70

Deutscher schießt auf minderjährige Flüchtlinge und kaum jemand berichtet darüber

von | Jul 30, 2018 | Politik, Schwer verpetzt

Eine Woche ist es bereits her, als ein Deutscher viermal den Abzug seiner Schreckschusspistole drückte.

Am Montag schoss ein 35-jähriger Mann in Thüringen viermal mit seiner Schreckschusspistole auf minderjährige Flüchtlinge, mit welchen er anscheinend einen Streit gehabt haben sollte. Die Polizei sagte, dass es „eine Kurzschlussreaktion“ gewesen sei. Mag sein, aber man stelle sich vor, ein Flüchtling hätte das gleiche mit deutschen Kindern gemacht. Die AfD und die rechtsextremen Trolle hätten es irgendwie auf die Hautfarbe zurückgeführt.

Hast du von dem Fall gehört? Hat die AfD wieder eine ihre unsäglichen Grafiken dazu erstellt, die aus jedem falschen Pups eines Migranten einen Skandal schustern? Vermutlich nicht. Deutsche Medien berichten überdurchschnittlich oft, wenn Täter Nicht-Deutsche sind. Und seltener, wenn Opfer Nicht-Deutsche sind, wie auch eine Studie der Medienfachhochschule Macromedia Berlin feststellt. Wir stumpfen gegenüber rassistischen Attacken ab.



Mindestens 359 Angriffe auf Geflüchtete 2018

Vor zwei Wochen hat ein Mann in Halle an der Saale mit einer Eisenstange auf zwei Geflüchtete eingeprügelt. Ein Mann sticht in Rostock nach rassistischen Parolen auf einen Syrer ein. Eine Gruppe von Deutschen lässt in Plauen ihren Hund auf einen 20-jährigen Schutzsuchenden los. In Löffingen zeigt ein Mann vor einer Asylunterkunft den Hitlergruß. Mindestens 359 Angriffe auf Geflüchtete und gegen Asylunterkünfte gab es 2018 schon.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung klagt an, dass die Polizei immer weniger Pressemitteilungen in solchen Fällen schreibt, da die Medien diese sowieso nicht interessieren. Auch verharmlosen die Behörden rassistische Angriffe oft. „Dann wird aus einer rassistischen Straftat gegen Geflüchtete eine banale Körperverletzung und taucht gar nicht mehr in der Statistik des BKA auf.“

Hassposts der AfD führen direkt zu mehr Gewalt

Rassistische Angriffe, sofern sie überhaupt als solche wahrgenommen werden, erzeugen kaum noch Empörung. Obwohl die Anzahl der Taten im Verhältnis zur Zahl der Geflüchteten, die noch ankommen, sogar gestiegen sind. Es existiert großer Hass gegen Flüchtlinge in Deutschland. Eine andere Studie belegt, dass die Hasspostings der AfD direkt zu mehr Gewalt führen.

Dass die öffentliche Meinung, verzerrt durch die unverhältnismäßige Berichterstattung ein völlig realitätsfernes Bild zeichnet, ist skandalös. Die AfD arbeitet aktiv an der Narrative, die „Flüchtling“ mit „kriminell“ gleichsetzen möchte. Und die deutschen Medien machen gerne mit. Mit diesen Meldungen erhalten sie die Empörung und Reichweite der rechtsextremen Netzwerke. Es ist eine perverse Hass-Symbiose. Damit muss endlich Schluss sein.

Artikelbild: pixabay.com, CC0