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Neuer Adler, gleiche Faschos: Der Trick mit der AfD-Jugend

von , , | Nov. 26, 2025 | Aktuelles

Die AfD plant, am Wochenende in Gießen (Hessen) ihre neue AfD-Jugend zu gründen. Im Gegensatz zur alten Parteijugend, der rechtsextremistischen “Jungen Alternative”, soll die “Generation Deutschland” (die neue Jugend wird wohl so heißen) eine in die AfD eingegliederte Jugendorganisation sein. Alle Mitglieder müssen zwingend AfD-Mitglieder sein. Die JA war gesichert rechtsextrem, eng vernetzt mit der Neonazi-Szene und sogar mit Terrorverdächtigen. Die neue AfD-Jugend ist nur auf dem Papier eine Neugründung – schon der designierte Chef ist ein altbekannter Rechtsextremer. Zur Gründung sind viele bekannte Akteure des rechtsextremen Vorfelds der AfD eingeladen.

Warum also die aufwändige Neugründung? Dabei handelt es sich zum Einen um einen Taschenspielertrick, um die fortlaufende Radikalisierung zu vertuschen. Zum Anderen soll die AfD-Jugend mehr unter die Kontrolle der rechtsextremen Partei gebracht werden. Hier die Belege und Hintergründe.

AfD-Jugend: Noch radikaler als die AfD

Die bisherige AfD-Jugend, die Junge Alternative für Deutschland (JA), wurde eigenständig gegründet und fungierte seit November 2015 als Jugendorganisation der Alternative für Deutschland (AfD). Sie war ursprünglich als unabhängiger Verein organisiert und radikalisierte sich viel schneller nach extrem rechts als die Mutterpartei. Die Junge Alternative vertrat schon früh einen völkischen Volksbegriff. Sie verbreitete auch die Neonazi-„Umvolkungs“-Verschwörungsthese (sogenannter „Großer Austausch“), sie diffamierte politisch Andersdenkende und verhöhnte demokratische Institutionen. Sie baute in allen Bundesländern Landesverbände auf, von denen auch aufgrund ihres Extremismus nach und nach eine Mehrheit vom Verfassungsschutz beobachtet wurde – die Jungen Alternativen Sachsen, Brandenburg, Sachsen‑Anhalt, Thüringen, und Mecklenburg‑Vorpommern sogar als „gesichert rechtsextrem“. 

Die Junge Alternative (JA) für Deutschland (AfD) sorgte regelmäßig für Kontroversen aufgrund von extremistischen Aussagen, Forderungen und rechtsextremen Verbindungen. So verbreitete die JA Baden-Württemberg im November 2022 auf Social-Media-Kanälen eine eindeutig antisemitische und verschwörungstheoretische Aussage. Meist stecken hinter Beschreibungen einer vermeintlich jüdischen “Finanzelite” antisemitische Codes, die weit in die Geschichte zurückgehen, dabei verwendeten insbesondere Nationalsozialisten den Begriff Hochfinanz. In dem Beitrag der JA Baden-Württemberg war von „Heuschrecken aus der Hochfinanz […], die unser Land Stück für Stück ausbluten lassen“ die Rede, was der baden-württembergische Verfassungsschutz als Hinweis auf ein antisemitisches, verschwörungstheoretisches Weltbild deutete. 

Einmal suchte die JA mit Flyern nach Mitgliedern, die gut jagen und entsorgen“ könnten.

Einmal bezeichnete sich der JA Landesverband Sachsen-Anhalt 2020 als „Höckejugend“, was nach eigener Aussage als „ironische Überspitzung“ gemeint sein sollte. Zum Hintergrund: Die Abkürzung “HJ” steht eigentlich für “Hitlerjugend”, also der Nazi-Jugendorganisation. Im Jahr 2021 sorgte ein Bundesvorsitzender für heftige Kritik, als er das diktatorische Staats- und Gesellschaftsmodell Chinas lobte und ein biologisches Selbstverständnis propagierte. Er trat später zurück, bevor es zu einem Parteiausschluss kam. Der letzte Vorsitzende der JA, Hannes Gnauck, war zudem vom Militärischen Abschirmdienst (MAD) als Extremist eingestuft worden. 

Rechtsextreme Netzwerke und Terrorverdächtige

Antifaschistische Recherchen zeigen, dass die JA personell und ideologisch eng mit dem extrem rechten Milieu verwoben war. So waren Überschneidungen mit der Identitären Bewegung (IB) an der Tagesordnung, trotz eines formalen Unvereinbarkeitsbeschlusses der AfD. Mehrere JA-Aktivisten standen mit der IB oder der Neonazi-Szene in Kontakt. Beispielsweise enthüllte Exif, dass ein Rostocker JA-Anhänger (Ivan B.) im Sommer 2018 an einem paramilitärischen Schießtraining ukrainischer Neonazi-Gruppen teilnahm. Zudem traten führende Köpfe der JA regelmäßig mit Pegida oder anderen rechtsradikalen Netzwerken in Erscheinung. Ein bekanntes Zitat des Brandenburger JA-Mitbegründers – und designierten Vorsitzenden der Nachfolgeorganisation – Jean-Pascal Hohm lautet: „Wir sind Teil einer Bewegung: Pegida auf der Straße, die Identitären auf dem Brandenburger Tor und die AfD im Parlament!“. Eine Aussage, die die enge Verzahnung der AfD-Jugend mit außerparlamentarischen rechtsextremen Strömungen offen zugibt.

Auch in ihrem Auftreten demonstrierte die JA oft eine bewusst provokativ-radikale Linie – teils noch radikaler als die Mutterpartei AfD. Ein Beispiel dafür lieferte die Brandenburger JA bei der Wahlparty zur Landtagswahl 2024: Junge AfD/JA-Anhänger skandierten dort einen „Abschiebesong“ mit dem Text „Hey, jetzt geht’s ab, wir schieben sie alle ab“ und hielten ein Banner mit der Aufschrift „Millionenfach abschieben“ in die Höhe. Damit sind offensichtlich nicht nur Ausreisepflichtige gemeint. Solche Bilder symbolisierten den Kurs der JA – demonstrativ rechtsextreme Parolen und Zuspitzungen, die selbst der AfD-Führung zu weit gingen. Zugleich gerieten JA-Mitglieder immer wieder in kriminelle Schlagzeilen: So wurden im Herbst 2024 mehrere JA-Anhänger als Teil der mutmaßlichen rechtsterroristischen Zelle “Sächsische Separatisten“ verhaftet. All dies trug dazu bei, dass die JA für die AfD politisch zur Belastung wurde.

JA als gesichert rechtsextrem eingestuft

Da es sich bei dem rechtsextremen Weltbild und Kontakten jedoch nicht nur um Einzelfälle handelte, sondern diese ein Bild einer geschlossen rechtsextremen Organisation zeigten, wurde die gesamte Junge Alternative 2023 vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft. Diese Einstufung wurde 2024 auch gerichtlich bestätigt.

Am 12. Januar 2025 beschlossen Mitglieder der AfD auf einem Parteitag, sich von der JA zu trennen und eine neue Jugendorganisation zu gründen; dem Beschluss folgend löste sich die JA auf dem Bundeskongress am 1. Februar 2025 selbst auf und beendete ihre Tätigkeit zum 31. März 2025. Der Plan ist jetzt, eine neue AfD-Jugend zu gründen.

Damit wollen die Rechtsextremisten gleich mehrere Dinge erreichen – aber eine Mäßigung gehört keineswegs dazu. 

1. Taktisch Verbot verhindern bzw. hinauszögern

Der erste Grund, warum die rechtsextreme AfD ihre AfD-Jugend aufgelöst hat und neu gründen möchte, war reine Strategie, um einem möglichen Verbot länger aus dem Weg zu gehen. Dass die JA nicht auf dem Boden der Verfassung stand, ist offensichtlich der AfD selbst klar gewesen.

Unsere Meinung: Um einem Verbot des Vereins zuvorzukommen, wurde die JA also aufgelöst. Auf dem Papier hofft die AfD, so reinen Tisch zu machen und was Beweise für ein Verbot angeht, die Behörden und die Zivilgesellschaft wieder bei Null anfangen zu lassen. Auch hoffen sie womöglich, so etwas Druck auf die Mutterpartei für das Verbot herauszunehmen. Der Extremismus der eigenen Jugend lieferte auch Argumente für ein Verbot der AfD insgesamt. So kann man zumindest oberflächlich so tun, als würde man etwas gegen den eigenen Extremismus tun.

2. Mehr Einfluss und Macht für die Parteispitze

Dadurch, dass die AfD-Jugend bisher als unabhängiger Verein organisiert war, bestand eine größere Autonomie zur Mutterpartei. In der rechtsextremen Partei gibt es aber derzeit das Bestreben, sich zu professionalisieren – und die Macht autoritärer zu verteilen. Das führt auch zu internen Machtkämpfen. Die Partei möchte mehr direkten Einfluss auf ihre Jugend ausüben – und sie auch zur eigenen Kaderschmiede umbauen. 

Teile der JA machten bei ihrer Auflösung deutlich, dass es hier um eine Machtübernahme geht. Der JA-Landesverband Schleswig-Holstein etwa beklagte auf X verbittert, die „Boomer“ in der Mutterpartei hätten der Jugend „den Dolch in den Rücken gerammt“. Mal wieder wird offensichtliches NS-Vokabular verwendet und auf den Propagandabegriff der Dolchstoßlegende angespielt.

Es dürfte nun schwieriger werden, die AfD- Jugend getrennt von der Gesamtpartei zu verbieten. Lassen wir uns trotzdem nicht täuschen: Die AfD hat nicht vor, einem Verbot durch Mäßigung zu entgehen – denn die Nachfolge-Jugend verspricht, exakt so extrem zu sein wie die JA davor. Denn es sind die gleichen Leute und Netzwerke wie zuvor.

Die gleichen Leute und Netzwerke

Dieses Wochenende soll also in Gießen die neue AfD- Jugend gegründet werden. Diese soll voll in die Partei integriert sein. Laut dem neuen Statut soll künftig jedes Mitglied der AfD im Alter von 16 bis 35 Jahren automatisch Mitglied der Jugendorganisation sein. Außerdem können ausschließlich eingetragene AfD-Parteimitglieder der Jugend beitreten. Das war bei der JA anders. Damals konnten auch Nicht-AfD-Mitglieder Teil der “Jungen Alternative” sein. Etwa die Hälfte der damaligen JA-Mitglieder waren keine AfD-Mitglieder.

Wer bei der Gründung in Gießen alles mit dabei sein darf, spricht Bände. Wohlgemerkt ist die Einladungsliste vom AfD-Parteivorstand abgesegnet! Dass sich die “Generation Deutschland” genau wie die damalige JA ins rechtsextreme Vorfeld vernetzen will, ist mehr als eindeutig. Die Tagesschau beschreibt die Einladungsliste so:

“Auf der Einladungsliste stehen auch prominente Szene-Namen: Allen voran die „Sezession“, die auf dem Rittergut Schnellroda des Chefideologen der sogenannten Neuen Rechten, Götz Kubitschek, zu Hause ist und von Erik Lehnert, dem ehemaligen Leiter des früheren „Instituts für Staatspolitik“ (IfS), geleitet wird. Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet die Szene um Kubitschek als gesichert rechtsextremen Personenzusammenschluss. Ideologisch eng mit Schnellroda verbunden und auch auf der Liste: der Jungeuropa-Verlag von Philip Stein, der den vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Verein „EinProzent“ anführt, der unter anderem der Identitären Bewegung (IB) ideologisch nahesteht.”

Und weiter:

“In Gießen sollen laut Vorstands-Beschluss auch zwei wichtige IB-nahe Sprachrohre mit Ständen Präsenz zeigen dürfen: das Filmkunst-Kollektiv sowie „InfoDirekt“ aus Österreich. Mit einem Stand soll nach den Plänen der neuen AfD-Jugend auch der Anbieter „Nette Aufkleber“ vor Ort sein, von dem weit verbreitete Slogans der Jung-AfDler wie „Sommer, Sonne Remigration“ oder „Abschieben schafft Wohnraum“ stammen. In Gießen soll auch Lukreta vor Ort sein, ein zuletzt stark wachsendes Netzwerk, das um junge Frauen wirbt und von Verfassungsschützern als Verdachtsfall auf Rechtsextremismus beobachtet wird.” 

Jean-Pascal Hohm: Ein Rechtsextremist als designierter Bundesvorsitzender der AfD-Jugend

Wie rechtsextrem die “Generation Deutschland” werden wird, sieht man direkt am designierten Bundesvorsitzenden. Das soll der Rechtsextremist Jean-Pascal Hohm werden. Hohm hat bereits eine steile Karriere in der AfD hinter sich. Schon 2014 war er mit nur 17 Jahren Gründungsvorsitzender der JA Brandenburg. Heute sitzt er für die AfD im Landtag Brandenburg (seit der Wahl 2024) und führt die AfD Cottbus.

Hohm ist ein Rechtsextremist durch und durch und auch als solcher vom Verfassungsschutz Brandenburg eingestuft. Schon früh in seiner Laufbahn in der “Jungen Alternative” radikalisierte sich Hohm und suchte Kontakt zur rechtsextremen “Identitären Bewegung”. Das Aktionsbündnis Brandenburg schreibt dazu:

“Hohm war zugegen, als die „Identitären“ 2016 die CDU-Zentrale in Berlin versuchten zu besetzen. Gemeinsam mit dem damaligen Anführer der „Identitären Bewegung“ besuchte Hohm 2017 den Gästeblock beim Fußballspiel Babelsberg 03 gegen Energie Cottbus in Potsdam und stand am Rand einer Ansammlung vermummter Cottbuser Hooligans. Das Spiel wurde von massiven antisemitischen Parolen und Randalen der Cottbuser Fans begleitet. Im gleichen Jahr absolvierte er bei der rechtsextremen Kampagnenagentur „Ein Prozent“ ein Praktikum und verbreitete auf Twitter einen Song der Neonaziband „Hassgesang“. 2018 reiste Hohm dann nach Italien und besuchte dort Kontaktleute der neofaschistischen Bewegung „Casa Pound“ in Rom.”

Verfassungsschutz hat Hohm im Visier

Diese engen Verbindungen zu Rechtsextremen, Hooligans und Neonazis wurden Hohm erst noch zum Verhängnis, als die AfD noch versuchte, sich gemäßigter zu geben. 2017 verlor Hohm einen Job als Fraktionsmitarbeiter im Landtag. Doch schon bald war Hohm zurück. Dass er nun designierter Bundesvorsitzender ist, zeigt einmal mehr, wie wenig es der AfD noch ausmacht, ihr offen rechtsextremes Gesicht zu zeigen. Kein Wunder, dass der Verfassungsschutz Hohm schon seit Längerem im Visier hat.

Im Vermerk des Verfassungsschutzes Brandenburg 2025, der die Hochstufung der AfD Brandenburg zur gesichert rechtsextremistischen Kraft begründet, ist er an vielen Stellen zu finden. Ein paar davon haben wir für euch herausgesucht. So schreibt der Verfassungsschutz beispielsweise (Seite 15):

“Laut Pressebericht sagte Jean-Pascal Hohm auf dem Parteitag [der AfD Brandenburg im März/April 2024 in Jüterbog, Anm. d. Red.]: „Von den Schlachten des 30-jährigen Krieges bis zur Wiedervereinigung Deutschlands haben die Generationen vor uns jede Herausforderung gemeistert.“ Hohm hat die Zeit des Nationalsozialismus bewusst nicht ausgespart. Brandenburg, so Hohm laut Bericht in seiner Rede weiter, müsse das „Land der Brandenburger“ bleiben, „Deutschland ist das Land der Deutschen. Deshalb heißt es nicht TakatukaLand.“”

Der Verfassungsschutz stufte diese Aussage als geschichtsrevisionistisch ein, also als bewusste Umdeutung der Geschichtsschreibung zur Relativierung des Nationalsozialismus. Außerdem verwendet den für die AfD typischen ethnisch-abstammungsmäßigen Volksbegriff, also die rechtsextreme Unterscheidung zwischen “Deutschen” und “Passdeutschen”. 

Kein Widerspruch bei verfassungswidriger “Remigrationspolitik”

Über eine Tonaufzeichnung einer Veranstaltung aus dem Jahr 2024, die dem Verfassungsschutz Brandenburg vorliegt (s. Seite 24), kann eben dieser belegen, “dass Akteure in szeneinternen Räumlichkeiten über offizielle Positionen des AfD-Bundesvorstandes weit hinausgehen.” Demnach benennt Matthias Helferich, so rechtsextrem, dass ihn sogar die NRW-AfD ausgeschlossen hat (er sitzt trotzdem weiter für die AfD im Bundestag), die Zielgruppen künftiger “Remigrationspolitik”. Darunter sind auch deutsche Staatsbürger. Klar verfassungswidrig. Und Hohm? “Die Anwesenden, darunter die Brandenburger AfD-Politiker Hohm und Schieske, widersprachen an diesen [sic!] Stelle nicht.” Sich nach außen gemäßigt geben, intern aber die Demokratie angreifen: Auch das ist eines der wesentlichen Merkmale der AfD.

Rechtsextreme Parolen, verfassungswidrige “Remigrationspolitik”? Für Hohm alles gar kein Poblem – wie auch? Er ist ja selbst ein Rechtsextremist und gleichzeitig in das rechtsextreme Vorfeld der AfD bestens vernetzt. Der Verfassungsschutz schreibt (S. 43f.), dass er den Verein “Zukunft Heimat” als Organisationsplattform nutzte. Indem er das Vorfeld für die AfD einspannt, ist es der AfD Cottbus gelungen, eine Diskursverschiebung durchzudrücken. Die Konsequenzen davon, so der Verfassungsschutz: 

“Ein Resultat dieser Verschiebung ist gleichzeitig eine merkliche Verrohung der politischen Kultur vor allem durch Etablierung eines dichotomen Freund-Feind-Denkens. Dies zeigte sich besonders eindrücklich im Falle der öffentlichen Diffamierung zweier Lehrkräfte aus der Grund- und Oberschule in Burg. Die beiden Lehrer, die auf die Verbreitung und Attraktivität einer rechtsextremistischen und offen neo-nationalsozialistischen Ideologie unter Brandenburger Schülerinnen und Schülern hinwiesen, sahen sich mit Einschüchterungsaktionen und Schmähkampagnen konfrontiert, die zumindest seitens der AfD besonders Hohm, aber auch Hohloch, Lena Kotré und Berndt unterstützten.”

Hohm ist bestens ins rechtsextreme Vorfeld vernetzt

Außerdem verbreitet Hohm das Narrativ des “Großen Austauschs” (VfS S. 54), also die Neonazi-„Umvolkungs“-Verschwörungsthese, und einen IB-Slogan auf einer Anti-Coronaschutzmaßnahmen-Demo (VfS S. 119). Die Identitäre Bewegung (IB), zu der Hohm ja bereits früh in seiner Karriere Kontakte knüpfte (s.o.), ist als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Offiziell steht die Identitäre Bewegung auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD. Dass diese Liste eine reine Farce ist, haben wir schon oft gezeigt. Hohm selbst sieht keinen Ausschlussgrund, wenn künftige Mitglieder der AfD-Jugend Mitglied der IB sind oder diese unterstützen.

Zur Kommunalwahl in Cottbus 2024 gab Hohm an, Mitglied des Vereins “Zukunft Heimat” zu sein sowie Fördermitglied bei „Bürgertreffpunkt Cottbus e.V.“ und „Ein Prozent e.V.“ (VfS S. 124). “Zukunft Heimat” wird vom Verfassungsschutz Brandenburg als gesichert rechtsextremistische Bestrebung beobachtet. Auch der Verein “Ein Prozent” ist gesichert rechtsextrem.

Rebranding nur fürs Image

Wir halten also fest: Wenn so ein Rechtsextremist an der Spitze der neuen AfD-Jugend stehen soll, wird es wohl um die Gesamtjugend nicht anders bestellt sein. Dennoch möchte die AfD einen Image-Wechsel mit dem Rebranding herbeizaubern. Was dabei vermutlich eher wenige wissen: Die AfD-Jugend nannte sich schon 2020 so.

Quelle

Nicht zufällig erinnert der Name “Generation Deutschland” an bekannte Schlagworte der extremen Rechten. So zum Beispiel scheint der Begriff an die französische “Génération Identitaire” angelehnt zu sein, also die Identitäre Bewegung Frankreichs, die 2021 verboten wurde. Der Christchurch-Attentäter soll Geld an die Gruppierung gespendet haben.

Vom wahren Extremismus soll abgelenkt werden

Die AfD-Jugend bekommt also einen neuen Namen, doch alles deutet darauf hin, dass das Rebranding nichts an ihrem Rechtsextremismus ändern wird. Wie auch, mit einem Rechtsextremisten an ihrer Spitze? 

Die Politologin Anna-Sophie Heinze erklärt in der SZ, dass ein Imagewechsel nach Außen bei vielen von Europas Rechtsaußenparteien zu sehen sei, an der eigentlichen rechtsextremen Ideologie ändert das aber nichts. Die AfD sagt es ja sogar selbst. Die AfD-Jugend Nordrhein-Westfalen schrieb nach der Auflösung der JA: “Die Hülle der JA fällt weg – ihre Seele wird weiterleben.” Der Post ist mit ebendiesem Wortlaut nach Redaktionsschluss immer noch online.

AfD-Account gibt selber zu, dass die Jugendorganisation eine Fortschreibung der alten JA ist.
Quelle

Undercover-Journalist:innen des “Monitor”-Magazins (Das Erste) deckten auf, dass weiterhin Personen, die auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD stehen, bei AfD-Jugendstammtischen willkommen sind. 

Breiter Gegenprotest gegen AfD-Jugend

Alle Zeichen deuten darauf hin, dass die neue AfD-Jugend nicht weniger rechtsextrem werden wird. Doch die gute Nachricht ist: diese Radikalität verursacht Widerstand. Und Grund zur Hoffnung gibt es allemal. Denn die AfD erwartet am Wochenende massiver Gegenprotest.

Während die AfD zwischen 1.000 und 2.000 Gründungsteilnehmende erwartet, rechnet die Polizei gerade mit 57.000 Gegendemonstrant:innen. Das Bündnis “Aufstehen gegen Rassismus” informiert über zahlreiche Aktionen zusammen mit anderen Vertreterorganisationen der Zivilgesellschaft. Hauptmobilisator ist das Bündnis “Widersetzen”. Mittlerweile sind aber so viele Bündnisse und Parteien beteiligt, dass es eine eigene Internetseite gibt, wo sie aufgelistet sind.

Der Gegenprotest erfährt große Unterstützung in Gießen. Beide Gießener Universitäten, das Studierendenwerk, und die Evangelische Kirche unterstützen die Protestaktionen. Am Freitag, dem letzten Tag vor dem Gründungswochende, ist außerdem ein Schulstreik angekündigt. Auch der Protestbus der Organisation “Zentrum für Politische Schönheit” ist bereits in Gießen angekommen. Der AfD-Spitze ist indessen das Hotel gekündigt worden. Auch ein Caterer sprang ab. 

Die Polizei kündigte an, das Stadtviertel um die Veranstaltung wegen Sicherheitsbedenken abzuriegeln. Die Proteste dürfen demnach nur noch auf der anderen Seite der Lahn, weit weg von der Veranstaltung, stattfinden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund sowie die Linkspartei Gießen reichten dagegen je einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Gießen ein.

Karte des Protests gegen AfD Jugend
Screenshot Google Maps

Fazit: Rebranding, aber gleicher Faschismus

Während die AfD-Jugend zwar einen neuen (und gleichzeitig alten und anderen rechtsextremen Organisationen entlehnten) Namen annimmt, stehen die Chancen sehr gut, dass die “Generation Deutschland” das gleiche Sammelbecken für das AfD-Vorfeld aus Neonazis, Rechtsextremisten und sonstiger Demokratiefeinde wird. Während die AfD-Spitze vorgibt, sich selbst mäßigen zu wollen, bleibt davon keine Spur übrig – das belegt der designierte neue Chef der “Generation Deutschland” selbst. 

Es bleibt abzuwarten, wie viel Material die neue AfD-Jugend für eine Prüfung eines AfD-Verbots liefern wird. Der designierte Bundesvorstand hat da bereits ganze Arbeit geleistet. Positiv ist aber, dass Deutschlands Zivilgesellschaft diesem Taschenspielertrick nicht auf den Leim geht und sich Rechtsextremismus, der lediglich in einer anderen braunen Verpackung versteckt wird, widersetzt. 

Artikelbild: Lilli Förter/dpa. Teile des Artikels wurden mit maschineller Hilfe ausformuliert. Wie Volksverpetzer KI verwendet.

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