetztem Territorium (Quelle, Update vom 12. April).

Russische PR-behauptete sogleich, dass Russland den Typ dieser Rakete gar nicht verwendet.

Doch auch hier liegen Beweise vor, dass das nicht stimmt. Die Raketen werden nachweislich aktuell verwendet (Quelle, Quelle, Quelle, Quelle).

Offenbar versuchen Trolle bereits, den Wikipedia Eintrag zu diesem immer noch im Einsatz befindlichen Waffentyp zu editieren, um das zu vertuschen.

Aber den besten Beweis lieferte die russische Propaganda selbst. Vor dem Bekanntwerden der zivilen Opfer hat man in pro-Russischen Telegram Kanälen geprahlt, dass eine russische Rakete in Kramatorsk eine Gruppe wartender “Militanter” getötet hat. Auf den Fotos zeigte die Pro-Russische Propaganda zunächst selbst (!) den Typ der Rakete. Später leugnen sie es und löschten die eigenen Beweise wieder.

Die Belege wurden gesichert (Quelle):

Man weiß schon seit mindestens gestern aus Social Media Videos, dass die dort Wartenden Zivilist:innen sind:

Soweit ein erster Überblick. Wir werden weitere Details in diesem Artikel nachliefern, falls wir neue Erkenntnisse erlangen. Und falls die Pro-Putin-Propaganda-Kanäle weitere Lügen verbreiten.

Update 9. April:

Offenbar hat das russische Verteidigungsministerium zugegeben Bahnstationen überall in der Region bombardiert zu haben – auch das geben sie offenbar zu, bis auf Kramatorsk:

Update 12. April:

Russische Desinformation behauptet jetzt – wo ihre vorherige Lüge zur Tochka U aufgeflogen ist – dass die Seriennummer auf der Bombe irgendetwas beweise würde. Das ist nicht der Fall:

  • Seriennummern sagen nichts über die Person aus, die eine Waffe abgefeuert hat, noch dazu kann sie leicht verändert werden.
  • Ukrainische Waffen-Hersteller haben in der Vergangenheit sogar Waffen exportiert – nach Russland (Quelle)
  • Russland mehrere ukrainische Armeebestände in seine Gewalt gebracht.
  • Auf der Bombe steht „Für die Kinder“ – und zwar auf russisch

Und in diesem Fall ist es sogar noch eindeutiger. Tochka U stammen aus Sowjetbeständen. Darin waren sowohl Russland als auch Ukraine enthalten. Es ist also wenig überraschend, wenn dort ähnliche Seriennummern dabei sind, wie der Waffenexperte N.R. Jenzen-Jones der BBC sagte (Quelle).

Zum Thema:

Text: Philip Kreißel, Thomas Laschyk. Artikelbild: Uncredited/Ukrainian President Volodymyr Zelenskyy’s Telegram channel

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