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US-Behörden nehmen russische AfD-Propaganda hoch

von | Sep 5, 2024 | Aktuelles

In einer umfangreichen Aktion haben das FBI und das US-Justizministerium (DOJ) ein russisches Propaganda-Netzwerk zerstört, das als „Doppelgänger“ bezeichnet wird. Dieses Netzwerk ist darauf ausgelegt, westliche Demokratien zu destabilisieren und die öffentliche Meinung mit Lügen zu manipulieren. Die Operation umfasste die Verbreitung von Desinformationen und die Förderung von politischen Gruppierungen, die den russischen Interessen dienlich sein könnten. Dazu gehört auch ganz deutlich die rechtsextreme AfD. 32 Domains des Netzwerkes wurden nun abgeschaltet.

Gefälschte Medienseiten als Desinformationsquelle

Ein weiteres zentrales Element der „Doppelgänger“-Kampagne war die Erstellung von gefälschten Webseiten, die den Anschein erwecken sollten, bekannte Nachrichtenquellen zu sein. Diese nachgebauten Seiten, die oft echten Medien wie „Spiegel“ oder „Bild“ täuschend ähnlich sahen, verbreiteten gezielt Fake News. 

Screenshot gefälschte Spiegel Seite

Diese Methoden sollten dazu beitragen, Verwirrung zu stiften. Emotionale Überschriften sollten vorhandene Weltbilder bestätigen, um gegen die Regierungsparteien zu hetzen – und die AfD zu stärken. Richtig: Viele dieser Lügen wurden gezielt von Russland gestreut, um der rechtsextremen AfD zu helfen.

Verbindungen zur AfD

Die „Doppelgänger“-Kampagne hatte nicht wenige direkte Verbindungen zu Mitgliedern der AfD, insbesondere zur Spitze der AfD in Brandenburg. In Brandenburg wird am 22. September der Landtag gewählt. Nach Berichten waren Abgeordnete wie Steffen Kotré und René Springer, beide im Vorstand der AfD-Brandenburg, als Interviewpartner in die Kampagne involviert.

Die Website von RRN-News, auf der das Interview mit René Springer zu finden war, sieht jetzt so aus: Die US-Behörden mussten diese kriminelle Seite stilllegen.

T-Online hatte auch festgestellt, dass ein Beitrag des als besonders russlandnah bekannten AfD-Bundestagsabgeordneten Stefan Keuter von der Doppelgänger-Kampagne geteilt worden war. 

Troll-Kampagne und gefälschte Kommentare

Eine zentrale Taktik der „Doppelgänger“-Kampagne war auch die Erzeugung und Verbreitung von gefälschten Kommentaren in sozialen Medien. Das Ziel war laut der geheimen Dokumente, jeden Monat bis zu 60.000 gefälschte Kommentare in Frankreich und Deutschland zu verfassen!

Quelle

Wie viele der Kommentare, die auf die Regierung schimpften und die AfD lobten, waren wohl von Russland bezahlte Bots? Diese Kommentare wurden strategisch unter Beiträgen von Medien, Influencern und in verschiedenen Communities platziert, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und politische Unruhe zu stiften. Dabei nutzten die russischen Akteure auch moderne KI-Tools wie ChatGPT, um die Inhalte einfacher zu generieren und ihre Reichweite zu maximieren.

Quelle

Viele der Kommentare der „Doppelgänger Kampagne“ machen Werbung für die AfD. Aus dem russischen übersetzt wird dabei „AfD“ auch gern mal falsch geschrieben:

Screenshot Bericht Auswärtiges Amt

Richtig: Überall in Social Media sind die Kommentarspalten voll mit bezahlten Trollen, die Hass und Lügen im Auftrag einer feindseligen Diktatur streuen, um dich zu manipulieren.

Wir sollten nicht tun, was Putin will

Was machen wir jetzt? Das Schöne an diesen aufgedeckten Kampagnen ist, dass wir dadurch direkt lernen können, was wir NICHT tun sollten, wenn wir Putin die Pläne durchkreuzen wollen, in dem wir erkennen, was die zentralen Punkte sind, die er uns einreden will. Hier die wichtigsten Talking Points der Russen-Bots:

  • Putin will, dass wir die Sanktionen beenden.
  • Putin will, dass wir die Unterstützung zur Ukraine beenden.
  • Putin will, dass wir USA, Großbritannien und die NATO in einem schlechten Licht sehen.
Quelle

Daran sieht man, dass die Sanktionen ihm wohl doch sehr schaden, wozu müsste er sonst so viel Geld ausgeben, um sie schlecht zu reden? Sehr zum Leidwesen Putins finanzieren unsere Sanktionen gegen Russland jetzt sogar die Hilfen für die Ukraine. Das dürfte ihm und seiner Propagandamaschine gar nicht gefallen. Teilt und lest dazu am besten diesen Artikel:

Ziel und Strategie der russischen Propaganda

Die russische Propaganda in Deutschland und anderen westlichen Ländern zielt nicht direkt darauf ab, Unterstützung für Russland zu gewinnen. Das wäre zu plump und durchschaubar. 

Sondern sie konzentriert sich darauf, Zweifel zu säen. Verwirrung zu stiften. Und das Vertrauen in unsere Demokratie und unsere Regierung zu erschüttern. Die Kampagne propagiert Botschaften wie die Beendigung der Unterstützung für die Ukraine, die Betonung hoher Lebenshaltungskosten und das Säen von Misstrauen gegenüber Fakten, Journalisten und Experten. 

Die Taktik besteht darin, das Vertrauen in alle (ja, alle!) Informationsquellen zu untergraben, um so die Menschen dazu zu bringen, gar nichts mehr zu glauben und in der Folge auch nichts mehr gegen Putin zu tun.

Wenn du glaubst, dass alle Lügen verbreiten, wird es egal, wenn die Medien, die du konsumierst, Lügen verbreiten. Dann ist nur noch wichtig, ob sie die Botschaften verbreiten, die du hören willst. Ein Freifahrtschein zu glauben, was man auch immer will. Belegbarkeit und Fakten spielen keine Rolle mehr.

Was können wir tun?

Die Organisation Cemas hat 1236 Posts der mutmaßlichen Doppelgänger-Kampagne an Twitter gemeldet. Und nur die Hälfte der Posts wurden gelöscht. Und nur einer der Accounts wurde suspendiert, die anderen waren alle noch online. 

Angesichts dieser Bedrohung müssen alle Bürger aktiv werden und zur Verteidigung gegen diese Informations-Kriegsführung beitragen. Es ist entscheidend, Kommentarspalten in sozialen Medien zu moderieren oder zu schließen, um die Verbreitung von Desinformation zu verhindern. Leute, die Kommentarspalten sind voller bezahlter Russland-Trolle, die euch gezielt anlügen. Es ist keine “Meinungsfreiheit”, Bots die Möglichkeit zu lassen, unsere Demokratie zu untergraben. Löscht und moderiert konsequent den Hass und die Lügen. Und fordert endlich von den großen Medien, das auch zu tun. Oder, wenn die Kapazitäten dafür nicht ausreichen, die Kommentare zu schließen.

Putin gibt nicht umsonst Millionen dafür aus, um unsere Kommentarspalten zu vergiften. Es mag banal klingen, aber das ist eine wichtige Front im Informationskrieg. Und wir verteidigen uns nicht einmal. Und deshalb verlieren wir. Es gibt keine Entschuldigungen mehr: Moderiert oder schließt die Kommentarspalten!

Darüber hinaus müssen Menschen aus unterschiedlichen politischen Lagern gemeinsam gegen diese Bedrohung vorgehen und sich gegen die Manipulationsversuche stellen. Dazu gehört auch, die Desinformationskampagnen und ihren Verbreitern keine Bühne zu bieten – und sie auch nicht wöchentlich in die deutschen Talkshows einzuladen!

Die Unterstützung der rechtsextremen AfD, die von solchen Kampagnen profitiert, sollte als Verrat an der demokratischen Ordnung bewertet werden.

Teile des Artikels wurden mit maschineller Hilfe erstellt. Artikelbild: Monika Skolimowska/dpa