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So gut wurde diese Flüchtlings-Hetze von Matussek zerlegt

von | Okt 1, 2019 | Aktuelles, Analyse, Social Media

Mit aufklärung gegen hetze

Der rechte Journalist und Posterboy der AfD Matthias Matussek verbreitete kürzlich wieder einmal plumpe Hetze gegen Asylsuchende. Der rechtspopulistische Post wurde tausende Male geteilt, da entschied sich der Politologe Erik Flügge, sich diesen Beitrags anzunehmen. Sein Ziel: Mehr Reichweite mit der Aufklärung zu Erreichen als mit Hetze. Mit großem Erfolg.

https://www.facebook.com/fluegge.erik/photos/a.677416942448684/1152667324923641/?type=3&theater



aufklärung fast 10.000 mal geteilt

Und die Reichweite ist verdient: Flügge hat dem Populismus von Matussek nicht nur mit Fakten widersprochen, sondern daran elegant aufgeklärt, wie Populisten arbeiten und ihre Anhänger in die irre führen. Als einen „zentralen Trick“ bezeichnet Flügge den „populistischen Vergleich“. Er beschreibt ihn so:

Nehme eine Ungerechtigkeit A, die jemandem zu Teil wird, den jeder kennt. Alle kennen Friseurinnen. Schlage NICHT vor, wie man die Ungerechtigkeit A löst, sondern vergleiche sie mit einer maximal kleinen Zielgruppe (gibt es überhaupt einen einzigen Syrer mit 2 Frauen und 7 Kindern in Deutschland?) und zeige eine Differenz: „Sie hat nur so viel Geld, die anderen hingegen viel mehr.“ Rechnet man es übrigens aus, dann sind das bei den fiktiven 10 Syrern (1 Mann + 2 Frauen + 7 Kinder) übrigens gerade mal 389 Euro pro Person und Monat.

Aber weil man die Zahlen zusammenfasst und sagt, die Friseurin bekommt nur 513 Euro Rente und die anderen zusammen viel mehr, funktioniert der Vergleich für den Populisten:
-> Er erntet sicher die Wut des Publikums.

Hier hört die Analyse der Taktik von Matussek nicht auf. Flügge macht weiter und erklärt, wie dieser Beitrag viral wird: Die Menschen sind wütend und teilen deshalb den Beitrag vermehrt.

„Warum? – Weil keine Lösung angeboten wird und damit nur Wut bleibt und die muss irgendwo hin. Das einfachste Ventil für die Wut ist, sie zu teilen. Dadurch erntet der Populist Reichweite. Um die Wut zu steigern, muss der Vergleich, den man wählt maximal weit auseinander liegen. Z.B.: eine Putzfrau und ein Multimillionär ohne konkret zum Beispiel höhere Steuern vorzuschlagen. Man sagt nur: „Schau her, sie putzt jeden Tag seine Scheiße weg und er verdient“. Der ganze Trick ist also die Kombination aus EMPÖRUNG/WUT + KEINE LÖSUNG = REICHWEITE, die sich wiederum durch Werbung und Publikationserfolge für Matussek auszahlt.“

So nutzt Matussek die friseurin aus

Abschließend macht Flügge das, was jeder guter Faktencheck braucht: Einen Frame-Check. Denn er entlarvt, dass sich Matussek an keiner Stelle um das Leid der Friseurin kümmert. Er nutzt sie lediglich aus, um Wut auf die vermeintlichen Syrer zu erzeugen. Flügge schreibt: „Mattussek ist nicht ihr Anwalt, er will ihr nicht helfen. Er fordert nicht mehr Rente für sie. Er lässt sie in ihrer beschissenen Situation zurück, nachdem er Geld mit ihr durch Reichweite verdient hat. So sind Populisten.“

Dieses Muster lässt sich auf alle diese Vergleiche übertragen, unsere Kollegen von Mimikama haben ähnliche Rechnungen bereits aufgeklärt. Wer Vergleiche zwischen zwei benachteiligten Gruppen anstellt, noch dazu Äpfel mit Birnen vergleicht, ohne dass konkret gefordert wird, dass auch tatsächlich etwas gegen eine Benachteiligung unternommen wird, der will nur Wut erzeugen und hetzen. Denn selbst wenn die Forderung lauten würde, den Syrern weniger Unterstützung zu geben – die Friseurin würde keinen Cent mehr bekommen. Danke Herr Flügge!

https://www.mimikama.at/allgemein/4-frauen-23-kinder-30-000-euro-sozialhilfe/

Artikelbild: Screenshot facebook-com/Erik Flügge