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Nazi stört Schweigeminute – so gut reagiert das Stadion!

von | Dez. 22, 2024 | Aktuelles

Die Amoktat in Magdeburg hat ganz Deutschland erschüttert: Fünf Menschen kamen ums Leben, viele wurden verletzt. Noch immer ist das Entsetzen groß, und in den Krankenhäusern herrschte Ausnahmezustand. Im Klinikum Magdeburg kehrten Ärzt*innen sogar aus ihrem Feierabend zurück, um bei der Versorgung der Verletzten zu helfen – ein eindrucksvolles Zeichen des Zusammenhalts in einer Zeit der Trauer und des Schocks.

Schweigeminute für die Opfer von Magdeburg – bis plötzlich ein Nazi brüllt

Genau diesem Zusammenhalt wollten auch die Drittligisten Rot-Weiss Essen (RWE) und VfB Stuttgart II Ausdruck verleihen. Vor dem Anpfiff ihrer Partie gedachten Spieler und Fans mit gesenkten Köpfen den Opfern des Magdeburger Anschlags. Doch mitten in die Stille drängte sich ein ekelhafter Zwischenruf. Ein Mann brüllte laut und deutlich: „Deutschland den Deutschen“.

Nicht nur im Stadion, auch in der TV-Übertragung war die rassistische Parole klar zu hören. Die Reaktion aus den Rängen ließ jedoch nicht lange auf sich warten: Viele Fans begannen sofort lautstark „Nazis raus!“ zu skandieren. Eine deutliche und richtige Antwort auf Hass und Hetze, wie RWE-Pressesprecher Henrik Lerch später bekräftigte:

„Das war genau die richtige Reaktion und es war ein sehr deutliches und wunderbares Zeichen dafür, was die Zuschauer und wir als Verein von diesem unsäglichen Zwischenruf in diesem berührenden Moment halten.“

Hier das Video, das eine positive Gänsehaut verursacht:

Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung

Die Polizei Essen teilte laut Tagesschau mit, dass es sich bei dem Störer um einen 57-jährigen RWE-Fan aus Essen handelt. Er wurde umgehend aus dem Stadion verwiesen. Zudem wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung gegen ihn eingeleitet. Ein Polizeisprecher bestätigte:,

„Wir haben eine Anzeige wegen Volksverhetzung geschrieben, er wurde aus dem Stadion geleitet und erhielt Hausverbot.“

Bisher war der Mann den Behörden noch nicht bekannt. Dass er dennoch lautstark diese Parole skandierte, zeigt auf traurige Weise, wie tief rassistische und rechte Narrative in Teilen der Gesellschaft verankert sind.

Rechtsextreme Instrumentalisierung der Amoktat?

Der grausame Vorfall in Magdeburg wirft viele Fragen auf. Der mutmaßliche Täter stammt zwar aus Saudi-Arabien, war nach gegenwärtigem Kenntnisstand aber kein Muslim, sondern Atheist mit starker Islamkritik. In der Vergangenheit lobte er rechtsextreme Akteure wie die AfD und Elon Musk, folgte rechten Accounts wie denen von Sellner und Seibt. Der mutmaßliche Täter von Magdeburg wünschte Merkel den Tod, teilte Beiträge mit „Remigration“, „Islam raus aus Europa“, schimpfte auf die „Linken“, schrieb „Wir brauchen die AfD“, er lobte Elon Musk und Alex Jones. Er teilte Markus Haintz Sein Twitter-Profil und andere soziale Medien deuten auf Verwirrung und möglicherweise eine psychische Erkrankung hin. Ob der Täter die Tat bewusst im Sinne rechter Ideologien begangen hat, ist derzeit noch unklar und Gegenstand weiterer Ermittlungen.

Tatsache ist jedoch, dass verschiedene rechte Gruppen und AfD-Anhänger die schreckliche Tat umgehend für ihre rassistische Propaganda zu instrumentalisieren versuchen. Auch in Magdeburg wurde bereits gegen Ausländer demonstriert – obwohl der mutmaßliche Täter sich selbst offensichtlich rechten Ideologien annäherte. Es kam auch zu Ausschreitungen. Weil mutmaßlich ein AfD Anhänger unschuldige Menschen getötet hat, protestieren jetzt andere AfD-Anhänger gegen Ausländer in Magdeburg – mit Russlandfahnen in den Händen. Für diese Kreise scheinen Fakten zweitrangig zu sein, solange sich eine Tragödie für ihre Fremdenfeindlichkeit ausschlachten lässt. Das ist gefährlich und traurig zugleich.

Was im Stadion hätte ein Zeichen der Trauer sein sollen

Die Schweigeminute war eigentlich als Zeichen des Mitgefühls für die Opfer und Angehörigen gedacht. Umso schockierender ist es, dass ein Einzelner versuchte, seinen Rassismus an solch einem sensiblen Moment auszuleben. Umso wichtiger ist die Reaktion, die von den Rängen kam: „Nazis raus!“ – laut, geschlossen und eindeutig.

Das sportliche Resultat des Kellerduells in Liga 3 geriet nach diesem Zwischenfall beinahe zur Nebensache. Die Partie endete letztlich mit einem 2:2-Unentschieden. Rot-Weiss Essen ging früh durch Leonardo Vonić (19. Minute) in Führung, später traf Eliot Bujupi (74.) zum Ausgleich für Stuttgart. RWE gelang durch Gianluca Swajkowski zwar noch das 2:1 (78.), doch Luan Simnica schaffte für den VfB II nur wenige Minuten später den 2:2-Endstand (81.).

Abseits des Rasens haben Essens Fans jedoch ein deutliches Statement abgegeben: Sie ließen keinen Zweifel daran, dass Rassismus und Hetze bei ihrem Verein und in ihrem Stadion nichts verloren haben. Während die rechten Trolle die Tat von Magdeburg für ihre Zwecke missbrauchen, haben die meisten Menschen in Deutschland längst bewiesen, dass Zusammenhalt und Solidarität stärker sind als Hass. Ärzte, die spontan aushelfen, um Verletzte zu versorgen. Fans, die konsequent gegen rechte Parolen Stellung beziehen. Genau das braucht es jetzt, um den Betroffenen der Magdeburger Tragödie zu zeigen: Ihr seid nicht allein.

Nazis raus – immer und überall. Rechte Instrumentalisierungsversuche dürfen wir nicht tolerieren. Das gilt ganz besonders, wenn Menschen trauern und gemeinsam versuchen, das Unfassbare zu verarbeiten. Da ist kein Platz für Hass.

Teile des Artikels wurden mit maschineller Hilfe erstellt. Artikelbild: Screenshot SWR