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„Ich bin es leid“: Virologin Brinkmann rechnet mit Pandemie-Leugnern ab

von | Nov 5, 2020 | Aktuelles, Corona, Videos

Keinen Bock auf Sinnlos-Diskussionen

Bei der Bundespressekonferenz am Dienstag sprachen Gesundheitsminister Spahn und Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts, Lars Schaade. Aber auch die Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, die etwas später dazu kam. Sie hatte kein Skript vorbereitet, und sprach wohl frei heraus, was ihr und anderen Expert:innen wohl schon seit Monaten die Stimmung vermiest. Einmal das Problem bei Corona selbst, dass es sich so leicht verbreitet, auch weil es so viele nicht bemerken und es trotzdem verbreiten können.

„Es ist viel gefährlicher als ein Virus, das Menschen richtig krank macht. Denn die bleiben zu Hause und stecken niemanden an und dadurch kann das Virus nicht weiter ausgebreitet werden“, sagte Brinkmann. Und dann merkte man ihr ihre Frustration an. Man müsse das exponentielle Wachstum stoppen. Am heutigen Donnerstag wurden wieder Rekordinfektionszahlen verzeichnet – fast 20.000 Neuinfektionen (Quelle). Und statt dass wir uns angemessen darauf vorbereitet haben, haben wir den Sommer über sinnlose Diskussionen mit Fake-News-Schleudern geführt.

Sinnlose Diskussionen helfen niemandem

„Ich bin es ehrlich gesagt etwas leid. Wir haben den Sommer damit verschwendet, darüber zu diskutieren: Wie gefährlich ist das eigentlich? Funktionieren eigentlich die PCR-Tests? Ich erzähle doch auch dem Automechaniker nicht, wo der Motor am Autor ist, das er reparieren soll!“, sagt Brinkmann frustriert. Zu Recht.

„Wir müssen dafür sorgen, dass die medizinische Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürger dieses Landes funktioniert“, erklärte sie weiter. Deswegen muss man den rasanten Anstieg der Infektionen verhindern. Der Wirtschaft werde auch nicht geholfen, wenn die die Infektionszahlen weiter so rasant steigen. Noch mehr als Maßnahmen schaden der Wirtschaft nämlich viele, viele tote Menschen und eine weitere Eskalation der Pandemie. Allein schon um der Wirtschaft und dem Schulbetrieb zu helfen, müssen wir jetzt die Pandemie eindämmen. Außerdem darf man nicht nur auf Todeszahlen schauen, sondern auch auf die vielen Menschen mit langen Folgeschäden.

Und es stimmt: Unwissenschaftliche Diskussionen und Fake News wie die angebliche Unzuverlässigkeit der PCR-Tests wurde von vielfach widerlegten Pandemie-Leugnern den Sommer über ständig wiederholt. Ihre fehlerhaften Grundannahmen haben wir hier bereits widerlegt:

PCR-Tests sind sehr genau: Teile diesen Text, um die zentralen Lügen der Pandemie-Leugner zu widerlegen

Personen der Öffentlichkeit verbreiteten unseriöse und unwissenschaftliche Desinformation, die nur dazu führte, dass die viel wichtigeren Fragen in der Öffentlichkeit zu wenig diskutiert wurden. Die Flut an Desinformation wurde viel zu oft von zu vielen Menschen ernst genommen, während in der echten Welt der Expert:innen nichts von dem Quatsch eine Rolle spielt.

Corona-Verharmloser Homburg belegt aus Versehen unseren Text über PCR

Expert:innen sind genervt

Man kann die Frustration von echten Expert:innen wie Dr. Brinkmann verstehen: Laien verbreiten Unsinn und lenken mit ihrer Desinformation zu viele Leute ab. Dabei gäbe es viel sinnvollere Diskussionen. „Man muss den Lockdown nutzen, um konstruktive Lösungen zu finden“, so Brinkmann. Immer wieder reden Leute darüber, dass aktuell die Zahl der Intensivbetten ja noch nicht knapp sei.

„Ich frage mich manchmal: Über was reden wir hier eigentlich? Wir wollen doch eigentlich diese Intensivbetten gar nicht füllen. Das sind schwerkranke Menschen, die dort versorgt werden. Ich sage ja auch nicht, ich brauche keinen Anschnallgurt mehr, weil unsere Chirurgen es mittlerweile echt gut drauf haben, Menschen zusammenzuflicken. Das ist ja völlig absurd, diese Argumentation.“

Eine kleine Erklärung zum Thema:

Verdopplungszeit? Intensivbetten? So bestehst du den Corona-Intelligenztest

Während Brinkmann dann ihren angestauten Frust über die sinnlosen Diskussionen mit Pandemie-Leugnern und -verharmlosern herausgelassen hatte, fragte sie in die Runde: „Wie viel Redezeit habe ich eigentlich?“ Lachen im Saal. Brinkmann beendete ihre Ansprache mit der Aufforderung, unsere Kontakte so weit wie möglich zu reduzieren. Bitte, hört auf die echten Expert:innen, die wissen, wovon sie reden.

Zum Thema:

John Snow Memorandum: Der wissenschaftliche Konsens gegen Herdenimmunität

Artikelbild: Screenshot twitter.com


Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI: