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Rechte Fake News über Connewitz: Polizist NICHT gestorben

von | Jan 7, 2020 | Aktuelles, Analyse

Warum Rechte Connewitz eskalieren wollen

Die Silvesternacht im Leipziger Stadtteil Connewitz wird medial und politisch heiß diskutiert. Bei einer Auseinandersetzung mit Feiernden wurden Feuerwerkskörper auf Polizist*innen geworfen, ein Einkaufswagen angezündet und kam es zu Körperverletzungen. Noch in der Nacht wurde ein Beamter am Ohr operiert und inzwischen wieder entlassen. Drei weitere Beamte wurden leicht verletzt, auch einige Unbeteiligte seien Opfer von Polizeigewalt (hier) geworden. Vier Personen hat man festgenommen.

Die Polizei machte durch übertriebene Aussagen und Pressemitteilungen jedoch ein weitaus schlimmeres Bild des Geschehens in Connewitz, wie sich später herausstellte. Einen „geplanten und organisierten Angriff“ (Polizeipräsident) hat ein Video in Zweifel gezogen (Hier) und auch eine „Not-OP“, von der die Polizei zunächst gesprochen hatte, hat es nicht gegeben (Hier) und der Beamte war auch nicht lebensbedrohlich verletzt.



Verwirrung um Schwere der Verletzung

Die überdramatisierte Darstellung der Polizei, aber auch Aussagen wie die des sächsischen Ministerpräsidenten von „linkem Terror“ oder des Innenministers von einer „neuen Stufe linksextremer Gewalt“ waren insbesondere in der rechten Szene eine Steilvorlage zur Instrumentalisierung von Connewitz.

Die kommunizierten Unklarheiten über die Verletzung des Polizisten, die letztlich nicht lebensbedrohlich war, wurde von der Polizei durch die Ermittlung wegen versuchten Mordes bereits kontextualisiert, sodass rechte und rechtsextreme Accounts den Vorfall in Connewitz zu „Terror“ dramatisierten. Und dann sogar die Falschmeldung produzierten, dass der Polizist an seinen Verletzungen verstorben sei:

Die Recherchegruppe DieInsider berichtet, dass diese Fake News tausende Male verbreitet wurde.

https://www.facebook.com/dieinsider/posts/554745885077225?__xts__[0]=68.ARC5viwWHsmOmiMK_xJY0QoSTSlFLdSqe1VYwiCAExVLM5QYTva3SWRe7NxfTtb72OasGFLWgrGuDTrKdi_3kGHq5aw_RMag8NYQ4UqnI1Aws5lqvxgIqZp0_BBGD2QrN_FSgeCCikj48_1YgdFKBBo53Wt7fDSJFpJda5JaJHooOqELCLueV8YAEeJ4ZaVXgN-KlIRUjZWIvuO5orLCPKCHZadk41MG7X0SmFIgpOSgUXQf7d5jeek_WTFXKXLRSmwOSqsYshHTumLxIR_639K0JTds6H1sd-ftt3UTL5MuLAq3QZQS6Kzoy24A0n1JhlKcXrw3ayrOF1vKN4S_N4Y&__tn__=-R

Das sind eindeutig Fake News. Der Grund, warum „die Presse“ nicht darüber berichtet, ist selbstverständlich, weil es nicht passiert ist. Bereits bevor diese Fake News in die Welt gesetzt wurde, war der Beamte am Freitag entlassen worden. Es habe lediglich einen Eingriff an der Ohrmuschel des Beamten unter lokaler Betäubung gegeben.

Frame-Check: Warum jubeln Rechte über den vermeintlichen Tod eines Polizisten?

Warum verbreiten Rechtsextreme also ungeprüft diese Fake News und warum halten einige das für eine „super Nachricht“? Selbst diejenigen, die wissen, dass es eine Falschmeldung ist, teilen den Beitrag weil es „so passiert sein könnte“. Rechte und Rechtsextreme haben ein Interesse daran, (auch vermeintlich) „linke Gewalt“ überzudramatisieren.

Während im Bereich der Hasskriminalität das Ungleichgewicht der Gewalttaten eindeutig ist, wird jede vermeintliche oder echte Gewalttat duch „Linke“ in jenen Kreisen überdramatisiert und skandalisiert, um den politischen Gegner zu dämonisieren.

Grafik von Frank Stollberg, Danke! Quelle der Zahlen

Auch wenn Polizeieinsätze wie in Connewitz dafür kritisiert werden, Beamte unnötig in Gefahr zu bringen oder eine Eskalation provoziert zu haben (Mehr dazu), so ist diese natürlich verwerflich und sollte entsprechend geahndet werden.

Wenn in entsprechenden Kreisen jedoch solche Vorfälle durch derartige Fake News auf das Niveau von „Terror“ und „Toten“ erhoben werden, sollen rechtsextreme Morde wie an Walter Lübcke oder Terror-Anschläge wie in Halle relativiert werden.

Mit Hannibal, Nordkreuz, dem NSU 2.0, unzähligen rechten Morddrohungen gegen Politiker*innen und Journalist*innen und über 500 gesuchten Rechtsextremen soll so die Brutalität der eigenen Ideologie verharmlost werden.

Artikelbild: Alex E. Proimos, Flickr,  (CC BY 2.0), changes were made, Screenshot facebook.com