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Video: Diese starke Botschaft hat das Theater Bielefeld für ihre Zuschauer*innen

von | Mrz 3, 2020 | Aktuelles, Videos

Hemmungslose Freundlichkeit in Bielefeld

Aktuell geht ein Video des Theater Bielefeld viral, in welchem die Darsteller erklären, dass sie nun zum Ende einer jeden Veranstaltung eine Botschaft an das Publikum richten. Sie wollen ihnen etwas mit auf den Weg geben: Sie fordern mehr Menschlichkeit im Alltag anstelle von Hass. Dazu haben sie extra den Applaus am Ende des Auftritts unterbrochen und die Schauspielerin Christina Huckle wandte sich an die Zuschauer*innen und sagte:

„Nach dem Anschlag in Hanau hat sich das Theater Bielefeld sehr bewusst entschlossen, nach jeder Vorstellung zwei Worte an Sie zu richten, weil wir der festen Überzeugung sind, dass hemmungslose Freundlichkeit der Weg ist, den wir gehen wollen. Und wir würden uns sehr freuen, wenn Sie den Weg auch gehen würden.“

Und weiter: „Wenn Sie jetzt nach Hause gehen, wünschen Sie doch Ihrem Nachbarn einen schönen guten Abend und wünschen Sie es ihm wirklich. Wenn Sie morgen Ihre Brötchen abholen, sagen Sie Danke – und meinen Sie’s wirklich. Vielleicht hilft’s schon ganz viel.“ – damit endet der Auftritt. Hier der Clip:

https://www.facebook.com/wdrlokalzeitowl/videos/791679851341855/

In einem Interview mit der Lokalzeit OWL (WDR) erklärt die Schauspielerin, dass die Ereignisse von Hanau auch etwas mit jedem Einzelnen in der Gesellschaft zu tun haben und wie man miteinander umgeht. Sie glaubt, der Schlüssel könne sein, freundlich miteinander umzugehen und dass wir darauf achten, was wir sagen.

Für diese Aussage gab es Standing Ovations und lange anhaltenden Applaus aus den Zuschauerreihen, nicht nur bei der im Video zu sehenden Vorstellung, sondern regelmäßig.

Schon mehrfach Haltung bewiesen

Es ist nicht das erste Mal, dass sich das Theater Bielefeld so klar und deutlich für mehr (Mit-)Menschlichkeit positioniert. Im Rahmen der Aktionswochen gegen Rassismus 2020 zeigen sie den Film von Dr. Keith Hamaimbo „Ich gehe immer leise“ und begleiten das Ganze durch eine interaktive, spielerische Reflexion und Diskussion. 2016 führten sie das Stück „Im Herzen der Gewalt“ auf, das Stück handelt von einem Mann, welcher Rassismus erleben musste, dann aber aufgrund verschiedenster Umstände plötzlich selbst zum Rassisten wurde. „Ich war die Anderen geworden.“

In der Zeit ab 2015 positionierte sich das Theater Bielefeld immer wieder klar und deutlich gegen rechts, beispielsweise mit einer spontan Orchesterprobe auf dem Theaterbalkon just in dem Moment, wo ein rechter Aufmarsch dort unten in Nähe zum Bielefelder Rathaus eine Kundgebung abhalten wollte. Carmen Priego (in der Hauptrolle des Arturo Ui) und Schauspielerin am Theater Bielefeld stand immer wieder auch mit Redebeiträgen für #wirsindmehr und das Bielefelder Bündnis gegen Rechts bei Demonstrationen auf der Bühne.

Am 10.11.2019 gab es eine Demonstration für Ursula Haverbeck, die Route führte entlang des Theaters wo für den Tag die Premiere von Aladin und die Wunderlampe geplant war. Das Theater Bielefeld bewies Haltung und schrieb auf facebook zu dem Bild mit der Aufschrift „Wir sind viele – jede*r Einzelne von uns“ Folgendes: „Wir halten es für immanent wichtig, dass der Aufmarsch der rechten Szene nicht dazu führt, dass Kunst- und Kulturveranstaltungen abgesagt werden.“ Dazu gab es ebenfalls wieder ein passendes Banner an der Fassade des Theaters.

https://www.facebook.com/theaterbielefeld/posts/10155840764883461

Zum internationalen Tag gegen Rassismus am 19.03.2019 posteten sie folgendes Foto:

https://www.instagram.com/p/BvRjOACgMgQ/

Courage auch im Digitalen

(Zivil-)Courage wird am Theater Bielefeld insgesamt groß geschrieben, seit letztem Jahr findet dort nämlich auch die Verleihung der Big Brother Awards statt. Wir vom Volksverpetzer sehen das Theater Bielefeld auch als Vorbild für unsere Arbeit und würden uns freuen, wenn ihr und wir im Alltag alle hemmungslose Freundlichkeit ausleben würden.

Artikelbild: Screenshot facebook.com