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Wie die AfD Ludwigshafen lügt, um mit Kinderarmut gegen arme Migranten-Kinder zu hetzen

von | Jul 31, 2020 | Aktuelles, Gastkommentar

Gastbeitrag von Daniel Seidl

Die AfD Ludwigshafen hat am 23. Juli einen Facebook-Post verfasst, in dem sie sich auf eine Studie (Quelle) der wirtschaftsnahen Bertelsmann-Stiftung über Kinderarmut in Deutschland bezieht.

Dort heißt es, dass in Deutschland rund 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche in Armut aufwachsen. Was die AfD daraus macht: „Immer mehr deutsche Kinder leben in Armut, während für den Migranten-Nachwuchs bestens gesorgt ist!“ – obwohl die Studie das gar nicht hergibt.

Mit Kindern mit Migrationshintergrund gegen Kinder mit Migrationshintergrund hetzen

In der Bertelsmann-Studie wird sich grundsätzlich nämlich immer auf ALLE in Deutschland lebenden Kinder und Jugendlichen bezogen, unabhängig ihrer Staatsangehörigkeit. Auch bei den in der Studie tatsächlich genannten 2,8 Millionen handelt es sich also um eine Zahl, die nicht nur deutsche Kinder betrifft, sondern auch solche mit Migrationshintergrund oder ausländischer Staatsbürgerschaft. Eine Aufschlüsselung nach Staatsangehörigkeit findet in der Studie gar nicht statt – wie die AfD hier auf ihre Schlussfolgerung kommt, für „Migranten-Nachwuchs“ sei bestens gesorgt, wird nicht klar.

Besonders bizarr wird das Ganze jedoch, wenn man nun den Datenreport der Bundeszentrale für politische Aufklärung (Quelle) aus dem Jahr 2018 zu Rate zieht: dort heißt es nämlich ausdrücklich: „Kinder mit Migrationshintergrund waren fast dreimal so häufig armutsgefährdet wie Kinder mit Wurzeln in Deutschland.“ Der hetzerische Post der AfD Ludwigshafen entbehrt also nicht nur jeder faktischen Grundlage, er hetzt mit Armut von Kindern überproportional mit Migrationshintergrund gegen Kinder mit Migrationshintergrund!

Kinder mit Migrationshintergrund werden benachteiligt

Weiter heißt es in dem Bericht der BPB über Kinderarmut, Kinder mit Migrationshintergrund lebten öfter in großen Haushalten, auf kleinerem Wohnraum sowie deutlich seltener in Wohneigentum. Dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund laut einem Bericht der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung (Quelle) seltener Zugang zu frühkindlicher Bildung haben und eine niedrigere Kita-Betreuungsquote aufweisen als Deutsche, zeigt umso mehr, dass Kinder aus dem Ausland oder mit Migrationshintergrund in Deutschland definitiv nicht bevorzugt werden – im Gegenteil.

Kinder mit Migrationshintergrund leiden sogar mehr unter Kinderarmut. Genau das Gegenteil dessen, was die AfD behauptet. Fraglich bleibt, ob die AfD aus Inkompetenz die falsch interpretiert hat, um nach ihrem rassistischen Narrativ auszulegen, oder ob nicht doch Kalkül und bewusste Täuschung dahinter steckt: Absichtliches Verbreiten von Fake-News ist für die AfD ja nichts Neues (Quelle).

Screenshot und Info via Twitter: @antifa_rp. Artikelbild: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa


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