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So genial lässt dieser Dozent die Störaktion von Rechtsextremen auflaufen

von | Nov 21, 2018 | Videos

Hat wohl nicht geklappt!

Eric Wallis ist Manager politischer Kampagnen und macht als der „Wortgucker“ Videos darüber, wie „Framing“ unser Denken beeinflusst und wie Politik und Medien dieses gezielt einsetzen, um einen Sachverhalt darzustellen. Auch bei uns schreibt er unter anderem darüber, wie Framing dazu verwendet wird, dass man sich über Hartz-IV Empfänger und Flüchtlinge aufregt. (Hier der Artikel, hier alle seine Beiträge bei uns)

Bei der jährlichen 24-Stunden-Vorlesung der Uni Greifswald am Wochenende sprach er in seinem Vortrag wieder darüber, wie Rechte täglich mit ihrer Sprache, der Wahl ihrer Bilder und demjenigen, was sie erzählen ihre AnhängerInnen dazu manipulieren, Andere und Andersdenkende zu hassen und eine Welt aufzubauen, die nicht mehr der Realität entspricht. Insbesondere die Tatsache, dass sich Rechtsextreme, die ja eigentlich Täter sind, als Opfer aufspielen möchten, erklärte er. Genau dann kam die „Identitäre Bewegung“ hereingestürmt.



„Macht die Grenzen Dicht! Festung Europa!

Sie trugen ein Banner mit der Aufschrift „Man wird doch in diesem Land noch seine Meinung sagen dürfen“ – Ein klarer Versuch der Opferhaltung. Denn anstatt inhaltlich mit ihren rechtsextremen Meinungen zu überzeugen, die sie ganz klar als Unterdrücker entlarven würden, wird der Fokus darauf gelegt, dass sie „unfair“ behandelt werden und in Wahrheit die Unterdrückten sein sollen. Ein Hauptaspekt, warum Rechtsextreme gewählt werden ist die Angst vor dem „Kontrollverlust“, welcher damit bespielt wird.

Es ist nicht die erste Störaktion von den so genannten „Identitären“, eine vom Verfassungsschutz beobachtete Gruppe, deren etwa 500 Mitglieder in den in den vergangenen 16 Monaten 114 Straftaten begangen haben, wie aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervorgeht. Auch an der Uni Klagenfurt störten sie eine Vorlesung. Dabei gehen sie höchst professionell vor: Es sind kurze Aktionen, die komplett gefilmt werden, um sie medial maximal auszuschlachten. Das Ziel: Aufmerksamkeit erzeugen und sich dann bestmöglich als Opfer inszenieren.

die Aktion ging nach hinten los

Doch mit Eric Wallis haben sie sich den falschen Dozenten ausgesucht. Er wusste genau, was sie vorhaben. Sie wollten herausgeworfen werden, oder ausgebuht werden. Damit sie – deshalb das Banner – so tun können, als hätten sie nicht gerade eine laufende Vorlesung gestört und anderen die Redezeit genommen, sondern als ob man ihre Meinung verbieten würde oder sie unterdrücken. Lächerlich, aber effektiv, wenn man später nur ein paar Videoschnipsel sieht. Doch das tat Wallis:

https://www.facebook.com/wortgucker/videos/2306941276201107/

Wallis bietet ihnen also einfach an, mit ihm zu diskutieren und die Vorlesung anzuhören – Worauf sie sofort den Saal verlassen. Die Aktion ist gescheitert. So einfach geht das. Ihr live gestreamtes Video auf Twitter haben sie auch wieder gelöscht. Niederlagen werden ihren AnhängerInnen nicht gezeigt. Warum sind sie nicht zur Diskussion geblieben? Sie hätten nur verlieren können.

Wallis hat der so genannten „Identitären Bewegung“ ihnen ihre Opferhaltung genommen. Er hätte zwar jedes Recht gehabt, sie hinauszuwerfen, aber das gönnte er ihnen nicht. In einer Diskussion wäre nicht viel von ihrer Meinung übrig geblieben. Denn entweder hätten sie ihre menschenfeindliche Ideologie vor allem präsentieren müssen, oder sich vom Rassismus und Fremdenfeindlichkeit distanzieren. So oder so hätte ihre rechtsextreme Botschaft verloren.

Rechte gar nicht erst zu Wort kommen lassen?

Wallis meint, sie haben sich damit einfach selbst herauswerfen müssen. „Ich habe sie zur Diskussion eingeladen und sie sind geknickt von dannen gezogen. Ich habe dann normal mit der Vorlesung weitergemacht, nur dass ich dann ein besonders anschauliches Beispiel zur Verfügung hatte„, sagt er zu ze.tt. Soll man denn mit Rechten wie der „Identitäre Bewegung“ reden?

Wallis meint, die Aussage „mit Rechten redet man nicht“ ist wiederum ein linkes Frame. Das leider ein wenig den falschen Ansatz bietet. Wer mit Rechten redet und ihnen eine Bühne gibt, wer ihnen ihre Opferhaltung und gleichzeitig ihre Lügen und Propaganda unwidersprochen lässt, der macht definitiv was falsch. Aber in einer Diskussion mit Rechten, die ihre Ideologie mit Fakten auskontert, wird mittelfristig Erfolg haben. Vielleicht manchmal weniger bei einem Diskussionpartner, aber bei den ZuhörerInnen.

Vorurteile müssen durch Kommunikation abgebaut werden. Sonst geben wir ein Viertel unserer Bevölkerung einfach auf, die ungestört von Rechtsextremen und ihrer Propaganda beschallt werden können. Natürlich ist die Konfrontation nicht leicht und nicht immer möglich. Aber im kleinen, privaten Kreis, wenn man die Ängste hinter der Fremdenfeindlichkeit ernst nimmt, kann man etwas erreichen. Wenn jeder von uns nicht gleich abblockt und mit der „Nazi-Keule“ kommt. Weil damit verstärkt man den Opfer-Mythos wieder. Wenn man die Diskussion anbietet, haben die Rechten schon verloren.

Artikelbild: Screenshot facebook.com, Wortgucker, Alle Artikel von Wortgucker bei uns