Gegen Spionage? Dann bist du auf der falschen Plattform
Der Autor und Arzt Philipp S. Holstein hat heute auf Facebook einen Beitrag verfasst, der sofort viral ging: In Social Media wird viel über die neue Corona-App diskutiert. Die Corona-Tracing-App soll mithelfen, Infektionsketten nachzuweisen und Menschen rechtzeitig zu warnen, wenn sie Kontakt mit Infizierten hatten. So kann man verhindern, das Virus selbst weiter zu tragen, bevor man irgendwelche Symptome zeigt. Denn Corona ist schon ansteckend, bevor man Symptome hat.
Mit der Corona-App könnte man Infektionen rechtzeitig finden und alle Kontaktpersonen isolieren, um eine unkontrollierte Weiterverbreitung zu verhindern. Es ist eine weitere Maßnahme der Bundesregierung, die dabei helfen soll, trotz der Pandemie einen größtenteils normalen Alltag wieder herzustellen. Je mehr Menschen die Corona-App nutzen, umso effektiver wird sie. Bonus: Man kann sich das Ergebnis seines Corona-Tests über die App übermitteln lassen. Weitere FAQs zur Corona-App gibt es hier (Link).
Angst vor „Totalüberwachung“
Datenschutztechnisch ist die App ziemlich unbedenklich. Die App greift nicht auf GPS-Daten zu, man muss keine Telefonnummer oder andere Angaben machen. Auf dem Smartphone werden lokal nur zwei Wochen temporär IDs der Personen abgespeichert, mit denen man in Kontakt stand. Die Daten werden nur zentral gespeichert, wenn man sich als Infizierte*r meldet. Der Code der Corona-App ist sogar komplett transparent auf Github zu sehen. Corona-Leugner*innen oder -verharmloser*innen, die Angst vor Verschwörungsideolog*innen haben, äußern jedoch völlig fehlgeleitet Datenschutz-Bedenken.
Oder wie Holstein es überspitzt formulierte:
„Ich lasse mich doch nicht verarschen!!1!
Diese Corona-App werde ich niemals installieren!
ICH LASSE MICH NICHT AUSSPIONIERN!!“
Schön plastisch formulierte er in seinem viralen Post, wie viele Daten Techfirmen wie Facebook ohnehin über dich sammeln. Und stellte das der Corona-App gegenüber:
https://www.facebook.com/psHolstein/posts/2608715935895553
„Facebook so:
Oh, Peter Petersen
- 35-40Jahre alt,
- männlich,
- wohnt in „Sydney“,
- loggt sich normalerweise in Wuppertal und Umgebung ein,
- politisch eher konservativ,
- katholisch,
- 798 Kontakte ersten Grades,
- 6712494 Kontakte zweiten Grades,
- Name vermutlich korrekt, da in den Adressbüchern der Freunde so vorhanden,
- hat 2 Kinder mit „Petra Petersen“ die in 2 Monaten Geburtstag hat und sich aktuell in einer Beziehung mit „Lurchi Mommsen“ befindet,
- mag Musik von den Flippers, Andrea Berg und Mötley Crüe, hat gestern Abend auf Netflix „Suits“ geschaut,
- war danach auf Pornhub, Stern, und TAZ um Artikel über Reisen zu lesen,
- bevorzugt Reiseziele in Bergregionen,
- hat in 4 Tagen Geburtstag,
- kauft eher impulsiv und online,
- interessiert sich für hochpreisige Marken,
- hat BMW, Ferrari und Glashütte Uhren abonniert, Haushaltsnettoeinkommen ca 30-50.000 Euro,
- hat 1999 an der Kalle Grabowski Universität Unna einen Abschluss in Literaturwissenschaft gemacht,
- wohnt weit entfernt von den Eltern,
- hat in letzten 4 Jahren mindestens 4 Beziehungen gehabt,
- ist aktuell Single,
- wird vermutlich demnächst ein Auto der Marken Mazda oder Honda kaufen,
- ist technisch interessiert, aber eher skeptisch,
- gilt als „late adopter“,
- hat gerade einen neuen Post verfasst:
- //Ich lasse mich doch nicht verarschen!!1!
- Diese Corona-App werde ich niemals installieren!
- ICH LASSE MICH NICHT AUSSPIONIERN!!//
- Geschrieben mit der Facebook App Version X.X
- in der Nähe Marktplatz Wuppertal,
- auf einem Apple Iphone X, 256GB,
- IOS ältere Version,
- Gerätesprache Deutsch
- Akkustand 23%
- Netzbetreiber Telekom
Das speicher ich gleich mal auf meinen Servern in den USA, Deutschland, Norwegen, Dänemark, ………
Völlig unbeteiligte Corona-App von Betatester, auch auf dem Marktplatz in Wuppertal:
Oh. 221h273bd77 hat gerade 5 Minuten unter 2m entfernt von 23882bdw810 gestanden.
Wenn in zwei Wochen keiner von denen gemeldet hat, dass positiv getestet wurde, lösche ich diese Info wieder.
Sonst bekommt die jeweils andere ID eine Nachricht, dass ein Test empfohlen wird.“
So sieht es aus!
Natürlich soll das nicht heißen, dass jegliche Kritik an der Corona-App Blödsinn sein muss. Manche kritisieren, dass sie höchstens als Placebo wirkt – es werden Fehler bemängelt und ihre Effektivität kritisiert. Ob sie, insbesondere im Zusammenspiel mit anderen Corona-Eindämmungsmaßnahmen, nützlich sein kann, wird sich noch herausstellen. Wer die Corona-App jedoch ablehnt, weil sie ihn angeblich „ausspionieren“ und „total überwachen“ würde, der sollte seine Kritik wohl nicht auf Facebook äußern, sonst ist das nunmal so übrhaupt nicht glaubwürdig.
Das Buch von Philipp S. Holstein “Erleuchtung in Büdelsdorf” kann man hier erhalten. Artikelbild: pixabay.com, CC0