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Der Moment, wo Trump unfair behandelt wird

von | Jan 19, 2018 | Aktuelles

Was, wenn Trump auch ein paar Dinge richtig gemacht hat?

Menschen machen häufig diesen Fehler: Sie werten gerne ihre Gegner ab. Das mag psychologisch auch ein sinnvoller Mechanismus sein: Denn wer möchte nicht mehr Ahnung haben, auf der richtigen Seite stehen oder eben einfach denken: Ich weiß es besser?

Gerade Trump ist ein Paradebeispiel dafür, wie dieser Mechanismus abläuft und es mag auch diverse gute Gründe dafür geben, warum man sich ihm überlegen fühlt:

Er hat sich mehrfach sexistisch geäußert, über Minderheiten hergezogen und sein diplomatisches Geschickt ist, um es nett zu sagen, im Grunde nicht vorhanden. Auch dass er Kampfflugzeuge aus Videospielen verkaufen wollte, sowie die Auseinandersetzungen mit Kim Jong Un, die mehr an einem Schwanzvergleich pubertierender Teenager erinnert als an Staatsmännigkeit, wirken eher unfreiwillig komisch.

Donald Trump ist ein großspuriger Unternehmer, der wie ein Anachronismus aus Zeiten wirkt, in denen man Frauen noch für ihre Eignung als Wichsvorlage Komplimente machte. Einer, der nun in einem Feld unterwegs ist, dessen Gepflogenheiten er nicht kennt. Wie ein Bauerntölpel, der plötzlich an den Hof des Königs kommt und dort durch sein Verhalten immer wieder negativ auffällt.

Amtsenthebung oder dritter Weltkrieg?

Es ist inzwischen soweit, dass die Menschen in Deutschland nur zwei mögliche Szenarien zu kennen scheinen: Entweder Trump wird endlich seines Amtes enthoben – oder er wird einen dritten Weltkrieg anzetteln. Und die Medien schüren mit ihrer Berichterstattung diesen Eindruck immer weiter. Dass inzwischen selbst Qualitätsmedien wie Süddeutsche, FAZ oder die Zeit sich in ihrer Berichterstattung auf Boulevardniveau begeben und dabei selbst Trumps Gesundheitsszustand inzwischen Thema ist – natürlich nicht ohne abfällige Bemerkungen darüber – sollte einen eigentlich erschrecken. Inzwischen wurde zwar diese auch als einwandfrei bescheinigt, nicht aber ohne entweder dem Arzt Unfähigkeit zu attestieren – oder es auch besser zu wissen.

Dass Trump vielleicht aus gesundheitlichen Gründen früher aus dem Amt scheidet, mag ein Wunsch einiger sein, eintreten wird er aber wohl nicht. Seltsamer erscheint, seit wann der Gesundheitszustand eines Prominenten ohne akute Erkrankungen oder Probleme Thema wird.

Bei Trump geht es allerdings ohnehin nur noch selten darum, den Mindestanstand zu wahren, den man bei ihm selbst auch so schmerzlich vermisst, was die Reaktionen auf seine „Drecksloch“ Äußerung zeigen. Er selbst behauptet, diesen Ausdruck nicht verwendet zu haben, bei den Tagesthemen steht: „Die Zeitungen beriefen sich auf Personen mit Kenntnissen über das Treffen.“ Die Äußerung soll in einem internen Kreis gefallen sein, wer nun die Zeitungen informiert hat, ist offenbar unklar – genau so, ob diese Person die Wahrheit sagte.

„shithole countries“

Seien wir ehrlich: Wahrscheinlich trauen die meisten Trump diese Äußerung zu, dennoch gehen bei der Entrüstung zwei Dinge unter: Trump dementiert die Äußerung auf seine übliche irritierende Art und Weise, es steht also Aussage gegen Aussage.

Auch wenn er oft gelogen hat, sollte die Presse dennoch professionell bleiben und Vorverurteilungen unterlassen. Was problematischer ist: Es kommt zu einer Beweislastumkehr: Es muss nicht bewiesen werden, dass er es nicht gesagt hat. Im Grunde sollte für jeden die Unschuldsvermutung gelten, inzwischen gilt sie wohl für Trump in den Medien nicht mehr. Wenn er nun gegen die Medien wettert – wer kann es ihm verübeln? Und seiner Gefolgschaft, wenn diese sich nun umso mehr zusammengeschweißt fühlt?

Das schlimme ist dabei eigentlich auch nicht, dass seine Äußerung langfristig folgenlos sein wird, so beleidigend sie auch war. Sondern im Gegenteil, dass Trump es geschafft hat, von anderen Dingen abzulenken: Die Abschaffung der Umweltbehörde und die Militarisierung der Polizei sind nur einzelne Beispiele dafür. Sie erschienen bislang neben allen echten oder falschen Fauxpas nur als Randnotizen, dabei sind das diejenigen, auf die wir achten sollten.

Dass Trump es offenbar versteht, Ablenkungsmanöver zu starten, die nicht mehr sind als ein Sturm im Wasserglas ist eine Sache. Viel schlimmer ist, dass er es zusätzlich schafft, Dinge zu tun, die unabhängig von seiner Person betrachtet richtig sind – aber gleichzeitig so dargestellt werden, als seien sie falsch, wenn sie nicht gar verschwiegen werden. Er tut Dinge, die deutsche Politiker eigentlich längst hätten tun sollen.

In einer Zeit des Trump-Hasses ist das Anerkennen positiver Dinge unmöglich geworden

So sind alle seine Entscheidungen im Hinblick auf Israel korrekt gewesen: Der Austritt aus der Unesco, genau so die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels. Ja, wirklich. Interessant auch, dass ihm vorgeworfen wurde, er würde damit den Nahostkonflikt weiter anheizen, wo doch Russland auch wenig vorher denselben Schritt getan hatte. Es ist wohl letztendlich nicht die Frage, was jemand macht, sondern wer. Dass es für diese Entscheidung gute Gründe gab, dazu gab es wenig Artikel, aber dafür, dass Trump zündeln würde, das wurde gern behauptet. Genau so wurde verschwiegen, dass Trump mit der Verlegung der Botschaft einfach ein seit 1995 (!) verabschiedetes Gesetz umsetzte.

„All of the money that President Obama so foolishly gave them went into terrorism and into their ‚pockets.‘ The people have little food, big inflation and no human rights. The U.S. is watching!“

Die Obamaregierung feierte den Atomdeal als großen Erfolg und hat sich, um diesen zu erreichen, an viele Prinzipien nicht gehalten. Nicht zu vergessen, dass der Irandeal für die einzige Demokratie im nahen Osten, Israel, die Bedrohung, der sie ausgesetzt ist, noch vergrößert. Dass Obama zusätzlich 2009 nach den Präsidentschaftswahlen bei den Protesten im Iran beide Seiten zur Mäßigung aufrief.

Ähnliches taten auch deutsche Politiker, die bis heute „Israelkritik“ für wichtig halten, eine Kritik an Diktatoren dafür weniger und meinten, Trump sogar warnen zu müssen. Dieselben Politiker rufen übrigens im Iran ebenfalls beide Seiten zur Mäßigung auf. Ob es ein Zufall ist, dass deutsche Unternehmen sich ebenfalls besorgt zeigen, wegen der Unruhen im Iran? Übrigens: Eine Seite, die zur Mäßigung aufgerufen wird, betreibt Foltergefängnisse, unterdrückt die Opposition und verhaftet bereits Menschen und die andere wehrt sich dagegen und möchte ihre Freiheit. Wer da beide Seiten zur Mäßigung aufruft, ist nur zynisch.

Dass der Iran übrigens maßgeblich für die Finanzierung von Terrorgruppen im nahen Osten verantwortlich ist, wird dabei auch nicht berücksichtigt. Dass die desolate Lage im Irak auch auf Terrorfinanzierung aus dem Iran zurück zu führen ist, der keinen friedlichen, demokratischen Irak neben sich haben will, in dem Wohlstand herrscht, weil sonst die iranische Bevölkerung unzufrieden werden könnte, genau so. Aber lieber verrät man die Menschen im Iran, akzeptiert, dass der Iran den Bürgerkrieg in Syrien ebenfalls anstachelt – und gleichzeitig natürlich ohne wirklich rationale Gründe für all das die Amerikaner verantwortlich macht.

Wenn der verhasste Trump sich plötzlich für die „Guten“ einsetzt – Auf welcher Seite sind wir dann?

Dass nun ein narzisstischer Großkotz – und dazu noch jemand aus den USA – sich auf die Seite der Menschen stellt, die in Freiheit wollen, während andere das nicht tun – das kann man für eine der hässlichsten möglichen Szenarien halten, aber sie ist eingetreten. Das muss für die deutsche Volksseele zu viel gewesen sein, die Antiamerikanismus ja auch für gut und richtig hält. Das erklärt immerhin die teilweise verzerrte Berichterstattung über Trump in den deutschen Medien – Sie muss ja auf das Ausgangsklima aufbauen.

Selbst das vor kurzem erschienende „Fire and Fury“ wird für den Präsidenten folgenlos bleiben. Es ist nur ein weiteres Beispiel dafür, wie nicht die Inhalte im Vordergrund stehen, sondern letztendlich nur die Person. Und das ist doch genau das, was Trump will. Trump werden wir so schnell nicht los, von daher sollte der Blick auf seine Inhalte, seine politischen Handlungen und deren mögliche Folgen gerichtet werden – und vor allem sollten unsere Politiker sich nicht bloß stellen lassen. Denn wenn er sich als jemand inszenieren kann, dem Werte wie Demokratie, Menschenrechte und Freiheit in anderen Ländern wichtig sind, dann ist das nicht nur peinlich für unsere Politiker – es wirft allgemein kein gutes Licht auf sie.