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AfD-Politikerin hetzte mit NSDAP-Karikatur gegen die Grünen

von | Sep 21, 2022 | Aktuelles

Man muss sich bei der AfD eigentlich ja über gar nichts mehr wundern. Diffamierungen, Lügen, Verschwörungsmythen, grenzüberschreitende Kommentare und Attacken stehen bei den Rechtsextremen an der Tagesordnung. Doch eine Abgeordnete scheint selbst schnell gemerkt zu haben, dass sie den Bogen überspannt hatte: Die AfD-Bundestagsabgeordnete Joana Cotar. Auf Twitter postete sie ein Bild, das die Grünen-Politikerinnen Roth und Lang bei der Wiesn zeigte, neben einer politischen Karikatur. Dazu schrieb sie „Sollen sie Kuchen essen…..“ [sic].

NSDAP KArikatur aus 1931

Hier die ganze Karikatur:

Eine Schmähkritik gegen Ricarda Lang und Claudia Roth, mit einer Karikatur mit antisemitischem Unterton, weil sie auf dem Oktoberfest mit einem Bier angestoßen haben. Soweit bereits grenzüberschreitend. Aber deutlicher wird es, wenn man sich anschaut, woher die Karikatur stammt – direkt aus einer nationalsozialistischen Propagandaschrift aus dem Jahr 1931 (Quelle).

Screenshot deutsche-digitale-bibliothek.de

Die verbreitete Karikatur stammt aus der Nazi-Zeit und ist originale NSDAP-Propaganda. Es ist also eins zu eins das, was die Nazis damals zur Machtergreifung verbreitet haben. Natürlich ist es nichts Neues, dass AfD-Abgeordnete Rhetorik und Methoden der NSDAP kopieren und ins digitale Zeitalter übertragen. Dennoch ist dieser Vorgang bemerkenswert, weil er erneut eindeutig belegt, dass die Propaganda der NSDAP von AfD-Akteur:innen angewendet wird. Sonst will die AfD ja nie etwas mit Nazis zu tun haben wollen, hier hat eine Abgeordnete jedoch buchstäblich Nazi-Propaganda gestreut.

Man fragt sich bereits, wieso Frau Cotar überhaupt eine NSDAP-Karikatur zur Hand hat oder woher sie sie erhalten hat. Dass das zu weit ging, bemerkte sie schnell selbst und löschte den Post nach kurzer Zeit wieder.

Ohne Erklärung schnell gelöscht – NSDAP-Karikaturen bei der AfD normal?

Ein solcher Vorgang kann auch als „Dog Whistle“ gedeutet werden.

Hundepfeifen-Politik (engl. dog whistle politics) bezeichnet in politischen Aussagen die Nutzung einer Sprache, die je nach Publikum unterschiedlich verstanden wird. Es handelt sich um eine Form von codierter Sprache, die es erlaubt, eine versteckte Bedeutung in Aussagen einzubetten, die nur die eigene Anhängerschaft versteht bzw. erkennt. Auf diese Weise kann eine Aussage eine in der Regel unverfängliche Bedeutung für nicht eingeweihte Hörer haben, aber eine völlig andere für die eigenen Anhänger.“

(Quelle)

Für viele mag das Posting von Cotar als (überzogene) Kritik rüberkommen, der Auftritt der beiden Grünen-Politikerinnen sorgte auch in demokratischen Kreisen für Kritik (mehr dazu). Für andere, (Neo-)Nazis und Kenner der Szene ist es ein erkennbares Signal. Cotar pfiff die „Hundepfeife“ für Nazis, Neue Rechte & Co. – mit echter Nazi-Propaganda.

Wie bereits erwähnt, hat Cotar den Post zwischenzeitlich gelöscht und immerhin das ist ihr halbwegs zu Gute zu halten. Doch der Fall spricht Bände im Kontext restlicher AfD-Propaganda. Die Frage wäre: Warum hat sie den Post wieder gelöscht? – Eine öffentliche Erklärung lieferte sie nicht. Hat sie erst im Nachgang gemerkt, dass es sich um NSDAP-Propaganda handelt? Oder wollte sie unbemerkt kurz die Hundepfeife betätigen? Eine Frage, die Verfassungsschützer beantworten müssen.

Nachtrag 11:00 22.09:

Nach unserer Berichterstattung veröffentlichte Cotar eine Reaktion und Entschuldigung. Sie erklärte, sie habe den Ursprung nicht gekannt:

Artikelbild: Screenshots