Gastbeitrag von “Der Graslutscher”
Ich lese in den Kommentarspalten immer öfter Beiträge von Menschen, deren Synapsen sich wohl schon vor Monaten in einen Lockdown begeben haben und die ausgerechnet bei der Fridays-for-Future-Generation eine besondere Verantwortung verorten, die Herausforderungen der Corona-Krise zu bewältigen.
Es ist zu einer Art Running-Gag geworden, dass ausgerechnet die ganzen Kornelias und Manfreds, die sich angeblich um die Bildung der jungen, klimastreikenden Menschen sorgen, vor Rechtschreibfehlern strotzende Texte ins Internet pumpen. Aber jetzt schreiben die nicht mal „Fridays for Future“ korrekt, die Skala scheint nach unten offen zu sein.
Aber okay, auch unwahrscheinlich kluge Menschen können schlecht in Rechtschreibung sein, das allein sagt noch nicht viel aus. Und auch unabhängig davon wirken diese unbeholfenen sechs Sätze so, als befände sich der Verfasser oder die Verfasserin in einem Monate andauernden, kognitiven Dauerstreik. Wie schaffen es diese seltsamen Kornelias und Manfreds, nennen wir ihn/sie der Einfachheit halber Kornelifred, überhaupt, sich ein Facebook-Konto anzulegen?
Eine ziemlich idiotische Forderung
Jetzt habe die Jugend die Chance, aktiv etwas für die Gesellschaft zu tun. Eine ziemlich idiotische Forderung an Menschen, die seit über einem Jahr für politische Maßnahmen kämpfen, ohne die der Fortbestand unserer freien Gesellschaft schwierig werden dürfte. Vermutlich versteht Kornelifred nicht, wie der Treibhauseffekt funktioniert und teilt gerne Verschwörungsgeschwurbel von Eike oder anderen Öllobby-Wurmfortsätzen, aber dadurch wird es halt nicht weniger falsch.
Nun zum beklopptesten Teil: Die jetzige, „arbeitende Gesellschaft“ erwarte die jungen Menschen auf den Feldern unserer Landwirte. Was ein unfassbarer Blödsinn – viele Landwirte suchen aufgrund der Einreisebeschränkungen tatsächlich nach Erntehelfern, aber die müssen nicht explizit jünger als 25 Jahre und KlimakativistInnen sein. Wieso auch? Wieso helfen die Klimatrolle denn nicht selbst auf dem Feld mit? Zu faul oder zu ungeschickt?
Das machen normalerweise halt Menschen aus Polen oder Rumänien, und weil die Wohlstandsboomer jetzt neben dem Klopapier auch Spargel hamstern wollen, sollen das bitte bei Grenzschließungen junge Menschen machen, so nebenbei während der Klimarettung. Wie verwöhnt kann man sein? Was ist denn eigentlich aus „Der Markt regelt das“ geworden? Auch Erntehelfer werden ja in der Regel für ihre Arbeit bezahlt, und aktuell wissen Millionen Menschen nicht, wie sie ihre Miete zahlen sollen.
Das ist auch so ein Punkt:
Wieso „arbeitende Gesellschaft“? Gerade jetzt arbeitet ein großer Teil der Gesellschaft ja leider nicht, obwohl er gerne wollte. Es ist also nicht so, dass unsere Landwirte auf die mangelhaften Motivationskünste von Kornelifred angewiesen wäre.
Wenn Ihr unbedingt wollt, dass junge Menschen in der Landwirtschaft arbeiten, anstatt auf Klimademos zu gehen, dann kümmert Euch halt selbst ums Klima. Das ist ja das Drama, dass die junge Generation hier im Stich gelassen wird von Leuten, die ihnen jetzt noch die Berufsfreiheit absprechen will. Ist aber vermutlich auch zu viel verlangt von Typen, die behaupten, der CO2-Wert sei auf dem Land gering, was soll das überhaupt bedeuten?
Liebe Fridays-for-Future-AktivistInnen, macht bitte genau so weiter, wir erwarten Euch auf gar keinen Feldern. Kornelifred hat offenkundig gar nichts verstanden und hat Angst vor einer gerechten Welt, in der man nicht zur persönlichen Belustigung die Zukunft anderer Menschen zerstören kann.
PS: Ich bin selbst Jahrgang ’78 und damit in Jahren vermutlich näher an Kornelifred als an Luisa und Greta.
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Gastbeitrag von Der Graslutscher. Artikelbild: Screenshot facebook.com