Eines vorweg: Das wird kein typischer Eintrag
Ich habe diesmal nicht etwa einen Nachrichtenpost nach geeigneten Kommentaren durchforstet, sondern ich – bzw. der Volksverpetzer – wurde regelrecht damit beworfen. Heute wird es also nicht ausschließlich um Kommentare gehen.
In der politischen Debatte um Links gegen Rechts werden ja immer mal wieder Stimmen laut, die fordern, man solle mal den Dialog auf Augenhöhe suchen. Dass das zuweilen gar nicht so einfach ist, wollen wir heute einmal näher beleuchten.
Rechts im Bild
Dazu befassen wir uns mit Frau Tatjana Festerling. Für diejenigen unter uns, die glücklicherweise von sich behaupten können, nicht zu wissen, wer das ist, werfen wir zunächst mal einen Blick auf die Dame.
(Quelle: http://www.tatjanafesterling.de/)
Schaut sie euch an, die Frau Festerling. Den Blick in die Ferne gerichtet, die Ängste und Nöte des kleinen Mannes lasten schwer auf ihrem Gemüt. Doch irgendwer muss die Bürde tragen. Irgendwer muss den Kampf gegen das ganze linksgrünversiffte Gelumpe aus Bahnhofsklatschern führen. Wer, wenn nicht Tatjana Festerling? Trost und Kraft findet sie dabei stets in der Flagge des Vaterlandes, die hier so stolz auf der Schulter prangt.
Tatjana Festerling blickt auf eine bemerkenswerte, rechtspopulistische Karriere zurück, die immer mal wieder davon geprägt war, dass entweder ihr selbst ihr politisches Umfeld nicht braun genug oder sie wiederum ihrem Umfeld zu braun war.
Und so hetzte sich die Dame von AfD über Pegida und Legida bis hin zur Bürgerbewegung “Festung Europa” durch allerlei entsprechende Vereine und kandidierte sogar einmal für das Amt der Dresdner Oberbürgermeisterin. Da Dresden sich glücklicherweise noch nicht derart selbst aufgegeben hat, blieb Frau Festerling aber unter 10% der Stimmen (Quelle).
Und was treibt Frau Festerling heute? Nun, mittlerweile vertreibt sie sich die Zeit gerne mit ausgedehnten Waldspaziergängen mit ihren Kumpels:
(Quelle: http://www.tatjanafesterling.de/; roter Kreis eingefügt)
Okay, vielleicht trägt sie dabei Tarnkleidung und versucht, Flüchtlinge abzufangen, aber mit ein bisschen patriotischem Augenzwinkern geht das sicher noch als Waldspaziergang durch.
Darüber hinaus ist Frau Festerling sehr aktiv in den sozialen Medien. Natürlich auf Facebook, aber auch auf vkcom. VK ist eine Art russisches Pendant zu Facebook, bietet Menschen wie Festerling aber – im Gegensatz zum Original – den außerordentlichen Komfort, ihnen nicht dauernd mit solch lästigen Maßnahmen wie dem Sperren menschenverachtender Posts und ultrarechter Inhalte auf den Keks zu gehen. Ihr wisst schon, “Meinungsfreiheit” und so.
Affront
Betrachten wir nun den eigentlichen Sachverhalt. Den haben die Kollegen freundlicherweise schon einmal aufbereitet. Zusammengefasst sieht es so aus: Festerling hat nach eigenem Gutdünken eine Liste von politischen Gegnern, die sie unter dem Banner “DIE LINKEN STÜRMER DES BUNTEN REICHES” subsumiert hat, erstellt und diese auf vk.com geteilt. HoGeSatzbau hat seinen Lesern nun aufgezeigt, dass sie hiergegen rechtliche Schritte ergreifen können. Der Volksverpetzer hat den Sachverhalt im verlinkten Artikel zusammengefasst.
HoGeSatzbau: Bis zu 269 Anzeigen gegen Ex-PEGIDA-Frau Festerling
Das war für Frau Festerling zu viel. Wie man auch auf die Idee kommt, etwas öffentlich gepostetes aufzugreifen und darauf Bezug zu nehmen, eine Frechheit sondergleichen.
Was tut Frau Festerling also? Genau, so richtig derbe mit dem Volksverpetzer und im Speziellen mit dem Kollegen Laschyk abrechnen. Zu finden ist ihre Antwort auf Facebook (Update: Inzwischen hat sie den Post auf Facebook wieder gelöscht. Wer weiß, was ihre Motive waren?) und natürlich auf VK.
Aber keine Sorge, liebe Leser, wir vom Volksverpetzer wollen es natürlich niemandem zumuten, sich seinen Browserverlauf mit derlei Inhalten vollkoten zu müssen. Wir gehen das nun einfach in Ruhe durch.
Politischer Diskurs nach Festerling
Auf ihrer Webseite gibt Frau Festerling in der Rubrik “über mich” unter ihren Stärken den “Einsatz für ein respektvolles Miteinander an”. Im Folgenden können wir also lernen, wie das konkret aussieht. Die folgenden Textschnipsel sind alle dem Post von Frau Festerling entnommen.
Lektion 1: Respektvolle Ansprache:
Ihr dachtet wahrscheinlich, dass diese veraltete Höflichkeitsform des Siezens noch immer Anwendung findet, nicht wahr? Im Gegenteil! Warum dem Gegenüber nicht von vornherein klar machen, dass man ihm gegenüber keinen Respekt hat. Garniert mit einem feschen Spitznamen, der an Kreativität kaum zu übertreffen ist, werden hier direkt mal die Fronten geklärt.
Nun gut, ich lerne ja gerne dazu, also werde ich das unnötig förmliche “Frau Festerling”, das ich bisher bemüht habe, nun durch das der neuen Sprachrichtlinie entsprechende “Tatsche” ersetzen. Warum nicht.
So, Tatsche, was mich nun wirklich ein wenig verdutzt hat, ist, welchen Spitznamen du für Herrn Laschyk gewählt hast: Horny.
Nach eingehender Betrachtung deines Schriftstücks kam ich aufgrund der Parallelen im Wortstamm auf die weiter oben im Text erwähnte “Hornbrille”, auf die du dich hier offenbar beziehen möchtest und die du in deiner frechen Art zu Horny abgewandelt hast.
Davon ausgehend, dass dein kultureller Horizont ebenso wie dein geographischer an der deutschen Grenze endet, verwundert es mich nicht, dass dir dabei entgangen ist, dass “horny” im Englischen auch so viel wie “geil” bedeutet.
Man könnte die Anrede nun also auch so verstehen, dass die gute Tatsche unseren Herrn Laschyk einfach nur plump anbaggern will, was ich an seiner Stelle so ziemlich als die größte Beleidigung in Tatsches Text empfinden würde.
Lektion 2: Faktenbasierte Argumentation
Dieser Absatz enthält zwei wesentliche Informationen. Zum einen verfügt Tatsche offenbar nicht nur über eine umfangreiche Liste ihrer politischen Gegner, sondern auch noch über eine entsprechende Galerie, deren Namen ein bisschen nach einer N24-Panzer-Doku über die Belagerung des Kinderparadieses bei Ikea klingt, sowie über einen Ordner auf ihrer Festplatte, in dem sie offenbar (vermutlich Bild-)Material zu Menschen sammelt, die sie nicht mag. Über den Zweck dieses Ordners kann ich nur mutmaßen: Gleiches gilt dafür, ob sie den anderen im Ordner vertretenen Personen ähnlich schlüpfrige Spitznamen wie “Horny” gegeben hat.
Ich für meinen Teil habe keinen Ordner namens “Rechte Bratzen” auf meinem Computer und ich kenne auch niemanden sonst, der sich solch ein Verzeichnis hält. Ein wenig gruselig ist das ja schon.
Denunzieren?
Der andere interessante Punkt in diesem Absatz ist der Umstand, dass man dem Volksverpetzer hier Denunziation unterstellt, was in mir die Vermutung reifen lässt, dass noch keiner der guten Tatsche dieses Wort zu erklären vermochte.
Wer den Beitrag des Volksverpetzers einmal eingehend betrachtet, findet dort tatsächlich lediglich eine kurze Zusammenfassung des Sachverhalts unter Angabe von Quellen sowie Screenshots von Kommentaren. Hier wird nichts unterstellt und nichts haltlos behauptet. Das bloße Wiedergeben von Informationen als “Denunziation” zu bezeichnen, zeugt nicht unbedingt von Sachverstand.
Und überhaupt, Tatsche, du sprichst hier wirklich von Denunziation? Selbst wenn das zuträfe, ging das Ganze nicht erst damit los, dass du mit deiner “Menno-die-sind-gemein-zu-mir”-Liste angefangen hast, andere zu denunzieren?
Ebenfalls auffällig: Du sprichst hier von “Aufgeilen” – erneut im Zusammenhang mit Herrn Laschyk. So langsam wird es etwas offensichtlich, Tatsche. Wenn du so doll auf ihn stehst, frag ihn doch einfach, ob er mal mit dir ausgeht und lass diesen Mist mit dem Subtext. Ich an deiner Stelle würde mir aber mal keine allzu großen Chancen ausrechnen.
(Siehst du, DAS war Denunziation – und freilich nicht ernst gemeint.)
Lektion 3: Fokus auf Inhalte
Wie wir aufgrund der mehrfachen Erwähnung feststellen können, basiert einer von Tatsches Kernvorwürfen gegenüber Herrn Laschyk auf zwei Punkten. Punkt 1: Er trägt eine Brille. Punkt 2: Er lächelt auf dem Foto.
Gerade der Umstand, dass mehrfach auf diese Punkte eingegangen wird, betont, wie elementar diese Aspekte sind. Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass Tatsche an dem Artikel keinerlei Anstoß genommen hätte, wäre er von einem grimmigen Mann mit makelloser Sehkraft geschrieben worden.
Aber bitte, wir können es gerne ausdiskutieren: Also was die Brille angeht, gehen vielleicht einfach eure Geschmäcker auseinander. Klar, man kann Kontaktlinsen nehmen, aber vielen gefällt eine Brille sogar und jeder kann ja einfach das tragen, was er… ach, was mühe ich mich ab, jemandem wie dir etwas über Vielfalt zu erklären. Neuer Ansatz:
Ich schätze dich so ein, dass du nicht gerade empfänglich für Argumente bist, die auf Toleranz oder auch nur Akzeptanz anderer Ansichten abzielen, daher werfe ich ergänzend einfach mal noch das hier ins Feld:
(Quelle: http://www.tatjanafesterling.de/; rote Pfeile eingefügt)
Uuuups, Tatsche. Wer im Glashaus sitzt…
Den zweiten Vorwurf finde ich sogar noch viel bemerkenswerter. Herr Laschyk lächelt auf dem Foto. Vielleicht tut er das, weil er einen guten Tag hatte, als das Foto aufgenommen wurde. Oder er lächelt auch, weil er nicht so hasserfüllt ist, wie du. Vielleicht bleibt ihm auch einfach mehr Zeit, um zu lächeln, weil er nicht den ganzen Tag damit beschäftigt ist, sich Untergangsszenarien für Deutschland aus den Fingern saugen zu müssen.
Mach ihm das nicht zum Vorwurf. Es sind eben nicht alle zu einer glühenden Vaterlandsverteidigerin geboren, wie du eine bist. Es kann eben nicht jeder so schauen, als müsse er gleich eigenhändig eine Haubitze an die Grenze ziehen, um der nicht enden wollenden Flut an Invasoren Einhalt zu gebieten.
Lektion 4: Gründliche Recherche
Knallhart recherchiert. Dass der Volksverpetzer nicht über Herrn Laschyks eigene Seite läuft, sondern über eine eigene Facebookpräsenz verfügt, ist aber auch wirklich nicht leicht herauszufinden. Wie auch, ist ja nicht so, als hieße die Seite “Volksverpetzer”. Oh, Moment. Doch, das tut sie ja. Besagte Facebookseite verfügt übrigens (Stand 05.02.2019) knapp unter 43.000 Likes.
Vielleicht recherchierst du beim nächsten Mal etwas gründlicher, bevor du einen digitalen Schwanzvergleich anzettelst und ihn dann wieder krachend verlierst.
Zeit für die Kommentare
Man mag es kaum glauben, aber unterhalb von Tatsches Diskursebene kommt tatsächlich noch etwas: Die Kommentare ihrer Anhänger (gefunden unter dem oben verlinkten Post auf Tatsches Facebookseite). Los geht’s.
Was Ulrich hier in seiner proletenhaften Ausdrucksweise tatsächlich als Argument anführt, ist im Grunde folgendes: Herr Laschyk ist jung, nämlich etwa 26 Jahre alt. Das alleine scheint für Ulrich bereits einen Vorwurf wert zu sein. Ironischerweise hast du nicht Unrecht, Ulrich. Die Gesellschaft braucht Leute, die 26 Jahre alt sind. Gäbe es die nicht, würde das bedeuten, dass alle mit 25 sterben, was heute (“auf dem Weg ins 3. Jahrtausend”) einfach nicht mehr zeitgemäß ist.
Sogar in deinem Weltbild sind 26-Jährige wichtig. Die werden nämlich irgendwann zu Leuten Ende 40, die dann dämliche Kommentare im Internet posten können. Denk mal ein paar Jahre zurück, dann wird es dir wie Schuppen von den Augen fallen.
Da, schau, Tatsche, deine Follower eifern dir bereits nach. Bald führst du eine Legion von Menschen an, die alle nicht in der Lage sind, sachlich zu argumentieren. Dann könnt ihr gemeinsam im Wald spazieren gehen.
Wenn du keine Fragen mehr hast, bedeutet das ja, dass Herr Laschyk das Feld korrekt befüllt hat. Cool. Danke für das Feedback. Ich gebe es weiter.
Keine Yacht, keinen Bentley
Das ist wieder einer dieser Kommentare, die so weit weg von jeglicher argumentativen Grundlage sind, dass ich gar nicht weiß, was ich dazu sagen soll. Gelernt habe ich daraus jedenfalls: Mitspracherecht gibt es nur für Leute mit Bentley und Yacht. Ich besitze keines von beidem, daher kann ich mir offenbar direkt sparen, das Wort an Franco zu richten. Es wäre jetzt mal interessant zu wissen, ob Tatsche eine Yacht und einen Bentley besitzt.
Kommen wir nun mal zum bisherigen Tiefpunkt von dem, was mir in den Kommentarspalten der Rechten begegnet ist:
Glückwunsch, Tatsche, in deinem Gefolge tummelt sich offenbar der absolute Bodensatz der Gesellschaft. Menschen, die sich über die Krankheit anderer lustig machen und darüber hinaus behaupten, dass sie diese allein aufgrund ihrer politischen Ansichten verdient haben.
Weißt du, Steffen, meine Erziehung verbietet mir, dir an dieser Stelle aktiv etwas Entsprechendes zu wünschen. Aber sagen wir es mal so: Sollte dich irgendwann ein vergleichbares Schicksal ereilen, hoffe ich, dass du dich an deinen Kommentar hier erinnerst. Falls dir bis dahin keiner das Karma-Prinzip erklärt hat, würdest du es vermutlich spätestens dann verstehen. Sollte dieser Fall eintreten und ich es aus irgendeinem Grund auch noch mitbekommen, glaube ich ab diesem Zeitpunkt übrigens auch an Karma.
Dialog auf Augenhöhe
Ich erinnere an dieser Stelle noch einmal an den anfänglich erwähnten “Dialog auf Augenhöhe”. Leider muss ich diesen Anspruch offenbar aufgeben. So sehr ich es auch versuchen würde, ich könnte mich nicht auf das Niveau von Tatsche und ihren Spießgesellen herablassen. Und um ehrlich zu sein, bin ich darüber ziemlich froh.
Ach ja, eines noch: Na, Tatsche? Darf ich nun auch auf deine tolle VIP-Liste von Leuten, die gemein zu dir waren?
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